Angst essen Seele auf.

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Evelyne
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Angst essen Seele auf.

Beitrag von Evelyne » 20.06.2012, 19:53

Heute um 21.45 Uhr auf Arte
Der Bitter-sozialkritische Klassiker "Angst essen Seele auf" von RW Fassbinder.
Der Film aus dem Jahr 1974 hat Kultstatus. Das Thema ist immernoch aktuell, wie man hier sieht.
Sehr empfehlenswert!
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Anaba
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Re: Angst essen Seele auf.

Beitrag von Anaba » 20.06.2012, 20:10

Ich habe den Film mehrmals schon gesehehen. Es lohnt sich wirklich.
Liebe Grüße
Anaba

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Anaba
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Re: Angst essen Seele auf.

Beitrag von Anaba » 20.06.2012, 21:35

Ich stelle die Handlung mal ein. Meiner Meinung nach, bleibt es offen, wie es mit den Beiden weitergeht.




Handlung

Emmi Kurowski, eine verwitwete Putzfrau jenseits der 60, betritt eine orientalische Bar in München – teils, weil es regnet, teils aus Neugier, woher die Musik stammt. Weil er nichts Besseres zu tun hat und von einer Bekannten dazu animiert wird, fordert Ali, ein etwa zwanzig Jahre jüngerer Marokkaner mit mäßig guten Deutschkenntnissen, Emmi zum Tanzen auf. Sie unterhalten sich, er begleitet sie nach Hause, darf sogar bei ihr übernachten. Es entstehen Gefühle zwischen beiden, und trotz beginnender feindseliger Stimmung bei Emmis Kindern, Nachbarinnen und Kolleginnen heiraten die beiden schließlich.

Doch die Widerstände wachsen: Die Nachbarinnen lästern über das ungleiche Paar, die Kolleginnen schneiden Emmi, der Lebensmittelhändler Angermayer weigert sich, die beiden zu bedienen, und Emmis Kinder sind fassungslos – ihr Sohn Bruno zerstört vor Wut sogar Emmis Fernseher. Verzweifelt ob all der Feindseligkeit bricht Emmi bei einem Biergartenbesuch, bei dem sie mit Ali von den Kellnern nicht bedient, sondern nur angegafft wird, in Tränen aus, und beide beschließen, ihre Hochzeitsreise nachzuholen und danach einen neuen Anfang zu wagen.

Und in der Tat sieht nach der Rückkehr die Welt völlig anders aus. Das Paar wird anscheinend akzeptiert, wenn auch aus eigensüchtigen Gründen: Angermayer komplimentiert Emmi wieder in seinen Laden hinein, da er auf den Umsatz, den sie bringt, doch nicht verzichten will; Emmis Kinder brauchen sie als Babysitterin; die Nachbarinnen können einen starken und vor allem belastbaren Mann im Haus gut gebrauchen, und die Kolleginnen finden ein neues Opfer, über das sie sich das Maul zerreißen können, und sie stellen darüber hinaus fest, dass Ali so gar nicht dem Klischee vom schmutzigen, faulen Ausländer entspricht, das sie (und nicht nur sie) im Kopf haben.

Doch mit der scheinbaren Akzeptanz kommen die Probleme zwischen Emmi und Ali auf: Die Atmosphäre zwischen ihnen wird frostiger. Als Emmi anfängt, Ali als nützliches Objekt zu behandeln, anstatt als Menschen mit dem Bedürfnis nach Zärtlichkeit und Zuwendung, geht Ali wieder häufiger in die Kneipe, in der dieser Film seinen Anfang fand, und holt sich beides von der Wirtin Barbara. Er übernachtet bei ihr und kommt irgendwann überhaupt nicht mehr nach Hause zu Emmi, bis diese ihn an seiner Arbeitsstelle aufsucht. Sie erklärt ihm, dass sie Verständnis für seine Bedürfnisse habe, dass sie ihm seine Freiheiten lassen wolle, aber er doch bitte zurückkommen solle – da bricht Ali zusammen: Im Krankenhaus erläutert ein Arzt, dass Ali ein Magengeschwür hat, wie so viele Gastarbeiter, die unter den schlechten Bedingungen leiden. Da Gastarbeitern aber kein Kuraufenthalt gewährt wird und man nur operieren könne, werde das Geschwür erfahrungsgemäß immer wieder kommen. Emmi weint an Alis Krankenbett.

