Die Ägypter und die Scheidung

Austausch über gemachte Bezness-Erfahrungen in diesem Land

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Gloria48
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Die Ägypter und die Scheidung

Beitrag von Gloria48 » 14.01.2010, 10:01

Hallo an alle: ich habe mal eine Frage an diejenigen von Euch, die schon öfters in Ägypten waren und die Ägypter ganz gut kennen. Immer wieder höre ich davon, dass eine Europäerin einen Ägypter als Freund hat, der ihr erzählt, er sei "geschieden". Mal ganz davon abgesehen, dass es sehr leicht ist, jeden Beamten mit etwas Bakshish zu bestechen, damit er auf einem Papier schreibt, dass man geschieden ist (soweit ich weiss geht das nicht wie bei uns über ein ordentliches Gerichtsverfahren), ja davon abgesehen, habe ich folgenden Verdacht:

Jeder verheiratete Ägypter, der eine Touristin haben will, weiss, dass die Touristin es nicht akzeptiert, wenn er verheiratet ist (die meisten wenigstens). Bei uns ist ja die Polygamie verboten und wird gesetzlich geahndet. In Ägypten jedoch ist es vollkommen OK, wenn ein Ägypter zu seiner Frau sagt, er will eine zweite Frau haben (meinetwegen, weil die erste nicht mehr mit ihm schlafen will, oder weil sie keine Kinder mehr will und nix von Verhütung weiss, oder aus sonstigen Gründen, sie ist zu alt, nicht mehr ansehnlich, etc.). Daher teilt er seiner ersten Frau mit, er will nochmal heiraten. Er ist verpflichtet, die erste Ehefrau weiterhin zu unterhalten und ihr die Wahrheit zu sagen. Daher empfinden es ägyptische Frauen oft nicht als schlimm, ihren Ehemann an eine Zweitfrau zu verlieren, solange der Mann weiterhin für sie sorgt.

Wieso dann sich scheiden lassen? Es macht überhaupt keinen Sinn für einen in Ägypten lebenden polygamen Mann. Unterhalten muss er sie ohnehin. Und es sieht einfach vor den Augen der ägyptischen Welt viel besser aus, wenn er sich NICHT scheiden lässt.

Daher ist mein Verdacht, dass der Ägypter, der schon verheiratet ist, aber eine Touristin haben will, der Touristin einfach nur ERZÄHLT, er sei geschieden, oder er holt sich irgendwelche getürkten Papiere dazu, bleibt aber weiterhin in Wirklichkeit mit der Ägyptern verheiratet. Vergessen wir nicht: Polygamie bedeutet, ein Mann kann GLEICHZEITIG mehere Frauen haben, und jeden Abend in wechselnden Betten verbringen. Das ist NICHT VERPÖNT sondern laut Islam vollkommen IN ORDNUNG.

Ich vermute, es gibt EINIGE europäische Frauen, die denken: ja ja, er hat sich von der Alten scheiden lassen, damit er MICH Perle bekommen kann, oh welches Glück! Und ich bekomme ihn GANZ FÜR MICH, was aber leider nicht stimmt, denn wie wir schon wissen, tischen einem die Ägypter ständig Märchen auf und haben keine Bedenken, eine Lüge nach der anderen zu erzählen, insbesondere wenn es - wie in einem solchen Fall - dem eigenen Vorteil dient!

Wer hat damit Erfahrungen und kann etwas Aufklärung zu diesem Thema beitragen?

Danke, Gloria

PS Ich war über Weihnachten und Sylvester zweieinhalb Wochen in Ägypten (mit Familie gereist) und habe nun erfahren müssen, dass mein Bezzie Ali zu der amerikanischen Frau (er hat ja schon eine im äg. Dorf mit 3 oder mehr Kindern) auch noch ein amerikanisches KIND hat. Na ja, mein Sohn (von ihm) will ja eh nichts mehr mit diesem Lügner zu tun haben. Das Gerichtsverfahren läuft, ich habe ganz gute Karten und werde berichten, wenn es etwas Neues gibt.
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Mriva
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Re: Die Ägypter und die Scheidung

