Störung der Beziehung "danach"

Wie lebe ich heute. Was habe ich geändert. Wie habe ich Bezness verarbeitet. Der "Neuanfang".

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coralia
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Störung der Beziehung "danach"

Beitrag von coralia » 28.02.2013, 09:21

Hallo Ihr Lieben!

Ich war in der letzten Zeit im Forum weniger aktiv, meine Bezness-Erfahrung ist ja schon ein paar Jahre her, aber einige erinnern sich bestimmt noch an meine Geschichte.

In den letzten Monaten ist das Thema Bezness für mich persönlich immer mehr in den Hintergrund gerückt, allerdings kann ich auch heute (6 Jahre danach) noch nicht sagen, dass es mich völlig kalt lässt, was damals passiert ist. Auch heute frage ich mich noch gelegentlich, was da eigentlich mit mir und meinem Urteilsvermögen geschehen ist und warum ich bestimmte Sachen nicht gesehen habe. Manchmal träume ich von meinem Ex, das sind dann immer sehr unangenehme Träume, die mit meiner Unzulänglichkeit, meiner Dummheit oder meinem Versagen zu tun haben. Meistens hinterlässt das ein sehr unangenehmes Gefühl, das noch eine Weile anhält, wenn ich aufgewacht bin. Mein Ex-Mann meldet sich auch heute noch manchmal bei mir, zwar sehr selten, aber es kommt noch vor, zum Geburtstag oder einfach so. Mittlerweile ruft er nicht mehr an sondern schreibt E-Mails oder Nachrichten über soziale Netzwerke, die ich dann eben einfach nicht beantworte. Trotzdem ist das Thema immer noch irgendwie präsent, nicht mehr in der vorherrschenden Form wie noch vor einigen Jahren, aber dennoch irgendwie spürbar.

Worum es mir eigentlich geht, ist, dass meine jetztige Beziehung (ich bin seit 3 Jahren mit einem neuen Partner zusammen, seit 1,5 Jahren sind wir verheiratet) durch die Bezness-Erfahrung gestört wird. Mein Mann kennt die Geschichte, ich habe ihm davon erzählt, als wir einige Monate zusammen waren, was ziemlich schwierig war, weil ich mich immer so "klein" fühle, wenn ich jemandem davon erzähle, der die Situation nicht erlebt hat und mich nicht so gut kennt (damals kannte ich meinen Mann ja noch nicht so lange). Ich fühle mich immer, als müsste ich meinem Gesprächspartner dann beweisen, dass ich nicht so blöd und naiv bin, wie diese Geschichte vielleicht vermuten lässt. Dass es eigentlich ja ganz anders war. Dass das jedem hätte passieren können. Und so weiter, ihr kennt das bestimmt. Fakt ist ja nunmal, dass diese Geschichte MIR passiert ist und nicht irgendwem anders und so schwer es mir fällt, ich muss mir auch eingestehen, dass ich meinen Teil dazu beigetragen habe, indem ich mich habe blenden lassen und über Warnsignale hinweggeguckt habe. Das kratzt auch heute noch an meinem Selbstbewusstsein, obwohl es schon Jahre her ist.

Mein jetziger Mann ist eigentlich sehr verständnisvoll, was das Thema angeht, hat aber so langsam glaube ich die Nase voll davon. Letztens hat er mich gefragt, wie es eigentlich sein kann, dass mein Ex auch heute noch schreibt, obwohl ich nicht reagiere, das sei doch schon ziemlich ungewöhnlich und auch unwahrscheinlich, dass er nach sechs Jahren noch nicht verstanden hat, dass unsere Beziehung zu Ende ist. Ob es nicht vielleicht sein könnte, dass ich gelegentlich doch auf seine Nachrichten reagiere. Und ob ich mir eigentlich sicher bin, dass ich das Thema verarbeitet habe, wenn ich auch heute noch solche Träume habe, die mich belasten und wieder an den Ex denken lassen.

Ich kann verstehen, dass er so denkt, weiß aber nicht so recht, wie ich ihm klarmachen soll, dass mein Ex nicht Kontakt aufnimmt, weil er mich noch liebt (oder je geliebt hat), sondern weil er seit mittlerweile fünf Jahren in Nigeria festsitzt und keinen Weg zurück nach Europa gefunden hat und eben nichts anderes zu tun hat, als alte Kontakte zu aktivieren, für den Fall, dass sich da doch noch ein Türchen auftut.

Wie geht ihr in euren neuen Partnerschaften damit um?

