Dieses obskure Objekt der Begierde - Film von Luis Buñuel

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steckchen
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Dieses obskure Objekt der Begierde - Film von Luis Buñuel

Beitrag von steckchen » 24.09.2008, 12:45

Der Film von Luis Buñuel aus dem Jahre 1977 ist um vieles bekannter als die Romanvorlage "La femme et le pantin" von Pierre Louÿs von 1898. Auf deutsch gibt es das Buch von Pierre Louÿs unter dem Titel: Das Weib und der Hampelmann. Es wurde bereits 1899 ins Deutsche übersetzt.

Es handelt von der Liebe eines alternden Mannes (Fernando Rey) zu einer jüngeren Frau, die ihn nach allen Regeln der Bezness-Kunst ausnimmt. Ihr Spiel von Zuckerbrot und Peitsche, häufiges Wegsein, rares Auftauchen, ständig neue Geld- und Materialforderungen gepaart mit Schmeicheleien und Versprechungen ihrerseits, ist eigentlich die perfekte Anleitung bzw. Entlarvung von Bezness - zu einer Zeit, wo höchstens der Begriff Heiratsschwindelei bekannt war. Ich habe den Film als Jugendliche gesehen und war während des Schauens hin und hergerissen zwischen der Gewißheit, daß ihn die Frau liebt und den Zweifeln, daß sie eine ganz abgefeimte Betrügerin ist, die, übrigens im Zusammenspiel mit ihrer Mutter, ihr Opfer gründlich wie eine Zitrone auspreßt und dabei mehr und mehr emotional verhungern läßt. Ja, ich war ziemlich naiv damals und fand auch den Film superspannend bis zur letzten Minute. Die Frau wird im Film von völlig verschiedenen Schauspielerinnen (Carole Bouquet, Ángela Molina) verkörpert. Das soll wohl bedeuten, daß der/die Beznesser/In eigentlich eine austauschbare Figur ist und er/sie ist eben - ein Objekt - zur richtigen Zeit am richtigen Ort, um zur Projektionsfläche der Sehnsüchte seines nächsten Opfers zu werden.

Wer Bezness am eigenen Körper erlebt hat, wird sich sicherlich wiedererkennen. Wer nicht begreift, wie eigentlich kluge Leute auf diese Betrüger reinfallen, bekommt vielleicht eine Ahnung, wie das psychologisch funktioniert und hat dann mehr Verständnis für das, was da abläuft. Als Filmklassiker ist das Werk bestimmt in Videotheken zu bekommen. Wie das Buch sich liest - keine Ahnung.

Einen lieben Gruß vom Steckchen
Die Liebe vernachlässigt diejenigen am meisten, die ihrer am meisten bedürfen.
(Madame de Rosemonde im Film: Gefährliche Liebschaften (Regie: Stephen Frears) 1988

Horst E.
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Re: Dieses obskure Objekt der Begierde - Film von Luis Buñue

Beitrag von Horst E. » 03.12.2008, 17:16

steckchen hat geschrieben:Der Film von Luis Buñuel aus dem Jahre 1977 ist um vieles bekannter als die Romanvorlage "La femme et le pantin" von Pierre Louÿs von 1898. Auf deutsch gibt es das Buch von Pierre Louÿs unter dem Titel: Das Weib und der Hampelmann. Es wurde bereits 1899 ins Deutsche übersetzt.

Es handelt von der Liebe eines alternden Mannes (Fernando Rey) zu einer jüngeren Frau, die ihn nach allen Regeln der Bezness-Kunst ausnimmt. Ihr Spiel von Zuckerbrot und Peitsche, häufiges Wegsein, rares Auftauchen, ständig neue Geld- und Materialforderungen gepaart mit Schmeicheleien und Versprechungen ihrerseits, ist eigentlich die perfekte Anleitung bzw. Entlarvung von Bezness - zu einer Zeit, wo höchstens der Begriff Heiratsschwindelei bekannt war. Ich habe den Film als Jugendliche gesehen und war während des Schauens hin und hergerissen zwischen der Gewißheit, daß ihn die Frau liebt und den Zweifeln, daß sie eine ganz abgefeimte Betrügerin ist, die, übrigens im Zusammenspiel mit ihrer Mutter, ihr Opfer gründlich wie eine Zitrone auspreßt und dabei mehr und mehr emotional verhungern läßt. Ja, ich war ziemlich naiv damals und fand auch den Film superspannend bis zur letzten Minute. Die Frau wird im Film von völlig verschiedenen Schauspielerinnen (Carole Bouquet, Ángela Molina) verkörpert. Das soll wohl bedeuten, daß der/die Beznesser/In eigentlich eine austauschbare Figur ist und er/sie ist eben - ein Objekt - zur richtigen Zeit am richtigen Ort, um zur Projektionsfläche der Sehnsüchte seines nächsten Opfers zu werden.

Wer Bezness am eigenen Körper erlebt hat, wird sich sicherlich wiedererkennen. Wer nicht begreift, wie eigentlich kluge Leute auf diese Betrüger reinfallen, bekommt vielleicht eine Ahnung, wie das psychologisch funktioniert und hat dann mehr Verständnis für das, was da abläuft. Als Filmklassiker ist das Werk bestimmt in Videotheken zu bekommen. Wie das Buch sich liest - keine Ahnung.

