Liebe Feechen, Du hast die Kontrolle bereits aus der Hand gegeben. Das Netz um Dich herum scheint mir schon fester, als ich dachte.
Das ist haargenau der Punkt, den ich meine, wenn ich von Wiederholungen spreche. Es ist ein neues Szenarium, eine neue Situation, aber eine von Dir selbst inszenierte Wiederholung von etwas Bekanntem, etwas, was Dir an Schlimmem bereits widerfahren ist (was auch immer es gewesen sein mag, es muss nicht unbedingt mit Australien zusammenhängen). Es muss ein tiefer Schmerz sein, der Dich dazu drängt, Dich erneut der Gefahr auszusetzen. In der Hoffnung, dieses Mal die Oberhand, die Kontrolle zu behalten. In der Hoffnung auf Heilung.
Du kannst Dich nicht wappnen, Feechen, Du hast einzig und allein die Möglichkeit, Dich altem, unverarbeitetem Schmerz zu stellen, ihn noch einmal an Dich heranzulassen, in einer geschützten Atmosphäre, aus der keinerlei Gefahr droht, am besten in Begleitung mit Menschen, die Dich verstehen und auffangen.
Für mich bist Du übrigens nicht auf Krawall aus, eher in verzweifeltem Bestreben, Dich zu schützen und Dir dafür hier Beistand zu holen. Ich sag's noch einmal: Du kannst Dich nicht wappnen, Du kannst Dich nur Dir selbst, Dich nur bereits erlebtem Schmerz bewusst noch einmal stellen.
Das ist der Fehler, der Dich an einem neuen glücklicheren Weg hindert. In die Verdrängung zu flüchten, bietet Dir keinen Schutz, kein Vergessen, im Unbewussten brodelt und frisst es weiter. So lange, bis Du hinschaust. Wenn Du Dich Deinem Schmerz bewusst zuwendest, werden immer wieder auf's Neue unbewusst inszenierte Wiederholungen (Gefahren-Situationen) überflüssig. Und das bringt Dir dann nach einer Zeit der Verarbeitung und der Trauer die Stärke, nach der Du suchst, echte innere Stärke, die Dich wirklich wappnet und schützt.
Das kann ich sehr gut nachvollziehen!Feechen hat geschrieben: ↑08.04.2024, 20:22Mein Vater ist vor gar nicht so langer Zeit gestorben. Recht plötzlich.
Als ich mit meinem Tauchlehrer spaziere war, kamen wir auf das Thema Familie. Wer wie wo lebt etc. Er erzählte mir, dass sein Vater vor nicht so langer Zeit gestorben ist. Wie es für ihn war, was ihm durch den Kopf ging. Zuerst wollte ich ihm gar nicht sagen, dass meiner auch gestorben war, aber alles was er über seinen Vater erzählt hat, wie er mit dem tot umgegangen ist, wie es für ihn war - war mir so Nahe. Das war ein sehr emotionales Gespräch. Für uns beide. Ich habe meinen Vater nie geliebt, nie was für ihn empfunden. Das wusste er nicht mal. Er hat mich da null manipulieren können. Denn er hat erzählt - nicht ich.“
[ … ]
Denn dieses Gespräch war Balsam für mich. Nie habe ich ein Gespräch geführt bzw jemanden zugehört und mich so verbunden gefühlt.
Ich kann mir sogar vorstellen, dass Dein Begleiter in diesem Moment ehrlich war und über den Kummer um seinen Vater mit Wahrhaftigkeit sprechen konnte. Deshalb konnte es Dir so nahe gehen und eine Nähe und Verbindung schaffen, hinter der er seine wahren Interessen ohne Mühe verbergen kann und die ihm auf fatale Weise in die Hände spielt.
Es tut mir leid, wenn Dir meine Worte weh tun sollten! Sehr, sehr leid!
Doch ich schleiche nicht – wie auch alle anderen User es nicht tun – um den heißen Brei herum.
Ja, Deine Sorge ist berechtigt! Keine Zukunft, nur neuer Schmerz!
Ich würde Dir raten, loszulassen, bevor Du emotional noch tiefer drin steckst.
Doch ich werde Dir ganz sicher nicht sagen: Flieg dort um Himmels Willen nicht hin.
Diese Entscheidung kannst Du nur allein treffen.
Liebe Grüße
Striv