Der charmante Marokkaner

Erfahrungen mit Flüchtlingen und Migranten zum Thema Bezness

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Sonnenblume111
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Der charmante Marokkaner

Beitrag von Sonnenblume111 » 29.10.2020, 20:10

Ich lernte ihn im Frühjahr 2016 in meiner Stadt kennen.
Er war mit der Flüchtlingswelle aus Marokko nach Deutschland gekommen, wo er in der Stadt, in der ich lebte, Asyl beantragte.
Er war nicht aufdringlich, wirkte vertrauensvoll und ich lies mich auf ihn ein. Ich war 26 Jahre alt, in einer Krise mit meinem Studium und etwas orientierungslos. Ich fühlte mich sicher bei ihm. Schnell heirateten wir islamisch, damit die Beziehung im Sinne seiner Religion war.

Ich lernte seine Schwester und Mutter, die in Europa lebten, persönlich kennen. Auch meine Familie war ihm gegenüber offen.

Es gab immer wieder Probleme mit seinem Asylantrag.
Irgendwann schien die Abschiebung unausweichlich. Durch eine Klage zögerte er es hinaus.
Er überredetet mich nicht, irgendwie ergab es sich so, da ich ihn nicht gehen lassen wollte: wir arrangierten alles für die standesamtliche Hochzeit. Der Prozess mit viel Papierkram dauerte über ein halbes Jahr.
In dieser Zeit fand ich heraus, dass er mit unzähligen Frauen im Facebook Chat geschrieben hatte. Es war immer das gleiche Muster. Komplimente, die Frage nach einem Date.
Ich war nur eine von 100 gewesen, die seine Einladung angenommen hatte. Die Chats mit den Frauen waren zeitlich auch noch nach unserem Kennenlernen und Zusammenkommen. Ich war am Boden zerstört, wollte es nicht wahrhaben, nahm ihn in Schutz. Wir waren mit dem Papierkram kurz vor der Hochzeit. Er beteuerte, das sei nichts ernstes, nur Follower für sein Profil zu gewinnen, er würde sofort damit aufhören. Ich lies mich blenden, erzählte keinem von seinen Flirtereien. Wir heirateten.

Nach unserer Hochzeit entdeckte ich noch zweimal, dass er wieder mit anderen Frauen schrieb. Als er am Wochenende einen Kumpel in einer anderen Stadt besuchte, verabredete er sich nachts mit einer Frau von Tinder. Sie rauchten zusammen im Park. Ich las dies in seinen Instagramnachrichten. Ich kontrollierte nun regelmäßig seinen Pc
Ich plante meinen Auszug. Ich zog es durch. Innerhalb eines Tages packte ich meine Sachen und zog in eine andere Wohnung.
Nach einer Woche lies ich mich weichkochen. Er zog nach.
Mittlerweile sind wir 3 Jahre verheiratet und ich weiß nicht mehr wie ich da rauskommen soll. Ich bin emotional von ihm abhängig. Ich habe einen Job, er auch. Er zahlt die Miete, ist großzügig. Scheinbar ist alles in Ordnung. Der Vertrauensbruch ist jedoch nicht verheilt.

Außerdem wünsche ich mir einen Mann, der sich um gewisse Dinge kümmern kann. Er ist handwerklich völlig unbegabt. Auch Papierkram, etc. bleibt an mir hängen.
Okay, er kann gut kochen, was ich nicht kann.

Manchmal wird er laut, hat aggressive Tendenzen, ausserdem scheint er sehr narzisstisch. Ich weiß nicht wie das auf Dauer gut gehen soll.

Ich fühle mich in der Zwickmühle.
Ich bin jetzt 30 fühle mich von ihm geprägt und weiß nicht, wie ich nochmal einen anderen Mann kennenlernen kann. Eigentlich könnte ich mein Leben nochmal neu ausrichten - wenn ich stark genug wäre.
Ich bin noch immer verletzt von dem Vertrauensbruch und ärgere mich über mich selbst, dass ich nicht von ihm losgekommen bin.

Über ein paar aufbauende, richtungsweisende Worte wäre ich dankbar.

