Anbetteln

Austausch über gemachte Bezness-Erfahrungen in diesem Land

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Hatikva
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Anbetteln

Beitrag von Hatikva » 26.09.2012, 12:33

Hallo,

wie reagiert ihr in Tunesien auf Anbetteleien völlig fremder Menschen?

Ich habe da zwei aktuelle Beispiele:

Marina von Monastir; ich wurde von einem Jungen per Handzeichen drauf aufmerksam gemacht, dass er Geld für Essen haben wollte.
Der Junge sah jedoch für meine Begriffe nicht halbverhungert oder gar verwahrlost aus. War normal gekleidet.

Bürgersteig gegenüber vom Carrefour-Supermarkt in Mahdia; ich stehe und warte auf ein Taxi.
Ein Junge, auch gut genärt und gut gekleidet, schaute mich die ganze Zeit an.
Dann sagte er mir "I for you Taxi and you for me one Dinar", er wollte mir ein Taxi besorgen.
Ich gab ihm 1 Dinar, er schaute noch mal links und rechts, dann schaute er mich an und zuckte mit den Schultern und ging direkt in den Supermarkt rein.
Und ich hatte immer noch kein Taxi (ich Dummchen??)

Nefertari1998
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Re: Anbetteln

Beitrag von Nefertari1998 » 26.09.2012, 13:02

Das kommt darauf an...

Den Kindern hätte ich persönlich nichts gegeben.
Ich kenn das, dass sie einen Sport daraus machen, auf Kommando eine Leidensmine aufsetzen.
Oft wurden sie auch schnell von Erwachsenen weggescheucht.
Das hätte mir als Kind übrigens sicher auch Spaß gemacht, war bei uns aber nicht üblich... :wink:

Ich geb eher gerne alten Leuten was, die mit einem Stock rumhumpeln und arm aussehen.

Herzlich
Nefertari

Darinka
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Re: Anbetteln

Beitrag von Darinka » 26.09.2012, 14:13

Hatikva hat geschrieben:wie reagiert ihr in Tunesien auf Anbetteleien völlig fremder Menschen?

Liebe Hatikva,

gar nicht oder mit wegscheuchen.

Wie Du selbst beschreibst, sind es meist keine Kinder, die aussehen als würden sie auf der Straße leben und seit Tagen hungern... Die machen das nur, weil sie gelernt haben, dass es funktioniert und sie halt was kriegen. Halte ich erziehungsmäßig eher für bedenklich da was zu geben....

Warum soll ich einem Bettler mein Geld geben, von dem ich nicht mal weiß ob er wirklich bedürftig ist oder nur so tut? (Egal in welchem Land und egal ob Kind oder Erwachsener.)
Ich hatte da auch mal so ein "Aha"-Erlebnis. Das war sogar hier bei uns in D (hätte aber so ähnlich sicher auch irgendwo anders passieren können). Da saß ein wirklich erbärmlich aussehender Mann mit einem Pappschild auf dem stand, dass er seit 2 Tagen nix gegessen hätte und um eine kleine Spende bittet. Oh habe ich gedacht, ich habe ja noch ein leckeres belegtes Brötchen, ein gekochtes Ei und einen Apfel dabei (hatte ich durch Zufall auf Arbeit nicht gegessen) - habe das aus der Tasche geholt und angeboten.
Was glaubt ihr ist passiert? ... ... ... Er hat mich angeschaut als ob ich von einem anderen Stern komme und wollte lieber Geld... :shock:

Wenn ich Bedüftige unterstützen möchte, dann suche ich mir eher eine entsprechende Hilfsorganisation von der ich sicher bin, dass das Geld was ich spende auch wirklich bei Bedürftigen ankommt und etwas Sinnvolles damit gemacht wird. (z.B. eine Schule bauen, ein Kinderheim, eine Teeküche für Obdachlose oder ähnliches).

