„Wie gespalten ist Deutschland?“

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Nilka
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Re: „Wie gespalten ist Deutschland?“

Beitrag von Nilka » 24.02.2020, 10:05

Halten wir inne

Seit dem entsetzlichen Amoklauf eines offensichtlich Geistesgestörten in Hanau läuft eine maßlose Kampagne über unser Land, die an Hysterie, Niedertracht und zerstörerischer Lust an der Herabwürdigung und Diffamierung Andersdenkender in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland ihresgleichen sucht. Von Alice Weidel.
Das ähnelt in sich selbst schon einem geschlossenen Wahnsystem, um die ohne jeden Beweis und Beleg vorgetragene Behauptung zu stützen, die Tat sei von der AfD inspiriert. Es sind Unterstellungen wie diese, die das politische Klima in unserem Land vergiften und die Gesellschaft spalten, indem sie jede rationale Auseinandersetzung hypermoralisierend niederbügeln.

Die Auswirkungen sind dramatisch. Das Netz fließt über von Haß – vom Haß derjenigen, die sich durch dieses Narrativ ermuntert sehen, im „Kampf gegen Rechts“ nun erst recht jede Schranke und jede Hemmung fallen zu lassen. Manche sehen sich davon sogar ermächtigt, in Selbstjustiz zur Tat zu schreiten. Wieder gibt es Farbanschläge und Überfälle auf an den Pranger gestellte Personen wie Erika Steinbach. Gebe Gott, daß nichts Schlimmeres geschieht.

Halten wir inne. Ein furchtbares Verbrechen ist geschehen. Menschen wurden ermordet, aus dem Leben und aus dem Kreis ihrer Freunde und Familien gerissen. Ich fühle mit den Angehörigen der Opfer und mit den Überlebenden, denen ich rasche Genesung und Heilung ihrer seelischen Wunden wünsche. Jeder rechtlich denkende Mensch, und auch jeder, den ich in meiner Partei kenne, empfindet ebenso. Das ist der Zusammenhalt, der uns alle verbinden sollte.
https://jungefreiheit.de/debatte/kommen ... -wir-inne/
LG ♥ Nilka

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EmilyStrange
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Re: „Wie gespalten ist Deutschland?“

Beitrag von EmilyStrange » 24.02.2020, 10:54

Der Text von Frau Weidel ist wie Balsam. Ruhig, sachlich, fernab jener geifernden und selbstgerechten Ergüsse, die man derzeit überall sonst zu hören und zu lesen bekommt.

Und diese Frau muss sich als Andersdenkende-Schla...e beschimpfen lassen.

Ich habe nicht nur dieses Land mittlerweile satt, nein vielmehr noch habe ich die Politikgestalten satt - sie widern mich alle nur noch an - ebenso wie große Teile der medialen Öffentlichkeit und der Bevölkerung.

Ein Volk von Mitläufern, Denunzianten, Besserwissern und Hypermoralisten sind die Deutschen -waren es und werden es immer sein. Von Zusammenhalt keine Spur, keine Empathie, kein Wir-Gefühl - ekelhaft
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Eclipse
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Re: „Wie gespalten ist Deutschland?“

Beitrag von Eclipse » 24.02.2020, 13:50

EmilyStrange hat geschrieben:
24.02.2020, 10:54
Der Text von Frau Weidel ist wie Balsam. Ruhig, sachlich, fernab jener geifernden und selbstgerechten Ergüsse, die man derzeit überall sonst zu hören und zu lesen bekommt.

Und diese Frau muss sich als Andersdenkende-Schla...e beschimpfen lassen.

Ich habe nicht nur dieses Land mittlerweile satt, nein vielmehr noch habe ich die Politikgestalten satt - sie widern mich alle nur noch an - ebenso wie große Teile der medialen Öffentlichkeit und der Bevölkerung.

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Ich bin hin- und hergerissen. Ich mag Deutschland nämlich. Ich bin (vorläufig noch sehr) froh und dankbar, hier geboren zu sein und zu leben.

Ein missmutiges stimmendes Störgeräusch schwillt seit ca. 20 Jahren an. Sein Dröhnen ist unerträglich geworden seit ungefähr 5 Jahren. :wink: Ich glaubte in einem Rechtsstaat zu leben, musste aber leider dazulernen, dass Gesetze gelegentlich, je nach tageskonjunktureller Opportunität, nicht das Papier wert sind, auf dem sie stehen. Richter machen sowieso was sie wollen, ohne je belangt werden zu können. Ich ging davon aus, dass Parlamente den Wählerwillen abbilden und dass der Respekt der Gewählten vor den eigenen Wählern sich auch auf den Respekt vor den Wählern der anderen Gewählten erstrecken muss. Darüber hinaus war ich immer ein bisschen stolz darauf, dass es hierzulande ordentlich und einigermaßen gesittet zugeht. Das hat sich dramatisch geändert.

Die publizierte öffentliche Meinung verlangt, dass man das gut finden muss. Verwahrlosung wird umgedeutet in "Weltoffenheit" oder verniedlicht in "Buntheit". Selbst wenn man mich rund um die Uhr öffentlich-rechtlich und privatsenderlich damit indoktriniert - tut mir leid, solange ich noch ausreichend starke Sehhilfen zum Sehen und ein Hirn zum Denken habe, fühle ich mich böswillig veralbert.

Ich entstamme der Alt-BRD. Wie müssen sich eigentlich diejenigen fühlen, die in der DDR auch schon immer von Verdummungsmedien berieselt wurden? Die müssen sich doch die Augen reiben ob eines unfassbaren Déjà-vus?