Einen lieben Gruß vom Steckchen
Hallo Steckchen,

Du hattest mir doch vor Tagen diesen Film empfpohlen.
Nun las ich darüber schon mal im Internet herum und siehe da,

mit geht eine :idea: :idea: :idea: nach der anderen auf :!: :!: :!:
Lieben Gruß

"Keines Menschen Gedächtnis ist so gut, dass er ständig erfolgreich lügen könnte."
ABRAHAM LINCOLN

Das gilt auch für Beznesser, wir müssen nur darauf achten!

Horst E.
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Beitrag von Horst E. » 04.12.2008, 13:44

Hallo Steckchen,

ich habe nach dem Buch gesucht und die deutsche Version soll es nicht geben als: "Das Weib und der Hampelmann". Das ist die wörtliche Übersetzung des französischen Titels.

Es gibt aber eine Übersetzung von VINCENZO ORLANDO und die heisst auch: Dieses obskure Objekt der Begierde.
Aphrodite (gebundene Ausgabe) Die dtv-Ausgabe ist nicht lieferbar.

Den Film gibt es als VHS. Da ich weder Fernseher noch Videoplayer habe, bestelle ich mir das Buch.

Ich glaube/befürchte, ich werde mich darin wieder finden.
Danke für den Tipp.
Lieben Gruß

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Horst E.
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Beitrag von Horst E. » 07.12.2008, 20:42

...so nun habe ich das Buch!
Lieben Gruß

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steckchen
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Beitrag von steckchen » 08.12.2008, 21:21

Horst E. hat geschrieben:Hallo Steckchen,

ich habe nach dem Buch gesucht und die deutsche Version soll es nicht geben als: "Das Weib und der Hampelmann". Das ist die wörtliche Übersetzung des französischen Titels.

Es gibt aber eine Übersetzung von VINCENZO ORLANDO und die heisst auch: Dieses obskure Objekt der Begierde.
Aphrodite (gebundene Ausgabe) Die dtv-Ausgabe ist nicht lieferbar.

...
Hallo Horst,

danke für Deine intensive Recherche. Es würde mich nicht wundern, wenn das Buch noch ausführlicher und detailgenauer ist als der Film.

Einen lieben Gruß vom Steckchen
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(Madame de Rosemonde im Film: Gefährliche Liebschaften (Regie: Stephen Frears) 1988

Horst E.
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Beitrag von Horst E. » 14.01.2009, 13:02

...ich habe den Roman nun gelesen und siehe da, das hat wirklich Ähnlichkeit mit meinen Erlebnissen.

Liebes Steckchen, das hast Du richtig gesehen.

Die Handlung ist zwar so um 1890 angesiedelt und es ist in Spanien, aber durchaus übertragbar in das Heute.

Der Autor gibt nach meiner Auffassung zwar nicht alle Antworten, warum der "reife Herr MATEO" ("Hampelmann") so handelt, aber in mir suche und finde ich etwas von den Antworten.

Die junge "Conchita" im Buch hat ohne Zweifel etwas von "Dilara" oder umgekehrt. Conchita behauptet auch Jungfrau zu sein, nur ihr Lebenswandel lässt anderes vermuten. Am Ende ist sie aber tatsächlich noch Jungfrau!

Bei "Jungfrau Dilara" war das jedoch nicht der Fall, denn da bewahrheiteten sich genau die Vermutungen, die man auf Grund des Lebenswandels haben konnte.
Somit ist Conchita "anständiger" als "Dilara", wenn auch nicht die "Gute".

Ich könnte fast glauben, dass "Dilara" zuvor das Buch gelesen oder den Film gesehen hat.
Ich habe den Film evtl. vor vielen vielen Jahren einmal gesehen, bin mir aber nicht ganz sicher.

Guter Tipp, danke Steckchen!
Lieben Gruß

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steckchen
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Out of Hildesheim

Beitrag von steckchen » 21.01.2009, 17:30

Horst E. hat geschrieben:...ich habe den Roman nun gelesen und siehe da, das hat wirklich Ähnlichkeit mit meinen Erlebnissen.

Die Handlung ist zwar so um 1890 angesiedelt und es ist in Spanien, aber durchaus übertragbar in das Heute.

Der Autor gibt nach meiner Auffassung zwar nicht alle Antworten, warum der "reife Herr MATEO" ("Hampelmann") so handelt, aber in mir suche und finde ich etwas von den Antworten.

....
Ich könnte fast glauben, dass "Dilara" zuvor das Buch gelesen oder den Film gesehen hat.

Guter Tipp, danke Steckchen!
Hallo Horst,

schön, daß Dir das Buch etwas helfen konnte. Du schreibst, der Autor gäbe nicht alle Antworten, aber wahrscheinlich kannst Du die Antworten sogar besser geben als der "reife Herr MATEO", denn Du hast es selbst erlebt. Vielleicht solltest Du mal schon über die Filmrechte an Deiner Geschichte nachdenken, falls Dich jemand fragen sollte, was bei Deiner Fernsehprominenz durchaus passieren könnte. Deine Geschichte ist wirklich filmreif. Und wer weiß, vielleicht würdest Du damit ja sogar noch mehr verdienen als Dilara von Dir je erhielt. Nun ja, das ist noch nicht spruchreif, aber ich würde Dir wünschen, Du könntest das ganze so filmisch noch besser verarbeiten. Titel "Out of Hildesheim", wenn Du denn endlich umgezogen bist;-).

Einen lieben Gruß vom Steckchen
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