Offenbar ein ganz typischer Fall...?

Austausch über gemachte Bezness-Erfahrungen in diesem Land

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Anne42
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Offenbar ein ganz typischer Fall...?

Beitrag von Anne42 » 07.01.2019, 16:23

Auf meiner ersten Reise nach Marokko lernte ich Y. in Marrakesch durch einen scheinbaren Zufall kennen. Ich war zu dem Zeitpunkt 42 Jahre alt, er angeblich 31. Jemand hatte mich auf der Strasse angesprochen, in seinen kleinen Schmuckladen geschleppt wo ich allerdings alle Verkaufsbemühungen seinerseits höflich ablehnte und das Geschäft schnell wieder verlies. Am Abend passierte ich zufällig die gleiche Gasse als plötzlich jemand meinen Namen rief. Es war Y. Er lud mich zu einer Tasse Tee ein, wir plauderten und er fragte mich, ob ich Lust hätte, bei ihm am Abend zum Essen zu kommen, er würde eine Tajine für mich zubereiten. Ich lehnte vorsichtig dankend ab, lies mich aber auf eine Verabredung zum Essen ausser Haus ein.

Wir verbrachten einen schönen Abend, lachten viel, ich fühlte mich wohl in seiner Gesellschaft. Er war höflich, zurückhaltend, wirkte etwas schüchtern und machte einen reflektierten, offenen und modernen Eindruck. Am Ende des Abends brachte er mich zu meinem Hotel. Für den nächsten Tag hatten wir eine Verabredung für den Nachmittag getroffen. Es war der Tag des WM Finales, das wir zusammen ansehen wollten. Auf die Verabredung für den Nachmittag folgte die nächste erneut zum Essen für den Abend, der ebenfalls sehr schön verlief, es wirkte als ob wir uns schon lange kannten. Auf dem Heimweg fragte er mich, ob ich mich mit ihm auf eine Bank setzen wolle, mir war direkt klar, was er damit bezwecken wollte. Ich lies mich darauf ein, fühlte ich mich ebenso von ihm angezogen. Es folgten leidenschaftliche Küsse, allerdings überraschte mich, dass er sehr schnell versuchte, mir körperlich ziemlich nah zu kommen. Ein Polizist beendete die nächtliche Liebelei im Park, mir war klar, dass ich Ihn nach Hause begleiten musste, wollte ich ihm weiter körperlich nahe sein. Wir liebten uns leidenschaftlich. Auch wenn ich mich sehr wohl fühlte, wollte ich die Nacht nicht mit ihm verbringen, da ich am nächsten Tag eigentlich weiter reisen wollte, was er mit grosser Enttäuschung aufnahm. Ich schlief im Hotel, entschied aber noch einen weiteren Tag in Marrakesch zu bleiben um die Nacht mit ihm zu verbringen können, was ebenfalls wunderschön war. Am nächsten Tag brachte er mich zur Busstation, ich versprach ihm, eher als geplant nach Marrakesch zurückzukommen, bevor ich zurück nach Deutschland fliegen musste.

Wir verbrachten zwei wunderschöne Tage, er kümmerte sich fürsorglich, als ich kränklich von der Reise zurückkam, wir verstanden uns grossartig, alles war wunderschön. Er lies mir kaum Gelegenheit etwas zu bezahlen, wenn er auch nicht alles übernahm, so auf jeden Fall den Großteil der Kosten für Essen, Kaffee, Ausflug usw. Es folgten lange Abende am Telefon, unzählige Nachrichten und schliesslich zwei weitere Besuche von mir in Marokko. Der erste Besuch war nur für ein Wochenende, zwei Monate später reisten wir für eine Woche zusammen durch das Land. Ich hatte vor meinem ersten Aufenthalt über das Geschäft mit der Liebe in Marokko gelesen, allerdings hegte ich erstmal keinerlei Verdacht, da er (in meinen Augen) so gar nicht dem Bild des schmierigen Aufreissers aus der Touristenbranche zu entsprechen schien. Er hatte mir bei unserem Kennenlernen erzählt, dass er noch nie mit einer europäischen Frau zusammen gewesen wäre, ich glaubte ihm. Er machte mir bei unserem ersten Treffen deutlich klar, dass er an einer ernsthaften Verbindung interessiert sei, was mich sehr berührte. Im Nachhinein denke ich, das dies schon der erste Versuch war, mich zu testen bzw. pure Strategie.

