Zum Scheitern verurteilt??

Tauschen Sie sich mit den anderen Mitgliedern über Ihre eigenen Erfahrungen über Beziehungen und Ehe mit einem orientalischen Mann aus.

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pustefix
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Zum Scheitern verurteilt??

Beitrag von pustefix » 24.11.2016, 22:22

Halloo!

Ich hab mich hier inzwischen ein bisschen durchgelesen und bin dadurch ein bisschen ins Grübeln geraten, weshalb ich hier nun gerne mal eure Meinung hören würde...
Ich würde eigentlich behaupten, dass es sich in meinem Fall nicht unbedingt um klassisches Bezness handelt... aber die Gedanken dazu hatte ich natürlich irgendwie schon, weil man ja doch einfach auch immer wieder davon hört...

Ich hätte es selber kaum für möglich gehalten, vor allem weil ich erst vor kurzen ein Auslandssemester in Frankreich gemacht habe und dort immer wieder schlechte Erfahrungen mit Nordafrikanern gemacht habe, aber ich habe mich tatsächlich in einen Marokkaner verliebt.

Wir haben uns vor ein paar Wochen auf einer Party kennengelernt ( also hier in Deutschland). Er hatte mich angesprochen, weils mir nicht so gut ging und ich mich an den Rand gesetzt hatte. Irgendwann hab ich ihm dann meine Nummer gegeben und er hatte sich am nächsten Tag bei mir gemeldet. Ab dann haben wir immer wieder ein bisschen geschrieben, bis wir uns dann nochmal alleine getroffen hatten. An dem Tag hab ich dann auch erst erfahren, dass er aus Marokko kommt, seit 4 Jahren in Deutschland ist um zu studieren und halt eben auch Moslem. Wir haben uns ziemlich gut verstanden und hatten ziemlich viel Spaß. Zum Abschied hatten wir uns dann auch noch kurz geküsst, aber alles halt eben nicht so aufdringlich, wie man das sonst öfter kennt. Danach haben wir uns noch paar mal getroffen und es war immer wieder sehr schön. Da ich selber ein bisschen unsicher wegen der unterschiedlichen Kulturen war, hab ich ihn direkt darauf angesprochen und bei ein paar Sachen etwas nachgehakt.
Er trinkt Alkohol, geht gerne feiern, unternimmt viel mit Freunden ( in der Stadt in der er studiert kennt er ziemlich viele Leute), wohnt in einer ganz normalen WG mit netten Mitbewohnern und ist generell ein ziemlich offener und lustiger Typ. Was seine Religion betrifft sagt er, dass das seine Sache ist und er niemals jemanden zwingen würde, seine Religion anzunehmen. Er möchte natürlich auch irgendwann Kinder, aber denen möchte er sie Religion und Kultur zeigen, aber sie müssen diese nicht annehmen. Seine Eltern wäre locker und fragen immer schon, ob er eine Freundin hat. Nach Marokko möchte er eigentlich nicht mehr zurück, weil er dort schlechte Erfahrungen gemacht hat, aber er könnte sich auch vorstellen, woanders zu leben. Also nicht zwangsläufig in Deutschland. Aber wenn er hier einen Job findet, dass könnte er sich das auf jeden Fall auch vorstellen.

Nachdem wir über all das geredet haben und ich eben auch viele von seinen Freunden kennengelernt habe und meine Freunde ihn auch kennengelernt haben und durchweg nur Gutes über ihn gesagt haben, habe ich für mich entschlossen, dass ich mich darauf einlassen werde. Und jetzt sind wir eben auch ein Paar und ich bin ziemlich glücklich :)

Als ich allerdings meinen Eltern davon erzählt habe, waren die so gar nicht begeistert... Und dann kamen natürlich auch direkt die ganzen Vorurteile, wodurch ich dann doch wieder angefangen habe, darüber nachzudenken. Vor allem habe ich Angst, dass mich alle gewarnt haben und ich nicht darauf gehört habe und direkt in mein "Verderben" laufe.

