... späte Erkenntnis ... nach etwa 10 Jahren ...

Austausch über gemachte Bezness-Erfahrungen in diesem Land

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charlotte_
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Re: ... späte Erkenntnis ... nach etwa 10 Jahren ...

Beitrag von charlotte_ » 30.06.2010, 22:21

Guten Abend Canim,
und alle anderen,
Canim hat geschrieben:Meine Beznessgeschichte liegt mehr als 12 Jahre zurück, da gab's noch keine Handy's bzw. man konnte sie sich noch nicht leisten. Ich habe monatelang Abend für Abend das Haus kaum verlassen, ich könnte ja einen seiner Anrufe verpassen.
@Canim, das ist grausam, das kann ich nachempfinden.
Der Zustand ist für jemand, der soetwas nicht erlebt hat, nicht zu verstehen. Wie Du es geschafft hast, am nächsten Morgen Dein Tagwerk zu beginnen- verlangt höchsten Respekt ab.
Man ist gefangen in diesem Kreis aus Selbstverleugnung, Selbstaufgabe


Stimmt!
und es erstaunt mich noch heute, wie ich mich derart manipulieren lassen konnte, dass ich fast mein komplettes Selbst aufgegeben habe. Auch ich mußte erst ganz unten sein, gedemütigt, bedroht, verletzt, bis ich endlich den Mut fand, mich zu lösen.
Genau so wirkt eine Sucht - und ich bin sicher, auszusteigen aus diesem elenden Kreislauf - ist ungemein schwerer gewesen- als jeden Abend auf einen Anruf zu warten. Der Mut ist der erste Schritt der Selbstbesinnung, denke ich - was danach gefordert ist- sind Kraft und das Vermögen durchzuhalten. Aufstehen ist relativ leicht, stehenbleiben macht es schwierig.
Ich lese es hier oft: Die Erkenntnis, er ist ein Bezness, wird durchaus schnell gefunden (entspricht dem Aufstehen) - aber aber aber - das Bedürfnis, dies unbedingt überprüfen zu wollen, (also noch mal setzen) treibt dann erst richtig in das als aufgespannt erkannte- Netz.
Das läßt mich meine stark übergewichtige Schwester, die sich sicher auch selbst verleugnet, weil sie immer noch sagt, ihr geht es gut, ein wenig besser verstehen.
[/quote]

Das ist wunderbar!
Grüsse sie von mir bitte.

Herzlich
charlotte_
Das Leben schreibt seine Rechnungen und will sie bezahlt haben. Offenbar zahlt der Mensch, ohne sich bewusst zu machen, es ist seine Lebenszeit, die ihm aufgerechnet wird, und nimmt unbedacht in Kauf, sein Glück hergeben zu müssen. (ACR)

charlotte_
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Re: ... späte Erkenntnis ... nach etwa 10 Jahren ...

Beitrag von charlotte_ » 30.06.2010, 22:42

Hallo Janine,

JanineNi hat geschrieben: dass wir beachten sollten, dass in unserer Gesellschaft Suchtverhalten genau das ist, was der Name schon sagt: Die Sucht nach ....... meistens Liebe.
Ich würde es gern anders formulieren: In unserer Zeit aber auch schon früher war und ist Sucht eine Suche ............. nach .......... u.a. auch Liebe.

wir tarnen es mit Alk, Zigaretten, Essen, Tabletten.
Tarnen? ich weiss nicht, wir gleichen aus, ersetzen, füllen auf was mit dem Orginal nicht gefüllt ist- denke ich.
Im Grunde einsam und alleine ist es doch das Suchen nach etwas, was in Europa selten geworden ist: Dem Interesse am Andern
Das kann ich so nicht bestätigen, hiesse es doch im Umkehrschluss, dass die Interesse der Bezness in Tunesien und anderswo - an Europäerinnen - legitim ist.
In anderen Ländern geht das nicht so einfach.
Auch das kann ich so nicht bestätigen - es ist überall auf der Welt verbreitet.
Hier brauchen wir nur morgens wieder an der Arbeit zu erscheinen, wenn auch ein bisschen dicker , wenn auch mit Restalkohol. Da wird dann höchstens gelästert. Geholfen oder gefragt wird kaum. Es könnte ja peinlich sein.
Das ist wahrlich eine Frage der ganzen Gesellschaft - aber aber aber, die besteht aus jedem einzelnen Menschen- auch aus Dir und mir und Paul und Hans und Minna und Gretl.
Wir alle können uns täglich die Frage stellen, wann wir gestern jemandem den Arm gereicht haben und ihn ein Stück getragen, mit unserem Wissen, unseren Erfahrungen gehalten und mit unserer Liebe getröstet haben.
Ich kenne das, ich habe selber in einer Tagesklinik gearbeitet, ehrenamtlich. Das hat mir einiges gezeigt.
Das glaube ich unbesehen und so wirst Du auch erfahren haben, wie es ist, wenn Du helfen willst und kannst - und im Ergebnis hast Du nichts ausrichten können - manchmal- oftmals- oder nur gelegentlich.

Wie kompensierst Du das?

Wie gehst Du damit um, am grossen Rad zu drehen und doch nur kleine Millimeterchen vorankommen zu können?


herzlich
charlotte_
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charlotte_
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Re: ... späte Erkenntnis ... nach etwa 10 Jahren ...

Beitrag von charlotte_ » 30.06.2010, 23:45

Hallo Micky und alle anderen,

Micky1244 hat geschrieben:Warst du damals schon so stark eingeschränkt, dass du dich nicht mehr allein bewegen konntest?
Boah, jetzt fragst Du mich etwas. Ich musste echt erst einmal überlegen, ob ich DAS beantworten will. (***Schweissabwisch)
Aber gut, das gehört eben auch dazu ... schliesslich habe ich das Thema begonnen.

Also in Kurzform:

Sterben wäre einfach gewesen. Die Möglichkeiten kenne ich alle und hätte sie auch gehabt.
Aber
aber
aber

wie bekommt man mich danach aus dem Haus - hatte ich mich gefragt und wollte meinem kleinen Sohn ersparen, sich zeitlebens daran zu erinnern, wie seine Mutter mit dem Gabelstapler durch das Fenster gehoben werden musste.
Also ausser Haus.

Baum und Seil ? Unmöglich!
Alles weitere an meinen damaligen Gedanken will ich nicht näher erörtern.