Was in welcher Reihenfolge geschah, kann ich gar nicht so genau rekonstruieren, auch wenn alles nur wenige Wochen und Monate zurück liegt. Das erste Mal misstrauisch wurde ich in meiner Erinnerung als er mich vor meinem ersten Besuch bat, ihm Kleidung mitzubringen. Erst fragte er nach Schuhen, dann nach einer Jacke. Ich versuchte ihm deutlich zu machen, dass ich weder Lust noch finanzielle Kapazitäten hatte, ihm Kleidung in Europa zu kaufen. Ebenfalls sprach er schon direkt zu Anfang von Heirat als einzige Lösung, eine gemeinsame Zukunft haben zu können. Auch diesbezüglich machte ich ihm deutlich, dass eine derartige Diskussion in meinen Augen verfrüht sei, ich wüsste, dass eine Heirat zwar notwenig sei, um miteinander leben zu können, ich aber eine gewisse Zeit bräuchte, um eine solche weitreichende Entscheidung treffen zu können. Das er in den folgenden Monaten immer wieder das Thema zu Sprache brachte, verärgerte mich teilweise sehr, je länger wir uns kannten, schmeichelte es mir aber auch da ich es als Ausdruck seiner ernsten Absichten interpretierte.

Das Wochenende meines ersten Besuches nach dem Kennenlernen verbrachten wir in einem Appartement in Marrakesch, wo ich erstmals konkret gewisse Zweifel zu hegen begann, die ich jedoch leider zu schnell wieder verdrängte. Die angemietete Wohnung lag relativ weit ausserhalb, war dafür aber in meinen Augen ziemlich teuer. Ich bezahlte alleine für die kleine Wohnung für drei Nächte 120 Euro, die ich ihm gab, um den Vermieter zu bezahlen. Er begründete die teure Miete mit der schwierigen Situation, der Vermieter würde ja ein Risiko eingehen, wenn er die Wohnung an ein unverheiratetes Paar vermieten würde, wodurch er sich strafbar machen würde. Auch machte er schon direkt zu Beginn meines Aufenthaltes keine Anstalten, irgendetwas zu bezahlen. Taxi, Kaffee, Abendessen, alles ging auf meine Rechnung. Verärgert stellte ich ihn zu Rede, worauf er mir antwortete, dass die Geschäfte gerade schlecht liefen, er seine Ladenmiete im Vormonat nicht hätte zahlen können und Schulden auf seinem Konto hätte. Wir einigten uns, auf abwechselndes Zahlen, wobei ich am Ende den Großteil übernommen hatte, was bei mir durchaus ein Geschmäckle hinterließ. Ich erklärte ihm, dass meine finanzielle Situation aktuell auch nicht gerade rosig war, dass ich in letzter Zeit beruflich viel Pech gehabt hatte und gerade versuchte, wieder auf die Beine zu kommen. In dem Zusammenhang erzählte ich ihm auch, wie viel Geld ich in der Lage wäre, im Notfall locker zu machen. Seine Reaktion darauf wirkte enttäuscht, er fand das offenbar recht wenig, was mich in dem Moment sehr erstaunte, da es sich nicht um eine absolut geringe Summe handelte, zumindest für marokkanische Verhältnisse. Das diese Offenheit ganz bestimmt ein Fehler war, sollte ich später noch lernen.