Sonnenblume111

Cimmone
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Re: Der charmante Marokkaner

Beitrag von Cimmone » 29.10.2020, 20:24

Liebe Sonnenblume,

Herzlich Willkommen im Forum 1001 Geschichte.
Das Team wünscht Dir einen hilfreichen, aufbauenden Austausch.
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Re: Der charmante Marokkaner

Beitrag von gadi » 29.10.2020, 20:32

Guten Abend Sonnenblume und herzlich willkommen auch von mir.

Überall in deinem Beitrag ist zu lesen und zu spüren, dass du dich mit diesem Mann nicht wohl fühlst. Einige Gründe nennst du konkret, sprich die Flirereien mit anderen Frauen vor und auch während eurer Beziehung/Ehe und/oder dass er wohl sehr eigensüchtig ist.

Ist es dann nicht so, dass es nur eine Richtung für dich geben kann?
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Re: Der charmante Marokkaner

Beitrag von Cimmone » 29.10.2020, 20:40

Liebe Sonnenblume,


Hast Du Angst vor ihm?
Du sagt, agressive Tendenzen - ist er schonmal gewalttätig geworden oder hat Dir Gewalt angedroht?
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Sonnenblume111
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Re: Der charmante Marokkaner

Beitrag von Sonnenblume111 » 29.10.2020, 21:08

Cimmone hat geschrieben:
29.10.2020, 20:40
Liebe Sonnenblume,


Hast Du Angst vor ihm?
Du sagt, agressive Tendenzen - ist er schonmal gewalttätig geworden oder hat Dir Gewalt angedroht?
Diesen Sommer habe ich versucht mit ihm zu reden. Ich habe ihm gesagt, dass ich denke dass wir nicht zusammen passen. Daraufhin ist er wütend geworden, ich bin zurück gerudert, da ich wirklich Angst vor ihm bekam. Er hat meine Beschwichtigungen akzeptiert und gesagt, ich solle das nie wieder machen. Er mache dann eine Katastrophe.
Zweimal hat er mich in einem Streit geschlagen.

Mein Gehirn ist tückisch. Es relativiert das Geschehene des Friedens willens nach kurzer Zeit.

Ich fühle mich in der Zwickmühle. Ich bin verstrickt.

Er kann der liebste, lustige Mensch auf der Welt sein. Er macht gute Stimmung, ist ein Familienmensch. Trotzdem werde ich den bitteren Beigeschmack nicht los.

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Re: Der charmante Marokkaner

Beitrag von Cimmone » 29.10.2020, 21:26

Das kann ich verstehen, dass Du da erstmal zurück gerudert bist.

Ich finde es ganz schwierig , etwas zu raten, wenn da Katastrophen angedroht werden. Und zugeschlagen hat er auch schon.
Dagegen sind ja die Flirts im Internet Pillepalle.

Ich war mal mit einem Türken zusammen. Ein Bezzie zwar, aber das tut jetzt nicht zur Sache.
Deswegen habe ich mir mal so grundsätzliche Gedanken gemacht.
In seinem Land ist der Mann der Herr über die Frau. So sieht er es, so lernt er es, so lebt er es.
Frauen sind abhängig von ihren Männern, sie verlassen ihre Männer nicht mal eben so.
Das heißt, der Mann hat in seinem Erlebnisradius das Programm:" Meine Frau will mich verlassen" gar nicht abgespeichert weil nicht vorhanden.

Also hat er auch keine Werkzeuge, damit umzugehen.

Und hier wird es unberechenbar.

Eine Trennung müsste gut vorbereitet werden.

Du brauchst Freunde, die hinter Dir stehen, eine Wohnmöglichkeit, wo Du ggf. erstmal nicht allein bist.
Und einen neuen Job, sollte er Deine Arbeitsstätte kennen.
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Corinna
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Re: Der charmante Marokkaner

Beitrag von Corinna » 29.10.2020, 21:32

Hallo Sonnenblume,

auch von mir ein herzliches Willkommen.