Ich kam auf die Idee - eine Brücke.
Mit meinem Gewicht eine im wahrsten Sinne des Wortes- eine todsichere Sache. :wink:

Wie ich zur Brücke kam, lasse ich aus - ich stand dort
am Geländer

mein Busen/Bauch berührte es

meine Füsse standen aber noch einen knappen Meter vom Geländer entfernt.

Ich kam nicht drüber.

In mir reifte der trotzige Zorn, von dem ich schon berichtet habe, und ich nahm mir vor, soviel abzunehmen, dass ich meinen Bauch übers Geländer legen kann, wenn ich eine kleine Fussbank hinstelle --------- und dann -------------->
Ich habe es so verstanden, dass sich dein Todeswunsch mit schwindendem Gewicht verflüchtigte.
Todeswunsch trifft die emotionale Situation nicht.
Lebensunfähigkeit stimmt eher.

Ich konnte nichts mehr, nicht mal mehr lesen - mein Bauch war so umfangreich, dass meine Arme zu kurz waren, um ein Buch zu halten - und meine Busen waren im Wege, um es auf den Tisch zu legen.
Ich konnte halbsitzend liegen, fernsehen und essen - ich merkte mein sonst reger Geist wurde auch fett - das wollte ich nicht auch noch bei mir beobachten müssen.
Ausserdem war ich überzeugt, ich befreie meinen Mann und meinen Sohn von einer Last.

Späterhin hatte ich mein Leben nicht mehr satt, ich hatte begonnen das sinnvollste zu tun, was ich bis dahin jemals gemacht hatte - ich habe mich auf mich besonnen und mich mit mir beschäftigt - und mich Stück für Stück (oder Kilo für Kilo?) begonnen zu verstehen, indem ich mich nicht mehr belogen habe.

Meine Tochter, die als Physiotherapeutin in einem Krankenhaus arbeitet, erzählt immer wieder von Patienten, die auf Grund ihres riesigen Gewichtes sich nicht mehr selbstständig bewegen können.
Ja, kenne ich auch, kurz vor dieser Etappe wollte ich damals eben aussteigen. Ich wog weit mehr als 200 Kilogramm, laufen konnte ich meine Art der Fortbewegung nicht mehr nennen.
Ich habe erlebt, dass Schüler schon in ihrer Grundschulzeit immer korpulenter wurden, es gab verschiedene Versuche, diese Entwicklung zu stoppen, alles vergeblich. Kuren, Moby Dick ( in Hamburg ein Programm für übergewichtige Kinder), Betreuung durch soziale Dienste, nichts brachte einen dauerhaften Erfolg.
Ich habe dazu eine sehr eigenwillige Meinung: Essen ist nicht der Ausgangspunkt, sondern es muss der Grund gefunden werden, warum jemand isst - statt etwas anderes zu machen- z.B. zu reden.
Essen hat mMn etwas mit verschlucken, herunterschlucken zu tun ----------- auch psychologisch.

Mal abgesehen davon, bin ich immer empört gewesen und bin es auch noch, wenn ich sowas höre, wie Mobby Dick oder wenn es um Kleidung ging - Mobby Schick oder Miss Piggy .... also wem man helfen will, sollte man nicht beleidigen. Das war und ist für mich immer so eine Angelegenheit, bei der ich am Verstand, an der Empathie der Leute zweifle, die sich solche Namen ausdenken, aber behaupten, sie verstünden etwas von der Materie.
Ein Mädchen ist mir in Erinnerung, auf jeder Klassenkonferenz war ihr Gewicht ein Thema, morgens sah ich sie auf dem Weg zur Schule, an beiden Händen Plastiktüten mit Knabberzeug und Chips tragend. Ihre Kleidung erinnerte an den Überwurf, den meine Mutter.für ihre fußbetriebene Nähmaschine angefertigt hatte. Sie tat mir unendlich Leid, aber ich hatte nie das Gefühl, dass irgend jemand sie noch erreichen konnte.
Sie sich selbst vielleicht irgendwann.
Genauso wenig habe ich bei stark adipösen Erwachsenen in meinem Umfeld miterlebt, dass eine Umkehr gelang. Trotz Diabetes, Bluthochdruck etc.
Ja, wir Menschen sind so, wir sehen die Katastrophe und denken, sie sei aus Licht gemacht.
Allenfalls mit Magenband gelang eine Gewichtsreduktion.
Wer das richtig beherrscht, wird davon auch nicht beeindruckt. Ich kenne allerhand Leute mit Magenband und regelmässiger Zunahme.
Dazu gehörte auch Elke- die hatte eins.
Was alles kann zur Sucht werden?
Alles!
Bei alkoholabhängigen Menschen ist oft zu beobachten, dass , wenn sie trocken sind, Kaffee und Zigaretten in hohem Maß konsumiert werden.
Ich habe mit dem Rauchen aufgehört-- und esse dafür mehr. Es schmeckt einfach wieder besser. Also, eine Sucht wird durch eine andere ersetzt.
Ja, ich denke, wir tauschen aus - eine alte Frau hat mir einmal gesagt, die Summe aller Sünden sei gleich. Manchmal denke ich an sie.

Aber ernsthaft: Das klingt jetzt sicherlich ein bissel dämlich, doch so in ein paar Zeilen gepresst, gelingt es mir wahrscheinlich nicht, auszudrücken was ich denke: Wir haben heutzutage einen solchen input, so unglaubliche viele Eindrücke stürzen auf uns ein, wir leben dazu auch noch wesentlich länger als die Menschen noch vor 100 Jahren.

Bei aller Entwicklung unseres Organismus über die Evolutuion hinweg,

"gemacht" sind wir Menschen in unserem Grundmuster eben nicht für alles und alle Menschen sind nun mal nicht gleich. Aber alle Menschen müssen zusammen leben - wir können gar nicht mehr autark leben- das bringt nicht nur Konflikte, sondern unterschiedliche Anpassungs- und Entwicklungstempi und - stationen.

Das alles und noch mehr verarbeitet jeder Mensch auf seine Weise und

sucht

nach seinem Weg zu seinen Zielen in seiner eigenen Wertvorstellung.

Dabei abzutrifften, umzukippen, sich zu verlaufen, ist nicht schwer.

Alle, die wir unsere mobilen Bündel des Lebens mit uns herumtragen, sind wir nicht auf einem, sondern auf unserem Weg und dennoch in guter Gesellschaft zu anderen, die nicht weniger und nicht mehr "wert" sind als wir selbst.