Natürlich denkt man immer, dass der eine bestimmt anders ist, allerdings muss ich sagen, dass er mir bis jetzt noch keinerlei Anlass dafür gegeben hat, dass ich mir Gedanken darüber machen müsste, dass es anders wäre. Obwohl es da ja auch immer heißt, dass am Anfang alles toll ist und sie dann ihr wahres Gesicht zeigen...

Wenn ich mit ihm Zeit verbringe, merkt man eigentlich auch überhaupt nicht, dass es da irgendwelche kulturellen oder grundlegenden Unterschiede zwischen uns gibt. Er studiert, jobbt nebenbei und macht eigentlich so ziemlich das, was man halt eben als junger Erwachsener so macht.
Glaubt ihr, dass es auch möglich ist, dass jemand trotz seiner Herkunft, andere Vorstellungen und Ziele verfolgt, als es normalerweise für die Kultur üblich ist?

Ich würde gerne mal hören, ob hier jemand vielleicht auch schon positive Erfahrungen mit einer Binationalen Beziehung gemacht hat oder ob jemand in dem was ich geschrieben habe, eventuell schon ein Warnsignal sieht...

Liebe Grüße
Pustefix

Thelmalouis
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Re: Zum Scheitern verurteilt??

Beitrag von Thelmalouis » 24.11.2016, 22:27

Hallo Pustefix,

herzlich willkommen bei 1001 Geschichte.
Das Team wünscht dir einen guten und informativen Austausch.
Gruß Thelmalouis


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Es gibt Berge über die man hinüber muss, sonst geht der Weg nicht weiter. (Ludwig Thoma)

Franconia
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Re: Zum Scheitern verurteilt??

Beitrag von Franconia » 24.11.2016, 22:46

Hallo Pustefix,

herzlich Willkommen auch von mir.

Bei dem was du so schreibst hört es sich erst mal nicht nach Bezness an, aber deine Verunsicherung (und auch die deiner Eltern) kann ich nachvollziehen. Was mir allerdings zu denken gibt ist seine Aussage, er möchte nicht mehr nach Marokko zurück.

Er ist aktuell mit einer AE als Student hier. Für diese muss er gewisse Bedingungen erfüllen, u.a. braucht es ein Sperrkonto in Höhe von mind 12x BaföG-Höchstsatz um die Studenten AE-für ein Jahr zu verlängern, dann muss er ggf. seinen Studienfortschritt für eine AE-Verlängerung nachweisen und darf auch nur eine bedingte Zahl von Tagen arbeiten (Einkommenshöhe ist dabei egal). Schafft er sein Studium hat er danach die Möglichkeit eine AE für die Jobsuche zu bekommen, was allerdings auf 18 Monate begrenzt ist und für das er auch nachweisen muss das sein Lebensunterhalt gesichert ist und muss dann, in dieser Zeit, einen Job finden der seinem Studiengang entspricht und auch entsprechend bezahlt wird.

Und da kommt dann ggf. eine Frau ins Spiel.
Findet er eine Frau die ihn heiratet oder wird er Vater eines dt. Kindes kann er eine AE unabhängig vom Studium bekommen und es entfallen für ihn die ganzen Bedingungen wie Lebensunterhaltssicherung oder Studienerfolg, er hat dann vielmehr ein Anrecht auf Sozialleistungen (falls bedürftig) bzw. wird/muss von der Partnerin finanziert werden und es ist egal ob und wie erfolgreich/lange er studiert bzw. was er sonst (beruflich) macht.
Gerade die Sicherung des Lebensunterhalt (12x BaföG-Höchstsatz = 8000+ Euro/Jahr) ist für viele ausl. Studenten und deren Familie nicht leicht zu stemmen und es würde für alle Beteiligten eine enorme Erleichterung bedeuten, wenn diese Summe nicht Jahr für Jahr erneut erbracht werden muss.