Viele Grüße
coralia

Jakobs_Weg
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Re: Störung der Beziehung "danach"

Beitrag von Jakobs_Weg » 28.02.2013, 10:00

Hallo, liebe Coralia! :)

Ich freue mich sehr, wieder von dir zu lesen!

Es tut mir leid, dass der "Ex" noch immer in dein Leben einwirkt.
Ich denke, du hast sehr gut erkannt, was seine Beweggründe sind...

Kannst du nicht seine eMail-Adresse zu blockieren?
Ebenso in den sozialen Netzwerken?

Wenn von ihm keine Nachricht mehr zu dir durchdringen kann, wirst du eher zur Ruhe kommen.
Und auch dein Mann wird beruhigter sein, wenn der Ex dort bleibt, wo er ist - nämlich ex.

Wäre für dein Seelenheil eine Gesprächstherapie (od. ähnl.) überlegenswert?

Jedenfalls würnsche ich dir und deinen Mann alles Gute! :)

Der Frühling steht vor der Tür, die Tage werden wieder heller -
und damit wird auch wieder mehr Sonne in unseren Alltag kommen.
LG, Jakobs_Weg

Nein, nicht alle Orientalen sind Beznesser!

coralia
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Re: Störung der Beziehung "danach"

Beitrag von coralia » 28.02.2013, 10:19

Hallo JakobsWeg, wie schön, dass du auch noch hier bist!

Ich habe seine Mail-Adresse mal vor einiger Zeit (ist glaube ich schon zwei Jahre her oder so) zu blockieren versucht, aber dann legt er sich kommentarlos eine andere zu. Er schreibt mir an meine geschäftliche Adresse, ich bin ja selbständig, er weiß, wie meine Firma heißt und findet dann eben auch die Kontaktdaten, die meine Kunden ja auch online sehen müssen. Er hat auch mehrere Facebook-Profile. Es ist jetzt nicht so, dass er mir ständig schreibt, so wie das noch vor einigen jahren war, die letzte Nachricht habe ich im Dezember zu meinem Geburtstag bekommen, davor glaube ich das ganze Jahr nur eine Nachricht. Das letzte Mal, dass wir überhaupt gesprochen haben, ist schon über zwei Jahre her, da hat er das letzte Mal angerufen und ich habe ihm noch einmal deutlich gesagt, dass das aufhören muss. Danach habe ich nicht mehr reagiert und er hat die Kontaktaufnahme auf Schreiben reduziert, sehr sporadisch aber eben doch immer mal wieder.

Ich finde es sehr schwierig, meinem Mann die Situation so zu erklären, dass er die Abläufe versteht. Das liegt wohl auch daran, dass ich das selbst noch immer nicht ganz verstehe. Ich weiß nicht genau, inwiefern ich das so "verarbeiten" kann, dass es tatsächlich keine Rolle mehr in meinem Leben oder meinen Gedanken oder Träumen spielt. Ich fürchte fast, dass das nicht möglich sein wird. Über eine Gesprächstherapie habe ich auch schon mal nachgedacht, aber dann denke ich wieder, ich sollte dem Ganzen nicht wieder so viel Raum geben sondern es weiter verblassen lassen.

Es ist nicht so, dass das ein ständiges oder dominantes Problem wäre, es taucht halt nur immer mal wieder auf und stört die Harmonie in meinem jetzigen Leben. Aktuell geht es eben um diese Albträume, letzte Woche habe ich wohl im Schlaf laut geredet und war aufgewühlt, da hat mein Mann mich geweckt und plötzlich war das Thema wieder da. Ich will nicht, dass er denkt, ich hätte mit meinem Ex noch nicht abgeschlossen. Es ist so schwer zu erklären, dass ich mit ihm als Mensch oder Ehepartner schon in dem Moment abgeschlossen hatte, als die Sache aufflog. Was mich aktuell noch bewegt, ist mein eigener Beitrag zu der Geschichte, nicht die Frage, was meinen Ex bewegt hat so zu handeln oder was er für mich empfunden hat (das hat mich am Anfang stark beschäftigt, ist aber heute irrelevant). Ich habe das Gefühl, mein Mann empfindet sowas wie Eifersucht, und ich frage mich, wie ich ihm dieses Gefühl nehmen kann.

coralia

Jakobs_Weg
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Re: Störung der Beziehung "danach"

Beitrag von Jakobs_Weg » 28.02.2013, 11:09

Liebe Coralia,

du hast in gewisser Weise ein Trauma erlitten, zwar nicht durch körperliche Gewalt, aber ein seelisches. Du bist sehr getäuscht worden, seither hängst du (zumindest zeitweise) in der Ent-Täuschungs-Phase.

