
Ich habe ein paar Geschichten und Threads gelesen und bin wirklich voellig erschuettert, wie uebel hier einigen mitgespielt wurde.
Dann habe ich ein bisschen in meiner Vergangenheit gekramt und da kam mir wieder eine Geschichte in den Sinn, die ich zuweilen in geselliger Runde unter der Ueberschrift „wie ich mal wirklich bloede reagiert habe“ zum Besten gebe. Durch Euch weiss ich erst, dass die Geschichte kein Stueck lustig ist sondern ich wirklich ernsthaft froh sein kann, dass ich da offenbar so einem Beznesser gerade noch entkommen bin.
Vor vielen vielen (in Zahlen, 15) Jahren bin ich mit meiner Freundin zum ersten Mal nach Aegypten geflogen. Waehrend des Fluges hat uns ein Steward betreut der wirklich aeusserst reizend war, wir flogen mit Air Egpyt, wir reden also ueber einen Aegypter. Er brachte uns staendig noch Wein, als die anderen schon abserviert waren, war halt einfach sehr aufmerksam.
Wir flogen nach Hurghada, er lebt(e?) in Kairo. Er fragte, in welchem Hotel wir wohnen wuerden, wir haben es ihm gesagt, er rief uns dort an und lud uns nach Kairo ein, das war aber in diesem Urlaub nicht realisierbar. Also kam er mit einem Freund nach Hurghada. Der Freund war offenbar fuer meine Freundin bestimmt.
Das war ein netter Abend, die beiden haben auch alles bezahlt usw. Zurueck in Deutschland hielten wir Kontakt, wurden wieder eingeladen und sind dann auch nach Kairo geflogen. Zwischen dem Freund und meiner Freundin hat es nicht „gefunkt“ ich kann mich aber nicht mehr erinnern, ob es an ihr lag (und leider kann ich sie nicht mehr fragen oder von all dem hier erzaehlen da sie leider verstorben ist), auf jeden Fall ging die Einladung eben von diesem Steward aus.
Wie auch immer, wir flogen nach Kairo, auch, weil wir wirklich mehr sehen wollten, die Pyramiden, das Aegyptische Museum, ich wollte unbedingt den Kamelmarkt sehen. Na ja.
Wir haben aber natuerlich ein Hotel gebucht und nur die Einladung zum Abendessen bei der Familie angenommen. Dafuer haben wir selbstverstaendlich Geschenke mitgebracht. Der Vater war (oder ist, keine Ahnung) Bauunternehmer, die Mutter Lehrerin an der britischen Schule, die Schwester auf der Franzoesischen Schule. Diese Sprachkenntnisse konnten wir schon einschaetzen, ich bin Halbamerikanerin, meine Freundin hatte Franzoesisch studiert.
Wir wurden abgeholt, kamen zu dem wirklich beeindruckenden Haus der Familie, wurden aufs Herzlichste begruesst und alle waren natuerlich sehr sehr freundlich. Die sind im Uebrigen Kopten, also hat es uns auch nicht gewundert, dass es Alkohol gab zur Begruessung. Mich hat sowieso wenig gewundert, ich habe nicht besonders feine Antennen. Meine Freundin hingegen schon, als wir ins Esszimmer gefuehrt wurden hat sagte sie „also irgendwas geht hier vor, das ist kein nettes Kennenlernen, hier laeuft mehr“. Die Tafel war fuer 30 Leute gedeckt, reichlich bestueckt. Ich wurde neben dem Sohn des Gastgebers platziert, der so irgendwann zwischen dem 5 und 6 Gang aufstand und mir einen Heiratsantrag machte. Unglaublich, vor all diesen Leuten und ich (ein Schaf, das ich damals war) sagte ja.
Ich habe das aber nicht ernstgemeint, ich war nur so uebertoelptelt, wir haben dann noch ein paar Tage Kairo angeschaut (mit immer einem Teil der Familie) sind nach Hause geflogen, haben noch ein Paekchen mit Geschenken, als Dank fuer die Gastfreundschaft, geschickt und den Kontakt dann einschlafen lassen.
Wer bis hierhin durchgehalten hat, fragt sich bestimmt, warum ich diese Geschichte schreibe, die ja so offenbar nichts mit dem Leid, Kummer und Verlusten vieler anderer zu tun hat. Die Antwort ist: Bezness kommt wohl auf vielen Wegen daher, nicht nur in Hurghada, Sharm oder sonst wo und hat augenscheinlich viele Gesichter. Und jeden Tag steht eine Frau in Europa auf, die das nicht weiss.
Ich finde es grossartig, wie viel Hilfe hier geleistet wird, und wenn ich damit jemanden vor amiga warnen konnte, toll. Wenn nicht, bitte ich um Nachsicht dafuer.
Alles Schoene fuer jeden von Euch, vor allem fuer die, die an Herzschmerz leiden oder noch bezahlen.
Nur Gutes wuenscht,
Rarunkel.
P.S. – nein ich habe keine Umlaute