Gibt es überhaupt ein suchtfreies Leben?


Das weiss ich nicht, ich glaube es aber auch nicht.

Kann alles, wovon wir abhängig sind, Suchtcharakter annehmen?


Ich glaube, Abhängigkeit ist genau die richtige Eingangstür für eine Sucht.
Ist eventuell jede Sucht Ausdruck einer Depression, eines Todeswunsches?
Bitte verstehe mich nicht anders als ich es meine, aber diese Frage möchte ich nicht beantworten. Das wird eine ellenlange Diskussion, die mMn nur Irritationen bringt.

Gibt es auch ein Süchtlein, das heißt die Möglichkeit, die Sucht zu beherrschen und klein zu halten, ohne dass die nächste Sucht das Vakuum besetzt?
Ich lache gerade in Erinnerung an mein früheres Süchtlein schallend.

Als ich mich so halbwegs wieder generell bewegen konnte, aber nicht mehr gegessen habe, musste ich trotzdem immer etwas mit Essen machen. Ich kann von Haus aus genial kochen und so begann ich zu kochen - und zwar so viel Verschiedenes, dass mein Ehemann entzückt war, aber niemand alles essen konnte. Also habe ich alles eingefroren, was zur Folge hatte, wenn die Kühltruhe voll war, musste sie erst leer gegessen werden, damit ich wieder kochen konnte.

Aber nach ein paar Kühltruhenumwälzaktionen war auch das überstanden.

Mein Ersatzsucht war der Sport. Ich habe Kraftsport gemacht - das Ziel: charlotte wird schön.

Aufgehört habe ich damit erst ( also mit dem Sport- nicht mit dem Schön-sein :lol: :lol: :lol: :lol: ) als ich nach Ungarn ging.
Aber hier lebe ich anders. Ich muss für mein Essen was tun, anbauen, zu Bauern laufen und etwas einkaufen, uvm.
, wenn ein suchtkranker Mensch kurz vor dem point of no return angekommen ist und es ihm gelingt, das Steuer im letzten Moment herumzureißen.
Ich weiss nicht, ob es gut ist, wenn ich es so direkt schreibe, aber ich kann es nicht anders: Ich denke, man muss den Dreck seines eigenen Daseins fressen, bevor man aus einer richtig manifesten Sucht heraus findet. Denn denn denn, der Entschluss, der Wille, der Beginn ---daraus---- setzt ja die Sucht und deren Folgen nicht aus.

Einem Bezness nicht mehr zu folgen, nicht mehr zu antworten auf seine sms, nicht mehr zu mailen, nicht mehr zu telefonieren, heisst ja nicht automatisch, man hat ihn vergessen - da fängt der kalte Entzug erst an- denke ich.

Gleichermassen bedeutet- das Essen einzustellen nicht, sofort die erreichbare Figur zu haben. Die Qual wird erstmal grösser, die Sucht ist noch voll in Betrieb aber man lässt ihr nicht mehr den Raum, den sie vorher hatte - soll heissen, mit jedem Wimpernschlag auch Kraft aufwenden ----> zusätzlich zu vorher.

Man lebt noch lange in genau dem Elend weiter, das man gerade dabei ist abzuarbeiten- wegzuarbeiten.


Herzlichst
charlotte_
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charlotte_
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Re: ... späte Erkenntnis ... nach etwa 10 Jahren ...

Beitrag von charlotte_ » 01.07.2010, 01:10

Hallo FreshBreeze,
und auch ein Hallo an alle anderen Leser/innen und Schreiber/innen,
FreshBreeze hat geschrieben:
Vielleicht bin ich zu selbstkritisch, doch erkenne ich in meinem Verhalten immer wieder Strukturen, die mit Sucht zu tun haben. In meiner "Karriere" habe ich schon vieles durch: synthetische Drogen als Teenager, jahrelanges und chronisches Kiffen, abgelöst und unterbrochen von Schokolade, Büchern, Sport oder Liebe. Ja, ich verstehe meine Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit auch als eine Art Sucht, denn die Art und Weise, wie ich mich fallen lasse bis zur zeitweisen Selbstaufgabe ist definitiv nicht gesund und endete in der Ehe mit meinem Bezzie.
Das kann ich sehr gut nachvollziehen. Ich habe damals auch versucht, die Sucht zu wechseln: es ist zwar ansich ganz bestimmt nicht vergleichbar, aber ich habe z.B: versucht- bulemisch zu werden. Das hätte mir - nach meinem ganz persönlichen Wahnsinn- zweierlei gebracht - Essen nund trotzdem nicht zunehmen. Vielleicht findest Du irgendwann bei Dir die Ausgleichsumme, die Du versuchst mit dem Wechsel zu erreichen. Hast Du sie gefunden, Überraschung und Schreck verarbeitet, kannst Du möglicherweise die Tür entdecken, auf der "Ausgang" steht. Ab dann wird es schwierig aber unglaublich spannend und späterhin dann wahrhaft zauberhaft. Realität ist etwas unglaublich Tolles.

und es stellte sich im Nachhinein heraus, dass diese Aktien von Anfang an nur auf den Markt gebracht wurden, um clevere Lügner mit naiven und gierigen Idioten reich zu machen.


Boah, ich bin beeindruckt von dieser logischen Kette einer Analyse und es verleitet mich, den Satz umzubauen in:

Und es stellte sich im Nachhinein heraus, die Frauen waren von Anfang an nur angesprochen und aufgefädelt worden, um Bezness das Leben zu versüssen ....

Deshalb gehört es sehr wohl dazu, dass man daraus lernt, indem man selbstkritisch realisiert, dass man dem Betrug nicht einfach und zwangsweise aufgesessen ist, sondern mit seiner vorübergehenden Gier nach mehr, die nichts aber auch gar nichts mit Gefühlen zu tun hat, eine erhebliche Mitschuld an dem Desaster hat.


Das kann ich so nicht nachfühlen- ohne eine gewisse Gefahr für selbstzerfetzende Schuldzuweisungen zu befürchten.

Bei genauer Betrachtung muss ich sogar sagen, so sehe ich es NICHT.

In einem vorigen Beitrag habe ich etwas geschrieben über nicht erfolgte Entwicklungsprozesse im Leben eines Menschen.

