Die tunesische Definition von Armut

Austausch über gemachte Bezness-Erfahrungen in diesem Land

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Hatikva
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Die tunesische Definition von Armut

Beitrag von Hatikva » 25.09.2012, 11:23

Hallo,

Eure Erlebnisse würden mich interessieren, was die Tunesier als Armut definieren.

Ich erzähle euch mal die Geschichte von, nennen wir ihn mal: Omar
(Das ist aber NICHT der Möchtegern-Beznesser, von dem ich hier schon mehrmals berichtete)

Ich habe z.B. im Dezember letzten Jahres einen jungen Mann kennengelernt, der in seinem letzten Jahr auf der Hotelfachschule war und in dem Hotel, in dem ich gewohnt habe, in den "Semesterferien" gearbeitet hat.
Wir haben uns viel unterhalten und ich hatte eigentlich einen positiven Eindruck von ihm gehabt, habe ihn als "intelligenten jungen Mann" eingeschätzt, der nicht so ist, wie die üblichen tunesischen Lackaffen, die im Tourismus arbeiten.
Er kam aus Sfax, erzählte mir von seinen Eltern, Vater ist Schuhhändler und Fotograf. Mutter nur im Haus. Er habe zwei jüngere Brüder und eine kleine Schwester. Er erzählte mir von der Schönheit der Insel Kerkennah, wo die Hotelfachschule ist.
Wir blieben über Facebook in "platonischem" Kontakt und ich sagte ihm, dass ich bei meinem nächsten Tunesienaufenthalt ein bischen durchs Land reisen möchte. Ich wurde nach Sfax eingeladen und er wolle mir auch Kerkennah zeigen.

Im vergangenen Juni habe ich dann ihn und seine Familie in Sfax besucht.
Ich dachte mir, warum nicht. In Sfax lernt man vielleicht mal normale Tunesier kennen, die nicht vom Tourismus versaut sind.
Dort habe ich dann auch den älteren Halbbruder kennengelernt, von dem er vorher kein Wort erwähnt hat (von der ersten, verstorbenen Frau des Vaters), und der soeben sein Jura-Studium abgeschlossen hatte.
Der Bruder sprach ein gutes Englisch und als ich überraschend reagiert habe, dass es ihn gab meinte er "I know that he is hiding me".
Der Vater war 20 älter als die Mutter, seine zweite Frau, und hatte auch schon 7 Jahre in Europa gelebt.
5 Jahre in Frankreich und 2 Jahre in der Tschechischen Republik und in beiden Ländern als Fotograf gearbeitet.
(Frage am Rande: Was klappte das mit der Aufenthaltserlaubnis? Und warum Tschechische Republik?)
In Sfax hat der Vater zwei Jobs, einmal als Schuhverkäufer und einmal als Hochzeitsforograf am Abend und am Wochenende.
Beide Eltern wirkten "modern" und gebildet, Vater sprach perfekt französisch, sehr gut englisch und auch tschechisch, die Mutter sprach gut französisch.
Generell sah die Familie auch optisch nicht wie "klassische Tunesier" aus, sie waren sehr hell und großgewachsen.
Den ältesten Sohn haben sie das Jura Studium bezahlt, dem Zweitältesten die private Hotelfachschule, die beiden anderen Söhne gehen noch zur Schule (Lyzée) und sollen danach auch eine Ausbildung bekommen. Auch das einzige Mädchen und jüngste Kind soll eine Ausbildung machen.
Dafür macht der Vater die beiden Jobs und ist mindestens 16 Stunden am Tag damit beschäftigt.

Ich habe in dem Haus der Eltern übernachtet.
Viele Zimmer, jedes Kind hatte sein eigenes Zimmer.
Das Haus hatte zwei Küchen. Die im Erdgeschoss eher "traditionell", die im 1. Geschoss war modern mit Küchenzeile.
Die Mutter hatte eine neue Waschmaschine und auch eine große Kühl-Grefrierkombi.
Modernes Badezimmer, also kein Loch im Boden wo man zieltreffen musste!
Die Großeltern wohnen dort nicht, die sind verstorben, denen gehörte das Haus.
Haus ist also Eigentum!
Man hatte zwar kein Auto (das machte Omar sehr traurig), aber jedes Familienmitglied legte alles ab 100m mit dem Taxi zurück.
Omar auch, und telefonierte im Taxi non stop.
Als ich da war kam die Femme de Menage, die Haushaltshilfe, die der Mutter an mehreren Tagen die Woche zur Hand geht.
Jedes Kind, mit Ausnahme von dem 11 jährigen Mädchen, hatte sein eigenes Handy.
(Dazu meinte ich, dass es noch zu früh wäre für das Mädchen für ein Handy...in ein oder zwei Jahren okay...man verstand, dass ich beim nächsten Besuch...der stand für die Familie fest, dass er sein wird, ein Handy (mein Handy) für die kleine Tochter mitbringen würde...der Ruhe halber bin ich nicht drauf eingegangen)
Alle Kinder waren gut gekleidet. Der Vater war "westlich" gekleidet. Alle in der Familie waren für mitteleuropäische Verhältnisse wirklich gut gekleidet.
Man erzählte mir, dass die ganze Familie in der Woche vor dem Ramadan eine Woche Urlaub in einer Ferienwohnung in Mahdia machen würde.
Mich lud man dazu auch ein, welches ich nicht annehmen konnte, da ich dann nicht mehr in Tunesien war.

