Wie alles anfing ...

Das Leben in einem orientalischen Land.

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Toastie
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Re: Wie alles anfing ...

Beitrag von Toastie » 12.08.2021, 17:34

Mafa11 hat geschrieben:
07.08.2021, 20:20
Ich würde mich als westliche Frau sowieso nie im Leben mit einem aus diesem Kulturkreis, also zB jemand aus Syrien, Afghanisten, etc. pp. einlassen. Ich bin jetzt nicht der große Kenner, aber das, was ich über diese Kultur weiß, reicht mir eigentlich, um zu dieser Einschätzung zu kommen. Da prallt Mittelalter auf Gleichstellung, Gleichberechtigung, Emanzipation und Feminismus. Wie soll das gutgehen ??
Afghanistan ist vielleicht ein Extrembeispiel aber es gibt noch so viele andere Länder, die - verglichen mit europäischem Standard - mittelalterlich wirken! :x Erst heute habe ich gelesen "Indonesien schafft umstrittene Jungfrauentests ab" (also nur Jungfrauen durften bisher der Armee dienen :roll: :!: :?: )
Mafa11 hat geschrieben:
07.08.2021, 20:20
In Ägypten ist mir aber etwas aufgefallen, was mir in den anderen Ländern nicht aufgefallen ist. Und das war das Flirten des Hotelpersonals mit Touristinnen. Dort wurde ihnen schon der Hof gemacht und um sie rumscharwänzelt. Interessant. Ich war ein alleinreisender Deutscher. Aber um mich ist niemand rumscharwänzelt. Für das weibliche Hotelperspnal war ich Luft ! Die haben mich nicht mal mit dem Allerwertesten angeschaut. So rückblickend, mit all dem, was ich hier gelesen habe (ca. ein Drittel der Geschichten) ist das doch wirklich ein interessanter Aspekt.
Das mag eventuell daran liegen, dass Ägypterinnen keinen nicht-muslimischen Mann ehelichen dürfen? Du hast an anderer Stelle gefragt, welche Chancen die Tunesier haben, Sex zu haben. Es ist nicht so, dass sie "nur" heiraten können oder zu Prostituierten oder Touristinnen gehen können. Ich habe durchaus Tunesierinnen kennengelernt, die unverheiratet mit Tunesiern sexuelle Beziehungen unterhielten, nach außen (natürlich nur in privaten und somit für unverheiratete Männer und Frauen illegalen Räumen) wirkte das wie Beziehungen, wie wir sie kennen :? . Nur beide wussten, dass das auf Zeit war, bis er das Geld für seine Jungfrau zusammenhatte. Und sie wahrscheinlich für eine Hymen-Rekonstruktion :roll: :mrgreen: . Viele verlieren dort schon als Teenager ihre Jungfräulichkeit, dann haben sie jedoch ein handfestes Problem bzw. suchen sich dann auch ein Bezness-"Opfer", inzwischen können Tunesierinnen ja auch einen nicht-muslimischen Mann heiraten, Bezness mit männlichen Betroffenen wird sicher in Zukunft noch zunehmen! :twisted:
Mafa11 hat geschrieben:
07.08.2021, 20:20
Das war einer meiner schönsten Urlaube, was unter anderem an der Tauchlehrerin lag. Die war wirklich ein besonderer Mensch. Vor meinem ersten Tauchgang draußen war ich zB schon ziemlich nervös. Und die anderen zwei aus der Gruppe auch. Aber die hat uns in die Augen geschaut und gesagt, Alles wird gut, ich bin da und pass auf euch auf ! Und man hat ihr das 100%ig abgekauft. Das war nicht nur Gelaber.
Ich möchte dir deine positive Wahrnehmung/Einschätzung nicht nehmen, aber ich wäre sehr vorsichtig, kurze Bekanntschaften so "ernst" zu nehmen und denken wie eine Landsfrau interpretieren zu können, v.a. wenn es um Ägypten und Gelaber geht :mrgreen: :wink: !
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Mafa11
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Re: Wie alles anfing ...