Ich setze den Fall:

Eine Frau, egal welchen Alters, gleichgültig aus welcher sozialen Schicht, lässt sich von einem Bezness ausnutzen- vollkommen unabhängig- auf welche Weise -

und ahnt das
weiss es später sogar

und

springt trotzdem nicht ab
oder fliegt nochmal zu ihm
oder telefoniert als eine Art Rückfall wieder mit ihm
usw usf

dann ist sie nicht gierig, nicht dumm, nicht unbelehrbar, nicht dämlich und schon mal gar nicht selbst oder teilweise selbst schuld .....

sie hat mMn "nur" nie gelernt und/oder begriffen,
was Abgrenzung bedeutet, welcher Inhalt dem eigenen NEIN zukommt und wie sie das umsetzen kann.

Der Entwicklungsprozess, in dem das dem Menschen vermittelt wird, ist bei ihr- aus welchem Grunde auch immer - unterbrochen gewesen.

Sie kennt zwar ein Nein, sie weiss auch, dass es nicht vielleicht oder ja, aber oder Pfefferminzsosse bedeutet - jedoch Wirkung, Auswirkung - möglicherweise auch in Form von Schmerz - sind nicht geübt genug, um jetzt entsprechend damit umzugehen.

Ich verweise auf mein Beispiel mit dem nie gelernten , begriffenen e ....


Umgekehrt auch möglich: Sie hat das Nein ein Leben lang als solche Macht empfunden, die ihr Angst bereitet, dass sie es selbst nicht zu verwenden vermag.


Diese Erkenntnis ist sehr schmerzhaft und wird deshalb oft verdrängt oder durch allerlei Entschuldigungen vermieden. Ja und ich bin sehr wohl der Meinung meine o.g. Geschichte ist auf die Mechanismen des Bezness zu übertragen.


1. Stimmt, Schmerzhaftigkeit lioegt in dieser Erkenntnis.
2. Ich denke nicht, es sind Entschuldigungen im ursprünglichen Sinne des Wortes, sondern viel mehr Erklärungen ... oder besser gesagt, ein Bild wird mit anderen Farben übermalt - ohne den Rahmen zu entfernen.
3. Ja, vergleichbare Mechanismen gibt es allemal bezüglich des Ausgangspunktes - Betrugsabsicht.

Okay ich kann nicht ausschließen, dass es wirklich ab und zu auch Liebe ist
.

Ich begebe mich jetzt mal auf ganz dünnes Eis.
Ich denke, es ist immer Liebe.
Nur welche?

Jeder Mensch liebt es, geliebt gebraucht, gesucht zu werden.
Jeder Mensch liebt das Gefühl sich selbst etwas Gutes zu tun.

Was ich ernsthaft bezweifle ist, dass wirklich alle Frauen den Bezness lieben. Da vermute ich eher, sie lieben das Gefühl in etwas ganz Neuem zu schweben, das der Bezness Liebe nennt, weil er weiss, wie das wirkt.

Aber die Mehrzahl macht es aus einer Gier, die als Liebe missverstanden wird. Und wie o.g. beschrieben schließe ich mich nicht von derlei Selbstbetrug aus.


Wie ich formulieren kann, was ich sagen nöchte, muss ich mir noch überlegen ... was mir aber sofort einfällt ist:
Ich kann hier nur insoweit unbedenklich mitgehen, indem ich zugebe: Neu---> Gier hat sicherlich zumindest zu Beginn einen nicht unerheblichen Anteil.

Glücklichsein geht nur mit Mann/Frau.


Das halte ich für einen Grundirrtum!

Ich bin der Meinung, wenn ein Mensch mit sich selbst nicht glücklich sein kann, ist er zu paarweisem Glücklichsein nicht besonders geeignet.

Wenn Selbstbewusstsein mit mangelndem Realitätssinn verwechselt wird, droht immer Gefahr
Stimmt grundsätzlich. Nur eine Einschränkung habe ich: Im Falle der Beznessopfer handelt es sich nicht um derlei Verwechslung, sondern das Bewusstsein im EIgenbezug ist ein anderes als die sich vorstellen können, die sowas nie erlebt haben.
Zurück zu meinem Suchtpotential: ich habe vor gut 2 Jahren mit dem Kiffen aufgehört. Ich hatte es einfach satt und wollte endlich wieder einen klaren Kopf haben. Da ich jahrelang das Gras mit Tabak vermischte, hatte ich mir somit die Nikotinsucht angeeignet und rauche seitdem Zigaretten. Nun bin ich das aber auch leid und will einfach mal frei sein und meiner Lunge etwas Erholung gönnen. Obwohl ich nicht viel rauche, schaffe ich es nicht, länger als ein paar Tage darauf zu verzichten. Mir ist schon klar, dass das Rauchen mein Belohnungzentrum aktiviert und ich irgendein anderes Mittel finden muss, um den Belohnungsmechanismus auszulösen. Ich will jedoch nicht nur in eine andere Sucht abrutschen (Alkohol, stundenlanges Surfen im Internet, mich in den nächstbesten Typen verlieben und mich dabei selbst verlieren etc.). Mein Suchtpotential ist groß, und ich kenne mittlerweile sehr genau meine Schwachstellen, bei denen ich "suchtgefährdet" bin. Ich kämpfe und kämpfe und habe doch manchmal das Gefühl, dass ich nicht gewinnen kann.
Das ist spannend! Ich würde mich mit Dir gern mal unterhalten.

Ich habe ähnliches aber ganz anders und dennoch gleiches erlebt. Klingt wirr, ich weiss ****Lache.

Ich habe mir nie das Rauchen ganz abgewöhnt, weil ich das Zunehmen nie wieder hinnehmen könnte, aber auch nicht bis ans Ende aller Tage hungern wollte/will.

Ich bin demnach kein leuchtendes Vorbild- was das Rauchenabgewöhnen betrifft.

Aber aber aber, ich rauche inzwischen auf eigenartige Weise und zwar beim Schreiben:
Ich zünde die Zigarette an und vergesse sie.
Es geht nur noch ums Anzünden und den ersten Zug.

Als ich zu der plastischen OP ging, durfte ich einen Monat vorher nicht mehr rauchen. Ich habe das scheinbar Unangenehme mit dem scheinbar Angenehmen verbunden und bin, wenn ich mir eine Zigarette anzünden wollte, aufgestanden und habe ein Lied von MJ getanzt. Ich sage Dir, ich bin zeitweise nicht zum Schreiben gekommen, weil ich ausser Atem- kaum am Schreibtisch nach einer Zigarette gegriffen habe. Also wieder aufstehen, wieder Billie Jane tanzen, wieder hinsetzen ------------ ich habe echt an meinem Verstand gezweifelt, aber eben entdeckt, es ist der Mechanismus des Zigarette anzündens, nicht der des Rauchens.