Vor noch nicht allzu langer Zeit legten Linksradikale die Hamburger Innenstadt in Schutt und Asche. Gestern bekamen in Hamburg Parteien über 30% Zustimmung, die seinerzeit in heimlicher bis offener Solidarität zu den marodierenden Kriminellen standen ("Die Linke" und "Grünen"). Möchte sich jemand gemeinsam mit mir mal vorstellen, was los gewesen wäre, wäre diese unsägliche Gewalt von tausenden Rechtsradikalen verursacht worden?

Ein Mensch mit schwerer Persönlichkeitsstörung und wahnhaftem Erlebnishorizont tötet einige Menschen, seine Mutter und erfreulicher Weise auch sich selbst. So weit, so schlimm. Aber auch gleichzeitig Punkt und Ende. Ich finde es misslich, dass man notorisch Gestörte nicht leichter aus dem Verkehr ziehen kann. Oft genug dreht so einer durch. Man will es so. Der Gesetzgeber hat ausdrücklich die Freiheit jedes gemeingefährlichen Spinners über das Wohl von Unbeteiligten gestellt.

Der Reichstagsbrand ist übrigens ein zulässiger Vergleich. Man nimmt irgendeine Wahnsinnstat irgendeines Spinners zum Anlass, eine missliebige Gruppe zu verunglimpfen, die damit ursächlich absolut nichts zu tun hat, aber in irgendwelchen Einzelaspekten beliebig weit hergeholte Parallelen zum Wahn des Einzelspinners zeigt.

Das ist so durchsichtig, so primitiv, so unaufrichtig und verlogen. Man möchte schreiend im Kreis rennen. Ich bin wirklich ratlos.

EmilyStrange
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Re: „Wie gespalten ist Deutschland?“

Beitrag von EmilyStrange » 24.02.2020, 14:53

Prinzipiell bin ich auch froh, in Deutschland geboren worden zu sein. Es gibt viele sehr viel schlechtere Orte auf der Welt.

Allerdings war ich bis vor kurzem noch relativ zuversichtlich, dass es eine schweigende Mehrheit in Deutschland gibt, die - wenn auch nicht völlig, so doch wenigstens ansatzweise - meine Sorgen, Bedenken und ÄNgste teilt und das, was derzeit so in den Medien und der Politik passiert, auch nicht gut finden. Ich hatte gehofft, dass der Kessel nur noch etwas mehr Dampf braucht, und das diese schweigende Mehrheit dann aufstehen wird und laut sagen wird: mit uns nicht mehr!

Diese Hoffnung tendiert seit ein paar Tagen gen null. Seit sich auf allen Nachrichtenkanälen, in nahezu allen Zeitschriften, Internetportalen etc. Mitmenschen damit gegenseitig zu übertreffen versuchen, Mitgefühl, Anteilnahme, Anständigkeit und richtige GEsinnung zu zeigen, habe ich Gewissheit: WIR sind die Minderheit.

Gegen Mitgefühl und Anteilnahme ist nichts einzuwenden - sie sind angemessen nach solch einer Tragödie wie in Hanau - würde sie nicht durch die parallele Hetze, Beschimpfung, Verleumdung, die Kübel voll Hass und Rachsucht "den anderen gegenüber" wieder diskreditiert.

Habe am Wochenende erst wieder eine Seite entabonniert, die ich früher sehr geschätzt habe ob ihrer wirklich treffenden Comics über gesellschaftliche und politische Themen. Seit die Betreiberin dieser Seite aber scheinbar nur noch das Thema AfD, Machtübernahme von Andersdenkende und Faschismus kennt, kann ich diese Comics nicht mehr sehen.

Und es sind derer so viele Seiten, Menschen, Formate die ich nicht mehr lesen / sehen kann und will.

Menschen, mit denen ich früher so viel Spaß hatte, von denen ich WUSSTE, dass wir auf einer Linie sind, uns blind verstehen - plötzlich ist das weg und ICH bin das Alien, die Nazisse, die Demokratiefeindin.

Selbst meine eigenen Eltern...meine Mutter versuchte letztes Wochenende beim Telefonieren auch wieder das Thema auf Hanau zu lenken "was ist da nur los bei Euch (??) - warum macht man sowas, müssen die Menschen immer hassen etc. pp" - mittlerweile höre ich ihr nur noch zu, ich mag keine Eskalation wie damals zu Weihnachten mehr erleben. Das halte ich nicht mehr aus.

Sehr traurig das alles. Ich verstehe diejenigen, die damals vor der Nazizeit ins Exil gingen, weil sie die Zeichen der Zeit erkannten. Leider bin ich nicht dazu in der Lage, hier einfach alles hinter mir zu lassen.

Aber am liebsten würde ich es tun - das ist nicht mehr mein Land...
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Nilka
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Re: „Wie gespalten ist Deutschland?“

Beitrag von Nilka » 24.02.2020, 14:59

Emily und Eclipse, es tut gut eure Beiträge zu lesen.
Danke für die Mühe, das zu schreiben, was euch bewegt und durch den Kopf geht.
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EmilyStrange
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Re: „Wie gespalten ist Deutschland?“

Beitrag von EmilyStrange » 24.02.2020, 15:16

diese Seite und achgut sind für mich wie Therapie

Es ist schon komisch..zur Zeit empfinde ich mein Wohngebiet (sehr hoher Ausländeranteil, aber trotzdem kein Ghetto, untere Mittelschicht eben) irgendwie als wohltuend, denn kaum einer der hier lebenden Kroaten, Polen, Russen, Litauer und Türken teilt diese "Anti-Rechts-Hetze" und die meisten stehen dem ganzen eher desinteressiert bis verständnislos gegenüber. Bei den Arabern und Marokkanern, Afghanen etc. bin ich mir nicht sicher, mit denen habe ich nicht so viel Kontakt und die bleiben auch fast nur unter sich, sprechen teils kaum deutsch.