Dazu kommt das viele ausl. Studenten die Anforderungen eines Studiums in D unterschätzen, vor allem die möglichen Sprach-/Verständnisprobleme und daran auch der eine oder andere Studienerfolg scheitert.

Wie gesagt, bei dir liest es sich erst mal nicht nach Bezness, aber du solltest die Möglichkeit, trotz bestehender Studenten-AE, nur für den Aufenthalt und dessen Finanzierungserleichterung missbraucht zu werden nicht außer acht lassen.

Bist du denn sicher das er studiert, hast du seine aktuelle Immatrikaluationsbescheinigung und seinen eAT (mit dem passenden Paragraphen) gesehen?
Falls ja, wie gut meistert er sein Studium, läuft es gut oder besteht die Gefahr das er die nötigen Punkte nicht erreicht und damit um seine AE bangen muss?

Sollte es seinerseits Probleme mit der AE-Verlängerung geben, dann wäre ich an deiner Stelle sehr vorsichtig und würde von ihm Abstand nehmen.
Wenn die Guten nicht kämpfen, werden die Schlechten siegen. (Platon)

leva
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Re: Zum Scheitern verurteilt??

Beitrag von leva » 24.11.2016, 23:50

Ich denke,da ihr beide in D lebt,koennt ihr eure Beziehung leben ohne heiraten zu muessen.Wenn er nach dem Studium in Lohn u Brot steht und ihr immer noch zusammen seid,dann koennt ihr ja weitersehen.
Bist du auch Studentin? Falls ja,erleichtert das ja das gegenseitige Verstaendnis.

Wathani
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Re: Zum Scheitern verurteilt??

Beitrag von Wathani » 25.11.2016, 11:44

Liebe Pustefix

klingt für mich erstmal nicht nach Bezness. Allerdings solltest Du vorsichtig sein, ob Du für bare Münze nimmst, wie er sich im Hinblick auf seine eigene Kultur und Religion verhält.

Als junger Mensch gibt man oft nicht soviel auf Glaube und Traditionen - je älter man wird, desto mehr besinnt man sich auf seine Wurzeln. Kürzlich haben wir innerhalb unseres Freundeskreises, der schon seeehr lange besteht (teilweise seit Teeniezeiten und seither beständig erweitert) festgestellt, dass wir alle aus sehr unterschiedlichen Elternhäusern stammen (von légèr über spießig bis bescheiden und seeeehr wohlhabend) und uns so zwischen 15 und 25 alle auf einem Nenner beim Ausgehen, Feiern und Studieren kennen und schätzen lernten.

Jetzt haben die meisten Kinder und sind verheiratet und siehe da: die meisten leben wieder so, wie sie es von daheim kannten - was man als rebellierender Teenie und superalternativer Studi natürlich NIE wollte. Die wohlhabenden machen einen auf Schickimicki mit dicken Autos, Privatschulen und teurer Marken-Kleidung, die aus dem katholischen und eher spießigen Hause, haben die Kinder schön brav taufen lassen, obwohl sie früher alles kirchliche doof fanden usw usf.

Ich will damit sagen: verlier nie aus den Augen wer er ist, woher er kommt und wo seine Wurzeln sind, denn eines Tages werden die Thema, da kannst du fast sicher sein! Wenn man jung ist, denkt man oft, alles soll anders sein, als es daheim war - aber wenn man älter wird sehnt man sich oft nach den alten Werten zurück - sie vermitteln Geborgenheit und Sicherheit in unsicheren Zeiten und besonders wenn man in der Fremde weilt...

Lieben Gruß
Wathani
Viele Grüße
Wathani

 "Ursprünglich aber hat niemand an einem Orte der Erde zu sein mehr Recht als der andere." (Immanuel Kant)

brighterstar007

Re: Zum Scheitern verurteilt??

