@ Pictures of you:Liebeskummer

Erfahrungsaustausch von Angehörigen, wie Eltern, Kinder und Ehemänner von Betroffenen. Auch Freunde & Bekannte kommen hier zu Wort.

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Amaretta
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@ Pictures of you:Liebeskummer

Beitrag von Amaretta » 12.12.2009, 14:17

Amaretta
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Posted - 01/02/2008 :  00:51:58 
 
Wenn das Herz bricht…

Das Ende einer Beziehung verläuft nie ganz reibungslos.

Mindestens ein Partner fühlt sich hinterher in der Regel verlassen und allein und fällt in ein tiefes Loch.
Auf einmal ist da ein verwaistes Bett,
eine einsame Wohnung. Wo man eben noch die vertraute Stimme des Partners hörte und sein Geruch in der Luft lag,
ist jetzt nur noch Leere. 

Das Leben scheint vorbei zu sein, man sieht für sich keinen Sinn und keine Zukunft mehr. In vielen Fällen kommen auch noch
Schockzustände und Panik oder auch Depression und Angst hinzu. Das Vertrauen in sich und andere Menschen sinkt kontinuierlich. 
Ständig schwirrt die Frage nach dem "Warum" im Kopf herum. Es fällt schwer, dem geregelten Tagesablauf nachzugehen.
Man kann nicht mehr essen und schlafen, sich nicht mehr konzentrieren.
Im schlimmsten Fall muss man sich sogar krankschreiben lassen.

Broken Heart Syndrom : Es wurde festgestellt , das emotionaler Stress eine schwere Herzmuskelschwäche auslösen kann , 
die oft fälschlicherweise als Herzinfarkt diagnostiziert wird.
Dabei gibt es gravierende Unterschiede : Die psychisch geschockten Patienten , die eine Stress-Kardiomyopatie erleiden , 
kannten vorher meist keinerlei Herzbeschwerden.
Dafür fanden Wissenschaftler etwas Auffälliges im Blut der seelisch angeschlagenen Patienten :
große Mengen von Stresshormonen , die das Herz betäuben und schlimmstenfalls zum Stillstand bringen.

Das Liebeskummer ein gesundheitliches Risiko ist , weiß Sylvia Fauk auch ohne wissenschaftlichen Nachweis.
Die psychlogische Beraterin kämpft seit Jahren dafür , dieses Leiden offiziell als Krankheit einstufen zu lassen.

Sylvia Fauk versteht nicht , warum es Trauerseminare , Trauerbegleitung und ein Trauerjahr nur für verwaiste
und verwitwete Menschen geben soll.
Der Tod des Partners gilt als anerkannter Trauerfall : Freunde und Verwandte fühlen mit , schicken Briefe , bieten Hilfe an . 
Beschließt der geliebte Mensch dagegen , einfach zu gehen , erlebt der Hinterbliebene dieselbe Tragödie -
die Umgebung sieht aber nur ein Melodram.
Dabei ist der Verlust nicht kleiner . "Im Gegenteil !" meint Sylvia Fauk. "Wenn ihr Partner stirbt ,
können sie jedenfalls dem Himmel die Schuld geben."
Die tiefe Kränkung , der bodenlose Sturz des Selbstwertgefühls, die quälende Eifersucht bleiben verwitweten Menschen erspart.

Doch egal , ob der Partner stirbt oder "nur" die Liebe :
Wenn Menschen von ihren Liebsten getrennt werden , durchlaufen sie häufig drei äusserst schmerzhafte Phasen :
Protest , Verzweiflung und Depression -drei tiefe seelische Täler , die in der psychischen Landkarte des Menschen
für Trennungswege offenbar vorgezeichnet sind. Bindungsforscher erkannten den archetypischen Verlauf der Trennungsphasen
schon in den DreissigerJahren bei Kleinkindern , die von ihren Müttern getrennt wurden.
Der Berliner Psychoanalytiker Horst Petri geht davon aus ,
dass sich diese Phasen beim Trennungsdrama des erwachsenen Menschen wiederholen.

Er beschreibt die Protestphase als dramatischste Zeit nach der Trennung . Sie kann sich bei Erwachsenen
über Wochen und Monate hinziehen ,und in ihr werden "unverkennbar kindliche " Verhaltensmuster neu belebt :
Schreien , Toben , lautes Heulen , Einschlagen auf Tische , Zerschmeissen von Geschirr , Einstechen auf Betten und so weiter.

"Es ist eine wilde Entfesselung von Trotz , Wut , Hass und Vergeltung , um sich dem Trauma der Trennung entgegenzustemmen."
Eine Notwehrhandlung gegen die Ohnmacht.
Es gibt Verlassene , die in dieser Phase die ganze Wohnung des Partners mit Wasser besprühen und dann flächendeckend Kressesamen aussäen.
Andere pinkeln heimlich auf die Zahnbürste. " Man ist in dieser Phase einfach nicht bei Trost " , weiss Sylvia Fauk.

