Hallo Strauss,
habe noch ein wenig Schwierigkeiten, wenn ich auf Beiträge antworte, wie ich die Leute zitieren kann, deshalb schreibe ich zum jeweiligen Text immer dazu, wer ihn schrieb bzw. setze das Ganze in Hochkommata.
Strauss schreibt:
„Nein, der liebe Gott hat damit gar nichts zu tun. Es ist vielmehr so, daß in den Religionen Gesellschaftsstrukturen festgeschrieben wurden, die zur Zeit der Entstehung gültig waren. Die Wurzel liegt also nicht in der Religion, sondern in der Tradition.“
Meine Meinung:
Denke das ist genau anders herum. Beispiel Islam: Vorher herrschte z.B. bezüglich der Stellung der Frau in der Region eine andere Tradition. Frauen waren freie Menschen, die Geschäfte ebenso wie Männer tätigen konnten, die sich frei bewegen konnten, man braucht sich nur die erste Frau Mohammeds anzusehen, die mit 40 Jahren selbständig Ihr Geschäft führte und den noch sehr jungen Mann heiratete. Die Entrechtung der Frau kam erst später. Ergo sollte es doch eher so sein, dass die Traditionen hier z.B. unter dem Einfluss der Religion zum Nachteil der Frau verändert wurden, und hier insofern eine Veränderung der Traditionen zu Lasten der Frau eben durch die Entstehung der Religion Mohammeds entstand. Hier kann ich übrigens gerade für diejenigen unter uns, die türkisch können, die Bücher von Turan Dursun empfehlen bzw. von Prof. Ilhan Arsel.
Was den „lieben Gott“ angeht, so können wir uns über die Existenz oder auch Nichtexistenz eines solchen, bzw. auf welche Art der existieren könnte gerne austauschen, wobei ich vorschlagen würde, wir gehen dazu in einen Religionsthread, falls so was existiert (muss ich mal gucken) weil so weit weiss, sind ellenlange Religionsfetzereien unter Umständen nicht so gerne gesehen hier im Forum *g* Per se, sollte es ihn/sie/es geben hat er/sie/es vermutlich nichts mit den menschlichen Belangen zu tun, da pflichte ich Dir gerne bei. Insofern hätten jedoch vice versum auch die Religionen, die einem Gott eben eine Einflussmöglichkeit bzw. Kontrollfunktion zugestehen jedoch auch wiederum nicht recht und so frage ich mich, ob sie selbiges dann aus Unwissenheit oder aus einer Vorteilnahme dennoch machen ? Schliesslich bringen sie immerhin die Menschen dazu die Verantwortung auf Gott oder einen vermeintlichen Widersacher abzuwälzen.
Strauss schreibt:
“Das ist nicht falsch, sondern richtig verstanden, denn in bestimmten Kulturen ist dies die einzig durchgreifende Möglichkeit der Selbstbehauptung und des Findens "seines" Platzes in der Gesellschaft.“
Meine Meinung:
„ Ich glaube einmal irgendwo gelesen zu haben, dass irgend ein schlauer Mensch (Schlagts mich ned, ich weiss nimmer wer des war) einmal diesen Satz so interpretiert hat, dass es bei „stark“ weniger um die körperliche Stärke bzw. irgendeine Art von Dominanzverhalten geht, sondern dass die „Stärke“ eher in der Anpassung an die Gegebenheiten und klugem Handeln besteht. Der Spruch „Der Klügere gibt nach“ hat durchaus auch seine Berechtigung und letztendlich kann eben auch der Stärkere derjenige sein, der den längeren Atem hat, der sich anpasst und der diplomatisch und klug vorzugehen weiss. Alles andere fällt durchs Raster und bleibt auf der Stufe „Neandertaler“ oder knapp drüber stehen und landet im Knast, zumindest in Ländern der westlichen Zivilisation. Ich kann mir kaum vorstellen, dass für zivilierte Menschen die Keulenmentalität der Neandertaler von Nutzen ist, bzw. dass man sich diese zum Vorbild nehmen sollte ? Insofern mag das zwar so sein, dass in einigen Kulturen diese Praktiken ihre Berechtigung haben. In der Zivilisation haben sie nichts mehr zu suchen, und das ist auch gut so.