Beitrag von Mafa11 » 12.08.2021, 20:32

Toastie hat geschrieben:
12.08.2021, 17:34
Ich möchte dir deine positive Wahrnehmung/Einschätzung nicht nehmen, aber ich wäre sehr vorsichtig, kurze Bekanntschaften so "ernst" zu nehmen und denken wie eine Landsfrau interpretieren zu können, v.a. wenn es um Ägypten und Gelaber geht :mrgreen: :wink: !
Das war kein Ägypterin sondern eine deutsche Tauchlehrerin, die den ganzen Kurs, also auch den Theorieunterricht am Anfang, auf Deutsch gehalten hat...

Übrigens im Jasmin Diving Center.

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Re: Wie alles anfing ...

Beitrag von Toastie » 13.08.2021, 07:18

Das ist natürlich etwas anderes :mrgreen: !
Ich weiß gar nicht, ob Ägypterinnen als Tauchlehrerinnen arbeiten (dürfen) :wink:
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Re: Wie alles anfing ...

Beitrag von Cimmone » 13.08.2021, 07:30

Toastie hat geschrieben:
13.08.2021, 07:18
Ich weiß gar nicht, ob Ägypterinnen als Tauchlehrerinnen arbeiten (dürfen)
So ein Tauchanzug bedeckt ja alles, incl. der Haare. :lol: Es zeigt sich dann allerdings die Kontur der Körpers. Sie müsste einen langen Hijab drüberziehen.

Ich glaube nicht, dass eine Ägypterin als Tauchlehrerin arbeiten darf.
"Im übrigen gilt ja hier derjenige, der auf den Schmutz hinweist, für viel gefährlicher als der, der den Schmutz macht." Kurt Tucholsky

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Re: Wie alles anfing ...

Beitrag von karima66 » 13.08.2021, 08:30

Danke, liebe Nilka, für deine Zeilen, hab mich sehr gefreut drüber.

Ich denke auch, wie Toastie schrieb, dass man Bezness besser erkennt wenn man aussen vor ist, man ist dann nicht emotional verstrickt in eine Geschichte und kann Verhalten ganz anders bewerten.
Und es gibt eben auch sehr schlaue Beznesser die sehr subtil vorgehen, wo die Motivation, also das Ziel nicht ganz deutlich erscheint das derjenige haben könnte, man meint auf der sicheren Seite zu sein, weil einige typische Merkmale nicht erfüllt und erkennt gar nicht um was es wirklich geht.

Und ja, noch zu meiner Zeit schon, haben zunehmend auch Frauen in Tunesien Bezness betrieben, heimliche Beziehungen zwischen Einheimischen kannte ich auch viele, manchmal sogar tragisch, weil sie dann auseinandergehen mussten wenn geheiratet werden sollte.
Das ist in den unterschiedlichen Ländern sehr individuell, was öffentlich erlaubt bzw gewünscht wird und was im Verborgenen abläuft.
Auch muss man die Männer ganz sicher nicht bedauern, weil sie ihre Sexualität nicht mit ihren einheimischen Mädels erleben dürfen vor einer Ehe, das als Ursache sehen für Bezness das reicht mir nicht.
Klar ist es mit Touristinnen einfacher, aber da bleibt es dann meist auch beim Sex meist, ich hatte einige Kollegen, meist sogar verheiratet, für Sex mit Touristinnen waren sie immer zu haben, aber mehr wollten sie oft nicht.
Die Jungs haben durch Mitnahme vom Vater oder Bruder meist ihre ersten Erfahrungen mit Prostituierten, die kosten dort nicht die Welt und gibts an jeder Ecke, getarnt als Friseur oder Taxiphone und Seitensprünge gibts auch zu genüge untereinander, da bedarf es nicht unbedingt einer Touristin.
Es mag in einigen islamischen Ländern viel strenger sein, aber im Maghreb, also Tunesien und Marokko zumindest, ist das alleine kein Beznessgrund.