Es folgten immer wieder Diskussionen um das Thema Geld. Schon zu Anfang hatte er mir gesagt, dass er aus armen Verhältnissen stamme, sehr früh als ältestes Kind aufgrund einer Erkrankung des Vaters gezwungen war, zum Lebensunterhalt der Familie beizutragen. Und immer wieder die Frage, wie ich ihn unterstützen könnte bzw. wie sich eine gemeinsame Zukunft gestalten könne. Ich erklärte ihm, dass auch er etwas für eine gemeinsame Zukunft tun müsste, dass er eine Ausbildung in Deutschland machen müsste, um berufliche Chancen haben zu können und das gute Sprachkenntnisse dafür unabdingbar sind. Nichts erfolgte. Er stimmte zwar zwischenzeitlich zu, einen Deutschkurs zu machen, versuchte aber auch daraus Kapital zu schlagen. So forderte er 300 Euro für einen Kurs, der 120 Euro für 15 Sitzungen kostete, mit der Begründung, dass er mit dem Taxi zu den Kursen fahren müsste, wo eine einzelne Fahrt maximal einen Euro kostete. Er wusste, für eine Heirat ist nur ein A1 erforderlich, also nur absolut geringe Kenntnisse, was ihm eine gewisse Gelassenheit zu verleihen schien. Die Diskussion gipfelte während der gemeinsamen Reise in der Forderung, ihm Geld zur Beantragung eines Besuchervisums nach Deutschland zu geben, um die erforderlichen Rücklagen nachweisen zu können. Hier bezog er sich auf Nachfrage genau auf die Summe, die ich ihm zuvor als die Summe meiner Ersparnisse genannt hatte. Begleitet wurden diese Auseinandersetzungen von der Feststellung seinerseits, dass ja seit dem Kennenlernen nichts passiert sei, wir sprechen von einem Zeitraum von vier Monaten seit dem ersten Treffen, und immer wieder dem Verweis, dass die Hochzeit die Lösung aller Probleme sei. Während unserer Reise gab es dann auch einen Heiratsantrag, den ich aber ignorierte. Verstört kehrte ich von der Reise zurück nach Deutschland. Der Druck, den er versuchte, auf mich auszuüben sowie seine finanziellen Forderungen verwirrten und verletzten mich zugleich.

Nach meiner Rückkehr begann ich mich mit dem Thema Bezness zu beschäftigen. Nicht nur die verletzenden Diskussionen um eine finanzielle Unterstützung hatten mich misstrauisch werden lassen auch ein dummer Zufall erregte meine Aufmerksamkeit. Zufällig hatte ich auf dem Display seines Handys eine Nachricht gesehen, die aus einer Vielzahl an Rosensymbolen bestand, die er entweder gesendet oder empfangen hatte. Dieses Symbol verwendete er auch in Nachrichten an mich. Ich sprach ihn aber nicht darauf an, da es mir sehr unangenehm war, dass ich es überhaupt gesehen hatte, schließlich wollte ich seine Privatsphäre respektieren. Die Zweifel an der Ernsthaftigkeit seiner Absichten wurden aber immer grösser auch wenn er mir nach wie vor versicherte, ich sei das Zentrum seiner Existenz. Dann, einen Tag vor Weihnachten, der grosse Knall. Beiläufig erwähnte er auf mein Planen des nächsten Treffens, ich könne gerne immer kommen, solange er sich noch in Marokko befände. Er wolle im nächsten halben Jahr eine Abreise nach Südkorea organisieren, wo er sich eine bessere Zukunft erhoffte. Schon bei meinem ersten Besuch hatte er mir davon erzählt, dass dies seit mehreren Jahren seine Hoffnung sei, dort Geld zu verdienen, ein Freund habe ihm von der Möglichkeit erzählt. Schockiert antwortete ich ihm, dass ein solches Vorhaben eine gemeinsame Zukunft unmöglich mache und von meiner Seite eine Beziehung auf diese Distanz unmöglich sei. Es folgten zwei Wochen Zuckerbrot und Peitsche, anfangs flötete er noch in gewohntem Ton, dann wurden meine Nachrichten tagelang nicht beantwortet. Ein befreundeter Marokkaner riet mir ihn zu testen. Ich sollte ihm in seinem Namen finanzielle Unterstützung zum Beenden seines Schulabschlusses in Marokko anbieten, was er vehement ablehnte. Den Freund wollte er auch trotz guten Zuredens nicht sprechen, auch wenn ich ihm versicherte, dass er uns helfen wolle. Schlussendlich beendete er nach zähem Hin und Her und fünf Monaten eiskalt und in aggressivem Ton die Beziehung mit der Begründung, dass ich ihn weder heiraten noch finanziell unterstützen wolle. Er hätte keine Zeit auf mich zu warten, er müsse seine Situation verbessern, um seine Familie unterstützen zu können, ausserdem brauche der Vater eine teure Operation. Zurück blieben Fassungslosigkeit, eine unglaubliche Leere und viele Fragen.