Beitrag von brighterstar007 » 13.01.2017, 14:11

Ihr Lieben,

ich stimme Wathani zu. Besonders bei Afrikanern spielen Traditionen eine sehr große Rolle. Wenn sie während des Aufenthaltes Landsleute kennenlernen,
ist es sehr wahrscheinlich, dass sie sich früher oder später auf ihre Wurzeln besinnen - was uns wohl allen mehr oder weniger so geht.
Es ist z.B. für Afrikaner sehr wichtig, zuhause begraben zu werden (zu sterben).
Von meinem Ex weiß ich, dass z.B. die Plazenta aller Kinder, die in der Familie geboren wurden, in der Nähe des Hauses in die Erde getan wird.

Liebe Grüße

Brighterstar

P.S. Wenn ihr beide Arbeit habt und ihr euch gut versteht, könnt ihr auch ab und zu in den Ferien in seine Heimat fliegen - falls es zu gefährlich für ihn in seinem Dorf/ seiner Stadt ist, besucht ihr halt Sehenswürdigkeiten.

Caprice3886
Beiträge: 44
Registriert: 30.04.2014, 14:07

Re: Zum Scheitern verurteilt??

Beitrag von Caprice3886 » 16.01.2017, 10:32

Liebe Pustefix,

ich kann dir nur raten wachsam zu sein. Leider gehört er genau zu der Gruppe von Studenten die gerne auf der Suche nach potentiellen Partnerinnen zum heiraten oder Kinder kriegen sind. Da diese oft ihr Studium nicht schaffen oder es an der LU-Sicherung scheitert.

Beruflich habe ich sehr viel mit ausländischen Studenten zu tun. In Berlin muss nicht zu jeder Verlängerung ein Sperrkonto vorliegen. es reichen die Kontoauszüge der letzten 6 Monate. Auf denen muss dann erkennbar sein das monatlich ein Mindestbetrag in Höhe des Bafögsatzes eingeht.

Abgesehen davon solltest Du dir im Klaren sein, dass Männer gerne viel erzählen. Klar sieht er jetzt momentan alles locker, da du "nur" die Freundin bist. Nach der Eheschließung könnte sich das Blatt jedoch sehr stark wenden. Er wäre nicht der erste der nach der Eheschließung auf einmal sehr gläubig wird.

Pass einfach etwas auf. Alles Gute :)

Elise01
Beiträge: 158
Registriert: 23.06.2016, 14:47

Re: Zum Scheitern verurteilt??

Beitrag von Elise01 » 16.01.2017, 11:05

Liebe Pustefix,

natürlich gibt es nicht nur diese eine Sorte!

Ich persönlich kann dir 3 Beispiele nennen....ein Paar kenne ich persönlich sehr gut, diese sind seit über 30 Jahren miteinander....bei zweien davon geht diese Liebe, im wahrsten Sinne des Wortes, sogar über den Tod hinaus (denn bei
2en sind die Partner bereits verstorben)....und genau diese beiden, die ich jeden Sonntag am Friedhof treffe, geben mit Recht, dass es auch andersrum absolut funktionieren kann.

Wenn man sich auf jemanden einlässt, der einen anderen kulturellen und auch religiösen Hintergrund hat, dann muss man sich im Klaren sein, dass solch
eine Beziehung etwas anders aussehen könnte...aber nicht unbedingt in negativem Sinne.
So wie du dir wünscht, dass er einiges kulturelle was du mitbringst in die Beziehung, akzeptiert, so wird er sich das von dir wohl ebenso wünschen. Was ja auch absolut verständlich ist.
Man muss ja nicht seine komplette Identität verlieren?
Es kann also funktionieren....aber da würde ich auch total offen mit ihm drüber reden und ihn auch wissen lassen, dass du Dir im Klaren bist, wie das Leben und die Kultur in Marokko aussieht und
was davon er eventuell in einem gemeinsamen Leben mit Dir nicht missen möchte.

Alles Liebe
Elise

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