Mir sind neben Deiner Beschreibung von seinem Interesse an anderen Frauen noch vier Sachen aufgefallen:

Du schreibst: "
Ich war 26 Jahre alt, in einer Krise mit meinem Studium und etwas orientierungslos. Ich fühlte mich sicher bei ihm.
Du schreibst: "
Ich plante meinen Auszug. Ich zog es durch. Innerhalb eines Tages packte ich meine Sachen und zog in eine andere Wohnung.
Nach einer Woche lies ich mich weichkochen. Er zog nach.
Du schreibst: "
Mittlerweile sind wir 3 Jahre verheiratet und ich weiß nicht mehr wie ich da rauskommen soll. Ich bin emotional von ihm abhängig.
Du schreibst:
" Ich fühle mich in der Zwickmühle. Ich bin jetzt 30 fühle mich von ihm geprägt und weiß nicht, wie ich nochmal einen anderen Mann kennenlernen kann. Eigentlich könnte ich mein Leben nochmal neu ausrichten - wenn ich stark genug wäre.
Für mich hört es sich so an, als ob so eine Art Rettungsanker für Dich war, als Du im Studium orientierungslos warst.

Ich frage mich auch, ob Du Dich in Deinem Leben sonst auch "weichkochen" läßt, nachdem Du eine eigenständige Entscheidung getroffen hast? Wohlgemerkt, dies ist eine Frage.

Wenn Du nicht weißt, wie Du aus der Situation herauskommen sollst und Dich als emotional abhängig bezeichnest, dann ist das in gewisser Weise der erste Schritt in Richtung Lösung. Du erkennst Deine Situation. Der zweite Schritt ist, daß Du aktiv wirst und hier schreibst. In der Regel hilft dies den Menschen. Außerdem könntest Du Dir überlegen, ob Du Dir darüber hinaus noch zusätzliche Unterstützung holst in Form von Beratung. Emotionale Abhängigkeit geht tiefer und logische Strategien reichen meist nicht aus.

Deine Sorge, wie Du noch einmal einen anderen Mann kennenlernen sollst und dabei überlegst, ob Du stark genug bist Dein Leben neu auszurichten, ist verständlich. Und es liegt bei Dir hier an Dir zu arbeiten und Dein Leben in Deine Hände zu nehmen.

Ich wünsche Dir alles Gute
Corinna

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Re: Der charmante Marokkaner

Beitrag von Corinna » 29.10.2020, 21:43

Hallo Sonnenblume,

leider habe ich Deinen letzten Post erst gelesen, als ich meinen Beitrag schon abgeschickt hatte.

Du schreibst:
" Diesen Sommer habe ich versucht mit ihm zu reden. Ich habe ihm gesagt, dass ich denke dass wir nicht zusammen passen. Daraufhin ist er wütend geworden, ich bin zurück gerudert, da ich wirklich Angst vor ihm bekam. Er hat meine Beschwichtigungen akzeptiert und gesagt, ich solle das nie wieder machen. Er mache dann eine Katastrophe.
Zweimal hat er mich in einem Streit geschlagen.
Ich denke, daß wichtigste ist, daß Du Dich in Sicherheit bringst. Das steht meiner Meinung nach an erster Stelle.

Ich bin weiterhin der Meinung, daß es gut ist hier im Forum zu schreiben.

Ich teile Cimmones Meinung, daß Du Freunde brauchst.

Vielleicht solltest Du zusätzlich Kontakt mit der unten genannten Stelle aufnehmen?

https://www.hilfetelefon.de/beratung-fuer-frauen.html

Alles Gute
Corinna

Sonnenblume111
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Re: Der charmante Marokkaner

Beitrag von Sonnenblume111 » 29.10.2020, 22:22

Ihr Lieben, ganz herzlichen Dank für eure Antworten.

Im April 2019 habe ich nach dem Aufdecken des 3. Mal mit anderen Frauen schreiben- den Rat einer Rechtsanwältin für Familienrecht gesucht. Ich hatte es lange geplant, habe dann innerhalb eines Tages, als er bei der Arbeit war, meine Sachen aus der gemeinsamen Wohnung geholt und hatte schon eine neue Wohnung. Wie oben geschrieben, habe ich mich doch wieder auf ihn eingelassen.