Ich glaube, da würde dir jemand fachlich ausgebildeter sehr gut weiterhelfen können. Dabei spielt auch Sympathie zwischen Klient und Therapeuten eine maßgebliche Rolle (und sie wissen das), also könntest du wechseln, falls du mit einer/einem Therapeuten "nicht könntest".

Eventuell könnten dir (anschließend?) auch (gemeinsam mit deinem Mann) ein, zwei Stunden Paartherapie empfohlen werden (?). Denn das dein Mann auch leidet, kann ich gut nachempfinden. Nicht vom Verstand her wird er zweifeln, sondern seine Gefühle verletzt es.

Nicht, dass du denkst, ich möchte die Psychotherapie bewerben. *hihi* Doch dass dieser "Ex" nach so vielen Jahren noch immer so präsent (bzw. das Leid, das er durch seine Lügen verursacht hat) ist, wenn er 1-2 x jährlich auftaucht (Träume, eMails), das darf nicht sein.

Ignorieren und "weg wünschen" funktionierte wohl nicht. Also könnte die Methode des "Ausschleichens" (ich denke, so wird das genannt, wenn z.B. Medikamente - unter ärztlicher Aufsicht - abgesetzt werden sollen) eher erfolgreich sein.

Was das Blockieren der eMails betrifft - vielleicht weiß hier jemand Tipps, wie z.B., ob es auch möglich ist, gewisse Worte (wie z.B. seinen Namen) aus dem Text (nicht bloß aus dem Betreff) heraus zu filtern und damit zu blockieren?
LG, Jakobs_Weg

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Efendi II
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Re: Störung der Beziehung "danach"

Beitrag von Efendi II » 28.02.2013, 11:27

Jakobs_Weg hat geschrieben:Was das Blockieren der eMails betrifft - vielleicht weiß hier jemand Tipps, wie z.B., ob es auch möglich ist, gewisse Worte (wie z.B. seinen Namen) aus dem Text (nicht bloß aus dem Betreff) heraus zu filtern und damit zu blockieren?
Man kann E-Mails auch ungelesen löschen.
So mache ich das bei 98% der bei mir eintreffenden Nachrichten,
wenn mir deren Absender nicht bekannt oder nicht genehm ist.
Toleranz ist die letzte Tugend einer untergehenden Gesellschaft.
- Aristoteles -

coralia
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Re: Störung der Beziehung "danach"

Beitrag von coralia » 28.02.2013, 11:48

E-Mails von unbekannten Absendern nicht zu öffnen, kommt bei mir nicht in Frage, ich bekomme täglich Dutzende Emails (manchmal bis zu 100 pro Tag, je nach Auftragslage) von Kunden oder potenziellen Kunden, die über meine Website oder direkt an mich Anfragen aus dem In- und Ausland schicken, wenn ich alles löschen würde, was ich nicht kenne oder nicht direkt zuordnen kann, würden mir Aufträge entgehen, das ist als selbständige Geschäftsfrau nicht drin.

Wenn ich am Betreff oder der Adresse erkenne, dass es von ihm kommt, kann ich die Nachricht löschen, das ist nicht das Problem. Der Inhalt seiner Nachrichten ist für mich weniger relevant, das ist ja sowieso nur hohles Gequatsche. Ich denke, auch wenn er sich irgendwann gar nicht mehr, auch nicht mehr so sporadisch, meldet, wird das Thema trotzdem noch gelegentlich bei mir hochkommen. Es ist mehr ein Problem in mir selbst, das von äußeren Einflüssen, wie solchen Nachrichten, nicht direkt abhängt. Klar, solche Mails lösen eine Präsenz im Kopf aus, aber zum Beispiel diese Träume habe ich auch manchmal ohne konkreten Anlass. Manchmal fragt mich auch eine Freundin: "Sag mal, hast du eigentlich je wieder was von deinem Ex gehört, das war ja echt eine krasse Geschichte damals..." oder sowas in der Art, das Thema kommt also immer wieder mal auf, manchmal von außen, aber eben manchmal auch aus mir selbst, weil ich von selbst an das denke, was damals passiert ist oder weil ich hier im Forum was lese, was mich an meine Geschichte erinnert, oder weil ich eine Talkshow sehe, wie vor einigen Wochen im SWR, wo Bezness das Thema ist.

grüße
coralia

Canim
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Re: Störung der Beziehung "danach"