Ich weiß nur, würde ich in einem grünen oder linken Bezirk wohnen, würde ich vermutlich komplett verrückt werden
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Cimmone
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Re: „Wie gespalten ist Deutschland?“

Beitrag von Cimmone » 24.02.2020, 17:16

Emily und Eclipse,

eure Beiträge sprechen mir aus der Seele.
So deutlich kann ich das zur Zeit nicht formulieren.
Es brummt im Kopf und darüber hinaus.

Vielen, vielen Dank.

Wir sind nicht allein.
"Im übrigen gilt ja hier derjenige, der auf den Schmutz hinweist, für viel gefährlicher als der, der den Schmutz macht." Kurt Tucholsky

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gadi
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Re: „Wie gespalten ist Deutschland?“

Beitrag von gadi » 24.02.2020, 18:17

Emily, ich musste beim lesen deiner Zeilen gleich an das hier denken:
von EmilyStrange » 08.10.2018, 11:28
gadi hat geschrieben:
Achgut.com ist wie eine Oase in der Wüste.
Scheinbar sehen das einige so
https://www.achgut.com/artikel/achgut.c ... lt_die_taz

wir sind mehr :twisted:
Heute schreibst du:
EmilyStrange hat geschrieben:
24.02.2020, 14:53
Allerdings war ich bis vor kurzem noch relativ zuversichtlich, dass es eine schweigende Mehrheit in Deutschland gibt, die - wenn auch nicht völlig, so doch wenigstens ansatzweise - meine Sorgen, Bedenken und ÄNgste teilt und das, was derzeit so in den Medien und der Politik passiert, auch nicht gut finden. Ich hatte gehofft, dass der Kessel nur noch etwas mehr Dampf braucht, und das diese schweigende Mehrheit dann aufstehen wird und laut sagen wird: mit uns nicht mehr!

Diese Hoffnung tendiert seit ein paar Tagen gen null. Seit sich auf allen Nachrichtenkanälen, in nahezu allen Zeitschriften, Internetportalen etc. Mitmenschen damit gegenseitig zu übertreffen versuchen, Mitgefühl, Anteilnahme, Anständigkeit und richtige GEsinnung zu zeigen, habe ich Gewissheit: WIR sind die Minderheit.
Meine Gedanken dazu sind: Ich treffe schon sehr viele Menschen, die - unter vorgehaltener Hand - "unserer Meinung" sind. Das Komische ist nur: Selbst bei diesen Menschen wirkt die bekannte Propaganda dahingehend, dass man schon die Zustände sieht, aber doch denkt, dass sie wieder "von alleine" weggehen (bzw. dass man diesen Zuständen ausgeliefert ist und man nichts dagegen tun kann). Und auf keinen Fall dadurch, dass man sich das Händchen "schmutzig" macht bei der Wahl.
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EmilyStrange
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Re: „Wie gespalten ist Deutschland?“

Beitrag von EmilyStrange » 24.02.2020, 20:58

gadi, ja vor ein paar Jahren war ich zuversichtlicher. Aber genau was du beschreibst...dieser reflexhafte Spruch “ aber die AfD geht gar nicht“...der begegnet mir sogar mittlerweile gehäuft auf der Achse. Auch dort regen sich die Kommentatoren zunehmend darüber auf, dass immer wieder die gleichen aus dem Zusammenhang gerissenen Zitate (Vogelschiss) bemüht we den, um zu untermauern, dass die AfD nicht geht

Meiner Meinung nach hat hier die Gehirnwäsche funktioniert und wie der Pawlowsche Hund beim Klingelton anfängt zu sabbern, fängt der durchschnittliche Mensch beim Wort AfD an abzuwehren.

Die Saat geht auf, wahrlich.
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Re: „Wie gespalten ist Deutschland?“

Beitrag von Cimmone » 24.02.2020, 21:50

Kennt ihr ihn?

https://youtu.be/MzYj6khPZDU


Serge Menga Haut auf die Pauke Hetzjagd auf AfD ist skandalös
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Re: „Wie gespalten ist Deutschland?“

Beitrag von gadi » 24.02.2020, 22:09

EmilyStrange hat geschrieben:
24.02.2020, 20:58
Meiner Meinung nach hat hier die Gehirnwäsche funktioniert und wie der Pawlowsche Hund beim Klingelton anfängt zu sabbern, fängt der durchschnittliche Mensch beim Wort AfD an abzuwehren.
Die Saat geht auf, wahrlich.
Du sagst es.
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Re: „Wie gespalten ist Deutschland?“

Beitrag von gadi » 24.02.2020, 22:10

Cimmone hat geschrieben:
24.02.2020, 21:50
Kennt ihr ihn?

https://youtu.be/MzYj6khPZDU


Serge Menga Haut auf die Pauke Hetzjagd auf AfD ist skandalös
Treffend.
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Ariadne
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Re: „Wie gespalten ist Deutschland?“

Beitrag von Ariadne » 25.02.2020, 07:09

@EmilyStrange
"Allerdings war ich bis vor kurzem noch relativ zuversichtlich, dass es eine schweigende Mehrheit in Deutschland gibt, die - wenn auch nicht völlig, so doch wenigstens ansatzweise - meine Sorgen, Bedenken und ÄNgste teilt und das, was derzeit so in den Medien und der Politik passiert, auch nicht gut finden. Ich hatte gehofft, dass der Kessel nur noch etwas mehr Dampf braucht, und das diese schweigende Mehrheit dann aufstehen wird und laut sagen wird: mit uns nicht mehr!