Im Nachhinein empfinde ich manche Dinge als sehr komisch. Er behauptete kein Profil auf einem Social Media Portal zu haben, was ich in der Generation für quasi unmöglich halte. Er sendete mir ein Foto von ihm, dass offensichtlich nicht mit einer Handykamera aufgenommen sein konnte, da es eine deutlich bessere Qualität hatte. Zwischenzeitlich war er abends nicht erreichbar und war angeblich mit Freunden verabredet obwohl ich zuvor angekündigt hatte, dass jene Abende die einzige Möglichkeit für längere Zeit waren, mit ihm zu sprechen. Es kam vor, dass er mich aus angeblichen Wohnungen von Freunden anrief, die, was ich mittels Videotelefonie sehen konnte, nicht wie Privatwohnungen aussahen. Er behauptete seine Eltern hatten ihn erst Jahre nach der Geburt gemeldet, da sie Angst hatten, dass er als Baby verstirbt. Doch die Angaben um das angebliche Alter wichen ab bzw. waren nicht immer stimmig. Sicher ein Trick, um älter zu wirken und den Altersunterschied nicht ganz so groß erscheinen zu lassen. Schon zu Beginn sprach er immer wieder von gegenseitiger Unterstützung und Hilfe in einer Beziehung. Genau das verwendete er am Ende gegen mich. Meine Besuche in Marokko ließ er als Bemühungen nicht gelten oder die finanziellen Aufwendungen, die ich hatte, jene Besuche bzw. die gemeinsame Reise zu finanzieren. Er insistierte, ich hätte gesagt, ihm helfen zu wollen und alles, was darunter zu fallen schien waren entweder eine Hochzeit oder Bares. Er warf mir vor, ich wäre ausschließlich nach Marokko gekommen, um Sex zu haben, offenbar wäre das mein einziges Interesse an ihm. Er war grundsätzlich eifersüchtig und verdächtigte mich, mit meinen männlichen Freunden mehr als freundschaftlich verbunden zu sein. Insbesondere der Besuch meines marokkanischen Freundes schmeckte ihm gar nicht.

Auch wenn ich denke, dass die Fakten für sich sprechen bin ich nach wie vor verwirrt und suche nach Antworten und Unterstützung. Vielleicht könnt ihr mir helfen, wie man mit einer solchen Geschichte umgeht, wie ihr das Ganze versteht und wie ihr diese Erfahrungen verarbeitet habt.

Nilka
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Re: Offenbar ein ganz typischer Fall...?

Beitrag von Nilka » 07.01.2019, 16:43

Hallo Anne,

herzlich willkommen im Forum 1001 Geschichte.
Das Team wünscht dir einen guten und informativen Austausch.
LG ♥ Nilka

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Nilka
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Re: Offenbar ein ganz typischer Fall...?

Beitrag von Nilka » 07.01.2019, 17:25

Liebe Anne, er hat dir selbst gesagt, erstaunlich direkt und ehrlich, worum es ging:
Schlussendlich beendete er nach zähem Hin und Her und fünf Monaten eiskalt und in aggressivem Ton die Beziehung mit der Begründung, dass ich ihn weder heiraten noch finanziell unterstützen wolle. Er hätte keine Zeit auf mich zu warten, er müsse seine Situation verbessern, um seine Familie unterstützen zu können, ausserdem brauche der Vater eine teure Operation.
Erstaunlich ist nur, dass er als Selbverständlichkeit annahm, dass das auch dein Lebensziel und Erfüllung deiner Träume ist. Ziemlich dreist und selbstverliebt gleichzeitig! Einfach ein Psycho, wie die Bezzis eben so sind.
Jetzt ist er sauer und verstört und du ebenso.
Sei froh, dass er so schnell seine Bestrebungen offenbart hat, seiner Ungeduld und Überschätzung aber auch deiner Zurüchhaltung in materiellen Zuwendungen sei Dank! Sein vorgehen lässt erahnen, dass er schon viele Frauen finnanziell erfolgreich ausgenommen hat. Deswegen ist er über dich, die Widerspenstige und Nachfragende, so erbost gewesen. Auch deine Beichte, dass bei dir nicht viel zu holen ist, ist dir am Ende zugute gekommen.
Stell dir vor, du hättest sein wahres Wesen erkannt, nachdem du ihn nach Deutschland geholt hast :shock:
Es wäre für dich viel viel schlimmer, als es jetzt ist.
Du wirst diese Erfahrung nicht vergessen, aber überleben können. Es wird Zeit brauchen, aber du schaffst das, so wie Viele vor dir, die es viel schlimmer erwischt hat, es auch geschafft haben.
Lies viel hier. Das wird dir helfen.
LG ♥ Nilka