Einziger "Wehmutstropfen" war dann (für Omar), dass sich alle Kinder einen Computer teilen müssen! :x :P

Und das war seine Definition von Armut und dann kam er mit seiner Story und dann habe ich mir den Besuch auf Kerkennah wirklich geklemmt:

Seine Eltern sind sehr müde und sehr arm. Ja, er sagte auf französisch " trés pauvre". Da habe ich mich auch nicht verhört!
Er wünscht sich für seine Eltern, dass er ihnen eine Hadj nach Mekka schenken kann, dass wäre deren größter Wunsch.
(Die Eltern wirkten alles andere als sehr religiös)
(Ich habe darauf seinen älteren Bruder angesprochen, der sagte, da wissen selbst seine Eltern nichts von, dass sie auf eine Hadj wollen)
Seitdem er denken kann, möchte er nach Europa, denn seitdem er ein Kind ist, möchte er, dass es seinen Eltern gut geht.
(Darauf erwähnte ich, dass sein Vater sich selbst nach 7 Jahren in Europa arbeiten sich nicht in Tunesien zur Ruhe setzen kann, er soll nicht träumen)
Er will nach Europa. Tag und Nacht nur arbeiten, dann in Tunesien ein Hotel eröffnen und seine "L´Amour heiraten.
Aber vorher wird ihn seine L´Amour nicht heiraten. Tunesische Frauen sind so.
Die wollen "Clima", "Plasma", "Voiture" etc. Und "maquillage"! Ganz wichtig, er möchte seiner Freundin auch Make-Up kaufen können.
(Und 5 mal am Tag betete er und machte immer auf moralische Instanz und Ehre etc.)
Aber das kann er mit den 350 Dinar, die er in Tunesien verdient nicht machen, dass Geld würde gerade für ihn reichen für:
Handykarten, Zigaretten kaufen, ins Cafe gehen.
(Frage: Wie schaffen das tunesische Familien, die mit dem Geld auskommen müssen?)
Und dafür will er in Europa arbeiten kommen, damit ihn eine tunesische Frau heiraten wird.

Er weiss, dass er dafür eine europäische Frau heiraten muss, sonst kommt er nicht rüber.
Und er hat dafür auch schon eine Reihenfolge der Nationalitäten, die in Frage kommen und welche Nationalitäten nicht in Frage kommen.
Er wird auf jeden Fall der europäischen Frau gegenüber ehrlich sein und sagen, dass er eine Frau später in Tunesien heiraten wird.
(Er ist da nicht so wie andere Tunesier, also Beznesser, die nicht ehrlich sind. Denn er hat ein "Coeur blanche", ein weisses Herz)
Nämlich seine L´Amour, die die ganzen Jahre auf ihn warten wird....für Clima, Plasma, Auto und Make-Up.
UND:
Er wird solange er die europäische Frau hat, zwei Familien haben und zwei Leben führen.
Das eine Leben in Europa mit der europäischen Frau und das andere Leben in Tunesien.
Es gibt nur eine Familie für ihn, und das ist seine Herkunftsfamilie.
Aber das gilt nur für die europäische Frau mit den zwei Familien, mit der tunesischen Frau ist das dann eine Familie
...parce que musulman...weil sie Muslima ist.

Dann fragte er mich, was denn die folgenden Dinge in Deutschland kosten, weil sie so teuer sind in Tunesien:
Laptop? Handy...natürlich I-Phone? Plasma TV, aber ein größerer.
Und der Laptop auch ein Mittelpreisiger.
Ich sagte: 1600 Dinar.
Er sagte: Okay. Kannst Du das beim nächsten Mal mitbringen? Ich gebe dir dann hier das Geld!
Ich fragte ihn, wie er von Juni bis Oktober 1600 Dinar zusammen kriegen will.
Er sagte, er wollte Tag und Nacht arbeiten.
Im Oktober bekomme ich das Geld sofort.
Ich fragte ihn, warum er das Zeugs haben möchte, die Familie hat einen Computer, er hat ein Handy. Man habe doch zwei Fernseher.
Antwort: Handy ist alt. Computer ist alt und er muss ihn sich teilen. Die Fernseher sind alt und Röhre (sahen gut aus!) und sind kein Plasma-TV.
Er möchte für den "Salon" einen Plasma TV haben (zum Angeben!). In Tunesien sei das wichtig!
Und den Laptop braucht er "pour amusement"...also für seinen Spass!
Ich sagte "okay", damit ich meine Ruhe habe!
(Natürlich hatte ich nie vor, die Sachen zu kaufen und gegen hohe Zollgebühren nach TN einzuführen)
Kaum waren wir raus aus dem Cafe und auf der Strasse, dann sagte er, ob es auch für mich okay ist, dass er mir erst das Geld im Dezember gibt für die Sachen, wenn ich die im Oktober mitbringe.
Dazu sagte ich nichts.
Er dachte, dass bedeutet "Zustimmung" und sagte "Merci"...und dann nochmals Danke dafür, dass ich so ein weisses Herz habe.... :mrgreen: :twisted:
Ach so: Und er fragte noch, ob das Handy, mein Handy, welches ich im Oktober seiner 11 jährigen Schwester schenken wolle (häää??) ein I-Phone sei und ich solle auch das Ladekabel nicht vergessen!!!
Ich sage "No, altes Samsung" war er sehr sehr enttäuscht :cry: :cry: das sah man seinem Gesichtsausdruck sofort an.
Wie kann sich der Euopäer nur erdreisten und einem 11 jährigen tunesischem Kind kein I-Phone schenken, wo doch die Eltern des Kindes so arm sind! :mrgreen:
Er war dann ganz überrascht, dass ich am nächsten Tag noch nicht mit ihm nach Kerkennah wollte und lieber am gleichen Abend noch abgereist bin.