Liebe Grüße
Anaba

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Re: Angst essen Seele auf.

Beitrag von Micky1244 » 21.06.2012, 07:43

Ich habe es verpasst, also hier der Link:

http://videos.arte.tv/de/videos/angst_e ... 45384.html
Liebe Grüße, Micky


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Evelyne
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Re: Angst essen Seele auf.

Beitrag von Evelyne » 21.06.2012, 08:51

Tja, vor 30 Jahren, als dieser Film entstand, war Integration noch ein Fremdwort.
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Moppel
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Re: Angst essen Seele auf.

Beitrag von Moppel » 21.06.2012, 09:49

Tja, vor 30 Jahren, als dieser Film entstand, war Integration noch ein Fremdwort.
Was nicht zutrifft.
Zu diesem Zeitpunkt sind bereits Millionen Zuwanderer integriert worden, nur eben nicht aus Afrika und Arabien.
Gruß
Moppel

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Re: Angst essen Seele auf.

Beitrag von Moppel » 21.06.2012, 11:06

Amely hat geschrieben:
Moppel hat geschrieben:
Tja, vor 30 Jahren, als dieser Film entstand, war Integration noch ein Fremdwort.
Was nicht zutrifft.
Zu diesem Zeitpunkt sind bereits Millionen Zuwanderer integriert worden, nur eben nicht aus Afrika und Arabien.
Trifft so auch nicht zu.
Es sind zwar Millionen Zuwanderer hier eingetroffen, um hier zu arbeiten,
integriert wurden sie jedoch nicht.
Mit den Folgen dieses Versäumnisses haben wir heute so richtig Probleme.
Integration ist etwas was der Zuwanderer zu leisten hat. Und die Millionen die vor den Afrikanern und Arabern kamen, waren bereit diese Leistung auch zu erbringen.
Gruß
Moppel

Evelyne
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Re: Angst essen Seele auf.

Beitrag von Evelyne » 21.06.2012, 11:18

Ach Moppel, Du schon wieder!! Warum denn immer so pauschal? :roll:
Evelyne
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Moppel
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Re: Angst essen Seele auf.

Beitrag von Moppel » 21.06.2012, 12:53

Es ist eine simple Tatsache das die meisten Zuwanderer die nicht aus Afrika und Arabien kommen hier recht gut klarkommen, während die meisten Zuwanderer aus Afrika plus Arabien eben nicht die Kurve kriegen.
Moppel

brighterstar007

Re: Angst essen Seele auf.

Beitrag von brighterstar007 » 21.06.2012, 14:54

Ihr Lieben,

ich hatte den Streifen vor Jahrzehnten mal stückweise gesehen und fand ihn seinerzeit zum K....Damals habe ich ihn
wohl nicht verstanden - im Gegensatz zu jetzt. 1974 wurde er gedreht - ich hatte den Eindruck, es hat sich seit
1945 quasi NICHTS an der Einstellung verändert- denen gegenüber, die "aus-der-Reihe-tanzen...." Fassbinder hat es genial in Szene gesetzt.

Die Liebe der Frau (Brigitte Mira) ist schon rührend - und super von ihr gespielt worden. Sie will ihn um jeden Preis
halten - selbst, nachdem er ihr die Seitensprünge gestanden hat. Das (ihr) Alter spielt sicherlich eine Rolle.
Die Unbeirrbarkeit ihrer Liebe (gegen alle Widrigkeiten) ist meiner Meinung nach die absolute Stärke dieses Films,
sowie die verkiffenen missgünstigen Charaktere ihrer Kinder/ Schwiegertochter und die kaum-zu-überbietende Heuchelei
des Umfeldes.
Hark Bohm als Sohn des Vermieters und behandelnder Arzt war später die rühmliche Ausnahme.

Liebe Grüße

Brighterstar

heartbeat
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Re: Angst essen Seele auf.

Beitrag von heartbeat » 22.06.2012, 09:19

...Ihr wisst aber auch, wie dieser so sanft wirkende Hauptdarsteller Ali, El hedi ben Salem, im "richtigen Leben" war...?

http://de.wikipedia.org/wiki/El_Hedi_ben_Salem

Grüße, Heartbeat
Bedenke: Nicht zu bekommen, was man will, ist manchmal ein großer Glücksfall! Dalai Lama

Micky1244
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Re: Angst essen Seele auf.