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Anne42
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Re: Offenbar ein ganz typischer Fall...?

Beitrag von Anne42 » 07.01.2019, 18:21

Liebe Nilka,
vielen Dank für Deine Antwort und Deine aufbauenden Worte. Vor allem Deine Einschätzung, dass ich offenbar an einen "Profi" geraten bin, macht mir Mut und bestärkt mich in meiner Einschätzung.
Ich möchte mich ebenso für Eure Arbeit bedanken. Eure Seite war meine Hauptinformationsquelle als ich anfing, mich mit dem Thema zu beschäftigen. Ich wollte mich über die Strategien der Bezzis informieren, was mir sehr geholfen hat.
Momentan bin ich nachvollziehbar verletzt aber ich weiß, dass man solche Dinge überlebt und das es viel schlimmer hätte kommen können. Aber ich lasse mich von niemandem unter Druck setzen und genau das war seine Strategie, denn er hat schon versucht, an der Stelle noch eine Hintertüre offen zu lassen, indem ich mir alles noch mal überlegen sollte. Und wie du richtig sagst, hat ihn genau das ziemlich wütend gemacht, dass ich mich darauf nicht eingelassen habe, sondern dem Druck widerstanden habe. Auch für diese Einschätzung möchte ich Dir danken, das habe ich alleine gar nicht so verstanden.
Liebe Grüße
Anne

Nilka
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Re: Offenbar ein ganz typischer Fall...?

Beitrag von Nilka » 07.01.2019, 19:03

Liebe Anne,

du bekommst bestimmt noch viele Anregungen und Tipps, die dir helfen das Alles zu verstehen und damit fertig zu werden.
Übrigens, du hast deine Geschichte so gut beschrieben und chronologisch geordnet, dass die glatt in die " wahren Geschichten" übernehmen werden könnte. Falls du das möchtest, setze dich mit Evelyne in Verbindung.
LG ♥ Nilka

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Eclipse
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Re: Offenbar ein ganz typischer Fall...?

Beitrag von Eclipse » 07.01.2019, 19:23

Liebe Anne,

sei froh, dass
  • Du ihn los bist
    ER Schluss gemacht hat.
Belass es unbedingt dabei. Die Nummer ist erst wenige Tage her. Kann gut sein, dass er wieder angeschissen kommt und eine Entschuldigung von DIR erwartet. Begeh bloß nicht den Fehler, "eine Chance zu geben".

Südkorea, was ein Quatsch. Er hat seine Maske fallengelassen - preise Dein Schicksal: Die hässliche Fratze dahinter hat dich hoffentlich abschließend abgeschreckt.

Unfassbar, was es für Geschichten gibt. Haken dran. Tu Dir was Gutes, mach was Schönes und freu Dich über das, was Dir erspart geblieben ist. :)

Grampusgriseus
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Re: Offenbar ein ganz typischer Fall...?

