12.08.2013 | von Philipp Zieger | 0 Kommentare
KONSTANZ
Haftstrafe für Liebesbetrüger
Konstanz - Ein Jahr und drei Monate lautet das Urteil des Amtsgerichts: Es ist überzeugt, dass ein Nigerianer eine Frau die große Liebe vorgetäuscht und sie um rund 10.000 Euro gebracht hat.
Schuldspruch in einem Ausnahmefall: Das Konstanzer Amtsgericht ist davon überzeugt, dass ein 31- jähriger Mann Claudia M. über das Internet die große Liebe vorgespielt und um über 10 000 Euro betrogen hat. Am Montagabend verurteilte ihn Richter Andreas Spreng zu einem Jahr und drei Monate Haft, ausgesetzt auf drei Jahre Bewährung. Er ist überzeugt, dass der Nigerianer nicht alleine gehandelt hat. Womit Spreng von einem gewerbsmäßigen Betrug ausgeht. Anders herum gesagt: Der Richter sprach dieses Delikt indirekt der organisierten Kriminalität nach dem Muster der „Nigeria Connection“ zu, die über Kontakt per E-Mail Menschen um ihr Geld bringt.
Eine Kategorie ist das Romance Scamming, mit dem sich das Amtsgericht beschäftigte. Wie bei Claudia M. (wir berichteten, Name von der Redaktion geändert). Richter Andreas Spreng schenkte ihren Aussagen vom ersten Verhandlungstag an vollen Glauben. Chatprotokolle unterstrichen seiner Ansicht nach ihren Kontakt zu dem Angeklagten. Zusätzliche 1000 Seiten der Unterhaltung tauchten allerdings erst im gestrigen Fortsetzungstermin auf einer CD auf. Die große Frage bei diesem Prozess blieb bis zuletzt: Versteckte sich hinter dem Angeklagten tatsächlich der adrette Ingenieur Derrick, in den sich Claudia M. verliebt hatte und dem sie mehr als 10 000 Euro über eine Reisebank überwies?
Handfeste Beweise hatten Staatsanwaltschaft und Polizei hierfür nicht, jedoch eine Menge Indizien. Aus diesen zog Richter Andreas Spreng den Rückschluss, dass der 31-Jährige der Betrüger war. Schwer wogen dessen eigene Aussagen. Diese seien „nach Überzeugung des Gerichts weitgehend gelogen“, erklärte der Richter. Eine schlüssige Erklärung hatte der Angeklagte nicht, woher er den Laptop hatte, von dem aus die Liebesmails an Claudia M. gesandt wurden. Bei einer ersten Vernehmung von der Polizei wollte er den Computer vor längerem in Paris erhalten haben. In der Verhandlung wollte er ihn etwa zwei Wochen vor der Durchsuchung in seiner Asylbewerberunterkunft von Freund „Maiko“ zur Aufbewahrung bekommen haben und dieser sollte wohl als Sündenbock herhalten. „Eine Schutzbehauptung“, sagte Staatsanwalt Christian Brase im Plädoyer. Von Maiko, fehlte bis zuletzt jede Spur. Auch auf dem Computer fand die Polizei, so erklärten es zwei Vertreter im Zeugenstand, keine Hinweise auf diesen.
Er selbst sei doch unfähig, E-Mails zu schreiben, hatte der Angeklagte noch erklärt. Bei der Polizei konnte er aber aus dem Stegreif sofort vier eigene E-Mail-Adressen notieren. Sein Vorname war als Nutzer des Computers registriert. Diese Person habe das Gerät über 900 Mal genutzt, mindestens seit 2011. Dass Claudia M. plötzlich von einem Mann mit Beziehungsabsichten für einen dauerhaften Aufenthaltsstatus in Deutschland angeschrieben wurde, legte das Gericht ebenfalls als belastend aus. Der Absender trug den Namen des Angeklagten. Außer dem adretten Ingenieur kannte niemand anderes diese Adresse. Weitere Indizien sprachen gegen den 31-Jährigen.
Verteidigerin Petra Brennenstuhl-Haug forderte die Auswertung einer Aufzeichnung von Claudia M.s Anrufbeantworter. Die Analyse hätte ergeben sollen, ob ihr Mandant Kontakt zu der Geschädigten hatte. Richter Spreng lehnte den Antrag ab, wertete die Aufzeichnung aufgrund der schlechten Tonqualität aber nicht zu Lasten des Angeklagten. Spreng blieb drei Monate unter der Forderung des Staatsanwalts. Die Verteidigerin sah selbst die Indizien als nicht ausreichend für eine Verurteilung an. Der Richter verhängte zudem 250 gemeinnützige Arbeitsstunden. Gegen den Schuldspruch kann der Nigerianer in Revision gehen. Zumindest für Claudia M. könnte die Bestrafung ihrer falschen Liebe ein Stück Genugtuung sein. Wie viele andere auf ihn ebenfalls reingefallen sind, ist unklar: Auf dem Laptop haben die Computerexperten der Polizei Korrespondenzen mit weiteren Frauen gefunden.
Eine lukrative Betrugsmasche
Zig-Millionen Dollar erbeuten jährlich Romance Scammer, indem sie die große Liebe vortäuschen.