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Re: Wie alles anfing ...

Beitrag von Agadirbleu » 13.08.2021, 11:17

@ Karima

deine Beobachtungen in Tunesien lassen sich 1:1 auf Marokko übertragen! :lol:

In Marokko werden die gleichen Spielchen gespielt und manchmal grenzt es schon an Komik.

Der Ehemann ist zum Freitagsgebet in der Moschee, derweil empfängt die Ehefrau für einen Quicky ihren Lover.
Der junge Lover wacht dann nach der Heirat über seine jungfräuliche Angetraute voller Misstrauen, da er ja sein "eigenes Spielchen" aus der Vergangenheit kennt.

Eine andere Ehefrau bekommt regelmäßig Besuch von ihrer Betschwester, voll verkleidet, versteht sich. :lol:
Der Ehemann zieht sich diskret zurück, sie sind ja so fromm und er will sie bei der Ausübung des Glaubens nicht stören.
Eines Tages erfährt er die Wahrheit: die Betschwester war der Lover seiner Frau in Frauenkleider.
Die Geschichte hat sich tatsächlich so zugetragen und ging durch die Presse!
Sie hatte Glück, sie wurde nicht getötet.
Eine "Glaubensschwester" mit ähnlichem Trick wurde in Fes von ihrem Ehemann getötet.

.....eine verlogene Gesellschaft....und dann auch noch immer das Festhalten an einer 2. Ehefrau, das mit dem Totschlagargument "ihr im Westen habt dafür eure Geliebte/Mätresse". Bei uns ist die 2., 3.,4., Ehefrau gemäß Glauben abgesegnet und man lebt nicht in Sünde."

Unverheiratete Mütter, die von ihrem Lebensgefährten sitzen gelassen wurden, werden von der eigenen Familie aus dem Haus gejagt und ihrem Schicksal überlassen. Sie werden von der Gesellschaft abgelehnt und müssen auch noch mit einer Gefängnisstrafe rechnen, da außerehelicher Sex noch immer im Gesetz als Straftat aufgeführt wird! So gesehen ist der Sex mit der Touristin sehr viel einfacher, bequemer und vorallem Konsequenz los und, wenn die Rechnung aufgeht, springt vll noch ein Entree ins Germanmoney raus.

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Re: Wie alles anfing ...

Beitrag von karima66 » 13.08.2021, 11:36

Genau so, du kannst sicher genau so viele solche Geschichten erzählen wie ich, das sind ja nicht Wenige wo das so läuft.

Wenn sie sich schon in ihren Ländern nicht an Regeln und Gesetze halten obwohl die Konsequenzen dort nicht lustig sind, warum sollten sie dies hier tun wo die gesellschaftliche Kontrolle fehlt und ansonsten auch nichts passiert, es sei denn die eigene Sippe kümmert sich drum sofern sie auch hier lebt, das kann dann wie wir wissen böse enden, aber das nehmen sie ja in Kauf.
Also warum sollten sie sich hier anpassen wenn sie in ihren Heimatländern auch nicht konform leben, dort haben sie ja manchmal noch einen gewissen Respekt, aber hier, vor uns, null…..es gibt Ausnahmen wie wir alle wissen, aber ich kann nur bestätigen, dass dies sehr wenige sind….

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Re: Wie alles anfing ...

Beitrag von karima66 » 13.08.2021, 11:42

Ich muss immer denken wie lange es anfangs gedauert hat bis bei mir manchmal der Groschen gefallen ist was da so abgeht, spannender als Fernsehen, leider, aber eben interessant um mein Bild dieser Welt immer mehr zu formen.
Es gab mal in Tunesien eine Fernsehserie, also Soap, meist im Ramadan wiederholt ,wo kurioserweise genau diese ganzen Verwirrungen und Fehltritte zwischen Männern und Frauen, zwischen Nachbarn, in den Familien gezeigt wurden , hat mich gewundert, dass das so offen skizziert wurde mit viel Humor, ich hab’s gerne gesehen, „ schufi hal“ hieß die.

