Realista hat geschrieben:
Liebes Steckchen, dass Du leider schon geschlagen wurdest, wusste ich nicht... es tut mir leid - denn das tut jedem weh ...
Im Falle Akenaten seh ich es als gesunde Reaktion vom verletztes Ego, nicht als Verletzung von tiefen Gefühlen -
da gibts einen Unterschied: den von Herz und Verstand. Ich unterscheide denn LIebe ist in meiner Sicht der Welt nicht verletzbar
und lieb sein auch nochmal was anderes...
Hallo Realista,
Dein Beitrag zu Akenaten hat in mir etwas ausgelöst, weil ich nämlich die Reaktion kenne, daß, wenn ich mich verletzt gefühlt habe, Leute häufig sagten: "Ach das ist doch nicht so schlimm, steigere dich da mal nicht so rein, das wird schon wieder werden. Das ist nur vergeudete Energie, wenn du dich so aufregst." Und dann fühlte ich mich alleingelassen und meine Schmerzen geringgeschätzt und verlacht. Aber eben diese Reaktion ist doch gerade eine dieser verkopften Reaktionen, die du bei vielen Psychologen so kritisierst. Die an sich sehr rational und vernünftig wirken, aber der Mensch braucht eben noch mehr als Vernunft und Rationalität, um zufrieden zu sein. Aber wem sage ich das.
Die Liebe an sich mag vielleicht nicht verletzbar sein, die Liebenden dagegen schon, wenn sie merken, daß ihre Liebe mißbraucht und ausgenutzt wurde. Und nicht jeder trennt da so säuberlich zwischen verletztem Ego und verletzten Gefühlen. Ist eines davon in Deinen Augen vielleicht besser als das andere? Ich persönlich finde, ohne starkes Ego gibt es keine starken Gefühle. Nur wer ein starkes Ego hat, kann dieses gelegentlich hinter sich lassen und auch wieder dazu zurückkehren.
Realista hat geschrieben:
- ich habe lediglich gesagt dass ich ncihts davon halte mich damit abzuzappeln, zumal ich genau dieses Genugtuungsbedürfnis von mir aus der Vergangenheit kenne und es bei mir zu nichts als zu weiteren Schmerzen und Verletzungen geführt hat. Ist dies nun klarer?
Weißt du, ich habe da gänzlich andere Erfahrungen gemacht. Ich habe mir schon Genugtuung verschafft und es war sehr süß und ich habe dadurch mit bestimmten Sachen abgeschlossen. Allerdings, und da gebe ich Dir recht, sollte man nicht seine Gedanken davon beherrschen lassen und dafür gar wichtigere Sachen vernachlässigen. Bei mir war es vielmehr so, daß ich, wenn ich denn mal so eine Kränkung erfahren mußte, mich dann erst einmal zurückgezogen habe und mich einfach mit anderen Sachen beschäftigte. Und dann und wann, wenn mich die Gedanken daran überwältigten, da habe ich mir überlegt, wie ich reagieren würde, wenn dies oder das noch einmal passiert oder ich der oder der Person wieder begegnen würde, die mir wehgetan hatte. Und wenn man so einen Plan im Kopf hat, gibt einem das schon einmal mehr Selbstvertrauen und man kann die Sache dann eigentlich abhaken, egal ob man den Menschen wiedertrifft oder nicht. Und dann lege ich das ganze auf Eis, solange, bis sich eine Gelegenheit ergibt, es demjenigen heimzuzahlen.
Und dann, als mich dieser Mensch wieder angerufen hat, da habe ich meinen Plan durchgezogen und habe ihn zappeln lassen, denn er wartete selbstverständlich darauf, daß ich ihn einlade oder zu ihm kommen will. Habe ich aber nicht getan und er sog sich ein Thema nach dem anderen aus den Fingern und nach ca. einer Stunde, als ich merkte, er hat keine anderen Themen mehr und war genervt und ratlos, da habe ich das Gespräch beendet unter dem Vorwand, daß ich jetzt sehr müde sei und wir doch gerne ein anderes Mal miteinander reden könnten. Natürlich hat er sich nicht mehr gemeldet und ich mich natürlich auch nicht. Und ich hatte damit der Sache einen würdigen Abschluß verschafft, ohne jetzt verbissen darauf hingearbeitet zu haben.
Dein Kafka-Zitat finde ich sehr schön, wie ich überhaupt finde, daß Du eine sehr poetische Ader hast. Hast Du schon einmal zu dichten versucht? Du hattest auch mal in Einhörnchens Thread etwas geschrieben von Liebe zu verjubeln haben. Das hat mir auch sehr gefallen.
LG
Steckchen
Die Liebe vernachlässigt diejenigen am meisten, die ihrer am meisten bedürfen.
(Madame de Rosemonde im Film: Gefährliche Liebschaften (Regie: Stephen Frears) 1988