seid einigen Jahren schon lese ich eure Geschichten, und es tut mir unendlich leid für alle, die soviel Leid und Kummer ertragen mussten. Und wie es bekannt ist, trifft es Frauen aller Gesellschaftsschichten. Wir Frauen sehnen uns halt immer nach Liebe, manche mehr, manche weniger.
Ich bin in der glücklichen Lage, meine 2 kleinen Liebschaften gut überstanden zu haben. Klar habe ich mich kurze Momente auch zulullen lassen, aber sobald der Mann ausser Sichtweite war, hat bei mir die Vernunft gesiegt. Zu lange habe ich im Nachtgewerbe gearbeitet (Bar/Disco). Ich habe manches erlebt und habe dadurch auch etwas Achtung und Respekt vor den Männer verloren. Ich mag die Männer immer noch sehr, aber ich verlasse mich auf keinen mehr. Und so lebe ich zufriedener.
Ich reise seit 2002 nach Djerba. Oft buche ich für einen Monat, so habe ich Zeit, alles ruhig zu geniessen. Durch eine Affäre im 2006 hat sich seither ein enger Kontakt mit einer einheimischen Familie ergeben. Den Kontakt zum Sohn des Hauses habe ich schnell abgebrochen, doch mit seiner Familie verbindet mich seit Jahren ein herzliches Verhältnis. Ich gehe dort ein und aus, habe auch schon bei ihnen übernachtet, aber trotzdem habe ich gerne meine eigene Wohnung. Durch den Familienanschluss bin ich im Ort und am Strand auch bekannt, und so werde ich meistens in Ruhe gelassen.
Meine zweite Liebschaft im 2007 war auch sehr intensiv. Er ist ein guter und bescheidener Mann, der seinen Stolz hat. Er hat mir viel von seiner Heimat gezeigt, hat mich ein paarmal zu seiner Familie mitgenommen. Seine Mama war anfangs nicht begeistert von mir, sie konnte mit mir europäischer Frau nicht viel anfangen. Aber ich habe mich gut integriert.
Durch ihn habe ich das Land lieben gelernt, er hat mich überall rumkutschiert. Es war eine schöne Zeit, aber eben, ich war nicht der richtige Deckel für ihn als Topf. Er ist mir zu ruhig, bei Diskussionen war ich immer die stärkere. Aber wir haben bis heute eine gute Freundschaft, er ist immer da für mich wenn ich nach Djerba komme. Er hat es durch Fleiss und Begabung mit Menschen umzugehen, bis heute weit gebracht. Er hat sich nicht auf Frauen verlassen, er macht selber Geschäfte, Und seine Familie ist sein ein und alles. Heute baut er sein Haus und hat seine eigenen Tiere.
Vor 3 Jahren, als ich einen Wüstentrip unternahm, ganz spontan und allein mit 2 Beduinen, habe ich auch wieder neue Freunde gefunden. Ich bin seither bei beiden Familien willkommen. Bei der einen Beduinenfamilie habe ich 3 Wochen verbracht, und mit ihnen den ganzen Alltag gemeistert. Es war eine Herausforderung für mich, absolut ohne Komfort auszukommen. Ich habe mit der Hausdame gekocht, geputzt, die Kinder versorgt, auf den Markt gegangen, die Kinder gehütet. Ich war in einer komplett anderen Welt. Meine einzige Freiheit bestand darin, ein paarmal nachmittags in den Dünen zu spazieren. Dies waren die speziellsten Ferien die ich erlebt habe. Ich habe viel Gastfreundschaft erfahren, habe den Kindergarten und die Schule besucht und konnte sogar im Unterricht mitmachen.
Klar zücke ich bei beiden Familien das Portemonnaie, schliesslich esse und schlafe ich auch dort, da ist es auch selbstverständlich, dass ich zum Haushalt beisteuere. Das Hotel würde ja auch kosten. Und die Kinder bekommen von mir auch immer Geschenke, meistens was für die Schule. Und den Müttern lade ich ihr Handy auf, damit sie mal wieder einen Schwatz mit Freundinnen machen können. Und wenn ich sehe, wie arm sie sind und trotzdem so gastfreundlich und bescheiden, da beschämt es mich etwas. Und wir sind hier nie zufrieden und wollen immer mehr.
Aber ich hätte von keiner Familie je eine offene oder versteckte Forderung nach Geld gehört. Zu gross ist der gegenseitige Respekt.
Wenn ich auf Djerba bin, halte ich es kaum 2 Wochen aus und da muss ich weg von der Insel ins Landesinnere. Ich unternehme Ausflüge, manchmal mit Mietauto, aber ich war auch schon oft mit dem Bus und Louage unterwegs, so komme ich mit den verschiedensten Menschen ins Gespräch.
Schon bald steht meine nächste Reise nach Tunesien an, ein paar Tage Djerba und anschliessend mit dem Auto rein ins Land. Tataouine, Chenini, Matmata, Douz, Ksar Ghilane, das sind nicht nur Namen, das sind auch schöne Orte, Die Berglandschaft ist einmalig und die Wüste noch mehr. Ich werde auch wieder einen kurzen Wüstentrip machen, ganz spontan ohne Voranmeldung.
Was ich mit meinem Bericht sagen will, ist, Tunesien besteht nicht nur aus Hotel, Meer und wunderschönen jungen Männern, Tunesien ist auch ein bezauberndes Land mit sehr netten Einheimischen. Wenn man die französische Sprache einigermassen beherrscht, kommt man überall gut zurecht, auch als Frau alleine.
Und man wird in der Regel nur in den Touristenorten angemacht, im Landesinnern kommt das selten vor. Im Gegenteil, die Männer sind sehr distanziert, helfen einem aber gerne, wenn man nach dem Weg fragt oder sonst ein Problem hat. In den Cafés gucken sie nur, würden einen aber nicht ansprechen, das ziemt sich nicht. Wobei ich auch nicht oft allein in Cafés gehe. Ich hatte auch schon eine Militäreskorte die mich auf den rechten Weg brachte als ich mich verfuhr.
Alles in allem liebe Frauen, seht euch das nächste Mal wenn ihr nach Tunesien geht, eure Umgebung etwas näher an. Habt Mut und geht auf Entdeckungstour. Sucht auch mal den Kontakt zu einheimischen Frauen, vielleicht im Hamamm. Und wenn euch doch ein hübscher junger Mann anlächelt, dann lasst euch mal zu seiner Familie zum Tee einladen, statt mit ihm am Abend allein in die einschlägigen Lokale zu gehen. Und ziert euch, haltet Abstand,so schafft ihr euch Respekt.
Ich habe in der Vergangenheit jeden tunesischen Mann, der mich anbaggerte und schöne Augen machte,gefragt was er mir denn bieten könne. Ein Haus und ein Auto und Arbeit müsse er schon haben, ich möchte nämlich nach der Heirat nicht mehr arbeiten (das war natürlich nur Spaß

Oft wurde dann nicht mehr über Heirat gesprochen und ich hatte meine Ruhe.
Ich hoffe, ich wirke durch meine Geschichte nicht überheblich, ich habe ja, wie gesagt, auch meine Lektion gelernt. Aber ich sage mir, dass ich mir die Liebe zu diesem Land und den Leuten von keinem Mann kaputt machen lasse. Und bei aller Liebe zu Land und zu den Menschen bleibt es "nur" ein Feriendomizil. Ich werde dort immer eine Fremde sein, auch wenn ich mich noch so gut integriere.
Herzliche Grüsse von Sahra