Übrigens, ich habe in den 4 Wochen 5 Kilo abgenommen von der ganzen Tanzerei - und nach der Op ------------lache, eben habe ich die allein vor sich hinqualmende Zigarette ausgedrückt.

Wie Du siehst - ich bin dabei geblieben, nur das mit dem Tanzen finde ich inzwischen übertrieben. ****Lache

Weisst Du, ich habe mir in den letzten Jahren beigebracht und mich in Praxi auch davon überzeugt, dass ich nie perfekt sein werde und ich mich perfekt auch langweilen würde.
Diese Einsicht tut mir gut, zumal ich jetzt auch mehr Zeit brauche, um mich zu hübschen und mitnichten amüsiert bin, dass ich nun auch alte Rechnungen zu bezahlen beginne ... irgendwie melden sich manchmal meine Knie und erinnern mich, wie stiefmütterlich ich sie einst behandelt habe ... viel zu schwer für solch' komplizierte Gelenke. Und ich habe es gewusst -all' die Jahre.


Ich wünsche allen eine erholsame Nacht

herzlichst
charlotte_
die echt froh ist, dass sie so schnell tippen kann. :lol: :lol: :lol:
Das Leben schreibt seine Rechnungen und will sie bezahlt haben. Offenbar zahlt der Mensch, ohne sich bewusst zu machen, es ist seine Lebenszeit, die ihm aufgerechnet wird, und nimmt unbedacht in Kauf, sein Glück hergeben zu müssen. (ACR)

steckchen
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Re: ... späte Erkenntnis ... nach etwa 10 Jahren ...

Beitrag von steckchen » 01.07.2010, 09:11

FreshBreeze hat geschrieben:Hallo Charlotte,

mich hat deine (und auch Elkes) Geschichte sehr getroffen, vor allem wegen deiner schonungslosen Ehrlichkeit. Ein grosses Kompliment für dein Talent, Situationen und Gefühle bildhaft zu beschreiben, ohne dabei romantisch-kitschig zu werden, im Gegenteil: die eindrücklich kreierten Bilder haben solch eine Kraft, dass sie voll ins Schwarze treffen.
Hallo Charlotte_,

Danke, daß Du meine Fragen so ausführlich und gewissenhaft beantwortet hast. Und ich kann mich FreshBreeze nur anschließen: Deine Bilder sind nicht nur treffgenau (ich hoffe, wenn ich mal 57 bin, kann ich so etwas auch derart anschaulich darstellen ;) ) sondern sie sind auch von einer ungeheueren Wucht und Prägnanz, der man sich einfach nicht entziehen kann. Und ich für meinen Teil will das ja auch gar nicht. Ich finde es toll, wie gut und gründlich Du diese Geschichte aufgearbeitet hast und ich denke, mit der Schilderung der Geschichte hast Du Elke ein würdiges Denkmal gesetzt. Wenn ich die Geschichte so lese, dann kommt es mir vor, als seien die schönen Wochen, die sie anfangs bei der Beznesserfamilie verbracht hatte, nur die Einleitung ihres Todesdeliriums gewesen, wie bei einem Sterbenden, dessen Gehirn Opiate ausschüttet, bevor Geist und Körper sterben müssen. Damit es nicht gar so wehtut. Und diese paar schönen Wochen waren leider für Elke der Gipfel des Glückes in einem anhaltend traurigen und schweren Leben, aus welchem es für sie keine andere Abfahrt ins Glück mehr gab und in welchem Elke zum Schluß gar nichts Besseres als dieses auf Betrug basierende Pseudoglück erhofft haben mochte.
FreshBreaze feat. Frosch hat geschrieben:Wenn Selbstbewusstsein mit mangelndem Realitätssinn verwechselt wird, droht immer Gefahr
Hallo Fresh Breaze,

meinst Du wirklich gesundes Selbstbewußtsein, Selbstbetrug oder Verbohrtheit und Vernageltsein für die Realität? Für mich ist die Grenze zwischen mangelndem Realitätssinn und bewußtem Selbstbetrug eine sehr fließende. Ich wurde immer dazu erzogen, ehrlich zu mir selbst zu sein und mir wurden als Kind immer schonungslos meine Fehler vorgehalten, während dieselben Fehler oft bei anderen netteren Kindern großzügig übersehen wurden. Vielleicht hat mich diese meine Erziehung davor bewahrt, mich derart selbst zu betrügen, wie ich es hier in einigen Geschichten wahrnehme, wo Frauen durchaus Warnlampen sehen, diese jedoch bewußt ausknipsen.

LG
Steckchen
Die Liebe vernachlässigt diejenigen am meisten, die ihrer am meisten bedürfen.
(Madame de Rosemonde im Film: Gefährliche Liebschaften (Regie: Stephen Frears) 1988

Haram
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Re: ... späte Erkenntnis ... nach etwa 10 Jahren ...

Beitrag von Haram » 01.07.2010, 10:10

Charlotte schrieb u.a.

Niemand kann mit 45 nachholen, was er mit 18 nicht begriffen hat.

Oh doch, denn mit 18 ist man noch jung und dumm, und hat noch keine Lebenserfahrung.
Man kann in jedem Lebensalter die Dinge ändern, wenn man den festen Willen dazu hat.

Gruss
haram
Die grösste aller Kampfkünste ist Jura

charlotte_
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Re: ... späte Erkenntnis ... nach etwa 10 Jahren ...

Beitrag von charlotte_ » 01.07.2010, 10:51

Hallo Haram,
hallo alle anderen,

Haram hat geschrieben:Charlotte schrieb u.a.

Niemand kann mit 45 nachholen, was er mit 18 nicht begriffen hat.
Ohne das Vorher und Nachher dieses Satzes klingt es wirklich falsch - ich erinnere mich jedoch, mehr dazu geschrieben zu haben.
Oh doch, denn mit 18 ist man noch jung und dumm,
Jung - natürlich

Dumm? Das kann ich so nicht bestätigen.

und hat noch keine Lebenserfahrung.
keine - das möchte ich bezweifeln,
wenige ----> angemessen auf das noch bevorstehende Leben- ja. Doch woher sollten auch die Erfahrungen kommen, die ein/e 18-Jährige/r durch ein meinethalben 82 Jahre währendes Leben trägt?