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Re: Wie alles anfing ...

Beitrag von Toastie » 13.08.2021, 16:38

Cimmone hat geschrieben:
13.08.2021, 07:30
So ein Tauchanzug bedeckt ja alles, incl. der Haare. :lol: Es zeigt sich dann allerdings die Kontur der Körpers. Sie müsste einen langen Hijab drüberziehen.

Ich glaube nicht, dass eine Ägypterin als Tauchlehrerin arbeiten darf.
Genau, oder einen Burkini über den Taucheranzug :mrgreen: . Nein, ich hab eigentlich wirklich noch nie von einer ägyptischen Tauchlehrerin gehört, schade eigentlich :roll: ! Ich hab es nur angenommen, da Mafa kurz davor von den Ägypterinnen geschrieben hat und danach von der einen Tauchlehrerin, die doch vertrauenswürdig zu sein schien.
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Re: Wie alles anfing ...

Beitrag von Toastie » 13.08.2021, 16:42

karima66 hat geschrieben:
13.08.2021, 08:30
Und ja, noch zu meiner Zeit schon, haben zunehmend auch Frauen in Tunesien Bezness betrieben, heimliche Beziehungen zwischen Einheimischen kannte ich auch viele, manchmal sogar tragisch, weil sie dann auseinandergehen mussten wenn geheiratet werden sollte.
Mein Bezzie erzählte mir auch von seiner "großen Liebe", einer Tunesierin, 6 Jahre wären sie "zusammen gewesen", dann musste er aber das Feld räumen für einen Mann, der genug Geld hatte. Sogar bei der Auswahl des Mannes hätte er ein Mitspracherecht gehabt :roll: . Es gibt die große Liebe sicher in Tunesien, nur nicht im Herzen meines Bezzies, da bin ich sicher :roll: :mrgreen: !
Liebe Grüße, Toastie
PS: ich freue mich immer von dir zu lesen, liebe Karima! :D :wink:
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Re: Wie alles anfing ...

Beitrag von Toastie » 13.08.2021, 16:49

Interessant, was du berichtest, Agadirbleu! :shock:
Agadirbleu hat geschrieben:
13.08.2021, 11:17
.....eine verlogene Gesellschaft....und dann auch noch immer das Festhalten an einer 2. Ehefrau, das mit dem Totschlagargument "ihr im Westen habt dafür eure Geliebte/Mätresse". Bei uns ist die 2., 3.,4., Ehefrau gemäß Glauben abgesegnet und man lebt nicht in Sünde."
Unverheiratete Mütter, die von ihrem Lebensgefährten sitzen gelassen wurden, werden von der eigenen Familie aus dem Haus gejagt und ihrem Schicksal überlassen. Sie werden von der Gesellschaft abgelehnt und müssen auch noch mit einer Gefängnisstrafe rechnen, da außerehelicher Sex noch immer im Gesetz als Straftat aufgeführt wird! So gesehen ist der Sex mit der Touristin sehr viel einfacher, bequemer und vorallem Konsequenz los und, wenn die Rechnung aufgeht, springt vll noch ein Entree ins Germanmoney raus.
Das ist wirklich verlogen alles! :evil:
Und ja, das hätte ich fast vergessen, es gibt ja auch noch die Möglichkeit, Sex mit bereits verheirateten Frauen zu haben. Die letzte "Affaire" meines Bezzies (vor mir) war ja auch verheiratet und hatte Kinder :roll: :twisted: Da ist es doch tatsächlich bequem mit Touristinnen Sex zu haben (zumindest neben den Geschichten mit Landsfrauen und Prostituierten, die lt. meinem Bezzie immerhin auch nur wenig mehr als 2 Euro (8 Dinar) für ihre Dienste verlangen!). Schwer ist es jedenfalls nicht für muslimische Männer, sich zu holen, was sie brauchen! Man sollte nicht den Denkfehler machen und davon ausgehen, dass sie wegen ihre Gläubigkeit abstinent leben :lol: !
Liebe Grüße,
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Re: Wie alles anfing ...