Diese Hoffnung tendiert seit ein paar Tagen gen null.
"
Da muss ich dir zustimmen, Emily. Meine Hoffnung tendiert auch Richtung null. Ich verstehe nicht, wie die Medien den Menschen so volle Hirnwäsche verpassen können. Nach den schrecklichen Ereignissen von Hanau, gehen alle voll gegen die AFD los, aber die antisemitische Demonstration wird zugelassen.

Leider kenne ich aus Erzählungen meiner Großeltern, meine Eltern waren jung, aber sie haben auch noch Erinnerungen, wie schrecklich das Schicksal der Juden war. Ich kann mir kaum vorstellen, dass man schlimmere Taten existieren können. Deshalb kann ich das Zulassen dieser Demonstration nicht verstehen, besser gesagt, ich weigere mich, Verständnis dazu aufzubringen. Wie kann ein Rechtsstaat die Situationen so unterschiedlich bewerten.
Ich bin tief enttäuscht, ich spiele schon lange mit dem Gedanken auszuwandern, allerdings könnte ich meine Kinder und Enkelkinder nicht im Stich lassen. Nicht jetzt, denn sie brauchen jetzt meine Unterstützung. So bin ich auch GESPALTEN. Das ist ein schreckliches Gefühl!
Die Liebe ist so unproblematisch wie ein Fahrzeug. Problematisch sind nur die Lenker, die Fahrgäste und die Straße.
Franz Kafka

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Re: „Wie gespalten ist Deutschland?“

Beitrag von sita » 25.02.2020, 08:39

lesenswert...
Katastrophaler Fehler

Die Behauptung ausgerechnet der beiden Bundessprecher der AfD, Meuthen und Chrupalla, man müsse sich in der AfD mit den Ergebnissen aus einer Kantar-Meinungsumfrage selbstkritisch auseinandersetzen, ist für sich genommen schon falsch. Das muß niemand. Wessen Lied „Kantar“ singt, pfeifen inzwischen die Spatzen von den Dächern. Man hätte sicherheitshalber noch einmal darauf hinweisen können, worum es sich beim „Institut Kantar“ („Welt“) handelt, anstatt das Pferd von hintenher aufzuzäumen.

Katastrophal wird dieser Fehler aber, wenn die Bundessprecher ihren realitätsfremden Aufruf an die Parteimitglieder auch noch als offenen Brief gestalten, so daß ganz Deutschland sagen kann: „Da schau her, die wissen also ganz genau, daß sie die sind, von denen die Medien behaupten, daß sie es seien“. Das ist derartig kontraproduktiv, daß ich darauf verzichte, einen Vergleich zu suchen dafür, weil der zwangsläufig in eine Beleidigung ausarten würde.

Zielführend vs. kontraproduktiv

Zielführend wäre es daher, Äußerungen aus der heutigen Sozialdemokratie nicht unbedingt von Leuten aus dem „Flügel“ kommentieren zu lassen, sondern innerparteiliche Aufgabenteilung zu betreiben. Der sozialalternative Teil der AfD (Reil) befaßt sich mit den Sozialdemokraten, der liberalalternative Teil (Boehringer) kümmert sich um die Liberalen, die Konservativen werden von alternativen Konservativen behandelt (Curio) usw.usf. – Immer muß es sich bei der AfD lediglich um die Alternative FÜR Deutschland handeln, nie um die „rechte Alternative zu Linksdeutschland“. Das ist das einzige, worüber man sich innerhalb der AfD als (Noch)Partei heute einig sein muß.

Hanau

Meinereiner wäre überhaupt sehr vorsichtig, was die Täterschaft von Tobias R. angeht. Zwar kann man nicht behaupten, daß er als Täter nicht infrage kommt, aber daß nur er und niemand sonst infrage käme, kann man anhand des bisher Bekannten ebenfalls nicht behaupten. Ehe kein felsenfestes Alibi des Vaters vorliegt, einem offenbar ziemlich sozialunverträglichen Grünen, der sowohl Zugang zu den Waffen als auch zum Autoschlüssel seines Sohnes gehabt haben könnte, und solange nicht klar ist, was an den Zeugenaussagen dran ist, die von drei bis vier Tätern gesprochen haben, würde ich mich da sehr zurückhalten zum gegenwärtigen Zeitpunkt. Ich muß allerdings zugeben, daß ich in der Hanau-Sache nicht stundenaktuell auf dem Laufenden bin, weil für den Fall, daß Tobias R. wirklich der Täter gewesen sein sollte, ohnehin feststeht, daß es die Tat eines psychisch Gestörten gewesen wäre. Ob er angesichts dessen ein „rassistisches Motiv“ gehabt haben könnte, ist völlig uninteressant. Außerdem würde ich meinen Kopf nicht darauf verwetten, daß jemals herauskäme, wer den Anschlag tatsächlich verübt hat, sollte es Tobias R. nicht gewesen sein. Dafür war der bisherige Medienhype schon viel zu groß – und dementsprechend herb würde der Rückschlag ausfallen im Fall, daß die bisher kolportierte Version nicht stimmt. Weswegen eine alternative Darstellung selbst dann nicht mehr bekannt werden dürfte, wenn sie der Wahrheit entspräche. Dafür, daß die NSU-Akten für 120 Jahre (!) weggesperrt worden sind, fällt als Begründung ebenfalls aus, sie seien weggesperrt worden, damit der Bevölkerung „die Wahrheit bekannt bleibe“. Es gibt keinen lauteren Grund, diese Akten so lange wegzusperren. Es gibt eigentlich keinen Grund, sie überhaupt wegzusperren, außer eben einen aus staatspolitischem Interesse.
Hanau & AfD: Meuthen und Chrupalla – was ist los?
https://www.journalistenwatch.com/2020/ ... -afd-sind/
Kommentare:

Mein lieber Scholli.., äh, Max Erdinger,

selten oder vielleicht noch nie habe ich eine passendere Analyse der AfD gelesen, aus welchen Elementen sie sich zusammensetzt, welche Ziele sie verfolgt oder warum das Miteinander in dieser Partei sich so schwierig gestaltet.
Also, erst einmal, einen Glückwunsch an den Autor zu dieser ganz hervorragenden Analyse!
Wer findet sich in der AfD, sobald er sich traut, den Aufnahmeantrag zu unterschreiben? Ganz genau: Sozialliberale, Konservative, Neoliberale, Sozialdemokraten, Linke und Rechte. Also ehemalige Wähler der SPD, der CDU, der FDP, der SED, der NPD und sicher auch ehemalige Grüne.
Es ist natürlich schwierig, alle Meinungen unter einen Hut zu bekommen, aber ich will mal beschreiben, was mich zur AfD trieb:
Als ehemaliger SPD-Wähler, der einem Knochenjob in einem Konzern nachging, Früh- Spät- Nacht- und Wochenendarbeit ausgesetzt, der Jahr für Jahr zusehen durfte, wie nicht Leistung für ein Weiterkommen sorgte, sondern rein Vitamin B, Minderheit oder Familie. Ja, es reichte bereits, Frau zu sein mit Migrantionshintergrund, um sich sicher zu sein, demnächst aus der ungeliebten Produktion herausgenommen zu werden und entweder in der Gewerkschaft eine Laufbahn einzuschlagen oder wenn du schüchtern oder nicht hübsch genug bist, zumindest in eine "nicht-produktive" Abteilung mit viel Freizeit versetzt zu werden.

Mir persönlich war das irgendwann zuviel. Leistung zählt im Jahr 2020 in Deutschland so gut wie gar nichts mehr, es ist das Peter-Prinzip der "Minderheiten", was hier in Deutschland flächendeckend umgesetzt wird.

Aber zurück zu der Analyse der AfD. Es ist keine Schande,ein Sozialdemokrat zu sein und gleichzeitig Mitglied der AfD. Ebenso ist es keine Schande, vielleicht sogar Jahrzente die CDU die Stange gehalten zu haben und sich in letzter Zeit enttäuscht abgewendet und Alternativen geprüft zu haben. Ja, selbst für FDP und Grüne gilt das.

In der Bundesrepublik sind wir ziemlich stolz auf unseren Sozialstaat. Wer Hilfe benötigt, weil er unverschuldet in Not geriet, dem wird geholfen. Dafür ist monatlich ein Obulus zu entrichten, ganz wie jede klassische Versicherung.
Wie in jeder Versicherung gibt es Risikoberechnungen. Wer könnte ein Versicherungsfall werden, was kostet das und wieviele Mitglieder gleichen das aus.
So ein Sozialstaat ist allerdings darauf angewiesen, von Grundbedingungen auszugehen und ein begrenzten Wirkradius zu bedienen.
Der beste passende Spruch ist: Es kann keinen Sozialstaat ohne Staat (Grenzen) geben. Entweder offene Grenzen für Alle ohne Staat, dann aber auch nur jeden 10. für hoheitliche Aufgaben, oder aber, der Sozialstaat in festem Gefüge mit festgelegter Grenze (1km nach Bayern kommt die Schweiz, und die profitieren nicht von unseren Gesetzen, aber zahlen auch nicht dafür) und festgelegten Voraussetzungen, um auf diese Gemeinschaftskassse zuzugreifen.
Wir wissen leider Alle, wie es momentan gehandhabt wird.

Und das die Gretchenfrage. Wollen wir den Sozialstaat beibehalten? Das ist teuer, aber wie eine Versicherung wird das Risiko auf viele Schultern verteilt.
Oder wollen wir eine Gesellschaft von Egoisten und Individualisten werden, wo jeder abgreift was geht, bis die Kasse leer ist?


Schade ist, das es ist wie immer. Ein völlig bisher ungeklärter Vorfall mit einem PKW in Hessen ruft 4x soviele Kommentare hervor wie dieser brilliante Artikel zur Situation der AfD.
Leider ist die Empörungsgeilheit in Deutschland weit verbreitet. Übrigens in jedem Lager! Und morgen wird das nächste Tagesthema die meisten Kommentare erhalten.
Ist vielleicht menschlich, schon möglich, aber trotzdem Schade.

***
Ein Sozialstaat ist auf Dauer nur überlebensfähig

1)bei nichtoffenen Grenzen
2) bei einer auf dem Weltmarkt wettbewerbfähigen Wirtschaft
3) bei einer gesunden, nicht zum demographischen Crash führenden Familienpolitik
4)bei einem anspruchsvollen Bildungsssystem
5) bei einer nicht islamisiert werdenden Bevölkerung.
6) bei einem Abbau der billionenhohen Schuldenberge
Liebe Grüße
sita


Es ist einfacher die Leute zu täuschen, als sie davon zu überzeugen, dass sie getäuscht wurden.