Zwischendurch kam dann wieder ein bischen bla bla über Facebook, sogar bis "I miss you" etc.
(Ich hatte mit dem Jüngelchen zu keinem Zeitpunkt amoröse Absichten)
Im nächsten Satz war dann die Frage, ob ich jetzt den Laptop, dass I-Phone und das Plasma TV kaufe ("oder nicht?"). Es würde auch nur reichen, wenn es der Laptop und das Handy sind...
Da platzte mir der Kragen und ich schrieb ihm eine saftige Mail in französicher Sprache, damit er es auch genau versteht:
Ich habe ihm gesagt, dass ich es für eine Frechheit halte, dass er solche Forderungen stellt, auch unter dem Deckmantel des "Bezahlen wollens", denn ich weiss genau, dass er niemals 1600 Dinar hat.
Und wenn er sie hat, dann sollte er sie lieber seinen Eltern geben, damit die mal einen Erholungsurlaub machen können, wenn er sich doch angeblich so Sorgen um seine Eltern macht, die sooo müde sind vom ewigen Schuften (für ihre egoistischen Kinder!!).
Zudem hat er noch zwei Brüder und eine Schwester und der nächste Bruder wird in einem bis zwei Jahre der Nächste sein, der eine Ausbildung machen wird.
Da sollte er lieber jeden zweiten Dinar, den er verdiene, seinen Eltern geben, damit der Bruder auch in den Genuss einer Ausbildung kommt, so wie er.
Schliesslich haben seine Eltern ihm seine Ausbildung auch finanziert!
Und da er so auf heilige Familie macht, dann soll er sich darum kümmern, statt um Laptop pour Amusement!
Und ob er eigentlich glaube, dass mit einem Plasma TV das TV-Programm besser wird?
Und ob er mal von Einfuhrzöllen gehört hat, die alles noch teurer machen und sicherlich nicht vom Europäer als Geschenk übernommen werden.
Thema Europa habe ich auch angesprochen und ihm da hoffentlich so manchen Zahn gezogen mit dem Beispiel seines eigenen Vaters.
Das wir in Europa hart für unser Geld arbeiten müssen und nicht von den Europäern verlangen kann, dass sie Kredite geben, nur weil er zuviele amerikanische Filme schaut und verblendet (verblödet) ist.
Ich habe ihm gesagt, dass er in den Augen vieler Europäer reicher ist, als der Europäer: Er hat seine Familie. Dahin kann er immer wieder hinkommen. Da hat er einen Platz und einen Zusammenhalt. So etwas gibt es in Europa kaum noch.
(Keine Ahnung ob er den Sinn verstanden hat und was ich genau damit sagen möchte?)
Antwort war "Merci pour ton coeur blanche"...Danke für dein weisses Herz!

Galadria
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Re: Die tunesische Definition von Armut

Beitrag von Galadria » 25.09.2012, 12:03

Eine Geschichte, die zeigt wie viel Wert auf Marken und Co. gelegt wird!
Ich habe auch oft erlebt, dass insbesondere bei den jungen Männern immer alles "label" sein muss.
T-Shirts, Schuhe, das HANDY, bei Autos schwärmen sie von Mercedes Audi und Co. und gucken ganz entsetzt, warum man als Deutsche einen Opel Corsa "fahren muss"
Schrecklich dieses Verhalten!

Darinka
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Re: Die tunesische Definition von Armut

Beitrag von Darinka » 25.09.2012, 12:04

Liebe Hatikva,

das ist ja eine sehr interessante Erzählung!
Ist Dir eigentlich aufgefallen, dass das der Versuch des Aufbaus einer Bezness-Verbindung war? Sehr schön beschrieben, wie indirekt das manchmal abläuft.

Zum eigentlich beabsichtigten Thema:

Deine Sicht ist da schon ganz richtig. Das ist keine im tunesischen Sinne "furchtbar arme Familie". Die Familie kann sich für ihre Kinder Ausbildungen leisten, das könnte so manche deutsche Familie (aus einfachen Verhältnissen) nicht mal eben so problemfrei finanzieren. Und auch solche Sachen wie: "alles ab 100m mit dem Taxi" ist wohl kaum allgemeiner Lebensstandard tunesischer Familien...

Ich glaube auch nicht, dass sich diese Familie selbst für arm hält. Ganz im Gegenteil!! Ich denke eher sie sind gut situiert. Wenn ich mir Deine Erzählung so anschaue würde ich sagen: Sie haben gelernt, wie man sich Europäern gegenüber darstellt (oh wir können ja noch nicht mal die so wichtige Reise nach Mekka leisten...), um eventuell was für sich rausschlagen zu können.