Man kann in jedem Lebensalter die Dinge ändern, wenn man den festen Willen dazu hat.
Stimmt! Man kann es sogar, wenn man keinen festen Willen dazu hat, sondern das Leben es schlichtweg abverlangt.

Was ich meine, ist NICHT;
dass nichts nachbegreifbar ist----> sondern, dass es eben nicht in der Zeit nachbegriffen werden kann, in die es eigentlich gehört hatte.

Wahrscheinlich habe ich mich nicht ausreichend plausible ausgedrückt - ich tippe leider so schnell wie ich spreche und schreiben bedeutet für mich- mich mit dem Empfänger zu unterhalten.

Nehme ich ein Beispiel: (Ich weiss, die hinken immer) Jemand hat die Zahl 4 nicht begriffen, für ihn gibt es die zwar, aber er hat die Bedeutung, Summe, nie erfassen können. Dann wird er nicht mit der 4 rechnen können, sondern ersatzweise - meinethalben- die 2 verwenden, sofern er die 2 in ihrer Doppelung als gleichberechtigt mit der 4 erkannt hat.
Strenggenommen gleichbedeutend mit - statt NEIN-
nein Komma aber -

oder ersatzweise -

vielleicht,
möglicherweise,
na mal sehen ....

statt 4 demnach 2+2


Also rechnet er die entsprechende Aufgabe nicht 4 mal 4 - sondern 2+2 mal 2+2.

So kann man gut rechnen/leben.
Dass es sogar schwieriger ist, als 4 mal 4, weil man hier auch noch wissen muss, dass Punktrechnung vor Strichrechnung geht, wird demjenigen, der so rechnet, gar nicht deutlich. Er hat es immer so gemacht und ist damit zum richtigen Ergebnis gekommen.

Es ist leichter die Wahrheit zu sagen z.B. jemandem zu sagen: "Du, ich mag Dich nicht" als nett sei zu wollen und sich mit jemandem rumzuplagen, der einem auf den Wecker geht. Trotzdem sind wir Menschen meist nett, weil wir denken,e s sei unanständig, jemandem vor den Kopf zu knallen, er sei uns unsympathisch. Dabei ist es für den wesentlich leichter, zu wissen, woran er ist. Ansonsten denkt er nämlich, er wird zumindest gemocht.

Statt 4 demnach 2+2.

Nun, damit kann man leben, sicherlich leben wir alle irgendwie so. Was weiss ich schon schon, wer mich wirklich mag und wer sich einfach nur an mich gewöhnt hat, oder eben nicht sagt, es sei angenehmer mir nicht mehr zu begegnen.

Das ist aushaltbar, für mich und die anderen sicher auch- sonst käme ja die 4 statt die 2+2.


Will sagen, so lange die 4 nicht als einzige Möglichkeit zum richtigen Ergebnis führt, ist alles gut bis soweit ok.

Wird nun aber 2+2 mal 2+2 gerechnet und nicht beachtet, dass Punktrechnung vor Strichrechnung steht, kommt man statt auf 16 auf alle falschen Ergebnisse, die denkbar sind - zum Beispiel auf 10.

Hier liegt mein Ansatz: Stelle ich die 4 mit dem Nein der Einsicht und des darauf unbedingt notwendigen Handeln gleich, sagt die Frau eben zu einem Bezness, sie habe an ihm kein Interesse, während sie einen Scheck unterschreibt oder sich die Bluse von ganz alleine öffnet, späterhin trennt sie sich zwar wörtlich von ihm, geht aber auf den nächsten Anruf doch ein und gerät in Zweifel (achtet also nicht auf Punkt- und Strichrechnung), ob der arme Mann vielleicht doch nur IHR Bestes will. (Will er, alles was er braucht, will er sowieso!!!)

Ist die Frau dann irgendwann soweit, dass alle seine An- und Eingriffe nicht mehr wirken, hat sie abgearbeitet und verarbeitet, kann sie auch mit der 4 rechnen und muss sie nicht in 2+2 zerlegen.

Sie sagt:
NEIN! und handelt danach ----> also 4 und nicht 2+2!

Hätte sie das bereits vorher gekonnt ----- wäre der Bezness bei ihr gar nicht gelandet.

Sie hat also nachbgeriffen, aber erst als Erwachsene und nicht in der Grundschule des Lebens.

Ich habe mit 45 begriffen, ich kann mir meine Kindheits- und Jugenderfahrungen nicht wegfressen. Bis dahin war ich überzeugt, es geht so ganz gut, auf jeden Fall besser, als mir die ganzen Bilder wieder hochzuholen und abzuarbeiten.

Und die Frauen, die Beznessopfer gewesen sind und sich inzwischen befreit haben - sind bis zu dem Zeitpunkt, da sie noch in dem Netz hingen, ebenfalls davon ausgegangen, alles auszuhalten sei besser ---- als sich mit der realen Situation zu konfrontieren und anders zu leben(RECHNEN) als bis dahin.

herzlich
charlotte_
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steckchen
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Registriert: 01.08.2008, 18:03

Re: ... späte Erkenntnis ... nach etwa 10 Jahren ...

Beitrag von steckchen » 02.07.2010, 11:05

JanineNi hat geschrieben:Hallo Charl

nur zu deiner Frage: ich konnte es nicht kompensieren, ich war dort vormittags und mir ging es sowas von beschissen den Rest des Tages, dass ich nicht mehr damit umgehen konnte. Ich habe meinen Job dort zuende gemacht, und bin mit grossem Lob entlassen worden, denn es war nur begrenzt auf 3 Monate. ABer ich denke heute noch oft daran und wenn ich dort mit dem Rad vorbei fahre, dann weiss ich, was dort abgeht.

Und manchmal bin ich nicht weit entfernt........
Es war eine grosse, wichtige ERfahrung für mich. Vielleicht sollte das jeder mal machen. Wir gucken viel zu wenig nach rechts und links in unserem land.