Ich habe mir Hilfe bei einem Frauenberatungs Zetrum gesucht. Ich habe über ein Jahr mit einer Sozialarbeiterin über meine Situation gesprochen. Trotzdem habe ich den endgültigen Trennungsschritt nicht vollzogen.

Ich denke, dass ich ihn in gewisser Hinsicht brauche.
Auch stecken sicher Muster aus meiner Kindheit dahinter.
Mein Vater ist sehr dominant und narzisstisch, meine Mutter leidet unter ihm, konnte sich aber auch nie trennen, da sie sich abhängig fühlt.

Ich bin sensibel, ziehe mich gerne zurück und mag vielleicht irgendwo auch das Bild, als Frau zuhause sein zu können. Dennoch habe ich einen Job und baue mir gerade eine kleine Selbständigkeit auf. Ich weiß wie wichtig es ist, nicht abhängig vom Mann zu sein.

Ich versuche hier meine Gedanken zu sortieren.
Über Erfahrungsaustausch bin ich dankbar.

Eclipse
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Re: Der charmante Marokkaner

Beitrag von Eclipse » 30.10.2020, 11:06

Sonnenblume111 hat geschrieben:
29.10.2020, 22:22
Auch stecken sicher Muster aus meiner Kindheit dahinter.
Mein Vater ist sehr dominant und narzisstisch, meine Mutter leidet unter ihm, konnte sich aber auch nie trennen, da sie sich abhängig fühlt.
Leider stecken meistens Kindheitsprägungen dahinter, wenn frau in einer toxischen Beziehung bleibt.

Ich sag´s ganz ehrlich: Die Flirtereien sind ein Punkt. Ein absolutes No-Go aber sind Gewalt und Drohungen im Zusammenheng mit einer Trennung.

Ich glaube, dass Du Dich in Gefahr befindest, sobald Du konkrete Trennungsabsichten äußerst. Nach seiner Denke bist Du sein Eigentum.

Betreibe Deine Trennung (eigentlich: Flucht) im Geheimen. Bring als erstes alle Papiere und wichtigen Dokumente in Sicherheit (Familie?). Sichere Dir die Unterstützung möglichst vieler männlicher Verwandter (oder männlicher Freunde, die Du als Deine Brüder oder Verwandten ausgibst).

Viel Glück und pass gut auf Dich auf!

karima66
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Re: Der charmante Marokkaner

Beitrag von karima66 » 30.10.2020, 12:09

Hallo Sonnenblume,

du hast ja erkannt, dass es nur einen Weg geben kann nämlich den weit weg von ihm zu kommen, nun ist es nur noch die Frage wie den Weg gestalten ohne in Gefahr zu geraten, da wurde dir ja hier schon aufgezeigt wie da möglich ist.
Das ist sicher nicht einfach, aber lebenswichtig.
Ich verstehe, dass du gefangen bist in seiner Dominanz da du genau das kennst aus dem Elternhaus und du diese Dominanz zu brauchen glaubst, gibt sie dir vermeintlich Sicherheit und Schutz......aber das ist ja nun nicht mehr gegeben.
In einem gewalttätigen Zuhause gibt es nie Schutz für dich im Gegenteil ist es nur eine Frage der Zeit bevor es noch schlimmer kommt.....Untreue ist schon nicht zu tolerieren, aber kann man noch eine Weile aushalten wenn’s sonst für einen stimmt mit dem Partner, aber Gewalt niemals.....noch weißt du das und möchtest das ändern....fang an, einmal hast es ja schon versucht, bleib nicht in dieser Spirale denn umso länger du in diesem Muster verweilst umso schwerer wird’s loszukommen.

Genau, hol dir Hilfe, von Männern in deinem Umfeld, Familie......wenn nicht anders hau ab weit weg wovon er nichts weiß, solltest du dabei die Arbeit verlieren ist das nicht gut, aber deine Gesundheit oder gar dein Leben zu verlieren ist schlimmer.

Jemand der dieses Besitzdenken an den Tag legt wie er und ansonsten Gewalt anwendet der ändert sich nicht.