Beitrag von Micky1244 » 26.06.2012, 20:17

Auf Arte gibt es Fassbinderfilme am Montag Abend, wohl noch einige Wochen lang.
Ich habe nun schon einige gesehen und bleibe weiter dran.
Liebe Grüße, Micky


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steckchen
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Re: Angst essen Seele auf.

Beitrag von steckchen » 07.07.2012, 01:53

Anaba hat geschrieben:Ich stelle die Handlung mal ein. Meiner Meinung nach, bleibt es offen, wie es mit den Beiden weitergeht.




Handlung

Emmi Kurowski, eine verwitwete Putzfrau jenseits der 60, betritt eine orientalische Bar in München – teils, weil es regnet, teils aus Neugier, woher die Musik stammt. Weil er nichts Besseres zu tun hat und von einer Bekannten dazu animiert wird, fordert Ali, ein etwa zwanzig Jahre jüngerer Marokkaner mit mäßig guten Deutschkenntnissen, Emmi zum Tanzen auf. Sie unterhalten sich, er begleitet sie nach Hause, darf sogar bei ihr übernachten. Es entstehen Gefühle zwischen beiden, und trotz beginnender feindseliger Stimmung bei Emmis Kindern, Nachbarinnen und Kolleginnen heiraten die beiden schließlich.
.....

Doch mit der scheinbaren Akzeptanz kommen die Probleme zwischen Emmi und Ali auf: Die Atmosphäre zwischen ihnen wird frostiger. Als Emmi anfängt, Ali als nützliches Objekt zu behandeln, anstatt als Menschen mit dem Bedürfnis nach Zärtlichkeit und Zuwendung, geht Ali wieder häufiger in die Kneipe, in der dieser Film seinen Anfang fand, und holt sich beides von der Wirtin Barbara.

Natürlich, die böse hartherzige materialistische deutsche Ehefrau.... ist an allem schuld. So wird er es der Barbara sicherlich verklickert haben. In den Wahren Geschichten zumindest erzählt nur ER sowas. Und solche Filmemacher saugen es begierig auf. Wie klischeehaft! :mrgreen: SIE hätte sicherlich eine ganz andere Story parat. Aber dann würde ja das Täter-Opfer-Klischee in solchen sozialromantischen Filmen nicht mehr stimmen. :twisted:
Anaba hat geschrieben:Er übernachtet bei ihr und kommt irgendwann überhaupt nicht mehr nach Hause zu Emmi, bis diese ihn an seiner Arbeitsstelle aufsucht. Sie erklärt ihm, dass sie Verständnis für seine Bedürfnisse habe, dass sie ihm seine Freiheiten lassen wolle, aber er doch bitte zurückkommen solle – da bricht Ali zusammen: Im Krankenhaus erläutert ein Arzt, dass Ali ein Magengeschwür hat, wie so viele Gastarbeiter, die unter den schlechten Bedingungen leiden. Da Gastarbeitern aber kein Kuraufenthalt gewährt wird und man nur operieren könne, werde das Geschwür erfahrungsgemäß immer wieder kommen. Emmi weint an Alis Krankenbett.
Das ist aber auch schlimm, sich so gar nicht zwischen zwei Frauen entscheiden zu können und nebenbei auch noch arbeiten gehen zu müssen - klar, das zerreibt einen Mann und dann kann man auch Magengeschwüre bekommen. :twisted:

Also ob ich mir jetzt diesen Film ansehe oder ein Buch von Amor ben Hamida lese, macht da wohl gar keinen so großen Unterschied. :wink: Vielleicht werden seine Romane ja irgendwann auch mal verfilmt? Oder besser noch das Buch "Sand in der Seele" von einer gewissen Evelyne Kern :D ?

LG
Steckchen
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(Madame de Rosemonde im Film: Gefährliche Liebschaften (Regie: Stephen Frears) 1988

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Re: Angst essen Seele auf.