Beitrag von gadi » 13.08.2021, 17:40

Ich hab das so erlebt: Die Hauptsache "dort" ist, dass der Schein gewahrt bleibt. Kann der Schein nicht oder nur teilweise gewahrt bleiben, dann kommt man ins Gerede. Eine Muslima, die was auf ihren Ruf hält (ist ja oft lebensnotwendig) bzw. ihre Famile wird alles dafür tun, dass gar keine Zweifel aufkommen können. Die meisten Frauen leben ja völlig kontrolliert von der Familie und den Nachbarn, meistens in einem Haus in dem mehrere Wohnungen mit mehreren Generationen der Familie wohnen. Ich würde mal sagen: Da geht nix. Ausser mehrere Familienmitglieder helfen zusammen. Das dürfte der absolute Ausnahmefall sein. Ich habe allerdings auch sowas wie "Frauen-WGs" gesehen. Aber diese Frauen haben dann auch den entsprechenden Ruf.
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Re: Wie alles anfing ...

Beitrag von karima66 » 13.08.2021, 18:11

Geht mir genauso, Toastie :)

gadi, ich kann ja nur von Tunesien reden, dort war es schon vor 20 Jahren nicht so streng, mag sein es ist heute wieder anders, also retour, aber damals ,klar wurde der Schein gewahrt nach außen, ja es gab auch Kontrolle, mal mehr mal weniger, ich hab ja nun im Einheimischen Viertel gewohnt und hatte auch junge Kolleginnen, sicher musste Frau aufpassen auf ihren Ruf, aber trotzdem gibt es so viele Möglichkeiten heimlich sich zu treffen.
Auch hatten WGs nicht unbedingt einen schlechten Ruf, meine Kolleginnen, alle ausgebildete Krankenschwestern, wohnten zu viert in einer WG, nicht in Tunis, da reichte es der Nachbarschaft, dass ab und zu mal ein Bruder der Mädels vorbeischaute.
Männerbesuch ansonsten hab’s da natürlich nicht, dafür gab es andere geheime Orte, du glaubst ja nicht wo man sich überall heimlich treffen kann….Not macht erfinderisch….und nicht alle jungen Frauen haben Sex mit ihren Jungs, knutschen reichte auch und Händchen halten, es gibt mehr Jungs dort als man denkt die auch ein Nein akzeptieren, das sind aber keine die im Tourismus arbeiten, das macht einen gewaltigen Unterschied.
Die ordentlichen Jungs wissen , wie wichtig für die Mädchen die Jungfäulichkeit ist , meine Kolleginnen hatten alle ihre Flirts, aber eben nicht mit Männern die im Hotel arbeiten.

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Re: Wie alles anfing ...

Beitrag von Mafa11 » 15.09.2021, 23:08

Die nächsten Jahre

Die Frau war nun also da und wir miteinander verheiratet. Über die kommenden Monate gibt’s nicht Besonderes zu berichten. Ich ging arbeiten und sie schmiss den Haushalt. Klassische Hausfrauenehe eben. Schwierig wurde es, als sie mittels eines Familiennachzugs ihr Kind nach Deutschland holte. Dieses Kind hat mich komplett abgelehnt. Ich schrieb das dem Alter zu (Pubertät), wie das so eben ist, wenn man sich Probleme schön denkt. Im Grunde hat dieses Kind mir aber gezeigt, dass ich nur ein Bankautomat und Aufenthaltstitelbeschaffer bin, der keinerlei Respekt oder sonstwas verdient hat. So ähnlich verhielt sich mir gegenüber, übrigens als einzige aus ihrem gesamten Umkreis, auch ihre beste Freundin. Ich dachte mir, die mag mich halt nicht. Falsch gedacht. Die hat mir einfach meinen Stellenwert nonverbal mitgeteilt. Aber ich habe das damals nicht verstanden.

