Zunächst zu mir: Ich bin Mitte 40, männlich, homosexuell und adoptiert. Mein "Originalvater" war/ist Marrokaner und die "Originalmutter" war/ist eine Deutsche. Durch die Adoption bin ich komplett in Deutschland und mit der deutschen Kultur aufgewachsen. Unabhängig davon, habe ich -natürlich?!- schon immer eine gewisse Neugierde bzw. Affinität in Zusammenhang mit der arabischen Kultur und dem Maghreb verspürt. Mein Beruf führt mich in ganz viele unterschiedliche Kulturkreise und ergo auch in eine Vielzahl arabisch geprägter Staaten. Als "arabischer" Mann und als "arabischer" Europäer fällt es mir oftmals leichter, einen Zugang zu der oftmals komplexen (männlichen) Gesellschaft zu finden. Auch ohne arabische Sprachkenntnisse (was HÄUFIGST zu extremer Verwunderung führt

Nun zu meinen zwei Geschichtchen in Zusammenhang mit der Homosexualität in Tunesien:
Vor vielen Jahren (es muss so um 1989 gewesen sein) reiste ich nach Sousse. Im Rahmen eines von mir organisierten Ausflugs flog ich für einen Tag nach Tunis, um mir die Stadt anzuschauen. Jung und testostorongesteuert verwickelte mich im "Café de Paris" auf der Avenue Habib Bourguiba ein (natürlich


Auf dem Rückflug am Abend des Tages lernte ich einen Flugbegleiter der Airline kennen, welchem ich bereits auf dem Flug nach Tunis wg. meines Aussehens und der damit einhergehenden mangelnden arabischen Sprachkenntnisse aufgefallen war. Er sprach mich an und fragte mich nach meinen "Wurzeln". Wir kamen auf diesem extrem kurzen Flug ins Gespräch und noch am selben Abend trafen wir uns auf einen Tee: Wir hatten ein wirklich schönes Gespräch, tauschten die Telefonnummern aus und eine NICHT!!!!! erotische Freundschaft entwickelte sich. Er weiss bis heute offiziell nicht, dass ich schwul bin!!!!
Ich habe viele Urlaube mit ihm, seiner Familie und seinen Freunden in Tunesien verbracht: Wunderbare Zeiten, viele Eindrücke und ganz viel "Insiderwissen" über die Kultur und die Mentalität des Landes.
Die Freundschaft schlief irgendwann ein und es trieb mich nichts mehr in das Land. 2011 bereiste ich mit meinem Partner Tunis für ein kurzes Wochenende: Viele viele Dinge hatten sich verändert. Ebenfalls auf der Av. H. Bourguiba sprach uns ein Tunesier an und wollte uns die Stadt und Sidi Bou Said zeigen. Ich/wir sind wirklich nicht als typisch schwules Paar zu identifizieren und sowohl Habitus und Gestik passen so gar nicht in das Klischeebild. Unabhängig davon endeten wir nach einem gemeinsamen Bier (der Mann war wirklich nett!) in einer Situation, welche unsäglich war. Er wollte unbedingt eine weitergehende Geschichte mit mir oder (!!!) uns im Hotel: Selbstverständlich kam das gar nicht in Frage und nach 20 Euro für "Zigaretten und Essen" wurden wir ihn los....
Mein Rat an alle Schwule, welche sich ein paar nette Stunden/Tage/Wochen in Tunesien erhoffen: Abgesehen von der Illegalität (!) der Handlungen ist die "Flucht" in homoreotische Handlungen oftmals ein Weg, Erfahrungen für das Leben mit einer Frau zu sammeln und eine Möglichket Bezness anderer Art zu betreiben....
Selbstverständlich gibt es auch Homosexualität in Arabien, jedoch sind die gesellschaftlichen Ausgrenzungen, Problematiken und Risiken um ein VIELFACHES höher als in Europa.
So groß auch die Sehnsucht nach einem "richtigen" Mann mit braunen Kulleraugen und vielen Sympathiebekundungen sein sollte: AUGEN AUF!!!!
Ich bin nun am Ende der Schilderung und ich hoffe sehr, das es für alle LeserInnen nicht zu ermüdend war. Wie gesagt, keine wirkliche Bezness-Geschichte, jedoch ein Hinweis an das "starke" Geschlecht....
Allen wirklichen Opfern GANZ GANZ VIEL KRAFT UND MUT!!!!!!!!!!!!