Beitrag von Grampusgriseus » 07.01.2019, 19:54

Liebe Anne,

ja, das ist wirklich echt unmenschlich von dir, dass Du nicht die Absicht hattest, ihn und seine komplette Familie zu sponsern. Wo er doch aus armen Verhältnissen kommt. Und nur weil Du so knickerig bist, kann der arme Kerl jetzt nicht MIT DEM TAXI ZUM SPRACHKURS fahren...das ist wirklich gemein! Aber immerhin kann er sich ja jetzt damit trösten, dass er gar keinen Sprachkurs mehr braucht...es sei denn, er findet einen koreanischen :lol: :lol: :lol: Aber die Krönung ist ja dann wirklich, dass Dein Sparkonto so niedrig ist! was hast Du Dir denn dabei gedacht!!! :mrgreen:
Der Typ ist ja echt der Hammer! Es ist unglaublich, wie dreist die Herren sind. Was Du schreibst, erinnert mich sehr an "meinen" (ägyptischen) Bezzie. Der hat auch immer gar nicht verstanden, dass ich nicht gekommen bin, um ihn mit Geschenken zu überhäufen und alle offenen Rechnungen zu bezahlen. Der brauchte auch ständig irgendwas... Und scheinbar ist die Meinung, dass 1-2 Einladungen zum Essen am Anfang ausreichen, um anschließend nie wieder was bezahlen zu müssen, auch sehr verbreitet. Wie Du war auch ich der Meinung, dass man das Geld IHM gibt, damit MAN NICHT ÜBER'S OHR GEHAUEN WIRD :lol: :lol: :lol: Darüber kann ich mich bis heute schlapp lachen!
Das Ganze ist bei mir 4 Jahre her...Das, was mich seitdem IMMER NOCH beschäftigt ist lediglich die Frage, warum man die Absurdität solcher Erlebnisse erst im Nachhinein begreift. Zumindest bei sich selbst. Bei anderen kann man das durchaus früher erkennen. Aus diesem Grunde: Lies' hier so viel wie möglich! Je mehr ähnliche Geschichten Du liest, um so leichter wird es Dir fallen, das zu verarbeiten. Zumindest hat das bei mir gut geklappt. Und das schreiben ja auch viele andere.
Und: pass' gut auf Dich auf! Ich bin mir auch sicher, dass er sich wieder melden wird, wenn ihm dämmert, dass er wohl zu forsch vorgegangen ist und auch sein angekündigtes Verschwinden nach Korea nicht dazu geführt hat, dass Du einen Kredit aufgenommen hast, um die OP seines Vaters zu bezahlen.
Mach' es klassisch: absoluter Kontaktabbruch! Sonst fängst Du mit der "Verarbeitung" immer wieder von vorne an!

liebe Grüße
Grampusgriseus

gadi
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Re: Offenbar ein ganz typischer Fall...?

Beitrag von gadi » 07.01.2019, 20:22

Anne42 hat geschrieben:
07.01.2019, 16:23
Auch wenn ich denke, dass die Fakten für sich sprechen bin ich nach wie vor verwirrt und suche nach Antworten und Unterstützung. Vielleicht könnt ihr mir helfen, wie man mit einer solchen Geschichte umgeht, wie ihr das Ganze versteht und wie ihr diese Erfahrungen verarbeitet habt.
Liebe Anne,

herzlich willkommen auch von mir!

Du schreibst, du denkst, dass die Fakten für sich sprechen. Bestehen daran (trotzdem) noch irgendwelche Zweifel bei dir? Jeder Absatz, jedes Wort, jede Information in deinem Bericht spricht für Bezness.
Ich habe aber die Befürchtung, du zweifelst noch in gewisser Hinsicht.
Deshalb: Falls das so sein sollte, bitte teile uns mit inwiefern du noch Unsicherheit über seine Absichten verspürst.

Und: Bleib bei uns, wir alle gemeinsam unterstützen dich in dieser schweren Zeit.
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Anne42
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Re: Offenbar ein ganz typischer Fall...?