Letztlich ist genau das Bezness - nix anderes. Er hat ja auch schon gesagt, er muss eine europäische Frau heiraten um nach Europa kommen zu können, um genügend Geld zu verdienen, damit er dann eine tunesische Frau heiraten kann (noch deutlicher gehts kaum)... Als ich las, dass er sich als so eine Art ehrlicher Beznesser definiert, habe ich fast angefangen zu lachen (oder sollte ich lieber weinen?) - Bezness ist nichts anderes als Betrug. Es gibt keine ehrlichen Betrüger.

Viele liebe Grüße
darkness
Menschen glauben fest an das, was sie wünschen. - Julius Cäsar
Am meisten fühlt man sich von der Wahrheit getroffen, die man sich selbst verheimlichen wollte. - Friedl Beutelrock

Hatikva
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Re: Die tunesische Definition von Armut

Beitrag von Hatikva » 25.09.2012, 12:21

Dabei möchte ich erwähnen das nicht die Familie sich als arm bezeichnet hat, sondern der zweitälteste Sohn mit den Flausen im Kopf.
Die Familie scheint recht normal und rechtschaffend zu sein, sonst würde der Vater sich ja nicht mit den zwei Jobs abrackern, damit sie ihren Kindern eine Berufsausbildung geben können, worauf diese Eltern wert legen.

Ja, ich habe gemerkt, dass es der versuchte Aufbau einer Beznessverbindung war (aber nur von Omar´s Seite, die Eltern hatten da keinen Einfluss) und bin deshalb früher abgereist und auch nicht mehr mit ihm auf die Insel Kerkennah gefahren und auf seine Facebook Kontaktversuche reagiere ich auch nicht mehr.
Der Sohn Omar ist schon Tourismusverseucht und probiert es, mit wenig Anstrengung an die materiellen Dinge zu kommen.
Der Rest der Familie nicht.
Aber da ich 1001geschichte.de schon vorher kannte, wusste ich, was dahinter steckt und worauf zu achten ist.

Der Halbbruder, der Jurist ist, ist sicher sogar sehr sicher, dass er eine Stelle in Tunesien bekommen wird, auch wenn sein Vater keine Connections hat als Schuhverkäufer und Hochzeitsfotograf und wenn nicht, dann bewirbt er sich in Katar.
Also nix mit "Keine Arbeit in Tunesien auch nicht mit Hochschulabschluss", wie sie sonst dort immer gern erzählen!

Hatikva
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Re: Die tunesische Definition von Armut

Beitrag von Hatikva » 25.09.2012, 12:27

Galadria hat geschrieben:Eine Geschichte, die zeigt wie viel Wert auf Marken und Co. gelegt wird!
Ich habe auch oft erlebt, dass insbesondere bei den jungen Männern immer alles "label" sein muss.
T-Shirts, Schuhe, das HANDY, bei Autos schwärmen sie von Mercedes Audi und Co. und gucken ganz entsetzt, warum man als Deutsche einen Opel Corsa "fahren muss"
Schrecklich dieses Verhalten!
Oh ja.
In dem Hotel in Skanes, wo ich im Juni war, unterhielt ich mich mit dem Bruder des Shopverkäufers.
Ihm gefiel meine Sonnenbrille. War vom DM Markt für 10€. MIR hat sie gefallen.
Er fragte "Is it original? How much?"
Ich sagte "20 Dinar"
Antwort war "Oh, no original!"
Hallöchen: war meine Sonnenbrille aus Pappe und deshalb keine "Original-Sonnenbrille"?
Wie dumm ist das denn?
Die müssen 2 Tage arbeiten für 20 Dinar und dann noch einen auf Weltmännisch machen!!
Keinen Millime in der Tasche aber Ritz verlangen!!
Wer hat die Leute dort so versaut?

Hatikva
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Re: Die tunesische Definition von Armut

Beitrag von Hatikva » 25.09.2012, 12:38

Galadria hat geschrieben:bei Autos schwärmen sie von Mercedes Audi und Co. und gucken ganz entsetzt, warum man als Deutsche einen Opel Corsa "fahren muss"Schrecklich dieses Verhalten!
BMW ist auch mit in der Hit List!
In Mahdia hatte ich diesen Möchtegern-Beznesser, der dachte, dass ich seine Frau bin, weil er es so sagt
(Und weil eine dumme Frau aus Bayern direkt beim zweiten Besuch ihren Habibi geheiratet hat, dachte er, dass geht immer so einfach).

Sein Bruder erzählte mehrmals, dass es sich im nächsten Jahr einen 1er BMW neu kaufen wird.
Und im nächsten Satz stöhnte er von Krise, nix Touristen kommen, viele Kredite wegen Shops etc. und ich sollte bei ihm mehr kaufen.
Deshalb kann er seinem Bruder ("meinem" Bezzi) nichts zahlen und ich (also ich) muss ihn bitte bischen unterstützen.
Meine Antwort war, dass er am besten in seine Altersvorsorge investieren sollte, wenn er doch das Geld für einen nagelneuen 1er BMW hat und in eine qualifizierte Ausbildung für seinen Bruder sorgen soll.
Antwort war: In Tunesien egal, ob Qualification or not, in Tunesien ALLE nix arbeit.

Ich wurde gefragt, welche Auto ich fahre. Ich sagte Renault Clio.
Antwort "Aaah Clio is nix gute Auto. Ist sehr kleine Auto. Wenn Du mit N. (seinem Bruder) zusammen leben willst, dann brauchst Du Volkswagen Passat".
Meine Antwort "Aber ich will nicht mit Deinem Bruder zusammen leben!"

