
ich bin froh, dass ich ein Forum gefunden habe, in dem es unter anderem speziell um Tunesier geht. Meine Situation ist folgende: Ich habe im März einen Halb-Tunesier (Mutter Deutsche) im Internet kennengelernt. Ja, ich weiß, diese "Kennenlernmethode" ist nicht gerade optimal, aber nun denn, so ist es nunmal passiert. Es kam dann so, dass wir regelmäßig Kontakt hatten - ca. über 1,5 Monate (Cam, Chatten, SMS, Telefon). Ich wohne in Berlin und er fängt im August hier in der Nähe eine Ausbildung an (momentan ist er noch in Karlsruhe).
Zu seiner Person: Sein Vater ist Tunesier und hat 21 Jahre in Deutschland gelebt, wo er seine Mutter (Deutsche) kennengelernt hat. Sie ist dann nach langer Überlegung zum Islam übergetreten, was sie ihm auch schonmal ausführlich erklärt hat. Die Eltern haben geheiratet und sind nach Tunesien gegangen. Für die Geburt der beiden Kinder ist die Mutter jeweils nach Deutschland zurückgekommen (wo seine Großeltern und einige andere Verwandte noch wohnen).
Fakt ist jedenfalls: Er ist mit seinen Eltern in Tunesien aufgewachsen und nach seinem Abi zurück nach Deutschland gegangen (konnte allerdings kein Deutsch, d.h. die Mutter hat mit ihnen auch kein Deutsch gesprochen - warum, das muss ich noch herausfinden). Seine Schwester studiert in Deutschland Elektrotechnik. Er ist jetzt fit in deutsch und möchte hier auch sein Leben aufbauen (Ausbildung als KfZ-Schlosser + irgendwann eigene Werkstatt, so sein Plan).
Nun ist es so, dass wir uns vor gut 2 Wochen zum ersten Mal getroffen haben, aber auch vorher war das "virtuelle Verhältnis" schon recht intensiv, v.a. durch stundenlange Telefongespräche. Er ist jetzt zweimal am Wochenende zu mir gekommen und ansonsten telefonieren wir jeden Tag mehrere Stunden (oft auch nachts, da er momentan Paketdienst arbeitet). Er ist sehr enthusiastisch und sagt schon, dass er mich liebt. Ok, da ich schon mehrere Südländer vorher kennengelernt habe, weiß ich, dass das bei vielen typisch ist.
Andererseits sprechen wir auch über ernste Themen, z.B. Religion (da ich katholisch bin und sehr gläubig). Wir haben uns lange über unsere Religionen und Ansichten (er ist der Ansicht, dass man gläubig sein sollte, aber dass die Religion an sich egal ist - allerdings ist für ihn natürlich der Islam "richtig", Diskrepanzpunkt ist hauptsächlich, ob Jesus Gottes Sohn ist - jedenfalls haben wir beide gesagt, dass wir die unterschiedlichen Ansichten akzeptieren) unterhalten und auch schon über die Rolle der Frau. Da ich selbst eher konservativer bin (allerdings studiere ich, was er auch gut findet), sind wir in dieser Hinsicht auch einigermaßen auf einem Nenner.
Zu seiner Religionsausübung: Er geht nicht in die Moschee und betet auch nicht oft, aber die anderen Gebote (Fasten, kein Schweinefleisch, kein Alkohol) befolgt er.
Nun denn: Ich bin ein Mensch, der sich viele Gedanken macht. Das habe ich ihm auch schon gesagt. Er war dann immer etwas enttäuscht, er könne ja nichts dafür, dass seine Mutter sich einen "Ausländer" ausgesucht habe usw. - zumal er in Deutschland auch schon Erfahrungen mit Diskriminierung gemacht hat, möchte ich jetzt sehr vorsichtig sein in dieser Hinsicht.
Ich habe halt Bedenken aufgrund seiner Kultur. Er sieht da keine Probleme... Da er auch schon vorher christliche Freundinnen hatte und seine Mutter alle 3 Monate in Deutschland ist usw.
Ich selbst sehe schon Probleme, da meine Eltern diese Beziehung nicht akzeptieren werden und ich nicht weiß, ob ich dem standhalte; außerdem habe ich auch selbst Angst, den Islam so nahe kennezulernen. Ich interessiere mich sehr für diese Religion, aber möchte einfach keine rosarote Brille aufsetzen. Ich bin unsicher, ob ich dieses "Risiko" wirklich eingehen soll.
Er behandelt mich gut, aber sagt mir auch ehrlich seine Meinung bzgl. vieler Dinge. Er benimmt sich an sich wie ein normaler "Deutscher". Er ist auch sehr offen zu mir. Ich bin mir sicher, dass er es ernst meint, da er auch jedes WE 700 km fährt und auch schon seiner Mutter von mir erzählen möchte (wenn sie jetzt nach Deutschland kommt).
Manchmal bin ich überglücklich, manchmal habe ich einfach nur Angst, ob das der richtige Weg für mich ist, die kulturellen Unterschiede sind ja enorm. Ich weiß einfach nicht, was ich tun soll, wie ich mich entscheiden soll. Ich freue mich immer, wenn er sich meldet, es ist schön mit ihm. Aber ich höre auch meine Eltern im Ohr, mit denen ich schon oft über das Thema Beziehung zu Moslem diskutiert habe (von der tatsächlichen "Beziehung" wissen sie aber noch nichts und werden sie auch erstmal nicht erfahren). Sie haben schon häufig in islamischen Ländern gelebt (Iran, Türkei (dort ich auch 3 Jahre als Kind), Malaysia...) aufgrund des Jobs meines Vaters.
Kann es sein, dass solche Beziehungen "Zukunft" haben? Oder ist das Risiko des "Reinfalls" einfach zu hoch)? Ich sage ihm schon deutlich meine Ansicht und er findet das gut so, z.B. habe ich ihm gesagt, dass ich später arbeiten werde und auf keinen Fall zum Islam übertreten würde, dass ich Christ bin und bleibe, regelmäßig in die Kirche gehe usw.
Klar, es ist alles noch nicht lange, aber ich mache mir eben jetzt schon viele Gedanken bzgl. der Religion (Kinder? Heiraten? Will ich zwar noch lange nicht!!! Aber lieber zu früh als zu spät...). Vielleicht sollte ich das einfach erstmal lassen?
Auch habe ich Angst, dass er mal zurück nach Tunesien geht, aber er meinte, das würde er nie tun, er würde seine Freundin nie im Stich lassen. Ich weiß auch, dass er das momentan alles ernst meint. Aber was, wenn die erste Liebe "verfliegt"? Weiß man, wie es dann wird?
Ach ja, seine Mutter war auch schon mit den Kindern in Tunesien, als der Vater noch in Deutschland war. Anscheinend hat sie wohl einen Fabel für das Land gehabt (ich habe sie ja noch nicht kennengelernt).
Sorry für den langen Text. Mache mir im Moment nur sehr viele Sorgen. Ich bin mir einfach unsicher, ob ich mich auf ein intensives Kennenlernen einlassen möchte. Ich freue mich auf ehrliche Antworten.

Liebe Grüße