Sonnenblume111
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Re: Der charmante Marokkaner

Beitrag von Sonnenblume111 » 01.11.2020, 18:30

Das Problem ist, dass ich beim letzen Trennungsversuch zurück in meinen Heimatort gezogen bin. Ich fühle mich hier wohl und kann mir nicht vorstellen, die Stadt zu wechseln.
Meine Eltern leben nicht weit von uns entfernt. Ich will kein Drama.
Ich habe irgendwie die Hoffnung, dass sich das Problem noch von selbst löst, wenn ihm das Leben hier in ländlichen Gebiet vielleicht doch nicht gefällt oder wir uns einfach auseinander leben.
Er wird nicht aus heiterem Himmel gewalttätig, sodass ich nicht täglich in Angst lebe. Dies ist bisher passiert, als wir uns stark gestritten haben, sodass ich denke, es sei absehbar, und ich müsse mich einfach nicht in solche Situationen bringen.

Ich sehe unser Zusammenleben derzeit nicht als klassischen Bezness-Ehebetrug. Wir sind nun über 3 Jahre verheiratet, er hat seine Aufenthaltsgenehmigung, er könnte weiterziehen. Aber ihr könnt mir gerne die Augen öffnen, wenn ihr noch anderes aus meiner Beschreibung herauslest.
Zur Zeit des ersten Aufdeckens der Flirtereien (2017), war ich schonmal auf dieses Forum gestoßen. Damals dachte ich, ich könnte mich in einer Bezness Beziehung befinden. Ich wollte es aber nicht wahrhaben und habe es damals verdrängt. Nun hat sich die Beziehung insofern gewandelt, als dass er einen Vollzeit Job hat, all seine Schulden an mich zurückgezahlt hat, abgesehen von der Arbeit und seltenen Ausflügen eigentlich immer zuhause ist.

Was mir nicht gefällt ist, dass ich es ihm eigentlich viel zu leicht gemacht habe. Er ist mit seinen Flirtereien durchgekommen, genießt hier nun ein gutes Leben.
Ich würde die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wenn meine (nicht vorhandene) Tochter (wir haben keine Kinder) so jemanden heiraten würde. Mein Vater war da viel zu liberal, auch wenn ich merkte, dass es ihm nicht gefällt, hat er die Hochzeit doch geduldet.
Naja, wie schon erwähnt, meine Herkunfts Familienverhältnisse sind leicht schwierig. Mein Vater hat sich sein Leben lang mehr um sich selbst gedreht, als seinen Kindern den Weg zu weisen.

Mein Mann ist ein 1A Menschenkenner. Er macht immer gute Laune, findet schnell die Schwächen der anderen heraus und versucht jedem ein gutes Gefühl zu geben. Dass so der ein oder andere Vorteil für ihn herausspringt und er ein positives Bild von sich kreiert, gefällt ihm.
Im Grunde scheint er ein gutes Herz zu haben, ist hilfsbereit und familienbezogen. Er hat auch eine sehr faule Seite.
Ich denke ich habe mich auf ihn eingelassen, da ich ein niedriges Selbstwertgefühl habe. Dadurch. dass er in einigen Punkten mir unterlegen ist, fühlte ich mich sicher in der Beziehung. Ich habe bisher immer in Jobs gearbeitet, wo nicht zu viel von mir verlangt wurde. Ich traue mir nicht viel zu.

Ich sehe es so, dass er mich emotional gestützt hat und ich ihm dafür zu einem gewissen Status / Papieren / Annehmlichkeiten geholfen habe.
Ich könnte nicht alleine leben.

Dass ich seine Flirtereien habe durchgehenlassen, war mehr als dumm von mir und dies wäre auch in einer gleich-nationalen Beziehung schlecht. Die Gedanken daran verletzen mich bis heute so, dass ich Zweisamkeit mit ihm eigentlich nicht mehr richtig genießen kann.
Allein dies sollte schon ein Trennungsgrund genug sein.
Da unser Zusammenleben eigentlich ganz "nett" ist, und er an sich wirklich ein unterhaltsamer Typ ist, mit dem es Spaß macht zusammenzuleben (von seinen Ausrastern abgesehen, die ich nicht in Schutz nehmen möchte) schaffe ich es nicht mich zu trennen. Ich hoffe die Zeit wird mir die Richtung klar weisen.
Ich bin gerade dabei mich beruflich weiterzuentwickeln. Vielleicht ist dies eine Chance, mehr Selbstbewusstsein zu sammeln und noch zu einer guten Problemlösung zu finden.
Ich weiß jedenfalls dass vorschnelles Handeln gefährlich sein könnte und werde es gut planen.