Aber es kommt noch schlimmer : Erst im zweiten Akt des Trennungsdramas , in der Verzweiflungsphase ,
wird der wahre Schmerz des Verlassenseins spürbar . Körper und Seele leiden um die Wette :
Gewichtsverlust , Schlafstörungen , Weinkrämpfe , Kopfschmerzen , Herzbeschwerden .

Im dritten Akt des Trennungsdramas schent das ganze Leben sinnlos zu sein.In dieser kraft-und mutlosen Phase der Depression 
steht im Vordergrund das Gefühl , tot zu sein. Deswegen endet diese Phase tragischerweise so häufig in Selbstmorden
oder Selbstmordversuchen.
Dabei wäre das Licht am Ende des Tunnels schon fast zu sehen , denn nach der Depressionsphase kann endlich die Heilung beginnen.
Denn das ist die gute Nachricht zum Thema Liebeskummer : Er geht vorbei . 

Dem stimmt auch Sylvia Fauk zu . Eine Faustregel aus ihrer Praxis lautet : 
Wurde die Partnerschaft nach sechs oder mehr Jahren beendet , leiden Frauen durchschnittlich bis zu drei Jahre lang 
an Liebeskummer . Bei Männern liegt der Durchschnittswert bei achtzehn Monaten. 
( Einwurf von mir : es gibt auch bei Männern Fälle , in denen es weit länger dauert , und Frauen , bei denen es kürzer dauert -
persönliche Veranlagung und Vorgeschichte und besondere Umstände beeinflussen den Heilungsprozeß )

Gebrochene Herzen heilen wieder , das bestätigen auch die Mediziner : 
Das gefährliche BrokenHeartSyndrom muss im akuten Zustand behandelt werden ,
doch schon nach kurzer Zeit lässt die Schreckenslähmumg nach . 
Die Schmerzen verschwinden . Und das Herz wird wieder gesund.

Die psychologische Beraterin Sylvia Fauk kämpft seit Jahren dafür , dieses Leiden -den Liebeskummer -
offiziell als Krankheit einstufen zu lassen .
"Ich war schliesslich selbst dreieinhalb Jahre schwer krank " , sagt die temperamentvolle blonde Frau ,
der man ihre 53 Lebensjahre nicht ansieht . Ebenso wenig wie die Zusammenbrüche , die sie erlitten hat ,
seit "dieser bekloppte Bremer " ihr per fünfseitigem Fax den Laufpass gab -
nach einer langjährigen glücklichen Beziehung . Für SIE aus heiterem Himmel .
" Ich möchte keine Verantwortung übernehmen . Ich bin beziehungsgestört " , schrieb der Mann ,
der für Sylvia Fauk die Liebe ihres Lebens war . Die Beziehungstörung entpuppte sich als eine andere Frau ,
mit der er bereits seit elf Monaten ein Verhältnis hatte .
Für Sylvia Fauk begann ein Albtraum , aus dem sie zwei Jahre lang nicht erwachen sollte :
" Ich konnte nicht schlafen , nicht essen , und verlor extrem an Gewicht .
Dann kamen Angstzustände , Panikattacken , Herzbeschwerden , und eine handfeste Depression "
Nur ihre zwei Töchter hätten sie damals vom Selbstmord abgehalten .

Heute übernimmt Sylvia Fauk die Schutzengel-Funktion für andere Herzschmerz -Opfer :
2004 eröffnete sie in Hamburg die erste Liebeskummer - Praxis Deutschlands . Seitdem hat sie rund tausend verzweifelte
Frauen und Männer getröstet und für ein Weiterleben nach dem Liebestod gerüstet .
Ihre Klienten sind zwischen 20 bis 70 Jahre alt und überwiegend männlich.
Im ersten Schock der Trennung oder des Betruges sind sie so angeschlagen , dass Sylvia Fauk zunächst einmal
als "bezahlter Mülleimer " agiert , der jede Menge Unglück , Tränen , Selbstmordfantasien und Rachepläne schluckt .

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LG Amaretta

Lippi
Beiträge: 749
Registriert: 29.03.2008, 10:29

Re: @ Pictures of you:Liebeskummer

Beitrag von Lippi » 12.12.2009, 14:44

Danke Amaretta für diesen guten Auszug aus dem Buch, habe es selber gelesen und kann es allen liebeskranken Menschen nur empfehlen, es hilft ein wenig zu verstehen, vor allen sich selber zu verstehen

LG Lippi
Ich wollte lieben,
ich wollte geliebt werden.
Also verliebte ich mich
Mit anderen Worten:
Ich machte mich zum Narren

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