Beitrag von Mriva » 14.01.2010, 12:04

Hallo Gloria,

oh da irrst du dich. In arabischen Ländern wird eine Ehe in der Regel auch beim Sharia-Gericht eingetragen. Dort wird auch eine Scheidung vollzogen. Ich glaube nicht, dass man diese Papiere (mit Siegel usw.) einfach so mal nachmachen kann. Ich habe z.B. mal Scheidungsurkunden aus dem Libanon gesehen. Ich denke, dass es nicht viel anders in Ägypten aussieht. Aber du hast natürlich recht, dass ein ägyptischer Mann sich eher selten wirklich scheiden lässt von seiner ägyptischen Ehefrau, erst recht nicht, wenn schon Kinder da sind. Also bestimmt nicht wegen einer ausländischen Frau. Was würde denn da die Familie sagen???

mariam
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Re: Die Ägypter und die Scheidung

Beitrag von mariam » 14.01.2010, 12:20

Hallo Gloria

Zu deiner Frage: Die "Ägypter mit Touristin"-Welt ist nicht so meine Erfahrungswelt. Ich kenne eigentlich nur das "normale" ägyptische Alltagsleben. Deswegen kann ich dir auch nicht direkt eine Antwort geben. Es ist sehr gut möglich, dass Ägypter, die es auf Europäerinnen abgesehen haben, in dieser Hinsicht primär lügen.

Im "normalen" Alltag kommt es aber sehr wohl vor, dass sie Ägypter und Ägypterinnen scheiden lassen. Und meist auch etwa aus denselben Gründen, die auch hier in Europa oft zu Scheidungen führen.
Das neue Scheidungsrecht (wenn es so heisst, bin da nicht ganz sicher, vielleicht auch Familienrecht?) erleichtert für die Frauen das Verfahren, da es einfacher und in kürzerer Zeit abgewickelt werden kann. Über die rechtlichen Dinge, wie Finanzen und Kinder z.B., weiss ich aber nicht wirklich Bescheid.

Die beiden Fälle, die ich kenne, kommen beide aus der oberen Mittelschicht / Oberschicht. Das heisst, in beiden Fällen sind die Frauen finanziell recht selbstständig.
Und so viel ich weiss, haben in beiden Fällen die Frauen die Scheidung in die Wege geleitet.
Fall 1: Der Ehemann wollte sich eine Zweitfrau nehmen. Der ersten Ehefrau hat das überhaupt nicht gepasst, Ehre und so... Scheidung. Anschliessend wollte die erste Ehefrau selber nochmals heiraten, Zweitfrau von jemandem werden, aber ihre Eltern (!) haben ihr das nicht erlaubt. (Obwohl sie da schon über 30 war...)
Fall 2: Auch hier hat die Frau die Scheidung nach einigen Ehejahren beantragt. Gründe weiss ich nicht mehr genau: auseinder gelebt? Nun wohnt sie mit ihrem Kind wieder mit ihrer eigenen Mutter und dem Bruder zusammen.

Nach meiner Erfahrung (vom Hören-Sagen-Lesen) kommen in der ägyptischen Gesellschaft unter moslimischen Ehen Scheidungen viel häufiger vor, als wir uns das hier vorstellen. Ich hatte lange die Vorstellung, Scheidungen in Ägypten: Das geht nicht und das gibt es nicht. So ziemlich falsch!
Je besser eine Frau finanziell situiert ist, umso einfacher ist für sie die Scheidung.

Aber auch in den unteren Gesellschaftsschichten wird es jetzt vermutlich mit dem neuen Recht mehr Scheidungen geben, weil viele Frauen nicht mehr bereit sind, ihre faulen Männer, die den ganzen Tag im 'ahwa (Kaffeehaus) rumhängen, zu finanzieren und zu ertragen. Sie können ihnen nun einfacher einen Tritt in den Hintern geben und sie rauswerfen. --> Dies ist zumindest die Einschätzung eines gebildeten Ägypters, dessen Meinungen ich sehr schätze, da er mit beiden Beinen auf dem Boden steht und eine sehr realistische Sichtweise seines eigenen Landes hat.

Haram
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Re: Die Ägypter und die Scheidung

Beitrag von Haram » 14.01.2010, 12:30

Je besser eine Frau finanziell situiert ist, umso einfacher ist für sie die Scheidung.