Beitrag von Nefertari1998 » 07.07.2012, 11:43

Scharade,

ich muss dir vollkommen recht geben.
Ich finde den Film auch sehr gut und realitisch und sehe ihn mir immer wieder gerne an.
Ich hatte es auch so empfunden, dass Emmi ihren Ehemann ihren Freundinnen vorführte, die dann seine Muskeln befühlen mussten, unglaublich.
Sie hat überhaupt nicht gemerkt, was da passierte.
SIe verstand unter "Integration" (damals kein Begriff !) völliges Aufgehen in deutscher Kultur, kein Couscous mehr, nur deutsches Essen essen.
Darum trieb Ali zur Kneipenbesitzerin, die ihm das Essen anstandlos kochte. Er muss sich bei ihr angenommen gefühlt haben.
Emmi war nicht in der Lage, sich in ihren Mann einzufühlen.
Aber das war damals etwas schwieriger als heute, wo wir durch die Welt jetten, orientalische Länder kennen usw.
Unsere Reiselust in den letzten 40 Jahren, hat auch einiges dazu beigetragen, Ausländer mit anderen Agen zu sehen,
auch wenn mir bewusst ist, wie viel da im Argen liegt.
In meinen Reisen in südeuropäische Länder in den 70-er Jahren hat mich oft beschämt, wie herzlich ich dort aufgenommen wurde.

Ich hatte als 13 Jährige damals mit Türken meine Probleme. Das lag etwas , dass manchmal Männer sich im Bus ganz eng an einen drückten und die Busfülle nutzten und extrem nach Knoblauch rochen, für uns Mädels völlig negativ besetzt.

Nefertari

steckchen
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Re: Angst essen Seele auf.

Beitrag von steckchen » 08.07.2012, 00:13

Dagmar hat geschrieben:
Also ob ich mir jetzt diesen Film ansehe oder ein Buch von Amor ben Hamida lese, macht da wohl gar keinen so großen Unterschied. :wink: Vielleicht werden seine Romane ja irgendwann auch mal verfilmt? Oder besser noch das Buch "Sand in der Seele" von einer gewissen Evelyne Kern :D ?
Diese Bemerkungen empfinde ich als Affront gegen Evelyne Kern! Sie in einem Atemzug mit Amor ben Hamida zu nennen, zeigt eigentlich nur, dass du weder ihn noch sie verstanden hast.
Hallo Dagmar,

jetzt komm mal wieder runter. In einem Atemzug erwähnte ich den Film und die Bücher von Amor Ben Hamida. Und mein letzter Satz aus dem Quotierten ist doch ein Kompliment an Evelyne Kern. Um es also für Dich noch einmal klar zu stellen: Ich finde, Evelyne Kerns Geschichte sollte viel eher verfilmt werden als die Bücher von Amor ben Hamida.

LG
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Elisa
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Re: Angst essen Seele auf.

Beitrag von Elisa » 08.07.2012, 08:29

Guten Morgen,

Ihr müsst aber auch zugestehen, dass dieser Film nicht jedem gefällt. Ich habe ihn ohne Beznesswissen gesehen, und ich fand alles einfach nur schlimm. Eine Frau, die sich aus Einsamkeit an einen Mann hängt, der sie nicht liebt, sondern auch noch betrügt, empfinde ich als sehr traurige Gestalt.
Ich habe Teile mit Beznesserwissen gesehen, und empfinde das immer noch nicht anders, nur das ich noch zusätzlich Wut auf den Typ habe.

Vorher tat er mir halt als armer Tropf leid.

Vielleicht liegt es an meinem Alter, dass Fassbinder nicht mein Fall war und immer noch nicht ist.
Ich weiss nicht, welches Alter die Mira in dem Film hat, aber ich bin fast sechzig und lebe allein, aber so eine Beziehung käme auch heute für mich nie in Frage, weder mit einem Inländer noch mit einem Ausländer.
Es ist ein Trugschluss, man könnte mit so etwas die Einsamkeit beenden, nein im Gegenteil man fühlt sich noch einsamer.