Viele Grüße
darkness
Menschen glauben fest an das, was sie wünschen. - Julius Cäsar
Am meisten fühlt man sich von der Wahrheit getroffen, die man sich selbst verheimlichen wollte. - Friedl Beutelrock

Hatikva
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Re: Anbetteln

Beitrag von Hatikva » 26.09.2012, 14:52

Africus hat geschrieben:Da habe ich mal was Schönes in einem arabischen Land erlebt, wo ich beruflich ein paar Monate wohnte:
Ich ging am Sonntag spazieren und sah von weiten drei Kinder Fußball spielen. Die Kinder bemerkten mich aber erst, als ich nur noch wenige Meter von ihnen entfernt waren. Als sie mich dann sahen, fing einer plötzlich an fürchterlich zu Humpeln und sich das Bein zu halten. Im gebrochenen Englisch versuchte er mir klar zumachen, dass er schwer verletzt sei und ein paar Dollar bräuchte...Ich fing an zu Lachen und habe auf Arabisch ihm gesagt, dass ich heute leider kein Geld dabei hätte, er mir aber sehr leid täte. Dahinter dann noch ein "Nur Gott ist gnädig" auf Arabisch und der Junge fing an zu lachen und widmete sich wieder dem Fußballspiel.

Aber es ist ein schwieriges Thema besonders weil man ständig von Fremden, Kollegen, Angestellten, aber auch Freunden angebettelt und zum Teil auch beschissen wird (ist mir ein paar Mal in meiner Gutmütigkeit passiert). Aber ich habe nicht die Konsequenz gezogen, gar nichts mehr zu geben oder zu "leihen". Es kommt immer auf die konkrete Situation an.
Von Kollegen? Meinst Du Arbeitskollegen?
Die betteln auch an?

kleeblatt
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Re: Anbetteln

Beitrag von kleeblatt » 26.09.2012, 16:40

vor dem carrefour supermarkt, in midoun auf djerba, saß immer eine frau mit einem baby, und hat gebettelt.

das arme kind lag auf einer dünnen decke auf dem straßenpflaster.

ich habe im supermarkt ein paar gläschen babynahrung gekauft, und habe sie ihr hingestellt.

wirklich begeistert war sie aber nicht :roll:
liebe grüße, kleeblatt

Rubinrot
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Re: Anbetteln

Beitrag von Rubinrot » 26.09.2012, 21:56

Hallo,,

Ist mir aber auch in Köln passiert, nehme an es waren Kinder aus Osteuropa. Sie hätten nix zu essen sagten sie.
Habe am Obststand Bananen gekauft - die verdutzen Gesichter hättet ihr mal sehen müssen.
Ne, eigentlich wollten sie alle nur Bar-Geld - das müssen sie dann abgeben. Ganz schnell kam dann ein Erwachsener ums Eck (Schichtleiter)
und schimpfte die Kinder aus.
Gruss
Sage nicht immer was Du weißt, aber wisse immer was du sagst!

Chemeli
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Re: Anbetteln

Beitrag von Chemeli » 28.09.2012, 18:08

Sicher gibt es in Tunesien genauso wie überall anders "professionelle Bettler".
Ich selbst fiel einmal einem Trio kleiner Trickdiebe zum Opfer.
Sass auf einer Bank vor der Medina von Hammamet und wurde von einem hübschen Jungen zum Kauf einer Jasminblume angehalten.
Ich dachte, na gut, und wollte ihm Kleingeld geben, da standen auf einmal noch zwei Burschen da, einer betatschte meinen Geldbeutel, als wolle er reinsehen.

Dann verzogen sie sich eine Ecke weiter.
Gut, dass meine innere Stimme funktionierte.
Sie brüllte mir zu, dass hier was nicht in Ordnung ist.
Ich zog meine Geldbörse heraus und sah, dass alle Scheine fehlten!!!!!!!!!

Die drei jungen Diebe sassen unter einer Palme und quatschten.
Ich trampelte zu ihnen rüber und fauchte (auf Französisch) dass ich SOFORT mein Geld wiederhaben wolle, sonst würde es hier ein riesen Theater geben.
Der Hübsche, der mir die Blume angedreht hatte, wollte sofort einlenken, der andere fing an zu zetern.
Ich sagte SOFORT, sonst gehe ich mit euch zu euren Eltern. :evil:

Da bekam ich mein Geld wieder und zog ab.
Das Glück ist ein Vogel, der einem ab und zu auf den Kopf scheißt.

naschkatze
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Re: Anbetteln

Beitrag von naschkatze » 28.09.2012, 20:12

Der Trick ist aber alt :D . Die Rosenverkäuferinnen vor der Sagrada Familia in Barcelona sind auch dafür bekannt. Du gibst 50 Cent oder 1 Euro und verlierst nebenbei gleich ein paar Scheinchen durch "Selbstbedienung".