Mark Twain

Nilka
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Re: „Wie gespalten ist Deutschland?“

Beitrag von Nilka » 25.02.2020, 09:30

sita hat geschrieben:
25.02.2020, 08:39
lesenswert...
Ich muß allerdings zugeben, daß ich in der Hanau-Sache nicht stundenaktuell auf dem Laufenden bin, weil für den Fall, daß Tobias R. wirklich der Täter gewesen sein sollte, ohnehin feststeht, daß es die Tat eines psychisch Gestörten gewesen wäre. Ob er angesichts dessen ein „rassistisches Motiv“ gehabt haben könnte, ist völlig uninteressant. Außerdem würde ich meinen Kopf nicht darauf verwetten, daß jemals herauskäme, wer den Anschlag tatsächlich verübt hat, sollte es Tobias R. nicht gewesen sein. Dafür war der bisherige Medienhype schon viel zu groß – und dementsprechend herb würde der Rückschlag ausfallen im Fall, daß die bisher kolportierte Version nicht stimmt. Weswegen eine alternative Darstellung selbst dann nicht mehr bekannt werden dürfte, wenn sie der Wahrheit entspräche. Dafür, daß die NSU-Akten für 120 Jahre (!) weggesperrt worden sind, fällt als Begründung ebenfalls aus, sie seien weggesperrt worden, damit der Bevölkerung „die Wahrheit bekannt bleibe“. Es gibt keinen lauteren Grund, diese Akten so lange wegzusperren. Es gibt eigentlich keinen Grund, sie überhaupt wegzusperren, außer eben einen aus staatspolitischem Interesse.
Ist sowas üblich, wenn alles stimmt und klar ist? Ich kann mir das nicht vorstellen. Hoffentlich wird das breit bekannt und breit tematisiert.
LG ♥ Nilka

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Re: „Wie gespalten ist Deutschland?“

Beitrag von Nilka » 25.02.2020, 09:42

Teufelsaustreibung auf neudeutsch

In unserem Land brechen gerade alle Dämme. Politische Gegner mit Krankheiten zu vergleichen hielt ich immer für eine Methode aus dem Giftschrank der Geschichte. Hass und Hetze kommt heute in erster Linie von denen, die sagen, sie seien gegen Hass und Hetze. Das ganze hat wahnhafte Züge. Von Boris Reitschuster.
[...]
So synchron ist der Tenor in allen großen Medien, so übereinstimmend mit der Linie aus dem Kanzleramt nicht nur in Sachen AfD, sondern auch der Mehrzahl der anderen Themen, (siehe auch Hanau und Thüringen) , dass man ins Stutzen gerät. Insbesondere wenn man an die geplante massive Finanzierung der sterbenden Zeitungen mit Millionen aus den Steuereinnahmen denkt. Der Verdacht, dass da eine Hand die andere wäscht bzw. ihr nach dem Mund schreibt (und sendet), ist nicht von der Hand zu weisen.

Allein schon nach dem Zufallsprinzip müssten doch in einem demokratischen Land einige der großen Medien auch andere Sichtweisen zu Wort kommen lassen. Aber stattdessen werden diejenigen, wenigen kleinen Medien stark attackiert, die von der Linie abweichen. Auch ausländische. Die Korrespondentin der altehrwürdigen Neuen Zürcher Zeitung in Berlin musste sich unglaubliches anhören:

Wenn diese Entwicklung so weiter geht, kommen wir in gar nicht allzu ferner Zukunft wieder zur Teufelsaustreibung und Hexenjagd wie im Mittelalter, nur mit anderen Mitteln - in der Zeit von sozialen Medien braucht man keine Pranger mehr auf Marktplätze stellen.

Im öffentlichen Dienst wird AfD-Mitgliedern bereits der Austritt nahegelegt, in Restaurant der Zutritt verweigert, in den sozialen Medien sogar zu ihrer Inhaftierung aufgerufen. Wie heute in Politik und Medien negative Emotionen und Ängste geschürt werden, ist im höchsten Maße verantwortungslos und geschichtsvergessen. Es ist ein Spiel mit dem Feuer, eine zynische Instrumentalisierung von Terror und Nationalsozialismus zur Sicherung der politischen Hegemonie. Die Verblendung, mit der große Teile der Politik und Medien, aber auch der einfachen Bürger dem folgen, in höchster Inbrunst, lässt erahnen, wie gewisse geschichtliche Prozesse abliefen, die man ohne die aktuellen Erfahrungen für undenkbar in der Gegenwart hielt.

Nach einer Umfrage des Instituts Kantar sieht eine Mehrheit der Deutschen eine Mitverantwortung der AfD an rechtsextremer Gewalt. 60 Prozent der Befragten sind dieser Meinung, so die „Bild am Sonntag“ (BamS) herausfand. Nur 26 Prozent glauben nicht, dass die Partei mitverantwortlich ist für Gewalttaten wie in Hanau, 14 Prozent sind unentschlossen. Auch wenn solche Umfragen mit Vorsicht zu genießen sind, weil sie heute oft genug verwendet werden, um Stimmungen zu schüren statt sie wiederzugeben, ist dies doch ein Indiz dafür, dass die massive Stimmungsmache verfängt.

Diejenigen, die heute so viel über Hetze klagen, sollten einmal die Definition dieses Worts im Duden nachlesen und dann in den Spiegel sehen: "Gesamtheit unsachlicher, gehässiger, verleumderischer, verunglimpfender Äußerungen und Handlungen, die Hassgefühle, feindselige Stimmungen und Emotionen gegen jemanden, etwas erzeugen." Emotionslos betrachtet, trifft das auf viele Äußerungen gegen die AfD und ihre Politiker genauso zu wie - zweifelsohne - auf viele von deren Äußerungen. Aber zu so viel Selbstreflexion sind leider sehr viele nicht mehr fähig - auch in Politik und Medien.