Danke für eure Denkanstöße.

Cimmone
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Re: Der charmante Marokkaner

Beitrag von Cimmone » 01.11.2020, 19:06

Guten Abend Sonnenblume,

Auch ich erkenne kein Bezness in eurer Ehe.
Da prallen zwei Weltbilder aufeinander plus die Charaktere.

Dann bleibt noch, Dir alles Gute und zur richtigen Zeit die benötigte Kraft zu wünschen.
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Sonnenblume111
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Re: Der charmante Marokkaner

Beitrag von Sonnenblume111 » 01.11.2020, 19:47

Cimmone hat geschrieben:
01.11.2020, 19:06
Guten Abend Sonnenblume,

Auch ich erkenne kein Bezness in eurer Ehe.
Da prallen zwei Weltbilder aufeinander plus die Charaktere.

Dann bleibt noch, Dir alles Gute und zur richtigen Zeit die benötigte Kraft zu wünschen.

Vielen Dank Cimmone.

gadi
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Re: Der charmante Marokkaner

Beitrag von gadi » 01.11.2020, 19:51

Ich will mich den Worten von Cimmone anschließen.

Nachdem du deine Entscheidung getroffen hast, Sonnenblume, ist es meiner Meinung nach in dieser Situation vor allem wichtig, deine eigenen, insb. beruflichen, Ziele niemals aus den Augen zu verlieren. Alles Gute. Und...du bist immer willkommen bei uns.
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Toastie
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Re: Der charmante Marokkaner

Beitrag von Toastie » 02.11.2020, 16:19

Hallo liebe Sonnenblume (was für ein schöner Name! :D )