Beitrag von Canim » 28.02.2013, 16:31

Liebe Coralia,
schön mal wieder von dir zu lesen. Mir geht das nach fast 16 Jahren auch noch so, dass plötzlich Gedanken aufkommen, sei es durch Fernsehberichte oder weil mal jemand nachfragt oder meine Tochter irgendeine Bewegung macht, die mich erinnert. Ich verbanne es dann ganz schnell wieder in die letzte Schublade im Hirn und gut ist. Es kommt als Erinnerung hoch, aber es belastet nicht, weder in Träumen noch sonst. Es gehört eben hin und wieder dazu.
Das scheint bei dir doch nicht so der Fall zu sein. Unbewußt scheinst du wirklich noch damit beschäftigt zu sein, wenn du sogar hin und wieder davon träumst. Vielleicht hilft dir hier wirklich eine Gesprächstherapie. Ein Versuch schadet doch nicht.
Deinem Mann einen lieben Gruß. Es ist sicher , wie du auch schon anmerkst, Männern unser damaliges Verhalten klar zu machen, ist schon schwierig genug, und dass wir durch diese Vorkommnisse tatsächlich vielleicht auch über einen längeren Zeitraum traumatisiert sind, ist sicher auch schwer klar zu machen. Vielleicht hilft die Therapie, die Träume in den Griff zu bekommen. Und wenn du noch emails etc. bekommst, würde ich das meinem Mann gar nicht erzählen, wenn er damit doch irgendwo ein Problem hat.
Ich wünsche dir bzw. euch, dass ihr das in den Griff bekommt.

Das ist mal wieder ein sehr lehrreiches Beispiel, über wieviele Jahre selbst nach Beendigung einer bezness-Beziehung sich diese immer noch in einem herumtreibt. Damit haben wir sicher alle mehr oder weniger zu tun.

Liebe Grüße
Canim
Gemeinsam sind wir stark!

coralia
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Re: Störung der Beziehung "danach"

Beitrag von coralia » 28.02.2013, 16:44

Hallo Canim,

schön wieder von dir zu lesen!

Der Gedanke, meinem Mann nicht zu erzählen, falls noch irgendwas kommt, ist mir auch schon gekommen. Zumal es ja auch an Bedeutung gewinnt, wenn ich es erzähle. Dass ich davon träume oder manchmal auch davon rede, kriegt er ja sowieso mit. Ich muss immer wieder erkennen, dass ich mich selbst überschätzt habe, als ich mich auf die Beziehung zu meinem Ex eingelassen hab. Ich habe immer gedacht, ich sichere mich so gut es geht ab, ich achte darauf, dass wir keine gemeinsamen Konten haben, ich sorge für einen Ehevertrag und wenn die Beziehung nicht funktioniert, trenne ich mich, so wie es bei vorherigen Beziehungen auch war. Aber es war dann eben doch nicht wie bei vorherigen Beziehungen. Die Wunden, die im Moment immer wieder mal aufgehen, haben einen ganz anderen Charakter und betreffen viel mehr das eigene Selbstwertgefühl. Ich glaube, darüber habe ich mir zu wenig Gedanken gemacht oder es falsch eingeschätzt.

Mal schauen, vielleicht wäre eine Gesprächstherapie doch nicht so schlecht.

Ich denke, wenn ich wie du ein Kind hätte, würde es mir noch schwerer fallen, das Ganze hinter mir zu lassen. Mir hat deine Haltung zu dem Thema schon immer gefallen, ich finde es gut, wie du damit umgehst.

viele grüße
coralia

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Re: Störung der Beziehung "danach"

Beitrag von coralia » 28.02.2013, 18:45

Danke für eure netten Antworten :-)

Der Grund, warum ich zögere, eine Therapie zu machen, ist der, dass ich denke, dass es mir eigentlich sehr gut gelungen ist, mich mit der Geschichte so wie sie gelaufen ist abzufinden und auch meine eigene Rolle zu akzeptieren. Es ist nicht so, dass es ein akutes, drängendes Thema ist, das mich davon abhält, meine neue Beziehung zu genießen oder meinen Alltag zu leben. Eigentlich bin ich froh, weil ich es geschafft habe, die Sache zu überwinden, weil ich nicht mehr traurig oder wütend bin, wenn ich an meinen Ex denke, diese Trauer und vor allem auch die Wut haben mir anfangs echt manchmal die Luft zum Atmen genommen, so kam es mir manchmal vor. Ich habe total viel geschafft, das Thema ist in meinem Kopf ganz weit nach hinten gerutscht und das auch schon seit einiger Zeit, sonst hätte ich auch nicht wieder eine neue Beziehung angefangen und schon gar nicht geheiratet. Aber es gibt eben diese Momente, in denen es wieder aufblitzt und quasi im Hinterkopf anklopft, besser kann ich es nicht erklären.