Hatikva
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Re: Die tunesische Definition von Armut

Beitrag von Hatikva » 25.09.2012, 12:47

darkness hat geschrieben:Ich glaube auch nicht, dass sich diese Familie selbst für arm hält. Ganz im Gegenteil!! Ich denke eher sie sind gut situiert. Wenn ich mir Deine Erzählung so anschaue würde ich sagen: Sie haben gelernt, wie man sich Europäern gegenüber darstellt (oh wir können ja noch nicht mal die so wichtige Reise nach Mekka leisten...), um eventuell was für sich rausschlagen zu können.
Die Eltern wussten laut des älteren Bruders auch nicht, dass sie überhaupt nach Mekka reisen wollten :wink: :lol:, denn so religiös kam mir die Familie nicht vor. Ganz im Gegenteil, die beiden jüngeren Brüder haben sich lautstark dem Gebetsaufruf durch Omar entzogen und sind vom Innenhof des Hauses in ihre Zimmer gegangen und die Mutter hat sich von ihm überreden lassen, mitzubeten. Und das hat sie auch nur halbherzig mitgemacht.

Aber vielleicht war das ja auch alles nur abgesprochener Teil des ganzen tunesischen Volksschauspiels??
Ich traue da keiner Statistik, die ich nicht gefälscht habe in TN. :P :P :lol: :lol: :lol: :shock:

Darinka
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Re: Die tunesische Definition von Armut

Beitrag von Darinka » 25.09.2012, 13:27

Liebe Hatikva,

Du schreibst es sei eher nur der Sohn Omar gewesen, die Familie erschien Dir eher rechtschaffend.
Angemerkt sei: Ich kann nur das lesen was Du beschrieben hast, nur Du selber warst dort vor Ort.

Aber mir fällt Folgendes auf:
Du warst dort bei der Familie eingeladen, hast dort übernachtet (als allein reisende Frau??) - oder habe ich da was falsch verstanden?
Normal wäre das wohl kaum... (Auch wenn es mit europäischen Maßstäben so scheint.)
Irgendwie erscheint es mir eher, als ob die Familie ganz genau weiß, was ihr Omar da treibt und es duldet (wenn nicht sogar unterstützt).

Es gibt viele Abstufungen und Schattierungen von Bezness. Es muss nicht Jeder in der Familie aktiv Bezness betreiben oder die Familie ausschließlich davon leben. Für Manche mag es einfach nur eine Art guter Nebenverdienst sein. Und wenn das Söhnchen dadurch (finanziell) attraktiver wird und eine noch bessere Heirat (mit ehrbarer Tunesierin) möglich wird, juckt es vermutlich kaum Jemanden woher das Geld kommt... Diese Doppelmoral kann man ja immer wieder in verschiedenen Threads hier bewundern...

Viele liebe Grüße
darkness
Menschen glauben fest an das, was sie wünschen. - Julius Cäsar
Am meisten fühlt man sich von der Wahrheit getroffen, die man sich selbst verheimlichen wollte. - Friedl Beutelrock

Hatikva
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Re: Die tunesische Definition von Armut

Beitrag von Hatikva » 25.09.2012, 14:17

darkness hat geschrieben: Es gibt viele Abstufungen und Schattierungen von Bezness. Es muss nicht Jeder in der Familie aktiv Bezness betreiben oder die Familie ausschließlich davon leben. Für Manche mag es einfach nur eine Art guter Nebenverdienst sein. Und wenn das Söhnchen dadurch (finanziell) attraktiver wird und eine noch bessere Heirat (mit ehrbarer Tunesierin) möglich wird, juckt es vermutlich kaum Jemanden woher das Geld kommt... Diese Doppelmoral kann man ja immer wieder in verschiedenen Threads hier bewundern...Viele liebe Grüße
darkness
Oh ja, dass tunesische Paradox!
Kann sein, dass die Familie es auch auch Berechnung duldet.
Mir war von Anfang an klar, dass ich nur als Gast und ohne amoröse Absichten dort hin und war auch gegen etwaige Versuche immun.
Ich habe im Gästezimmer ALLEINE übernachtet und wurde von keinem der männlichen Hausbewohner "besucht".
Das hätte sich auch mal einer wagen sollen!!! :twisted: :twisted: :twisted:
Morgens wurde ich von der Mutter freundlich geweckt und zum Frühstück gebeten.
Am Ankunftstag war für mich klar, dass ich ins Hotel gehe, aber das wollte die Mutter nicht, sie hätte gerne Gäste.
An Geschenken habe ich nur ein paar Schokoladen mitgebracht und für die Kinder noch ein paar Tüten Haribo.
Habe mich da nicht wie die Gräfin Mariza aufgeführt :wink: und mit dem Geld so um mich geworfen und auf dicke Hose gemacht, nein nein!