Chemeli
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Re: Anbetteln

Beitrag von Chemeli » 30.09.2012, 10:12

Klar ist der Trick alt :wink: . Die Geschichte ist es auch.....war in den 90ern.
Das Glück ist ein Vogel, der einem ab und zu auf den Kopf scheißt.

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Re: Anbetteln

Beitrag von Nefertari1998 » 30.09.2012, 19:01

Das hast du gut gemacht, Djenna.
Kleine Elisabeth aus Thüringen...

Nefertari

naschkatze
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Re: Anbetteln

Beitrag von naschkatze » 30.09.2012, 19:39

Ich gebe denjenigen Bettlern etwas, denen die Einheimischen auch was geben (natürlich nicht allen, dazu reicht mein Geld auch nicht). Meist alte Menschen oder Behinderte. Vor allem vor den religiösen Stätten ist das immer nervig, da es da Bettler ohne Ende gibt (und mit Münzen sind die auch nicht mehr zufrieden, die wollen Scheine). Kindern niemals Geld geben, die kriegen ein Bonbon, wenn ich welche dabei habe (und meistens habe ich). Alle anderen Leute können mich anquatschen, wie sie wollen, die bekommen nichts. Mit Sicherheit ist da auch die eine oder andere Person dabei, wo es nicht falsch wäre, was zu geben, aber ohne Dolmetscher (der die Sprache und die Situation mir "übersetzt") reagiere ich da gar nicht. Geht einfach nicht. Ich gehe dann einfach weiter und irgendwann lassen sie einen dann auch in Ruhe. Spätestens, wenn die nächste Weißnase vorbeikommt.

barbara
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Re: Anbetteln

Beitrag von barbara » 30.09.2012, 20:20

Hi!

Die kleinen Bettler in Tunesien mit Rotznase und zerissener Kleidung von heute,sind die Bezzies von Morgen.
Ist doch schnellereres und einfacheres verdientes Geld,
als Papa evt. als Parkplatzwächter o.ä. nach Hause bringt.

Klar, für nen Touristen ist es erstmal nicht die Welt,wenn er dem "armen" Kleinen nen Dinar in die Hand drückt,
aber man darf nicht vergessen, die Masse machts.
Nur 10 Touris am Tag die nen Dinar geben ,oder auch 20 die nur die Hälfte geben,
macht in 30 Tagen den Monatsverdienst eines so mach hart Arbeitenden dort,
der damit ne Familie zu ernähren hat.

Barbara

Blackangel
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Re: Anbetteln

Beitrag von Blackangel » 30.09.2012, 20:55

Hallo

also ich war in Ägypten in Assuan , da ist die Bettlerei dermaßen schlimm, als ich nichts gab, verfluchten mich die Kinder und schrien Ali Baba und noch manches was ich nicht verstand. Wir waren in der Gruppe und sie hatten meine Mutter als Ziel auserkoren und die Kinder verfolgten uns durch die Straßen einige hundert Meter weit. Wir mußten meine Mutter in die Mitte der Gruppe nehmen grad so wie Securitys , eine bedrückende nervende Situation.
Wir gingen zurück zum Schiff wobei uns ägyptische Männer auch noch um Geld ansprachen, aber zum Wechseln nicht zum Betteln aber beim Betteln wird man ja genauso betrogen. Ich habe noch kein Land erlebt wo so agressiv gebettelt wird. Und ich kenne mittlerweile über 40 Länder. Nichts ist mit Ägypten zu vergleichen nicht mal Indien, wo auch große Armut herrscht.

LG Blackangel
Die Wahrheit ist leicht zu verstehen wenn sie erst entdeckt ist, das schwierige ist nur sie zu finden
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