Die Frage ist, soll ich eine Therapie machen, in der ich alles noch einmal aufrolle, so dass es zumindest vorübergehend noch präsenter wird und mit welchem Ziel sollte ich eine solche Therapie machen? Dass ich mir verzeihe, dass ich mir was vorgemacht hab? Ich glaube das wird schwer möglich sein. Im Grunde denke ich, es geht darum, zu akzeptieren, was passiert ist und nicht mit mir zu hadern. Auch das gelingt mir heute gut. Es gab Zeiten, da konnte ich mich kaum im Spiegel anschauen, weil ich mich vor mir selbst geschämt hab, das liegt weit hinter mir. Und ehrlich gesagt bin ich stolz darauf, dass ich mich mit Hilfe von Familie und Freunden aus dem Loch gezogen habe, in dem ich gesteckt habe.

Meine aktuelle Sorge ist eher die, dass ich nicht will, dass mein Mann falsche Schlüsse zieht aus diesem "Anklopfen in meinem Hinterkopf". Vielleicht übertreibe ich diese Sorge auch gerade ein bisschen, weil es eben letzte Woche Thema war.

Grüße
Coralia

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Re: Störung der Beziehung "danach"

Beitrag von coralia » 28.02.2013, 19:01

Claraq, es ist nicht so, dass mein Mann mir nicht glaubt, ich denke, es ist für ihn schwierig zu begreifen, was den Beznesser antreibt. Er fragt sich einfach, wieso jemand, der mehrere Jahre keine Antwort bekommt, immer wieder schreibt und Geburtstagsgrüße schickt, er fragt sich, ob mein Ex keinen Stolz hat und ob es da irgendein Zeichen von meiner Seite gegegben hat. Ich denke, für ihn einfach schwer nachzuvollziehen, wie jemand sich so erniedrigen kann. Ich habe ihm versucht, das Ganze als geschäftliche Beziehung zu beschreiben. Wenn ein Kunde abspringt, frage ichauch ein paar Mal nach oder unterbreite ihm neue Angebote, gùnstigere Preise, schnellere Lieferzeiten, Rabatte usw. in der Hoffnung, dass er sich vielleicht doch wieder für mich entscheidet. Das hat nichts mit Stolz zu tun sondern mit dem Wunsch, im Geschäft zu bleiben, ganz emotionslos. Ich glaube, das ist für meinen Mann, der mit Bezness nie zu tun hatte, schwer vorstellbar.

Ich kann ihn da schon verstehen.

Coralia

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Re: Störung der Beziehung "danach"

Beitrag von coralia » 01.03.2013, 10:29

Für dich ist das alles klar, Blume, du beschäftigst dich aber auch schon seit jahren mit dem thema und siehst Bezness als Straftat, den Beznesser als Täter, Deutschland als Tatort, die Frau als Opfer. Wenn man es so faktisch betrachtet, ist alles logisch und es besteht kein Grund für Zweifel. Es ist allerdings auch ein Unterschied, ob jemand sagt "ich glaube dir nicht, dass du nicht reagiert hast" oder ob jemand fragt " kann es vielleicht sein, dass du doch reagiert hast, mir kommt die situation einfach komisch vor", ich denke schon, dass die frage berechtigt ist nach so langer zeit.

Wie ist das denn bei den anderen von euch, die nach Bezness neue Beziehungen führen, hat jemand Lust, sich darüber auszutauschen?

Coralia

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Re: Störung der Beziehung "danach"

Beitrag von coralia » 01.03.2013, 11:07

Blume hat geschrieben:
Ich kenne weder Dich noch Deinen Mann persönlich, bin daher nur auf Dein geschriebenes Wort angewiesen .
Und daraus teile ich Dir meine Sicht der Dinge mit. :)
.
Genau deshalb schreiben wir ja hier, um uns gegenseitig unsere sicht der dinge mitzuteilen :wink:

Dir auch alles gute!

Nilopa
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Re: Störung der Beziehung "danach"

Beitrag von Nilopa » 01.03.2013, 12:14

Hallo Coralia,

Du hast geschrieben:
Und ob ich mir eigentlich sicher bin, dass ich das Thema verarbeitet habe, wenn ich auch heute noch solche Träume habe, die mich belasten und wieder an den Ex denken lassen.
Ich denke, mithilfe einer Therapeutin könntest Du versuchen herauszufinden,
ob das bei dieser Art von Vergangenheit "normal" ist oder was es,
möglicherweise unbewußt, mit Deiner aktuellen Beziehung zu tun hat. :?
...und mit welchem Ziel sollte ich eine solche Therapie machen?
Das Ziel wäre also der Friede, die Unbeschwertheit in der jetzigen Beziehung.