Ob die Tunesierin, die als Mon Amour von Omar vorgestellt wurde so ehrbar ist, dass weiss ich nicht. Er zeigte mir ihr Facebook-Profil und unter einer ehrbaren TN-Jungfrau stelle ich mir etwas anderes vor. Halbnackte Posen, Hunderte von männlichen "Freunden".
Irgendwann stellte Omar seinen "Beziehungsstatus" von "vergeben" auf "Single" um.
Ich fragte ihn warum. Mon Amour sei ihm fremd gegangen (so was aber auch....da wollte sich der Junge bei europäischen Frauen prostituieren für Plasma, Klimaanlage und Make up für Mon Amour und dann geht Mon Amour auch noch fremd :roll: :roll: ).
Er nannte es "C´est la vie en Tunesie" 8)
Übrigens kannten die Eltern die junge Frau (19 Jahre alt) auch und sie wussten, dass er mit ihr (auch) zusammen ist und sie hat ihn auch zu Hause angerufen und die Mutter sprach auch von ihr.
Wie gesagt, dass war in Sfax und nicht in einem Dorf im Süden.
Zuletzt geändert von Hatikva am 25.09.2012, 14:23, insgesamt 1-mal geändert.

Hatikva
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Re: Die tunesische Definition von Armut

Beitrag von Hatikva » 25.09.2012, 14:19

Africus hat geschrieben:Das kenne ich aus allen armen Ländern, wo ich gelebt habe..
Welche Länder waren das?

hope
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Re: Die tunesische Definition von Armut

Beitrag von hope » 25.09.2012, 14:21

Africus hat geschrieben:Das kenne ich aus allen armen Ländern, wo ich gelebt habe.
Die Leute sind arm, aber teure Handys, teure Klamotten sind enorm wichtig als Statussymbol.
Ich hatte immer ein uralt Siemens-Handy dabei (war sehr robust) und die Leute haben immer komisch geschaut und gefragt, warum ein Weißer so ein altes Handy benutzt...
Im Zweifelsfall hat man ein BlackBerry, aber kann seinem Kind nicht die Schule bezahlen.
Die Menschen plane auch nicht in Monaten. Wenn sie Geld haben, geben sie es aus. Egal ob in einem halben Jahr die Schulgebühren fällig werden, Arzttermine anstehen, etc.
Natürlich wie immer nicht alle, aber es fällt halt doch auf.
Africus du schreibst mir aus der Seele (genau wie in einem anderen aktuellen Thread auch) :wink:
Ja, ja das liebe Statussymbol :roll:

Was das Planen angeht!
Die meisten denken NUR an HEUTE, MORGEN ist ein neuer Tag. Das Geld könnte ja sonst Löcher in die Tasche brennen :mrgreen:

Hatikva
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Re: Die tunesische Definition von Armut

Beitrag von Hatikva » 25.09.2012, 14:26

hope hat geschrieben:
Was das Planen angeht!
Die meisten denken NUR an HEUTE, MORGEN ist ein neuer Tag
. Das Geld könnte ja sonst Löcher in die Tasche brennen :mrgreen:
Und wenn man eine doofe Europäerin hat, dann bezahlt die das.
Die ist dann für´s Grobe da.
Tunesisches Geld ist pour Amusement
Europäisches Geld ist für Militär auszahlen, Operationen bezahlen etc.

Nefertari1998
Beiträge: 774
Registriert: 05.04.2008, 18:47

Re: Die tunesische Definition von Armut

Beitrag von Nefertari1998 » 25.09.2012, 14:48

Hatikva,

an manchen Stellen deines langen Posts ist mir der Kragen geplatzt, ansonsten habe ich deinen Bericht mit einem lachenden und weinenden Auge gelesen.
Es tat richtig gut, dass du am Schluss dem Kerl Bescheid gesagt hast.

Das waren für Tunesien unglaublich reiche Leute!
Die Ansprüche sind ungeheuerlich.
Du hast dich aber gut abgrenzen können. Gott sei Dank!

Diese ganzen teurer Statussymbole...
Aber vielleicht braucht man das wirklich, um jemand zu sein.
Eigentlich traurig, denn zeigt es nicht, wie leer es im Herzen eigentlich ist?

Aber das kenne ich auch oft von Migranten hier.
Über mein einfaches Handy wird gestaunt.
Am besten ist mein Dinosaurier TV, noch von den Eltern, klein, inzwischen fast 40 Jahre alt. Da kam einmal sogar die Frage:
Sind Sie denn wirklich eine Deutsche?

Herzlich
Nefertari

Galadria
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Re: Die tunesische Definition von Armut

Beitrag von Galadria » 25.09.2012, 15:00

Das Problem ist, das hier ja so ziemlich alles auf Raten gekauft werden kann...
das neue Handy, das Auto, Flatscreen-TV...dann bringen die Söhne ihren Familien immer übertriebene Geschenke mit, um zu zeigen "das sie hier Fuß gefasst haben".
Schon entsteht der Eindruck, dass hier alle auf hohem Niveau leben und jeder einen BMW fahren kann

Hatikva
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Re: Die tunesische Definition von Armut

Beitrag von Hatikva » 25.09.2012, 15:23

Nefertari1998 hat geschrieben:Hatikva,

an manchen Stellen deines langen Posts ist mir der Kragen geplatzt, ansonsten habe ich deinen Bericht mit einem lachenden und weinenden Auge gelesen.
Es tat richtig gut, dass du am Schluss dem Kerl Bescheid gesagt hast.

Das waren für Tunesien unglaublich reiche Leute!
Die Ansprüche sind ungeheuerlich.
Du hast dich aber gut abgrenzen können. Gott sei Dank!