Beitrag von Anne42 » 07.01.2019, 21:00

Liebe Gadi,
vielen Dank auch für Deine Unterstützung. Ja, Du hast Recht, es gibt einen kleinen Zweifel, aus welchem Grund auch immer, dass ich ihm Unrecht tuen könnte obwohl ich rational weiß, dass alles dafür spricht, dass er definitiv keine redlichen Absichten hat. Ich denke, dass seine manipulative Strategie doch irgendwo greift und mich verunsichert hat UND es für mich einfach schwer zu begreifen ist, wie jemand so schnell von wahnsinnig nett zu wahnsinnig arschig mutieren kann. Auch wenn das natürlich auch nur bedingt stimmt, da ja von Anfang an Dinge nicht nett waren aber er sich ja zumindest noch bemüht an, an sein Ziel zu kommen.
Und wie ihr schon vermutet, hat er sich heute Abend bei mir gemeldet. Ich hätte ihn fallen gelassen, jetzt kann er nicht mehr an die Liebe glauben und er wünscht mir von Herzen alles Glück dieser Welt... würg!
Ich glaube, ich brauche einfach noch ein bisschen, um zu begreifen und auch emotional zu verstehen. Ich bin auf jeden Fall sehr froh, dass ich den Schritt getan habe und eure Unterstützung erfahre, um mir immer sicherer sein zu können, dass ich genau richtig gehandelt habe und standhaft geblieben bin.
Ganz lieben Gruß

Anne42
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Re: Offenbar ein ganz typischer Fall...?

Beitrag von Anne42 » 07.01.2019, 21:11

[i
]Aus diesem Grunde: Lies' hier so viel wie möglich! Je mehr ähnliche Geschichten Du liest, um so leichter wird es Dir fallen, das zu verarbeiten. Zumindest hat das bei mir gut geklappt. Und das schreiben ja auch viele andere.
Und: pass' gut auf Dich auf!
[/i]
Vielen Dank, das werde ich tun. Dein Humor, die Geschichte zu betrachten, ist sehr wohltuend.
Und ebenfalls vielen Dank für die Warnung. Ich denke, ich bin wohl beraten, jeglichen Kontakt abzubrechen.

Desert Dancer
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Re: Offenbar ein ganz typischer Fall...?

Beitrag von Desert Dancer » 08.01.2019, 12:14

Liebe Anne !

Wahrlich ein Beznesser wie aus dem Bilderbuch!
Sein Vorgehen ist sowas von deutlich 200% Bezness.

Zum Glück war er aber einfach zu ungeduldig. So hast Du doch sehr bald gemerkt, wie der Hase läuft!

Er tut mir ja auch so waaaahnsinnig leid... Du hast sein Leben und seinen Glauben an die Liebe zerstört. Ojeee… ein paar tausend Euronen würden in seiner Verzweiflung sicher Wunder bewirken.

Sei einfach froh, dass Du so schnell misstrauisch geworden bist! Darauf kannst Du ruhig stolz sein. Und jetzt gilt es durchzuhalten... Antworte ihm auf keinen Fall mehr. Und blockiere ihn, damit Du seine Nachrichten schon gar nicht mehr erhältst. Das trifft ihn am allermeisten.
Ehemaliges CIB-Vereinsmitglied

Good thoughts, good words, good deeds…
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Nilka
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Re: Offenbar ein ganz typischer Fall...?

Beitrag von Nilka » 08.01.2019, 12:19

Desert Dancer hat geschrieben:
08.01.2019, 12:14
Er tut mir ja auch so waaaahnsinnig leid... Du hast sein Leben und seinen Glauben an die Liebe zerstört. Ojeee… ein paar tausend Euronen würden in seiner Verzweiflung sicher Wunder bewirken.
Garantiert! :mrgreen: :lol: :twisted: :
LG ♥ Nilka

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Nilka
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Re: Offenbar ein ganz typischer Fall...?

Beitrag von Nilka » 08.01.2019, 14:51

Nilka hat geschrieben:
07.01.2019, 19:03
Übrigens, du hast deine Geschichte so gut beschrieben und chronologisch geordnet, dass die glatt in die " wahren Geschichten" übernehmen werden könnte. Falls du das möchtest, setze dich mit Evelyne in Verbindung.
https://www.1001geschichte.de/unsere-wa ... schichten/
LG ♥ Nilka

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Anne42
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Re: Offenbar ein ganz typischer Fall...?

Beitrag von Anne42 » 08.01.2019, 14:55

Hallo Nilka,
vielen Dank für das Interesse. Auch ich bin an einer Veröffentlichung interessiert. Ich denke, die Geschichte ist ziemlich klassisch und ich finde eine diesbezügliche Aufklärung sehr wichtig.
Evelyn ist die Betreiberin der Seite, richtig? Finde ich sie im Kontakt der Seite?
LG

gadi
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Re: Offenbar ein ganz typischer Fall...?