8) LG Nilopa
»Your rights matter because you never know when you're going to need them.« – Edward Snowden-

coralia
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Re: Störung der Beziehung "danach"

Beitrag von coralia » 01.03.2013, 12:52

Hi Nilopa,

Ja, da könnte vielleicht was dran sein.

Vielleicht könnte ein therapeut eine andere sichtweise aufzeigen. Mal sehen ausgeschlossen ist das für mich nicht.

Coralia

Canim
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Re: Störung der Beziehung "danach"

Beitrag von Canim » 01.03.2013, 13:34

Ich glaube hier braucht eher Coralias Mann Gesprächsbedarf, vielleicht mit einer neutralen Person, die ihm erklären kann, wie Beznesser ticken. Coralia ist schon immer gut mit ihrer Geschichte umgegangen. Der Fassungslose ist in diesem Fall ja ihr Mann, der nicht nachvollziehen kann, was ihren Ex antreibt. vielleicht hilft es ihm, wenn du ihm unsere mails dazu zeigst.

Da ist so vieles, was Beznesser im Kopf herumgeht, gekränkte Eitelkeit, die Frau hat mich gecancelt, wenn ich nur lange genug nachhake, wird sie wieder weich (klappt ja leider auch immer wieder), Geschäftsbeziehung ist auch ein gutes Stichwort, Beznesser sind unheimlich darauf erpicht, sehr viele Ansprechpartner im gelobten Europa zu haben, irgendeiner kann ja irgendwann irgendwie von Nutzen sein. Die türkischen Beznesser lieben es, jedwede Visitenkarte einzuheimsen, die sie kriegen können, das ist teilweise ein richtiger Sport und ja, es ist tatsächlich so, dass Beznesser sich oft jahrelang nicht melden und dann auf einmal hört man wieder von ihnen. Das ist z. B. auch in der türk. Kultur keine Seltenheit, dass Menschen sich dort lange Jahre nicht sehen und dann einfach an ihre letzte Begegnung anknüpfen, als wäre die erst einen Monat her.
Ich habe einen türkischen guten Bekannten, von dem höre ich monatelang nichts, dann dreimal die Woche, dann wieder wochenlang nichts und er kann gar nicht verstehen, dass man "Freundschaften" hier in Europa irgendwie auch pflegt. Aus den Augen, eine Zeitlang aus dem Sinn und wenn sie/er/es ihnen wieder in den Sinn kommen, dann melden die sich. Für uns meist unvorstellbar, dort durchaus normal.

Außerdem haben sie nur wenig Unrechtsbewußtsein, da ist dein Ex, liebe Coralia, sicher genauso wie die meisten anderen Beznesser. Mein Ex hat bis heute nicht eingesehen, was er falsch gemacht hat, warum es nicht geklappt hat, und dass er mich schändlich belogen und betrogen und abgezockt hat, hatte ja nichts mit mir als Frau und Mutter seines Kindes zu tun. Das mußte eben damals so sein.

Vielleicht hilft diese Erklärung deinem Mann ein wenig.

LG
Canim
Gemeinsam sind wir stark!

Elisa
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Re: Störung der Beziehung "danach"

Beitrag von Elisa » 01.03.2013, 13:41

Liebe Coralia, ich habe absichtlich nur Deinen ersten Beitrag gelesen, damit mich die Antworten nicht beeinflussen.

Jedes Trauma, das wir erleben, verfolgt uns, bis wir es verarbeitet haben.

Und jemand, der es nicht erlebt hat, kann es auch nicht 100 % nachvollziehen. Wenn ein Kind stirbt, kann nur jemand wirklich verstehen, dem das auch passiert ist. Nur als Beispiel.

Dein Mann kann es also nicht wirklich verstehen. Und ihm geht es vielleicht auf die Nerven oder er glaubt, dass Du noch Gefühle hast.

Erst wenn Du nichts mehr empfindest, auch nicht die Scham etc. ist es vorbei. Und das muss Dein Ziel sein. Rede mit einer guten Freundin, wenn Du das Bedürfnis hast, aber ein Partner ist dafür nicht der Ansprechpartner, weil es ja auch verletzt.