Bildung nicht vergessen :)

Gruss
haram
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Mriva
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Re: Die Ägypter und die Scheidung

Beitrag von Mriva » 14.01.2010, 13:26

Aber die Frage betraf sicher nicht die gutsituierten und gebildeten Kreise. Hier geht es wohl eher um Männer aus der Unterschicht, die im Tourismusgewerbe arbeiten. Und darum, ob so ein Mann sich von seiner ägyptische Ehefrau scheiden lässt um eine Europäerin zu heiraten.
Wie hier schon geschrieben wurde, sind es nämlich doch eher die Frauen, die es sich leisten können, sich scheiden zu lassen.
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Gloria48
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Re: Die Ägypter und die Scheidung

Beitrag von Gloria48 » 14.01.2010, 14:02

Ja Mriva, Du hast es richtig erfasst. Ich kenne nämlich mehrere Deutsche, die behaupten, ihr Habibi hätte sich von der äg. Ehefrau scheiden lassen, aber ich vermute, das ist nicht immer die Wahrheit und dachte, ich frage, ob jemand so einen Fall kennt. Die Kombination: Lügen und Polygamie - erweist sich in dieser Hinsicht als fatal für die Europäerin am Ende....
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Re: Die Ägypter und die Scheidung

Beitrag von Perserin » 14.01.2010, 18:05

Hallo ihr,

dieses Thema würde mich auch interessieren.

Mein ex habibi, als Poolboy sicherlich aus der Unterschicht, hat behauptet, seine Frau ( Zwangsehe ) hätte sich von ihm scheiden lassen. Er würde nun den Großteil seines Gehaltes an Unterhalt für seine " EX " Frau und seinen Sohn 2 Jahre alt abgeben, damit diese nicht wieder zu Lasten ihrer Familie leben müßten, wo sie allerdings wohl wohnen würde.
Außerdem bin ich davon ausgegangen, dass sich ägyptische Frauen nicht scheiden lassen, wegen ihres Ansehens danach oder habe ich das falsch verstanden?
Andererseits, wenn ihr sagt, dass Frauen aus gehobeneren Schichten dies sehr wohl tun.
Lt. seiner Aussage hat die Familie seiner " EX " eine große Firma in der er bis zur Trennung als Ing. gearbeitet habe und die Arbeit als Poolboy nur vorübergehend sei, weil er auf seine Genehmigung warte, um als Geschichtslehrer für ägyptische Kultur Jugendliche in Kairo zu unterrichten. :lol:
Er ist also sehr gebildet, Studium, Ing. und Lehrer :lol: :lol: , nur vorübergehend Poolboy. :(

Liebe Grüße Perserin

PS
Bedauer ihn zutiefst :twisted:

Gloria48
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Re: Die Ägypter und die Scheidung

Beitrag von Gloria48 » 15.01.2010, 08:38

Das klingt ja nun wirklich erlogen und erstunken! Wie gesagt, gerade in den ärmeren Bevölkerungsschichten wird sich nicht geschieden, wieso denn auch? Der Mann ist ohnehin unterhaltspflichtig, auch wenn er verheiratet bleibt. Es ist vollkommen OK, mehr als eine Ehefrau zu haben! Und da sie wissen, dass WIR das nicht oK finden, ja dann kommen noch die ganzen Lügen dazu...mit großen Augen, vertrau mir - trust me! believe me! Unglaublich aber wahr und passiert jeden Tag. Das Wenigste an diesen Beteuerungen stimmt jedoch, leider!
lg, gloria
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Gloria48
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Re: Die Ägypter und die Scheidung

Beitrag von Gloria48 » 15.01.2010, 09:02

A propos Scheidung und Ägypter - WIR sollten geschieden sein, damit kein störender Ehemann uns beschützen kann:

"...mittlerweile weiß ich, wie er vorgeht: er sucht sich Frauen aus, die geschieden sind, am besten noch mit Kindern, denn die sind besonders anfällig für sein Gesülze, denn Papier ist geduldig und sagen kann man auch viel, (was M. alles auf Allah geschworen hat, ich glaube, der kommt bei diesen falschen Schwüren nie in das Paradies), am besten noch aus Deutschland mit gutem Beruf, dann ist er ja gut versorgt und hat seine Eintrittskarte nach Deutschland."

(aus einer der 1001 Geschichten)
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