Strauss schreibt:
"Entartet" ist insofern nicht eine solche Kultur, sondern eher die westliche, die nur aufgrund sehr spezieller Voraussetzungen in der Lage war, eine Gleichheit zu diktieren und durch staatliche Maßnahmen zu flankieren. Dort hingegen, wo es diese Voraussetzungen nicht gibt, und das ist in den allermeisten Regionen der Welt der Fall, herrscht in der Tat ein "darwinistisches" Modell vor, das, um es mal in genereller Form auszudrücken, von der Natur so vorgegeben ist, nämlich immer dann, wenn keine sozialen oder finanziellen Transferleistungen stattfinden und ein Individuum daher auf sich selbst bzw. seine Familie und seinen Stamm angewiesen ist.“
Meine Meinung:
Ich würde da nicht vom "Entartung" sprechen, sondern das eher so sehen, dass die westliche Kultur in mancher Beziehung eine Art Quantensprung hinter sich gebracht hat. Zumindest ist es bei uns hier nicht oder nicht mehr Sitte, Leute auf grausame Art und Weise hinzurichten, wegen Nichtigkeiten, so wie das während der Zeiten der Inquisition der Fall war.
Solche Zustände findet man aber leider durchaus noch gerade in Ländern, in denen das Wort „Religion“ noch einen anderen Stellenwert hat, als bei uns. Insbesondere, wenn es sich um solche Religionen handelt, deren Wächter um buchstabengetreue Befolgung der Gesetze bemüht sind, wie das in etwa in Ländern der Fall ist, in denen anstelle einer modernen Demokratie die Scharia die Gesetzgebung in den Händen hat.
Vermute, dass dabei die Voraussetzung das Zeitalter der Aufklärung war, das sicherlich nicht nur Segnungen brachte, jedoch mit so manchem aufräumte, was nicht wirklich für die Menschen von Nutzen war. Z.B. der Glaube an einen strafenden berserkernden Gott, vor dem man Angst haben muss. An seine Stelle traten moderne Religionsformen, die dem Menschen sicherlich nicht schaden (es sei denn man ist ein modernen Kreuzritter

Der Katholizismus (hätte nicht gedacht, dass ich den mal lobend erwähne *g*) ist sicherlich anders geworden im Vergleich zum Mittelalter.
Würde die Verhaltensweise der Leute in den weniger zivilisierten Gegenden der Welt nicht unbedingt als „darwinistisches Modell“ beschreiben. Denn dazu müsste man nun ganz genau wissen, ob Darwin diesen Satz mit dem Stärkeren nun wirklich so gemeint hat, wie er gerne und oft dargestellt wird. Wenn wir alleine im Tierreich schauen, wer diejenigen Tiere sind, die durchkommen und überleben, so stellen wir fest, dass gerade die vorsichtigen und umsichtigen eine wesentlich höhere Lebenserwartung haben, als diejenigen, die sich pausenlos mit anderen fetzen. Wenn wir zurückgehen zu den Menschen, so dürften z.B. auch unter den Strassenkindern z.B. diejenigen die besseren Chancen auf ein Überleben haben, die sich an ihre Umwelt anpassen, die schnell im Denken und auch im Laufen sind und die vorsichtig sind. Gut, ich kann mich auch irren.
Dass die Menschen in solchen Gesellschaften auf die anderen angewiesen sind ist selbstredend. Jedoch werden da auch diejenigen, die es bewerkstelligen, sich mit der Umwelt gut zu stellen, die umgänglich und freundlich sind, einfacher haben, weil sie schlicht und einfach mehr gemocht werden als die, die draufhauen. Vor denen hat man allenfalls Angst.
Strauss schreibt:
Daß sich diese Denkweisen in einem Transformationsprozeß befinden, heißt nicht, daß alte Denkweisen, die teilweise ja auch noch Notwendigkeiten sind, innerhalb einer, 2 oder 5 Generationen völlig abgelegt und geändert sind.
Meine Meinung:
Der Transformationsprozess dürfte per se doch schon ein Hinweis auf eine seelisch-geistige Evolution sein. Natürlich kann das nicht in einigen wenigen Jahren passieren, da gebe ich Dir gerne recht.
Wo ich Deine Meinung nicht nachvollziehen kann, wenn ich Dich recht recht verstanden habe, ist der Punkt, dass diese Denkweisen Notwendigkeiten sein sollen. Man sieht am Beispiel Türkei, dass die alten Gewohnheiten, mit denen Kemal Atatürk aufgeräumt hatte, wieder aus der Mottenkiste hervorgekramt werden. Heute stand z.B. eine Reportage in der Zeitung, bei der sich ein türkischer Intellektueller darüber echauffierte (völlig mit Recht, meiner Meinung nach), dass die Türkei durch die an der Macht befindliche Regierung Erdogan nicht von einem laizistischen Staat zu einer islamistischen Staatsform mutieren wird, sondern dass bereits mutiert IST. Und das braucht, seien wir uns doch ehrlich, kein Mensch. Weder die modernen Menschen in der Türkei, noch wir in Europa in umittelbarer Nachbarschaft.
Es gab diese Gedanken beim Volk nicht mehr. Wie und warum dies passieren konnte, das wäre wiederum Thema für einen Politikthread. Da würden wir uns ebenfalls wieder zu weit vom eigentlichen Thema entfernen.