Warum mein Vater meine Mutter erstach
Verfasst: 28.04.2014, 10:37
Mit 14 ging sie zur Jugendhilfe, um sich über den marokkanischen Vater zu beschweren. Später tötete er ihre Mutter, weil die sich von ihm trennen wollte.
Gedanken einer Tochter, die am Rechtsstaat zweifelt.
Heftig wurde in den vergangenen Wochen diskutiert, ob es an unseren Gerichten einen "Ehrenrabatt" für kulturell motivierte Morde gibt, auch wenn die Statistiken anderes besagen. Liebe Juristen und liebe interessierte Öffentlichkeit: Es gibt keinen Grund, sich zufrieden zurückzulehnen. Denn es ist schwierig, Taten und ihre Strafen zu vergleichen. Jeder Fall hat seine eigenen Details, so auch die Tat meines Vaters. Als ich 14 war, bin ich zum ersten Mal zur Jugendhilfe marschiert. Ich wollte meinen marokkanischen Vater wegen Misshandlung Schutzbefohlener anzeigen. Das ist fünf Jahre her, und es hat damals niemanden interessiert. So schlimm wird es schon nicht sein. Teenagerprobleme mit einem dominanten Vater – wo gibt es so etwas nicht? Zum Beispiel bei meinen Freundinnen und Freunden. Wer damals in unserer niedersächsischen Kleinstadt aufs Gymnasium ging, der hatte natürlich immer mal Stress zu Hause. Aber eine Gefährdung für Leib und Leben gab es bei den anderen nicht. Bei mir dagegen sollte man ein dickes Fragezeichen dahintersetzen.
Mein Vater ist in Marokko geboren und kommt aus einer religiösen Familie. Er hat in Frankreich studiert und später meine deutsche Mutter geheiratet. Sie war Übersetzerin, hat ihn nach Deutschland geholt und zwei Kinder bekommen: Meinen acht Jahre jüngeren Bruder und mich. Als Kind durfte ich nicht mit auf Klassenfahrt, stattdessen lernte ich Suren in der Koranschule auswendig und bekam Schokolade dafür. Mein Vater war, seit ich denken kann, gewalttätig. Es dauerte sehr lange, bis meine Mutter es nicht mehr aushielt und in eine andere Wohnung zog, um das Trennungsjahr einzuleiten. Doch die anstehende Scheidung wollte mein Vater nicht akzeptieren. Vor vier Jahren hat er sie erstochen. ...
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http://www.welt.de/print/wams/debatte/a ... stach.html
Gedanken einer Tochter, die am Rechtsstaat zweifelt.
Heftig wurde in den vergangenen Wochen diskutiert, ob es an unseren Gerichten einen "Ehrenrabatt" für kulturell motivierte Morde gibt, auch wenn die Statistiken anderes besagen. Liebe Juristen und liebe interessierte Öffentlichkeit: Es gibt keinen Grund, sich zufrieden zurückzulehnen. Denn es ist schwierig, Taten und ihre Strafen zu vergleichen. Jeder Fall hat seine eigenen Details, so auch die Tat meines Vaters. Als ich 14 war, bin ich zum ersten Mal zur Jugendhilfe marschiert. Ich wollte meinen marokkanischen Vater wegen Misshandlung Schutzbefohlener anzeigen. Das ist fünf Jahre her, und es hat damals niemanden interessiert. So schlimm wird es schon nicht sein. Teenagerprobleme mit einem dominanten Vater – wo gibt es so etwas nicht? Zum Beispiel bei meinen Freundinnen und Freunden. Wer damals in unserer niedersächsischen Kleinstadt aufs Gymnasium ging, der hatte natürlich immer mal Stress zu Hause. Aber eine Gefährdung für Leib und Leben gab es bei den anderen nicht. Bei mir dagegen sollte man ein dickes Fragezeichen dahintersetzen.
Mein Vater ist in Marokko geboren und kommt aus einer religiösen Familie. Er hat in Frankreich studiert und später meine deutsche Mutter geheiratet. Sie war Übersetzerin, hat ihn nach Deutschland geholt und zwei Kinder bekommen: Meinen acht Jahre jüngeren Bruder und mich. Als Kind durfte ich nicht mit auf Klassenfahrt, stattdessen lernte ich Suren in der Koranschule auswendig und bekam Schokolade dafür. Mein Vater war, seit ich denken kann, gewalttätig. Es dauerte sehr lange, bis meine Mutter es nicht mehr aushielt und in eine andere Wohnung zog, um das Trennungsjahr einzuleiten. Doch die anstehende Scheidung wollte mein Vater nicht akzeptieren. Vor vier Jahren hat er sie erstochen. ...
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