Eine gute Freundin aus dem Ausland (einer der großen, traditionellen Demokratien), die in Berlin lebt, und deren Vorfahren sowohl unter braunem wie rotem Totalitarismus gelitten hatten, schrieb mir dieser Tage:

"Alle Dämme sind gebrochen. Die häßliche Fratze der angeblichen moralischen Überlegenheit des homo germanicus ist wieder da, für die ganze Welt zu sehen. Meine Freunde Zuhause schütteln den Kopf und fragen mich, wie ich nur eine Sekunde habe glauben können, die Mehrheit der Deutschen habe sich so schlagartig zu Demokraten ändern können. Gott war ich naiv. Sie lernen es nie. Margaret Thatcher hatte recht."


Die damalige britische Premierministerin hatte vor der Wiedervereinigung massive Bedenken, ob die Deutschen wirklich zu Demokratie fähig sind (siehe hier). Im Nachhinein lesen sich manche ihrer Bedenken wir Prognosen. Nur liegt das Problem, so glaube ich, weniger an den Deutschen an sich. Als an ihren Eliten, vor allem in Politik und Medien.

Wenn (!) sich die Hysterie dieser Tage wieder legt und wieder ein sachlicher Diskurs möglich werden sollte, muss man darüber nachdenken, wer und was die AfD groß gemacht hat. Dann könnte man, um in einem von Jakob Augstein geprägten Bild zu bleiben, statt dem Fieber die Krankheit bekämpfen. Aber da hätten wohl einige (zu) viel zu verlieren.

https://www.reitschuster.de/post/hetze
LG ♥ Nilka

Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt. Thomas Mann

EmilyStrange
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Re: „Wie gespalten ist Deutschland?“

Beitrag von EmilyStrange » 25.02.2020, 09:46

Nilka hat geschrieben:
25.02.2020, 09:30
sita hat geschrieben:
25.02.2020, 08:39
lesenswert...
Ich muß allerdings zugeben, daß ich in der Hanau-Sache nicht stundenaktuell auf dem Laufenden bin, weil für den Fall, daß Tobias R. wirklich der Täter gewesen sein sollte, ohnehin feststeht, daß es die Tat eines psychisch Gestörten gewesen wäre. Ob er angesichts dessen ein „rassistisches Motiv“ gehabt haben könnte, ist völlig uninteressant. Außerdem würde ich meinen Kopf nicht darauf verwetten, daß jemals herauskäme, wer den Anschlag tatsächlich verübt hat, sollte es Tobias R. nicht gewesen sein. Dafür war der bisherige Medienhype schon viel zu groß – und dementsprechend herb würde der Rückschlag ausfallen im Fall, daß die bisher kolportierte Version nicht stimmt. Weswegen eine alternative Darstellung selbst dann nicht mehr bekannt werden dürfte, wenn sie der Wahrheit entspräche. Dafür, daß die NSU-Akten für 120 Jahre (!) weggesperrt worden sind, fällt als Begründung ebenfalls aus, sie seien weggesperrt worden, damit der Bevölkerung „die Wahrheit bekannt bleibe“. Es gibt keinen lauteren Grund, diese Akten so lange wegzusperren. Es gibt eigentlich keinen Grund, sie überhaupt wegzusperren, außer eben einen aus staatspolitischem Interesse.
Ist sowas üblich, wenn alles stimmt und klar ist? Ich kann mir das nicht vorstellen. Hoffentlich wird das breit bekannt und breit tematisiert.
Spontan fiel mir hier der Kennedy-Mord ein - die Akten zu diesem Fall wurden damals auch ich glaube für viele Jahrzehnte weggeschlossen.
2017 hatte Trump die letzten Akten öffnen lassen - viele Anhänger von Verschwörungstheorien erwarteten bahnbrechende Erkenntnisse, dass doch die CIA, das FBI, Kuba oder der Vizepräsident hinter dem Anschlag steckten. Herausgekommen ist - soweit mir bekannt - nichts weltbewegendes.

Hintergrund zu den Sperrfristen von Fallakten sind u.a.

(Zitat von https://www.t-online.de/nachrichten/deu ... luss-.html)
... bei der Erstellung neuer Verschlusssachen seien vier Fallklassen zu nutzen, "um der Gefahr der ungewollten vorzeitigen Offenlegung der Verschlusssache vorzubeugen."
Diese vier Fallklassen sind mit Fristen verbunden, die in der Form nur so aus Hessen bekannt sind: 30, 50, 90 und die ewigen 120 Jahre. Als am 20. November 2014 der Bericht zu der Aktenüberprüfung vorgelegt wurde, war er mit mit der Sperrfrist von 120 Jahren versehen. "Ich kenne keinen vergleichbaren Fall", sagt Volker Eichler, Leiter des Hessischen Hauptstaatsarchivs zu t-online.de. "Das ist eine Frist, die völlig unüblich ist." Der Verfassungsschutz beantwortete Fragen von t-online.de dazu nicht.

Was die Begründung war: Die Überprüfung der Akten zur Andersdenkende-Szene hat der Verfassungsschutz der vierten Kategorie zugeordnet: Vorgänge, die das konkrete Verhältnis von V-Leuten mit dem Verfassungsschutz und dort der "Forschung und Werbung" abbilden. Dinge, die Rückschlüsse über die Arbeitsweise zulassen, wie wo wann V-Leute angeworben wurden. Sie seien zu sperren für die gesamte Lebensdauer der handelnden Personen und der nachfolgenden Generation.