Versuche einfach dahin zu kommen, dass dieses Beznesserlebnis eine abgeschlossene Akte ist. Ist es ja auch. Wenn Du Dir ein Bein brichst, der Bruch verheilt ist, ist es auch vorbei, da bleibt vielleicht die Angst zurück in der Situation, in der Du Dir das Bein gebrochen hast, aber nicht mehr. Versuche es so zu erleben. Dein Kopf muss Dich an diesen Punkt leiten.

Im übrigen, die Narben werden immer bleiben, damit musst Du leben, aber die Narben sind kein Grund für neue Wunden.

Dir ganz liebe Grüsse

Elisa

coralia
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Re: Störung der Beziehung "danach"

Beitrag von coralia » 01.03.2013, 14:18

Canim und Elisa, wie schon so oft habe ich auch jetzt wieder das Gefühl, dass ihr versteht, worum es mir geht, schön zu wissen, dass das immer noch so ist, obwohl wir uns gar nicht kennen.

Zu Anfang meiner jetzigen Beziehung wollte ich eigentlich gar icht über meinen Ex sprechen, da habe ich einfach nur gesagt, ich war schonmal verheiratet, hat aber nicht funktioniert, jetzt bin ich geschieden. Darauf sagte mein Mann damals "da haben wir was gemeinsam, meine Ehe ist auch in die Brüche gegangen". Irgendwann hab ich ihm dann details erzählt und es war für mich auch okay, dass er das erfährt. Aber es ist schon so, wie du sagst, Elisa, wenn heute irgendwas in mir hochkommt, möchte ich das eigentlich nicht mit meinem Mann besprechen, was letzte Woche schwierig war nach diesem blöden traum. Eigentlich schnappe ich mir meine Schwester, wenn ich Redebedarf habe, ich glaube,das ist auch besser.

Ich möchte nicht, dass er sich unnötig gedanken macht,schon gar nicht in richtung eifersucht, das hat er absolut nicht nötig. Mein Ex kann ihm in keinem Lebensbereich auch nur annähernd das Wasser reichen.

Canim, wie lange bist du eigentlich schon mit deinem jetzigen Partner zusammen? Redest du heute noch mit ihm über deinen Ex oder ist das gar kein Thema mehr?

Coralia

Nilopa
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Re: Störung der Beziehung "danach"

Beitrag von Nilopa » 01.03.2013, 15:10

Ich habe ihm versucht, das Ganze als geschäftliche Beziehung zu beschreiben. Wenn ein Kunde abspringt, frage ich auch ein paar Mal nach oder unterbreite ihm neue Angebote, gùnstigere Preise, schnellere Lieferzeiten, Rabatte usw. in der Hoffnung, dass er sich vielleicht doch wieder für mich entscheidet.
Eine normale geschäftliche Beziehung ist aber etwas anderes als ein Betrugs(versuch)! :roll:

Coralia, was würdest Du denn machen, wenn ein Betrüger geschäftlich versuchen würde, Dich erneut zu kontaktieren? :evil:
...oder gibt es in Deiner Branche nur "weisse Westen"? :wink:
8) LG Nilopa
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coralia
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Re: Störung der Beziehung "danach"

Beitrag von coralia » 01.03.2013, 15:19

Nilopa, für mich war es ja keine geschäftliche Beziehung, das trifft ja nur auf meinen Ex zu. ICH würde mich weder privat noch geshäftlich mit Betrügern abgeben.

Du musst das aus Sicht des Beznessers sehen. Ich bin sein Kunde, mit dem er Geschäfte machen will, von denen er profitiert. Ich bin ihm abgesprungen, indem ich ihn verlassen habe. Es droht ihm die Insolvenz, sein Geschäft steht vor der Pleite. Was tun? Versuchen, den Kunden dazu zu bringen, es sich anders zu überlegen und zurück zu kommen. Genau wie mein handyanbieter, wenn ich aus meinem Vertrag raus will. Der ist sich auch nicht zu schade oder zu stolz, mich noch zig mal anzurufen und mir kostenlose sms oder sonstige tolle leistungen anzubieten.

Der einzige Unterschied zu einer echten Geschäftsbeziehung ist der, dass bei Bezness nur einer der Beteiligten weiß, dass es um ein Geschäft geht.

Coralia
Zuletzt geändert von coralia am 01.03.2013, 15:20, insgesamt 1-mal geändert.

Riguang

Re: Störung der Beziehung "danach"

Beitrag von Riguang » 02.03.2013, 01:38

Hallo, liebe Coralia!
Schön, wieder von Dir zu hören, ich habe immer mal wieder an Dich und Deine "Geschichte" gedacht.