Bei mir waren in der damaligen Volksschule schon Kinder aus gemischten Ehen - Italiener/Deutsche - und da gab es überhaupt keine Probleme. Sie waren voll integriert. Da ich aus einem Schwerindustrieland stamme, gab es auch viele türkische Gastarbeiter.
Scharade, die waren in sogenannten Schlafhäusern untergebracht. Zuvor schliefen dort die Deutschen Arbeiten, die nur samstagsabend nach Hause fuhren bzw. gingen . Damals gabe es noch eine 6 Tage Woche und sie kamen oft von 40 - 50 km weit her. Ein normaler Arbeiter hatte damals höchstens ein Fahrrad.
Als die Schlafhäuser nicht mehr ausreichten hat man hier so ca. 8 - 10-stöckige Häuser mit Wohnungen für sie gebaut.
Es gab viele, viele Probleme.
Bei uns im Ort wurde dann die ersten Türken mit Familien in den Häusern untergebracht, die für Bergarbeiter gebaut wurden und die dort auch lebten, bis sie sich meist ein eigenes Häuschen bauen konnten.
Diese Häuser waren auch nur möglich, weil alle Freunde mithalfen. Sie haben sich gegenseitig beim Hausbau ohne Bezahlung geholfen.
Dort wohnen immer noch Türken, nur dass sie heute vom Amt meist leben.
Integriert sind sie bis heute nicht, da sie auch am Leben in der Gemeinde teilnehmen. Die Italiener, die kamen, leben als Teil der Gesellschaft.
Ich kenne nur die Zeit ab 1955, wie es vorher war, weiss ich nur aus Erzählungen. Aber diese Zeit kann man nicht mit heute vergleichen.
Und auch heute wohnen die Massen an Türken hier nicht in schlechten Wohnverhältnissen, obwohl ja ein großer Teil vom Amt lebt. Wie es um ihre Häuser herum aussieht, das liegt ja an ihnen.

LG Elisa

Elisa
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Re: Angst essen Seele auf.

Beitrag von Elisa » 08.07.2012, 10:03

Dagmar, keine leichte Kost, ich weiss nicht.

Diese Szene, wo Mira den Mann wie früher die Behinderten auf der Kirmes vor den Freundinnen vorführt, empfinde ich als überaus leicht.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass es viele solcher Frauen gibt, die überhaupt kein Gefühl dafür haben, dass man einen anderen nicht derart verletzen darf. Liebe ?????
Ich würde auch nie in einer Runde zu einer Freundin sagen, zeig mal Dein neues Gebiss.

Natürlich gibt es solche primitiven Menschen, aber muss man sie derart vorführen ? Wir regen uns auf, dass heute solche Menschen in den Nachmittagssendungen vorgeführt werden. Aber kann da nicht so einen großen UNterschied finden.

Aber das mag jeder anders einschätzen.

LG Elisa

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Re: Angst essen Seele auf.

Beitrag von Elisa » 08.07.2012, 10:48

Dagmar, ich bin schon lange der Meinung, dass es vielleicht nicht so gut ist, solche Negativbeispiele als Normalität zu zeigen.
Es gibt Menschen, die brauchen Orientierung, und solche Negativbeispiele helfen ihnen höchstens zum Gegenteil.

Gestern habe ich mich lange mit einem jungen Mann aus Litauen unterhalten (und ich musste fast lachen, seine Ex hat einen Türken im Internet kennengelernt, ist zu ihm in Urlaub geflogen und ganz große Liebe !!!! )
Diese jungen Menschen haben dort die gleichen Probleme wie hier. Sie bekommen entweder ganz großes Kino gezeigt, aber nur ganz wenige haben das Geld zur Erfüllung dieser Träume, oder, dass alles möglich ist. Diese EX wird total auf die Nase fallen. Ich habe ihm nun ein paar Links geschickt und vielleicht warnt er sie trotz seiner Enttäuschung.

Und wer weiss, vielleicht haben ein paar ältere Damen (ich bin ja auch eine) diese Mira gesehen und es nachgemacht und sind dann erst richtig in der Einsamkeit gelandet.

Deshalb stehe solchen Dingen sehr kritisch gegenüber.

Wünsche Dir einen schönen Sonntag.

LG Elisa

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Re: Angst essen Seele auf.

Beitrag von steckchen » 09.07.2012, 12:14

Elisa hat geschrieben:Dagmar, ich bin schon lange der Meinung, dass es vielleicht nicht so gut ist, solche Negativbeispiele als Normalität zu zeigen.
Es gibt Menschen, die brauchen Orientierung, und solche Negativbeispiele helfen ihnen höchstens zum Gegenteil.