Ich gehe davon aus, dass das auch bei den Kennedy-Akten der Fall war - es geht um den Schutz von Mitarbeitern und deren Angehörigen.

so desillusioniert ich derzeit bin, mein Verschwörungstrigger ist noch sehr sensibel, und ich glaube, der Tag, an dem ich an Verschwörungen glaube, wir der sein, an dem ein Mittwoch auf einen Donnerstag fällt.

Die Theorie einer geheimen Verschwörung, von der nur wenige, eingeweihte dunkle Mächte etwas wissen, ist sehr verführerisch, weil sie auf viele Fragen simple Antworten bietet und man einen tieferen Sinn hinter oftmals rein zufälligen oder banalen Tatsachen sehen kann.

Allerdings halte ich es nach wie vor für nahezu ausgeschlossen, dass sich ein großes, kriminelles Geheimnis von mehreren Mitwissern über Jahre hinweg bewahren lassen würde - dafür ist der Mensch zu unzuverlässig, geschwätzig und selbstsüchtig
There is freedom of speech - but I cannot guarantee freedom after speech - Idi Amin

Eclipse
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Re: „Wie gespalten ist Deutschland?“

Beitrag von Eclipse » 25.02.2020, 13:28

Nilka hat geschrieben:
24.02.2020, 14:59
Emily und Eclipse, es tut gut eure Beiträge zu lesen.
Danke für die Mühe, das zu schreiben, was euch bewegt und durch den Kopf geht.
So nette Worte erntet man fast nie zu einem Textchen wie dem meinen. Danke auch Dir. Danke an alle für Eure Offenheit.

Ich hatte gestern einen Zeitungsartikel über eine von ihrem Ehemann (Islamer) gemesserte Frau getwittert (Dortmund). Eine andere Frau twitterte zurück, sie sei der 14. Femizid im Februar, und die 30. ermordete Frau seit Jahresbeginn. Angesichts dessen möchte ich vom "Massenmord" in Hanau wirklich nichts hören, das über eine mittlerweile "normale" Gräuelnachricht hinausgeht.

Ein ebenso Gestörter ist gestern in einem Rosenmontagsumzug gebrettert.

Beide Täter haben ganz offensichtlich eine massive Störung in der Birne. Solche Typen laufen in unbekannter Anzahl frei herum. Wer Querulanten und Spinner in der Nachbarschaft hat, weiß leider nur zu gut, dass GAR NICHTS gegen solche Leute unternommen wird. Bis sie irgendwann zu Mördern werden. Freiheit ist ja ein soooooo wichtiges Gut.

Ja, Freiheit ist ein wichtiges Gut, aber die Freiheit der normalen und unbescholtenen Bürger (Nachbarn, Zufallsopfer & Co.) muss hinter der Freiheit der Wahnhaften und Kriminellen zurückstecken. Das ist nicht in Ordnung. Nach meiner Beobachtung hat "der Staat" einseitig den Gesellschaftsvertrag aufgekündigt, der da (implizit) lautet: Ich verzichte auf mein Recht zur Selbstverteidigung und dafür erledigst du das. Ein trauriger Witz.

All dieser Wahnsinn unter einer CDU-Regierung. Also, wen soll man denn noch wählen? Nach "Erfurt" kuschen doch alle unter der Knute der dauerempörten "organisierten Öffentlichkeit".

karima66
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Re: „Wie gespalten ist Deutschland?“

Beitrag von karima66 » 25.02.2020, 13:31

Bin grad irgendwie leer, verwirrt.....und keine Ahnung.....ohne Worte, kann auch nur sagen geht mir wie Emily und Eclipse und wohl so Einigen noch hier und das baut dann doch auf und vielleicht muss ich doch wieder zuversichtlicher sein, vielleicht sind wir doch mehr, aber seit Hanau......versteh ich nicht mehr wie das alles sein kann, hatte wirklich illusorisch gedacht der Mensch waere lernfähig ......
Danke Eclipse, dass du den Gedanken hast wie es uns DDRlern damit wohl geht, mit diesem Deja vu......

karima66
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Re: „Wie gespalten ist Deutschland?“

Beitrag von karima66 » 25.02.2020, 13:46

Auch da kann ich mich nur anschließen.....Eclipse....
Ich muss zugeben gleich nach der Wende war ich kein Einheitsbefuerworter, war kein Fan unbedingt von der BRD obwohl oder vielleicht gerade weil ich durch viele Kontakte und Westmedien nicht so unwissend war wie manch Anderer, hatte seit Kindheit Kontakte zu Westeuropäern und viel Austausch....
Aber dann war die Einheit besiegelt, ich verließ den heimatlichen Herd und lernte.....und nach den Jahren in Tunesien wusste ich zu schaetzen was wir hier hatten und ich kam langsam an im vereinten Deutschland......so und nun das......nicht zu glauben, dass das alles wirklich passiert, ausgerechnet dann wo ich mich begann wohlzufuehlen mit diesem System.....die Schwächen angenommen hatte, weil es einfach keine Alternative gab.....und jetzt.....fuehlen ich mich nicht nur verraten, wundere mich, dass ich auch bei Ostbekannten als Alien gesehen werde, bei vielen wie ich dachte intelligenten Freunden eh, nur in der Familie nicht wobei bei meinen Eltern die Angst vor Corona im Vordergrund steht....

Zu DDR Zeiten war mein Kreis mir Gleichgesinnter größer als jetzt......und es war nur eine Bedrohung der seelischen Gesundheit es sei denn man landete im Stasiknast......heute ist man an Leib und Leben bedroht, finde heute schlimmer.....

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