Das Meiste hast du denke ich schon sehr gut selbstreflektiert und erkannt! Ich denke auch, dass dir früher oder später nur der Weg weg von diesem toxischen Mann überbleibt (selbst wenn er sicher Facetten an sich hat, die sehr lieb sind und dich noch immer irgendwie an ihn fesseln).
Sonnenblume111 hat geschrieben:
01.11.2020, 18:30
Ich will kein Drama.
Das glaube ich dir und ich verstehe was du sagen willst! Aber innerlich, da herrscht bei dir die ganze Zeit Drama :cry: und was das aus deiner Seele macht oder bereits gemacht hat, wirst du irgendwann bitter bereuen! Wie du schon gesagt hast, hättest du eine Tochter, du würdest ihr ganz klar raten, sich von dem Mann zu trennen. Nun müsstest du diese "Mutter" bzw. beste Freundin einmal für dich selbst sein und dir selbst das raten. Ich würde mir ganz viele "Anker" aufbauen (Freunde, Familie, Therapeutin, etc.) und deinen Abgang (wohlüberlegt und geplant) durchziehen. Um dich vor den Schäden der Zukunft zu bewahren und die werden kommen, du kannst ihn niemals ändern, nur dich selbst.
Was mir nicht gefällt ist, dass ich es ihm eigentlich viel zu leicht gemacht habe. Er ist mit seinen Flirtereien durchgekommen, genießt hier nun ein gutes Leben.
Ich glaube du hast es ihm aber auch dir selbst leicht gemacht, weil es immer schwer ist zu gehen und etwas zu beenden, an dem man selbst hängt. Du warst sicher emotional bereits von ihm abhängig, als du die Flirtereien entdeckt hast. Die emotionale Abhängigkeit kann leider manchmal sein wie eine Drogensucht, man kommt dann nicht mehr so leicht los.
Sonnenblume111 hat geschrieben:
01.11.2020, 18:30
Mein Mann ist ein 1A Menschenkenner. Er macht immer gute Laune, findet schnell die Schwächen der anderen heraus und versucht jedem ein gutes Gefühl zu geben. Dass so der ein oder andere Vorteil für ihn herausspringt und er ein positives Bild von sich kreiert, gefällt ihm.
Im Grunde scheint er ein gutes Herz zu haben, ist hilfsbereit und familienbezogen. Er hat auch eine sehr faule Seite.
Vielleicht ist dein Mann ja auch ein Narzisst wie dein Vater und somit wiederholt sich quasi die Familiengeschichte. Du hast es ev. von deiner Mutter vorgelebt bekommen, dass man die negativen Seiten des Partners irgendwie "erdulden" muss? (Nur so eine Theorie!)
Sonnenblume111 hat geschrieben:
01.11.2020, 18:30
Ich denke ich habe mich auf ihn eingelassen, da ich ein niedriges Selbstwertgefühl habe. Dadurch. dass er in einigen Punkten mir unterlegen ist, fühlte ich mich sicher in der Beziehung. Ich habe bisher immer in Jobs gearbeitet, wo nicht zu viel von mir verlangt wurde. Ich traue mir nicht viel zu.
Das niedrige Selbstwertgefühl erkennt man in deinen Zeilen, aber du erkennst es ja immerhin selbst. Solltest du es mit einem Narzissten zu tun haben, wird er es schaffen, dein Selbstwertgefühl völlig zu zerstören, wenn du dich nicht trennst. Er muss das dann tun, um dich unter Kontrolle zu bringen und fest an ihn zu binden. Die vermeintliche "Sicherheit" die du spürst, kommt daher, dass er dir (unterbewusst) auch das Gefühl gibt, dass er ganz besonders toll ist und du froh sein solltest, jemand wie ihn zu haben, dass du ihn brauchst und ohne ihn nicht leben kannst (er ist "groß und stark", du bist "klein und schwach"). Das wäre dann emotionale Manipulation. Wie gesagt, das alles unter dem Gesichtspunkt, dass er (ausgeprägte) narzisstische Tendenzen hat.
Sonnenblume111 hat geschrieben:
01.11.2020, 18:30
Ich bin gerade dabei mich beruflich weiterzuentwickeln. Vielleicht ist dies eine Chance, mehr Selbstbewusstsein zu sammeln und noch zu einer guten Problemlösung zu finden.
Ich weiß jedenfalls dass vorschnelles Handeln gefährlich sein könnte und werde es gut planen.
Diese berufliche Weiterentwicklung könnte tatsächlich ein Schritt am Weg zu deiner Unabhängigkeit sein! 8) Und zu mehr Selbstwertgefühl! :D Ich wünsche dir, dass das erfolgreich klappt und dir ein bisschen dabei hilft, wieder klarer zu sehen! Vorschnelles Handeln ist auf keinen Fall gut, v.a. wenn bereits Gewalt im Spiel war! Bitte sei sehr vorsichtig!!! :shock:

Alles Liebe, Toastie
Getoastet aber nicht verbrannt (Toastie)

Corinna
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Re: Der charmante Marokkaner

Beitrag von Corinna » 02.11.2020, 18:42

Hallo Sonnenblume,

ich glaube auch nicht, daß Bezness dahinter steckt, sondern die Einstellung, daß ich meine Frau mit Schlägen bestrafen darf, wenn sie nicht das tut, was ich will. Vor Jahrzehnten kam der Film "Die Macht der Männer ist die Geduld der Frauen" in die Kinos.

Ich habe den Eindruck, daß Du Deine Situation sehr gut reflektierst. Leider reicht das nicht immer, weil es ja auch um Emotionen geht. Und hier ist meiner Meinung nach der entscheidende Punkt, um etwas zu verändern. Falls Du das denn möchtest.

Du hast eine Entscheidung getroffen und ich möchte mich Cimmone, Gadi und Toastie anschließen.