Ansonsten stand ganz deutlich ein Kinderwunsch ihrerseits im Raum. Da ich kinderlos war und ebenfalls eine Familie wollte, hatte ich nichts dagegen und so wurde nicht verhütet. Weitere Monate vergingen mehr oder weniger ereignislos. Es war einfach eine Ehe mit Aufs und Abs und Bezness kein Thema für mich. Ca. zwei Jahre nach ihrer Einreise wurde sie dann schwanger. Da tat sich dann etwas mit ihr. Sie wurde irgendwie ruhiger und ausgeglichener, je mehr, je mehr der Bauch wuchs. Da ich keinerlei Erfahrung mit einer schwangeren Partnerin hatte, habe ich das einfach der Schwangerschaft zugeschrieben. Das da etwas ganz anderes im Hintergrund war, ahnte ich nicht, nämlich für sie der näher rückende endgültig dauerhafte Aufenthaltstitel. Ich hingegen freute mich einfach darauf, Vater zu werden. Sie freute sich auch, aber auf etwas anderes. Schon bitter, so im Nachhinein. Schließlich war es soweit, das Kind kam auf die Welt und wir waren eine Familie, zumindest in meinen Augen.

Dann kam 6 Wochen später der Sonntag Morgen, den ich nie in meinem Leben vergessen werde. Sie war im Schlafzimmer mit dem Kind. Plötzlich rief sie nach mir. Ich solle kommen. Also ging ich ins Schlafzimmer. Das Kind lag in seinem Beistellbett und schlief. Sie saß auf dem Bett. Da schaute sie mich plötzlich mit einem noch nie dagewesenen, hasserfüllten Blick an und sagte, dass es aus ist, dass sie mich nicht mehr liebe, die Ehe vorbei sei. Sie machte ein riesen Theater. Eine völlig andere Frau kam da plötzlich zum Vorschein. Jemand den ich noch nie gesehen hatte. So viel Hass, soviel Ablehnung und Wut. Eine Hasstirade nach der anderen. Plötzlich wurde sie ganz ruhig, sagte eine Weile nichts. Dann schaute sie das Kind an und sagte völlig ruhig: Jetzt habe ich meinen Aufenthaltstitel.... Ich war völlig vor den Kopf geschlagen und schockiert angesichts dieses ganzen Dramas aus heiterem Himmel, und auch angesichts dieser Aussage. Ich sagte nichts dazu und ging einfach aus dem Schlafzimmer und setzte mich im Wohnzimmer aufs Sofa. Später ging ich, noch immer total neben mir stehend, spazieren.

Ich bekomme heute noch wenn ich das schreibe eine Gänsehaut und mir läuft es eiskalt den Rücken runter. Das war wie in einem Horrorfilm, bei dem ein freundlicher Mensch von einem Dämon besessen ist, der völlig unerwartet urplötzlich zum Vorschein kommt.

Von dem Tag war ich mit einer anderen Person verheiratet. Mein Leben bestand nur noch aus Hass, Vorwürfen, Aggressionen, Beleidigungen und Demütigungen.

Der nächste Teil beschäftig sich mit den dann folgenden 5 Jahren.

Cimmone
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Re: Wie alles anfing ...

Beitrag von Cimmone » 15.09.2021, 23:38

Mafa11 hat geschrieben:
15.09.2021, 23:08
Da schaute sie mich plötzlich mit einem noch nie dagewesenen, hasserfüllten Blick an und sagte, dass es aus ist, dass sie mich nicht mehr liebe, die Ehe vorbei sei. Sie machte ein riesen Theater. Eine völlig andere Frau kam da plötzlich zum Vorschein. Jemand den ich noch nie gesehen hatte. So viel Hass, soviel Ablehnung und Wut. Eine Hasstirade nach der anderen. Plötzlich wurde sie ganz ruhig, sagte eine Weile nichts. Dann schaute sie das Kind an und sagte völlig ruhig: Jetzt habe ich meinen Aufenthaltstitel....
Mir wird hier kalt, nur vom Lesen. Ach Mafa, in dieser Situation, ein Säugling nach zwei Jahren - da wähnt man sich doch in einer Situation, die an "als Familie zusammen wachsen" denken lässt. Und dann das. Du hast mein Mitgefühl.
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Nilka
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Re: Wie alles anfing ...