Diese ganzen teurer Statussymbole...
Aber vielleicht braucht man das wirklich, um jemand zu sein.
Eigentlich traurig, denn zeigt es nicht, wie leer es im Herzen eigentlich ist?

Aber das kenne ich auch oft von Migranten hier.
Über mein einfaches Handy wird gestaunt.
Am besten ist mein Dinosaurier TV, noch von den Eltern, klein, inzwischen fast 40 Jahre alt. Da kam einmal sogar die Frage:
Sind Sie denn wirklich eine Deutsche?

Herzlich
Nefertari
Ich habe kein Handy mehr. Ich habe das abgeschafft, weil mich dieser permanente Zwang immer erreichbar zu sein nur noch genervt hat.
Und das Verabredungen "mal eben" per Handy abgesagt werden.
Das hat mir in Tunesien niemand geglaubt, dass ich kein Handy habe.
Aber hier in Deutschland auch kaum jemand.

Natürlich ist diese Gier nach Statussymbolen ein Zeichen für innere Leere oder um Minderwertigkeitskomplexe zu kaschieren.

Zum Glück habe ich das Thema Bezness und Internas Tunesiens schon vorher gekannt, dass ich damit umgehen konnte.
Für mich war von Anfang an klar, dass da von mir niemand etwas bekommt, was über die normalen Grenzen der Gastfreundschaft hinaus geht.
Okay, bei der Familie hatte ich zwei Tage Vollpension und natürlich wollte die Mutter kein Geld annehmen.
Da habe ich sie gefragt, was denn der Wunsch der kleinen Tochter wäre und sie sagte, ein Vogel.
Ich habe ihr dann einen Kanarienvogel und einen Vogelkäfig für 40 Dinar gekauft als Dankeschön für 2 Tage Vollpension.
Im Hotel hätte ich mehr bezahlt!

Unglaublich reiche Leute waren das nicht für tunesische Verhältnisse, eher gehobene tunesische Mittelschicht, obwohl der der PKW gefehlt hat.
Unglaublich reiche Leute für tunesische Verhältnisse habe ich zur Silvesterfeier im Hotel Mahdia Palace gesehen.
Da waren Autos mit tunesischem Kennzeichen vor der Tür...vom feinsten...Jaguar, Audi Q7, BMW X5, X3, Mercedes S-Klasse, E-Klasse, ML.
Tunesische Frauen im bodenlangen Pelzmantel, in Pelzstola etc. Glitzer, Glamour, Schmuckbehangen.
Und es war nur ein 5 Sterne Hotel in Mahdia.
Was muss erst in Tunis im Mövenpick oder im La Residence oder im Didon, den wirklichen Top Hotels des Landes, los gewesen sein!

Für mich ist Tunesien kein armes Land. Es ist ein diffuses Land, ein gespaltenes und ein zerrissenes Land mit zerrissenen Menschen(seelen).
Armut ist dort nicht allgemein und nicht an der Tagesordnung.
Für mich ist Tunesien auch kein Land der dritten Welt, sondern ein ewiges Schwellenland, welches wegen "Mentalitätsproblemen" die "Schwelle" nie überschreiten wird. Dafür stehen sich die Tunesier selber im Weg und sind auch teilweise einfach nur zu faul.
ABER, sie wollen so leben, wie der "allgemeine West-Europäer" und möglichst wenig selber dafür tun.
Schlimmere Armut gibt es auch in Europa: Beispiel Moldawien.

Ich habe in Tunesien ganz normale junge Menschen gesehen, die meiner Meinung nach, einen westlichen Standart gelebt haben.
Mit dem Taxi zu Chiko´s, einer tunesischen Fastfood Kette, dort gegessen, immer wieder mit dem Handy zugange gewesen beim essen und dann mit dem Taxi wieder weg gefahren.
Jemand meinte mal, dass wären die Reichen...dann gibt es in Tunesien aber viele Reiche, denn ähnliches habe ich dort in vielen Städten immer wieder gesehen. Das ist die tunesische mittlere Mittelklasse. Und die ist stark.

Mich kotzen diese ganzen Bezness-Bübchen da so an.
Wenn sie kein Geld haben für neue Schuhe (angeblich) dann sollen sie ihr Handy versetzen und basta!
Armut ist etwas ganz ganz anderes.
Und eine Krise auch!
Ich habe vielen Tunesiern gesagt, dass ich auch gern so eine Krise hätte, wie sie sie dort haben.
Dann habe ich denen gesagt, dass es ein Mäusefurz ist, was die hier erleben, im Gegensatz zu dem, was meine Oma 1945 erlebt hat:
Da saß sie mit einem 2 jährigen Kind im Arm auf Trümmern, wurde 3 mal ausgebomt und weiss nicht, ob ihr Mann noch lebt.
Das war ne echte Krise und da sind die Frauen auch mit eigener Kraft wieder heraus gekommen.
Antwort: Das war Deutschland, da war Hilfe!
NEIN, auch 1945 nicht!
Bittere Armut gibt es auch in Tunesien, keine Frage, aber es ist nicht die Mehrheit.
Die Mehrheit Tunesiens ist die Mittelschicht und dann gibt es eine sehr reiche Oberschicht.
In Tunesien regiert die Gier.