1. Was ist Romance Scamming? Frauen und Männer werden auf der Suche nach der großen Liebe über das Internet angeschrieben, die Täter täuschen ihnen viel Aufmerksamkeit vor und betrügen sie um ihr Geld. Die Heuchler agieren überwiegend aus dem Ausland und werden für die Rechtsorgane nicht greifbar. Aus diesem Grund ist der Konstanzer Fall eine große Ausnahme. Der Angeklagte hatte sich im Süden als Asylbewerber niedergelassen und war registriert.
2. Wie oft passiert dieser Betrug? Im Jahr 2011 hätten vornehmlich US-Bürgerinnen an afrikanische Betrüger über 50,3 Millionen Dollar überwiesen, gab "Die Welt" in einem Artikel die Zahlen der FBI-Meldestelle für Internetverbrechen wieder. Im selben Artikel vom November 2012 wird Henning Wiechers zitiert. Er testet seit Jahren Singlebörsen und sagt, die Top 5 eliminierten täglich mehr als 5000 Mitgliederprofile nigerianischer Herkunft. Romance Scamming, auch Love Scamming genannt, heißt übersetzt Romantik- und Liebesbetrug. Unter Nigeria Connection sind auch jene Angebote in E-Mails bekannt, die eine überaus hohe Geldsumme für Bankdienste in Aussicht stellen. Romance Scammer nutzen falsche Identitäten und gestohlene Fotos von attraktiven Personen. (phz)
Südkurier Urteil für Liebesbetrüger
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Re: Südkurier Urteil für Liebesbetrüger
Liebe Ursi,
vielen Dank für das Einstellen des Artikels. Ich freue mich über das Urteil, wenn es auch ein Tropfen auf dem heißen Stein ist.
Wahnsinn, wieviel Geld geflossen ist und sicherlich noch fliessen wird. Frauen haltet Euer Geld fest.
vielen Dank für das Einstellen des Artikels. Ich freue mich über das Urteil, wenn es auch ein Tropfen auf dem heißen Stein ist.
Wahnsinn, wieviel Geld geflossen ist und sicherlich noch fliessen wird. Frauen haltet Euer Geld fest.
Liebe Grüße
Bocanda
Der klügste Trick des Teufels ist, uns davon zu überzeugen, dass es ihn nicht gibt (Baudelaire)
Bocanda
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Re: Südkurier Urteil für Liebesbetrüger
Liebe Bacanda,
Danke fürs löschen des Doppels.
Ja es ist ein Tropfen , aber auch ein Anfang !
LG Ursi
Danke fürs löschen des Doppels.
Ja es ist ein Tropfen , aber auch ein Anfang !
LG Ursi
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Re: Südkurier Urteil für Liebesbetrüger
Meine Mantra:
Kein Geld für Männer!
Kein Geld für Männer!
Liebe Grüße, Micky
"Lass uns angeln gehen", sagte der Haken zum Wurm.
Isaiah Berlin: Die Freiheit der Wölfe ist der Tod der Lämmer.
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Re: Südkurier Urteil für Liebesbetrüger
Danke, liebe Ursi!
Daran ist wieder zu sehen, wie gut es ist, jedes Chatprotokoll und auch andere Daten auszudrucken und zu sammeln sowie eine Art Tagebuch (und wenn es ein Taschenkalender ist) zu führen, sobald jemand ein leises, ungewisses Bauchgrummeln verspürt. Man weiß nie, wofür diese (chronologischen) Aufzeichnungen eines Tages gut sein könnten.
Bei Geschenken, Mitbringseln sehr zurückhaltend sein.
Und vor allem - kein Geld!
Wenn der vermeintliche Liebespartner "euch" nicht kennen gelernt hätte, müsste er auch sehen, wie mit seinen Dingen klar kommt. Oder wer würde per Internet oder nach kurzer Bekanntschaft (realer gemeinsamer Zeit) jemanden um Geld (oft auch sehr subtil) anschnorren?
Richtig. Wohl kaum ein anständiger Mensch...
Daran ist wieder zu sehen, wie gut es ist, jedes Chatprotokoll und auch andere Daten auszudrucken und zu sammeln sowie eine Art Tagebuch (und wenn es ein Taschenkalender ist) zu führen, sobald jemand ein leises, ungewisses Bauchgrummeln verspürt. Man weiß nie, wofür diese (chronologischen) Aufzeichnungen eines Tages gut sein könnten.
Bei Geschenken, Mitbringseln sehr zurückhaltend sein.
Und vor allem - kein Geld!
Wenn der vermeintliche Liebespartner "euch" nicht kennen gelernt hätte, müsste er auch sehen, wie mit seinen Dingen klar kommt. Oder wer würde per Internet oder nach kurzer Bekanntschaft (realer gemeinsamer Zeit) jemanden um Geld (oft auch sehr subtil) anschnorren?
Richtig. Wohl kaum ein anständiger Mensch...
LG, Jakobs_Weg
Nein, nicht alle Orientalen sind Beznesser!
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Re: Südkurier Urteil für Liebesbetrüger
Hier noch ein weiterer Link zum Thema :
http://www.polizei-beratung.de/themen-u ... mming.html
http://www.polizei-beratung.de/themen-u ... mming.html
Liebe Grüße
Bocanda
Der klügste Trick des Teufels ist, uns davon zu überzeugen, dass es ihn nicht gibt (Baudelaire)
Bocanda
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