Beitrag von Nilka » 16.09.2021, 08:19

Einfach gruselig, Mafa!
Ich kann mir vorstellen wie hart das Aufwachen für dich war und wie schwer dir sich wieder zu berappeln, gefallen sein muss.
LG ♥ Nilka

Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt. Thomas Mann

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Re: Wie alles anfing ...

Beitrag von Mafa11 » 16.09.2021, 08:52

Cimmone hat geschrieben:
15.09.2021, 23:38
Du hast mein Mitgefühl.
Danke.

Das ist ja auch einfach unglaublich. Ich konnte mir das nicht vorstellen, dass jemand dazu in der Lage ist. Wenn man, wie ich, in "normalen" Verhältnissen aufgwachsen ist, kann man sich das einfach nicht vorstellen, dass jemand dazu in der Lage ist, fast 4 (!!) Jahre die tolle Freundin und Ehefrau zu spielen und auch noch ein Kind in die Welt zu setzen, nur um an einen Aufenthaltstitel zu kommen. Ein Kind, um dass sie sich übrigens nie gekümmert hat. Das Einzige was sie gemacht hat war, das Kind zu füttern und zu wickeln. Das ist wirklich alles. Kein Spazieren Gehen, Spielen, Singen, Vorlesen, auf den Spielplatz Gehen etc. pp. Nichts ! Aus ihrer Sicht wahrscheinlich auch stimmig. Wozu das alles auch, wo das Kind doch eh nur Mittel zum Zweck ist ?

So richtig verstanden habe ich das auch erst, als ich 4 Jahre später eine KZ Gedenkstätte besucht habe. Dort saß ich dann irgendwann da und habe das alles auf mich wirken lassen. Und da sickerte die Erkenntnis ganz tief in mein Bewusstein, dass Menschen zu ALLEM (!!) wirklich und absolut zu allem fähig sind. Es gibt kein Limit. Nein, das gibt es wirklich nicht. Wenn Menschen dazu fähig sind, sind sie selbstredend auch zu im Vergleich völlig harmlosen Dingen fähig. Dass heißt, natürlich gibts Frauen und Männer, die dazu fähig sind, jahrelang dieses miese Spiel zu spielen. Natürlich gibts Frauen, die ein Kind bekommen, nur um an einen Aufenthaltstitel zu gelangen. In ihrem Fall war das dann zB so, dass sie, als die Verlängerung anstand, nicht wie bisher einen neuen, auf ein Jahr beschränkten Aufenthaltstitel bekam, sondern gleich eine Niederlassungserlaubnis für 5 Jahre. Und die Verlängerung dieses Titels ist, wie ich dann noch lernen sollte, eher eine Formsache. So wie wenn man einen neuen Pass beantragt und auch erhält.

Um dann doch noch eines klar zu stellen: Ich mache keinen Nazivergleich. Es wäre ja auch völlig absurd, diese Untaten mit Bezness zu vergleichen. An dem schrecklichen Ort ist mir nur etwas bewusst geworden. So ähnlich wie damals vor vielen Jahren, als ich auf einer Intensivstation lag. Dass man sterben muss, weiß jeder. Aber dort ist mir das so bewusst geworden, dass diese Erkenntnis Teil meines Lebens geworden ist und ich seitdem viel intensiver lebe. Auf Deutsch gesagt, es gibt einen Unterschied zwischen Wissen und sich etwas bewusst zu sein.

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Re: Wie alles anfing ...