Hatikva
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Re: Die tunesische Definition von Armut

Beitrag von Hatikva » 25.09.2012, 15:38

Alleine schon wenn ich sehe, wie die da mit dem Essen umgehen, aber wirklich alle.
Die schmeissen haufenweise essen weg.
Gehen in Restaurants und bestellen sich den Tisch voll (müssen auch dafür zahlen) und lassen die Hälfte liegen und zeigen oft mit einer großen und unfreundlichen Geste dem Kellner, dass er abbräumen kann.
Und das macht dort die breite Masse!
Wer Krise hat, der lebt anders.
Selbst mein Möchtegern-Beznesser, der angeblich im Winter kein warme Jacke hat, hat sich so verhalten.

Galadria
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Re: Die tunesische Definition von Armut

Beitrag von Galadria » 25.09.2012, 17:46

Die Sache mit den Hotels ist mir auch oft aufgefallen- auch durch meinen ehemaligen Ex-Freund.
Er hat sich übermäßig viel am Buffet bedient- 3 Teller voll geschaufelt und dann nur ein bisschen Essen rausgepickt. Den Rest hat er achtlos stehen lassen.
Das hat mich auch angewidert- wie oft hatte ich ihn darauf hingewiesen, ob er sich nicht erstmal weniger holen kann, weil sonst alles weg geworfen wird.
Aber er handelte irgendwie nach dem Schema "Jetzt, wo ich kann, muss ich auch alles ausschöpfen- nach mir die Sintflut"
Er konnte null verstehen, warum ich es anders mache.

Nefertari1998
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Re: Die tunesische Definition von Armut

Beitrag von Nefertari1998 » 25.09.2012, 21:06

Das Thema Essen, anknabbern, die Hälfte liegenlassen, kenne ich aus den meisten orinatlischen Ländern.
Das ist dort leider so Sitte.

Nefertari

Hatikva
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Re: Die tunesische Definition von Armut

Beitrag von Hatikva » 26.09.2012, 07:42

Galadria hat geschrieben:Das hat mich auch angewidert- wie oft hatte ich ihn darauf hingewiesen, ob er sich nicht erstmal weniger holen kann, weil sonst alles weg geworfen wird.
Aber er handelte irgendwie nach dem Schema "Jetzt, wo ich kann, muss ich auch alles ausschöpfen- nach mir die Sintflut".
So ist es auch, wenn man einen Tunesier in ein Restaurant einlädt.
Der Bruder von dem Möchtegern-Bezzie meinte dann auch noch bestimmen zu können in welches Lokal er, als Eingeladener, und wir gehen.
Im Restaurant wurde dann noch ungefragt die zweite Flasche Wein bestellt, von der die Hälfte dann stehen gelassen wurde.
Als die Rechnung kam verschwand er vom Tisch, ging Richtung Theke und kam dann mit einer Plastiktüte mit eingepacktem Essen zurück, welches er ohne mich zu fragen, beim Kellner bestellt hatte.
Diesen extra Grill-Teller (das teuerste Gericht auf der Karte) hatte ich auch noch auf der Rechnung.
Und natürlich haben die beiden Brüder im Restaurant auch beide das teuerste Gericht gewählt.
Habe dann gesagt, dass ich das nicht bezahle und die zweite Flasche Wein, die nur bis zur Hälfte getrunken wurde, auch nicht.
Habe den Betrag abgezogen und dem Kellner das Geld gegeben.
Gab natürlich palaver und er hatte dann eine Diskussion mit dem Kellner und er ging dann aus dem Lokal ohne zu zahlen, wahrscheinlich stotterte er das dann in Raten ab :twisted:
Ich kann eine echte Bitch sein, wenn ich will :mrgreen:

In diesem Fall in Mahdia kann ich 100%ig sagen, dass die dumme deutsche Frau, die schwuppdiewupp bei ihrem zweiten Besuch einer der "Freunde" von dem Möchtegern-Bezzie geheiratet hat, eine Mitschuld an dem Verhalten der Kerle trifft.
Sie hat dort gezeigt wie einfach es ist, mit dummen deutschen Frauen, und diese (verzweifelten) Kerle haben deshalb kaum noch Hemmungen, was die Dreistigkeiten angeht.

Hatikva
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Re: Die tunesische Definition von Armut

Beitrag von Hatikva » 26.09.2012, 08:01

Galadria hat geschrieben:Er hat sich übermäßig viel am Buffet bedient- 3 Teller voll geschaufelt und dann nur ein bisschen Essen rausgepickt. Den Rest hat er achtlos stehen lassen.
.
Im letzten Hotel war auch ein tunesische Familie und der Vater nahm sich immer eine ganze Sahnetorte vom Büffet und stellte die dann in die Mitte des Tisches. Da haben dann alle von genascht und dann wurde mit großer Geste der Kellner gerufen und der durfte dann die 3/4 Torte abräumen....zum wegwerfen, den mit ihren Fingern waren die da auch dran.
Ekelhaft!

Die Russen können das ja auch gut mit dem vollen Teller.
Aber die Deutschen können das auch. Eine Bekannte hat eine Kreuzfahrt auf der AIDA gemacht und ein deutsches Paar hat in einem der Restaurants dort an Board sich eine ganze Schüssel Crevetten in Schale vom Büffet an den Tisch geholt und sich die (über der Schüssel) am Tisch gepuhlt.
Nur bei den Tunesiern fällt das irgendwie mehr auf, denn das passt nicht so zu dem "Krisen"-Gelaber.

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