Nur soviel dazu-

LG Janine
Hallo Janine,

ich denke mal, wenn man mit offenen Augen in bestimmten Arztpraxen oder in Krankenhäusern sich aufhält, dann bekommt man auch schon viel Lieblosigkeit und Abgestumpftheit mit. Was kann man auch schon von Schwestern und Ärzten erwarten, die kettenrauchend im Pausenraum schwatzen oder Ärzten, die sich mit Pillen vollstopfen, um einen bestimmten Pegel zu erreichen, der sie befähigt, ihrer Arbeit nachzugehen. Daran ist ja auch das Gesundheitssystem schuld, daß den Einzelnen auspreßt wie eine Zitrone, wo doch einfach mehr Leute eingestellt werden könnten, um die Belegschaft etwas zu entlasten. Aber nein, man will sparen auf Teufel komm raus und dann wird dem Einzelnen eben lieber mehr abverlangt, so daß er seine Überstunden gar nicht mehr abarbeiten kann, als mal ein paar Stunden Leerlauf zuzulassen, so daß der Arzt oder die Schwester mal Zeit zur Muße haben, um sich von anstrengenden Spitzenzeiten auch mal während der Arbeitszeit zu erholen. Und wer nie die Möglichkeiten hat, in Stille und Muße bestimmte Erlebnisse aufzuarbeiten, der wird dann wahrscheinlich wirklich ausgebrannt und ausgelaugt.

An Deiner Stelle hätte ich mal einem ordentlich die Meinung gegeigt. Wenn Du dort sowieso nicht mehr tätig bist, dann wäre das sicherlich eine große Entlastung für Dich gewesen. Aber ich verstehe, man will ja ein ordentliches Zeugnis bekommen nach der Entlassung oder der Aufhebung. Also hält man lieber die Klappe. Aber es gibt genügend andere Möglichkeiten, wo man mal Tacheles reden kann, ohne gleich berufliche Konsequenzen fürchten zu müssen. Und die sollte man auch nutzen, sonst bekommt man noch Krebs oder geht man sonstwie vor die Hunde.

Ich bin mal von einem Zahnarzt übel beschimpft worden und er hat mich aus seiner Praxis geworfen und aus seiner Kartei gestrichen. Nur weil ich den falschen Zahn genannt hatte, der wehgetan haben sollte und auf dem Behandlungsstuhl einfach zu viel Angst hatte und das auch gezeigt hatte. Daraufhin habe ich ihn bei Jameda.de im Internet gemeldet als einen Arzt, bei dem man keine Feinfühligkeit oder Verständnis erhoffen könnte. Das hat mir sehr gut getan.

LG
Steckchen
Die Liebe vernachlässigt diejenigen am meisten, die ihrer am meisten bedürfen.
(Madame de Rosemonde im Film: Gefährliche Liebschaften (Regie: Stephen Frears) 1988

Ines

Re: ... späte Erkenntnis ... nach etwa 10 Jahren ...

Beitrag von Ines » 02.07.2010, 20:16

Liebe Charlotte!
Leider konnte ich erst verspätet etwas zu Deinem Beitrag/Beiträgen schreiben. Ich hab mir alles ganz genau durchgelesen u. möchte mich auch dazu äußern.
Dein Eingangs-Thread: Oh man. Ich habe gefühlt, sicher anderes als Du, aber vielleicht auch nicht, ich will es so beschreiben:
Ich habe Luftnot bekommen, werde jetzt einen Abnehm-Thread eröffnen u. ich hatte ein Beklemmungsgefühl noch dazu.
Nein, Du warst in keiner Co-Abhängigkeit, man könnte es denken, aber nach allem, was ich von Dir lese, glaube ich es nicht. Und ein schlechtes Gewissen hast Du auch nicht, warum auch? Nur Euer "Verhältnis" war nicht ausgewogen u. Elke hat das gewußt. Sie war Dir einfach nicht ebenbürtig u. damit konnte sie letzten Endes nicht umgehen, aber SIE war abhängig von Dir, weil Du sicher der einzige Mensch warst, der sie doch verstanden hat. Aber für mich stellt sich das Bild so dar: Sie ist wie eine Dampfwalze über Dich gekommen, sie hat DIR ihr Gewicht noch überhelfen wollen, mal bildlich ausgedrückt. So hab ich die Basis zwischen Elke u. Dir gefühlt.
Ich kenne das. ich hatte mal eine Bekannte, sie war natürlich schlank u. hat mich irgendwie immer vor anderen Leuten versucht runterzuputzen, anderenteils wollte sie, ständig mit mir etwas unternehmen, also schöne Ausflüge machen oder auch verreisen. Ich hab schon echt körperlich auf sie reagiert oder hab mir Ausreden ausgedacht, denn so einfach mal sagen, Mensch ich bin faul, das ging bei ihr nicht, schon hieß es, die Dicke ist ja faul.

Ja, liebe Charlotte, Du hast richtig gehört, auch ich gehöre zu den Dicken, aber nicht zu den Fetten, wohlbemerkt, hi, hi. Bei mir sind es 30 kg Übergewicht, aber dann hätte ich schon eine tolle Figur, also so 25 kg Übergewicht, wo ich jetzt dran bin, sie abzunehmen. Werde aufgrund Deiner Geschichte, jetzt einen Thread aufmachen, vielleicht möchte ja jemand mit mir gemeinsam abnehmen, macht doch mehr Spaß, Konkurrenzdenken auf netter Ebene u. sich gegenseitig Mut machen, das ist mein Gedanke dabei.

Mein "Fressen" hatte damals vor 20 Jahren mit der Tragödie mit dem Vater meines Kindes, ein Kubaner begonnen, ich hab das mit Fressen kompensiert, ich hätte auch Saufen oder Pillen schlucken können, aber Essen war die angenehmste Alternative, denn Saufen oder Pillen etc. sind nicht so mein Ding. Aber natürlich ist es sehr schwer abzunehmen, es kostet enorm viel Kraft, das kann ein dünner Mensch wirklich nicht verstehen. Man darf eigentlich in kein Restaurant gehen, denn dort trieft es vor Fett u. ganz ehrlich, den Salat, den mach ich mir zu Hause doch besser.

Aber zum Glück hält es ich bei mir in Grenzen u. ich werde weder von meiner Umwelt ausgegrenzt, noch hab ich gesundheitliche Probleme, eigentlich sagen die dünnen Leute zu mir, dass sie dick sein müßten, weil ich ziemlich aktiv bin in meinem Leben. Aber ich gebe auch zu, ich bin eine Genießerin, ich liebe übrigens auch Eis. Und ich bewege mich auch. Hab mit Joggen wieder angefangen u. werde wieder radeln u. schwimmen gehen. Aber mehr dazu gleich im anderen Thread in der Plauderecke.