Beitrag von karima66 » 16.09.2021, 11:49

Man kann sich vieles erst vorstellen wenn man es selbst erlebt hat und wozu Menschen fähig sind auch das für uns unvorstellbar.
Trotzdem wird nicht Jeder unter bestimmten Umständen, Armut, Krieg usw. zum Monster und immer hat man einen kurzen Moment wo man wählen kann.....besonders grausam finde ich da wenn sowas lange geplant ist, also Vorsatz, in akuten Situationen sponatn noch mal anders.
Mir kam auch ne Gänsehaut beim Lesen wenn ich mir den Moment vorstelle den du erlebtest, krasser gehts ja kaum, so vom Glück, Zufriedenheit ins tiefste Loch zu fallen, puh.....da hast du auch wenn es lange her ist mein ganzes Mitgefühl.
Nach solchem Erlebnis, dann noch dem folgenden Verhalten, je wieder Vertrauen aufzubauen verlangt eine Menge.
Dann kann ich jetzt auch deine Einstellung zur Ehe und den Gesetzen hier im anderen Thread besser nachvollziehen.
Wenn ich sowas lese, was manche Menschen so durchmachen, klar bin ich auch nicht ohne Blessuren davon gekommen und hab Narben auf der Seele/Herz oder wie auch immer, aber solchen Horror, nein zum Glück nicht obwohl auch wiederholt verheiratet, selbst die Scheidung vom Tunesier ging entspannt über die Bühne.
Erinnere mich grad nicht wie lange das bei dir alles her ist und wie aktuell, aber kann nur hoffen und wünschen dir gehts heute gut und das Schreiben ist nur noch Verarbeitung.

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Re: Wie alles anfing ...

Beitrag von gadi » 16.09.2021, 18:14

Mafa11 hat geschrieben:
16.09.2021, 08:52
So richtig verstanden habe ich das auch erst, als ich 4 Jahre später eine KZ Gedenkstätte besucht habe. Dort saß ich dann irgendwann da und habe das alles auf mich wirken lassen. Und da sickerte die Erkenntnis ganz tief in mein Bewusstein, dass Menschen zu ALLEM (!!) wirklich und absolut zu allem fähig sind. Es gibt kein Limit. Nein, das gibt es wirklich nicht. Wenn Menschen dazu fähig sind, sind sie selbstredend auch zu im Vergleich völlig harmlosen Dingen fähig. Dass heißt, natürlich gibts Frauen und Männer, die dazu fähig sind, jahrelang dieses miese Spiel zu spielen. Natürlich gibts Frauen, die ein Kind bekommen, nur um an einen Aufenthaltstitel zu gelangen. In ihrem Fall war das dann zB so, dass sie, als die Verlängerung anstand, nicht wie bisher einen neuen, auf ein Jahr beschränkten Aufenthaltstitel bekam, sondern gleich eine Niederlassungserlaubnis für 5 Jahre. Und die Verlängerung dieses Titels ist, wie ich dann noch lernen sollte, eher eine Formsache. So wie wenn man einen neuen Pass beantragt und auch erhält.
Mir tut es auch sehr leid, dass du das alles mitmachen musstets, Marfa. Und ja, erst in den letztenJahren begreife ich so richtig, dass sich die Menschheit nicht großartig ändert und nach wie vor zu "allem" fähig ist. Kultur, Höflichkeit, Bildung, Demokratie, Konventionen...alles nur eine dünne Schicht "obendrauf".
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Re: Wie alles anfing ...

Beitrag von Delphi69 » 16.09.2021, 22:39

Lieber Mafa11,

beim Lesen Deiner Beiträge bin ich immer wieder zutiefst erschüttert über das, was Du erleben musstest. Deine Schilderungen sind so real und schlimm. Die plötzliche Lieblosigkeit Deiner Frau Dir gegenüber, die Kälte gegenüber dem gemeinsamen Kind (Lebt dieses kleine, unschuldige Wesen bei Dir?), Dein schmerzhaftes Erwachen... Furchtbar!
Mafa11, ich wünsche Dir ganz viel Kraft und dass Du dieses Kapitel Deines Lebens gut verarbeiten kannst. Vielleicht hilft Dir das Schreiben hier.

Alles Gute,
Delphi69

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