Gestern habe ich mich lange mit einem jungen Mann aus Litauen unterhalten (und ich musste fast lachen, seine Ex hat einen Türken im Internet kennengelernt, ist zu ihm in Urlaub geflogen und ganz große Liebe !!!! )
Diese jungen Menschen haben dort die gleichen Probleme wie hier. Sie bekommen entweder ganz großes Kino gezeigt, aber nur ganz wenige haben das Geld zur Erfüllung dieser Träume, oder, dass alles möglich ist. Diese EX wird total auf die Nase fallen. Ich habe ihm nun ein paar Links geschickt und vielleicht warnt er sie trotz seiner Enttäuschung.

Und wer weiss, vielleicht haben ein paar ältere Damen (ich bin ja auch eine) diese Mira gesehen und es nachgemacht und sind dann erst richtig in der Einsamkeit gelandet.

Deshalb stehe solchen Dingen sehr kritisch gegenüber.

Wünsche Dir einen schönen Sonntag.

LG Elisa
Danke, Elisa,

besser hätte ich das auch nicht sagen können. :D Nachdem, was hier über den Film gesagt wurde, werde ich ihn mir garantiert nicht anschauen. Wahrscheinlich würde ich mich pausenlos über die Dummheit und Ignoranz der Beteiligten ärgern. Das hatte ich schon einmal mit dem Film "Open hearts" vor Jahren. Und wie Du schon sagst: Der Film weckt irreale, in der Regel unerfüllbare Sehnsüchte bei bestimmten Frauen, eben gerade weil heutzutage in den Medien viel über solche scheppen Paare, wo sie viel älter ist als er, geschrieben wird als neues erstrebenswertes Partnermodell. Da mag sich so manche ältere Frau, der so ein Typ Mann wie der Hauptdarsteller gefällt, vielleicht sagen: 'Die Putzfrau ist ja selbst schuld. Wäre ich an ihrer Stelle, würde ich ihm immer ordentlich Couscous kochen und seine Muskeln garantiert nicht wie auf der Kirmes meinen Freundinnen zur Schau stellen, dann bliebe er sicherlich bei mir.' Wieder mal so ein Irrläufer der Frauenemanzipation, wo SIE am Ende die Zeche zahlt.

Faßbinder wollte mit seinem Film provozieren, eine außergewöhnliche Konstellation aufbauen, die er sicherlich nicht als positives Modell der Zukunft gesehen hat. Er hat wohl nicht einmal ansatzweise geahnt, wie sich Bezness später einmal entwickeln würde. Aber so ist das eben mit der Kunst: Man sendet etwas in die Welt hinaus und wie das Ganze später von der Um- und Nachwelt rezipiert wird, darauf hat der Künstler dann keinen Einfluß mehr.

LG
Steckchen
Die Liebe vernachlässigt diejenigen am meisten, die ihrer am meisten bedürfen.
(Madame de Rosemonde im Film: Gefährliche Liebschaften (Regie: Stephen Frears) 1988

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Re: Angst essen Seele auf.

Beitrag von brighterstar007 » 09.07.2012, 18:29

Hallo Elisa,

die Frau Emmi ist 60 Jahre alt, der Mann ca. 40 Jahre in dem Film. Sie/ Brigitte Mira hat wirklich sehr gut gespielt.

Im Grunde geht es um Projektionen, Einsamkeit, Sucht ( der nordafrikanische Mann versucht sein Unbehagen, seine Fremdheit,
sein Nicht-Willkommensein mit ausserehelichem SXX., Alkohol und Glücksspiel zu verdrängen), Fremdheit, Vorurteile,
Heuchelei, oberflächliches "Richten" von Personen, die anders leben und/oder aussehen, als die Masse/ die Nachbarschaft.

Interessant und schmerzlich war auch, dass seine Arbeitskollegen, die Frau ebenso "vorgeführt" haben, wie es zuvor dem
fremdländischen Ehemann in anderem Kontext ergangen war : " Ach, ist das deine Großmutter aus Marocco ? ", als sie
krank vor Sorge, Einsamkeit und Verlustängsten in seine Autowerkstatt geangen ist, um ihn zu suchen.

Liebe Grüße

Brighterstar

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