Noch etwas zu Leokadia, Du beschreibst Dich als zu dünn. Also, ich kann Dir sagen, die Orientaler, die ich kenne, mögen weder dicke Frauen noch dürre Frauen, sie mögen eigentlich frauliche Frauen. Ich hatte nie Größe 36, aber als mein Liebster mich kennenlernte, okay, da war ich noch schlanker, da war ich total sein Typ. Übrigens stehen überhaupt Ausländer meist auf mich, das war schon in meiner Jugend so gewesen. Wahrscheinlich seh ich so hausfrauenmäßig aus, nein "unschuldig" trifft es wohl eher, das wurde mir immer mal wieder gesagt, aber Ihr wißt ja, die "Unschuldigen" sind die Schlimmsten :mrgreen:

Um noch einmal auf Elke zurückzukommen. Ja, sorry, dass ich das sage, sie war schon blöd u. hatte kein Selbsterkennungsgefühl mehr. Ganz ehrlich, eine 45jährige fette Frau, nimmt sich einen 26jährigen dünnen Mann. Mal abgesehen vom Bezness, wie soll so ein halbes Kind mit DIESER Situation klarkommen. Was für einen Preis zahlt er dafür, mit einer Fetten in die Kiste zu springen. Ja, das klingt abwertend, das gebe ich zu, aber ich denke, ich darf das mal ansprechen. Dieser Mann hat seinen Körper verkauft für ein besseres Leben. Was hat er dafür bekommen? Das Geld war doch ziemlich schnell weg, es war doch nichts mehr zu holen.
Ich verstehe Elke auch, sie hat sich aufgewertet u. akzeptiert gefühlt, sie hat das Gefühl gehabt, nur ihre inneren Werte zählen.

Aber was waren die inneren Werte von ihr? Selbsthass? Was sollte jemand an ihr akzeptieren? Man konnte sich gut mit ihr unterhalten, liebe Charlotte? Sie hat Dich verstanden, liebe Charlotte bzw. hat sich die Mühe gemacht, andere zu verstehen? Nein, das hat sie längst nicht mehr. Ganz im Gegenteil, sie wußte, wie DU Dich fühlst, liebe Charlotte, sie genoss es, wenn sie spürte, DIR ging es schlecht, das war ihre Erhebung. Sie war hochgradig gestört. Und Du hast sie gewarnt, was auf sie zukommt, hat es etwas gebracht? Nein, sie ist stur diesen Weg gegangen. Ihr Bruder, der hatte auch die Nase voll, ihr ständig helfen zu müssen, weil sie mit ihrem Haushalt nicht mehr klar kam. Das ist auch eine Belastung, ich kann ihn verstehen.

Nein, ich sehe nicht auf Elke herab, aber liebe Charlotte, Du wirst mich verstehen, was ich damit sagen will. Aber das Leben, was Elke geführt hat, war das so lebenswert? Sie hat Dich Charlotte, eine ihr eigentlich fremde Frau dazu auserkoren, Dich zu jeder Tages-/Nachtzeit, gerade wie ihr war, Dich zu belästigen. Ich bewundere Dich, wie Du das ausgehalten hast. Ich bin übrigens mit meiner Bekannten, die mich auch so ausgelaugt hat, nicht mehr im Kontakt u. bin heilfroh darüber.

Fazit ist bei allem, was man tut, letzten Endes hat man seine eigene Verantwortung. Elke hat gewußt, dass sie mächtiges Übergewicht hatte, dass sie schlaganfallgefährdet ist, wahrscheinlich hatte sie Diabetes u. einen zu hohen Cholesterin-Spiegel u. der ist letzten Endes für den Schlaganfall verantwortlich u.a. Sie hat sicher auch etwas mit dem Herzen gehabt u. wer weiß, vielleicht noch mit ihren Gefäßen. Denn was hat sie in TN gemacht? Sie wird bei seiner Familie in der Hütte gesessen haben den ganzen lieben Tag u. sich bedient haben lassen von vorne bis hinten, sie konnte ja, wie ich das herausgelesen habe, sich kaum bewegen. Letzten Endes hätte es auch hier in D passieren können.

Natürlich steht außer Frage, dass sich der Typ nicht gekümmert hat um sie, er trägt eine große Mitschuld, keine Frage. Aber wie Du schon gesagt hast, liebe Charlotte, man sollte sich wirklich realitätsnah sehen.

LG Ines

charlotte_
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Registriert: 25.06.2010, 11:34

Re: ... späte Erkenntnis ... nach etwa 10 Jahren ...

Beitrag von charlotte_ » 02.07.2010, 20:45

Hallo Ines,
ein Hallo an alle,
Ines hat geschrieben:gesessen haben den ganzen lieben Tag u. sich bedient haben lassen von vorne bis hinten, sie konnte ja, wie ich das herausgelesen habe, sich kaum bewegen.
LG Ines
@Ines -Sie soll gelebt haben wie eine Sklavin - ich weiss nur annähernd, was das bedeutet hat. Bedient hat sie bestimmt niemand.

btw: Ich schaue selten fern. Aber immer, wenn Gilbert Grape kommt, wie gerade jetzt auf RTL II, schaue ich mir die Szenen an, in denen die Mutter gezeigt wird. Ich bekomme körperliche Schmerzen davon und so etwas wie Atemnot.
So sah ich aus.

ich wünsche allen einen wundervollen Abend
charlotte_
Zuletzt geändert von charlotte_ am 02.07.2010, 20:50, insgesamt 1-mal geändert.
Das Leben schreibt seine Rechnungen und will sie bezahlt haben. Offenbar zahlt der Mensch, ohne sich bewusst zu machen, es ist seine Lebenszeit, die ihm aufgerechnet wird, und nimmt unbedacht in Kauf, sein Glück hergeben zu müssen. (ACR)

Ines

Re: ... späte Erkenntnis ... nach etwa 10 Jahren ...

Beitrag von Ines » 02.07.2010, 20:49

Solange sie Geld hatte, werden die Leute sich um sie bemüht haben, sie war ja eine Kuh, die gemolken werden sollte. Aber später dann...., da sah die Welt ganz sicher anders aus.
Ich mache kein Fernsehen jetzt an.
Ich ziehe vor jedem Menschen den Hut, der es schafft, seine Sucht zu besiegen wie z. B. Abnehmen, was ja jetzt hier das Thema ist, oder Rauchen, Spielsucht, Alkohol etc.
LG Ines

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