- Du hast die Geschichte mit dem Ex offiziel zwar konsequent und richtig verarbeitet, d.h. Du hast Dich scheiden lassen, und ihm keinen Raum mehr in Deinem Leben gegeben - aber, wie Du schreibst, hat die Täuschung an Deinem Selbstbewusstsein und Deinem Bild von Dir selbst gekratzt.
coralia hat geschrieben: Ich fühle mich immer, als müsste ich meinem Gesprächspartner dann beweisen, dass ich nicht so blöd und naiv bin, wie diese Geschichte vielleicht vermuten lässt. Dass es eigentlich ja ganz anders war. Dass das jedem hätte passieren können.
Ich glaube, das ist einer der Knackpunkte. Liebe Coralia, es ist egal, ob Du nun stark oder schwach warst, ob Du eine naive oder wachsame Frau warst, Fakt ist, er hat es geschafft, Dich zu täuschen, und ich glaube das ist das, was Du zulassen solltest, das Gefühl, daß man manchmal auf einige Dinge ganz einfach keinen Einfluss hat. Dein Satz "das hätte jedem passieren können" drückt es aus. Und ich weiß genau, daß Du das auch weisst, daß Du letztendlich alles Richtig gemacht hast, aber dennoch kommt man sich dann so klein und hilflos vor, und unbewusst sucht man dann die Schuld bei sich selbst. Bitte, tue es Dir nicht an.
Alles Richtig bedeutet, daß Du nicht naiv warst, Du hast ihn geprüft, Du hast ihn nicht finanziert, etc, etc.. Du bist nicht, wie so manche hier, blauäugig in eine Beziehung gestürzt und warst abgesichert....Und trotzdem ist es passiert.
Du bist eine starke, sehr intelligente Frau, und dennoch hast Du Dich von Deinem damaligen Mann täuschen lassen - das ist aber keine Schwäche, das ist das Leben! Es hätte genauso gut irgendein deutscher Heiratsschwindler gewesen sein können....

- Dein Mann ist verunsichert. Es hat mit seiner Unkenntnis der Beznessproblematik zu tun.
Ich selbst war und bin nicht von Bezness betroffen, und manchmal bin ich hin und her gerissen, wenn ich, oberflächlich betrachtet, hier einige Geschichten lese, dann bin ich auch manchmal geneigt zu sagen, Mensch, die ist doch selber schuld, wie kann man so blind und naiv sein. Aber je näher ich das Thema betrachte und je mehr man die Gesamtumstände sieht und verinnerlicht, desto meht sieht man die Manipulation und das Geschäftsgebaren des "Bezness" dahinter.
Du hast Deinen Mann sicher aufgeklärt, und ihn über Bezness informiert, dennoch kann er es sich sicher nicht in solchen Ausmassen vorstellen und in all den Feinheiten.
Frage ihn doch mal, wie es wäre, wenn Du aus einem Land kommen würdest, z.Bsp. Cuba, in dem eine AE in Deutschland das A und O für Dich und Deine Zukunft wäre, und er Dich trotzdem heiraten würde weil er Dich so liebt wie Du bist, weil er Dich als den Menschen schätzt, den er kennengelernt hat, weil er Dir einen Vertrauensvorschuss geben würde (was auch in jeder Beziehung ohne AE-Hintergrund Grundlage ist). Wie würde er sich fühlen, wenn er feststellt, nur benutzt worden zu sein?
Ist Dein Mann Deutscher der nur mit Deutschen zu tun hat, oder hat er / habt Ihr auch internationalen Freundeskreis?
Falls ja, dann gibt es sicher auch in Eurem erweiterten Freundes oder Bekanntenkreis Fälle, wo man Bezness vermuten könnte. Redet auch darüber, damit er weiß, daß Bezness jederzeit und überall stattfinden kann.

Und wenn er so arg misstrauisch ist, würde ich ihm auch nicht mehr über die Kontaktaufnahmen Deines Ex erzählen. E-Mail registrieren und löschen, Ende.

Therapie? Ganz ehrlich? Völlig überflüssig bei Dir!
Eine Therapie sollten Menschen machen, die nicht wirklich wissen, was ihr Problem ist und die da die Impulse und Antworten finden.
Du weisst ganz genau, wer Du bist und was Dein Problem ist. Du bist ein Mensch der reflektiert und sich den Dingen stellt (so weit mein Eindruck von Dir hier im Forum). Aber das musst Du für Dich selbst abklären.

ich wünsche Dir vom Herzen alles Liebe,
Riguang

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