Alles Gute
Corinna

Sonnenblume111
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Re: Der charmante Marokkaner

Beitrag von Sonnenblume111 » 02.11.2020, 20:21

Corinna hat geschrieben:
02.11.2020, 18:42
Hallo Sonnenblume,

ich glaube auch nicht, daß Bezness dahinter steckt, sondern die Einstellung, daß ich meine Frau mit Schlägen bestrafen darf, wenn sie nicht das tut, was ich will. Vor Jahrzehnten kam der Film "Die Macht der Männer ist die Geduld der Frauen" in die Kinos.

Ich habe den Eindruck, daß Du Deine Situation sehr gut reflektierst. Leider reicht das nicht immer, weil es ja auch um Emotionen geht. Und hier ist meiner Meinung nach der entscheidende Punkt, um etwas zu verändern. Falls Du das denn möchtest.

Du hast eine Entscheidung getroffen und ich möchte mich Cimmone, Gadi und Toastie anschließen.

Alles Gute
Corinna

Es sind definitiv Emotionen im Spiel. Desweiteren bin ich ein sehr gutgläubiger Mensch, der immer versucht das Gute zu sehen. Damit betrüge ich mich manchmal selbst.
So eingefahren wie die Situation derzeit ist, weiß ich nicht wie ich es ändern soll.
Vielleicht wäre es gut, Hilfe eines Therapeuten in Anspruch zu nehmen und mich emotional vom narzisstischen Vater zu lösen.
Durch die Wohnnähe zu meinen Eltern bekomme ich wöchentlich das Drama meiner Eltern weiterhin mit. Es belastet mich. Mein Vater redet oft wochenlang nicht mit meiner Mutter, wenn er denkt, sie habe etwas falsch gemacht. Ich halte den Kontakt zu meinem Vater emotional eigentlich kaum noch aus. Er will alles kontrollieren, strahlt etwas unglaublich negatives aus.

Man könnte mir raten, einfach wegzuziehen. Ich habe 5 Jahre in einer anderen Stadt gelebt. Es hat mich vor 1,5 Jahren zurück gezogen. Hier bin ich geboren, hier hat meine Familie Land. Ich halte Tiere und habe einen Garten.

Wo ich dies schre, denke ich, der Schlüssel zur Lösung liegt in der Kindheit. Im Grunde bin ich hier im Forum.dann nicht ganz richtig.
Der Austausch hat mir weitergeholfen, danke euch.

Sonnenblume111
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Re: Der charmante Marokkaner

Beitrag von Sonnenblume111 » 02.11.2020, 20:30

Toastie hat geschrieben:
02.11.2020, 16:19


Vielleicht ist dein Mann ja auch ein Narzisst wie dein Vater und somit wiederholt sich quasi die Familiengeschichte. Du hast es ev. von deiner Mutter vorgelebt bekommen, dass man die negativen Seiten des Partners irgendwie "erdulden" muss? (Nur so eine Theorie!)


Alles Liebe, Toastie
Danke für die ausführliche Antwort.

Ich kann viele narzisstische Tendenzen bei ihm erkennen.
Ich fühle mich ihm gegenüber nicht total schwach, weiß wie ich mich abgrenze, lasse manches nicht heran.

Ich denke tatsächlich, dass ich Muster aus der Kindheit wiederhole.
Ich würde dies gerne lösen, weiß nicht so recht wie. Vielleicht sollte ich professionelle Hilfe suchen.

Viele Grüße

Sonnenblume111
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Re: Der charmante Marokkaner

Beitrag von Sonnenblume111 » 02.11.2020, 20:49

Ganz sicher, dass es kein Bezness ist, bin ich mir nicht.
Ich denke am Anfang unserer Beziehung, 2016, war es auf jeden Fall Bezness.
Dadurch dass mein Mann zu dem Zeitpunkt noch recht jung war (er 27, ich 26), habe ich den Eindruck, dass wir doch irgendwie zusammen gewachsen sind und dass sich der Bezness richtung Partnerschaft wandelte.
Ich bin mir aber nicht sicher, wie die Zukunft mit jemandem aussieht, der mich schonmal betrogen hat und dessen Sprungbrett zum Aufenthalt ich war.

Vielleicht entwickeln wir uns auch einfach in unterschiedliche Richtungen und lassen uns wieder los.
Ich weiß es nicht

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