Beitrag von gadi » 08.01.2019, 14:58

presse@1001Geschichte.de

Liebe Anne,

unter obiger Adresse kannst du Evelyne direkt schreiben bzgl. deiner "Wahren Geschichte".
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Anne42
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Re: Offenbar ein ganz typischer Fall...?

Beitrag von Anne42 » 08.01.2019, 15:04

Liebe Gadi,
vielen Dank. ich werde mich mit Evelyne in Kontakt setzen : ))
LG

Mignon
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Re: Offenbar ein ganz typischer Fall...?

Beitrag von Mignon » 08.01.2019, 18:55

Liebe Anne,

dass es dieser Mensch auf dein Geld und auf eine Aufenthaltsbewilligung abgesehen hat, liegt ja wohl völlig auf der Hand. Eigentlich reicht schon der erste Abschnitt deines Berichtes, um zu merken, dass sich hier etwas sehr Ungutes anbahnt.
Hast du die Kraft noch mal genau draufzuschauen?
Anne42 hat geschrieben:
07.01.2019, 16:23
Jemand hatte mich auf der Strasse angesprochen, in seinen kleinen Schmuckladen geschleppt wo ich allerdings alle Verkaufsbemühungen seinerseits höflich ablehnte und das Geschäft schnell wieder verlies.
Eine (nach muslimischen Vorstellungen) anständige Frau lässt sich nicht auf der Straße ansprechen. Und du solltest es schon deshalb nicht tun, weil du selbst entscheidest, ob du einen Laden betreten willst oder nicht. (Diese nervige Jagd auf Kunden und Kundinnen ist einer der Gründe, warum ich in einem Land wie Marokko nicht (mehr) Urlaub machen würde. Es fällt mir als Mitteleuropäerin immer noch schwer, auf das ewige Angequatschtwerden nicht zu reagieren. Immer noch muss ich mich zusammenreißen, um auf das ewige blöde "How are you?" nicht reflexhaft mit "Fine" zu antworten. Das kostet mich alles viel zu viel Energie.)
Anne42 hat geschrieben:
07.01.2019, 16:23
Am Abend passierte ich zufällig die gleiche Gasse als plötzlich jemand meinen Namen rief.
Moment mal: Woher wusste er den denn? Von deinem kurzen Besuch in seinem Schmuckladen? Wenn ich in einem Laden etwas anschaue oder auch etwas kaufe, sage ich dem Verkäufer eigentlich nicht meinen Namen. Und Marokkanerinnen tun dies erst recht nicht, hat also nichts mit der marokkanischen Kultur an sich zu tun. Aber ich weiß schon: Er hat dich angestrahlt und gefragt: "What is your name?" Und du wolltest nicht unhöflich sein, hast dich vielleicht auch über die Kontaktaufnahme gefreut. Und deshalb hast du ganz arglos geantwortet. Für ihn aber war damit klar, wo er dich einzuordnen hat.
Anne42 hat geschrieben:
07.01.2019, 16:23
Es war Y. Er lud mich zu einer Tasse Tee ein, wir plauderten
Lass mich raten: Er fragte, du hast geantwortet, dich über sein Interesse an dir gefreut. Und nach einer Viertelstunde wusste er alles über dich, was sich zu wissen lohnt: Beruf, Familienstand, Kinder.
Anne42 hat geschrieben:
07.01.2019, 16:23
... und er fragte mich, ob ich Lust hätte, bei ihm am Abend zum Essen zu kommen, er würde eine Tajine für mich zubereiten. Ich lehnte vorsichtig dankend ab,
Immerhin gut, dass du abgelehnt hast. Das hättest du aber nicht "vorsichtig" tun sollen, sondern ihm eine knallen und laut schimpfend den Laden verlassen. Ein Mann, der eine Frau, die er nur zweimal kurz in seinem Laden gesehen hat (oder überhaupt eine Frau, mit der er nicht verheiratet ist), zu fragen, ob sie abends zu ihm nach Hause kommt: Das ist an Unverschämtheit nicht zu überbieten. So behandelt man nur eine N.......
Anne42 hat geschrieben:
07.01.2019, 16:23

... lies mich aber auf eine Verabredung zum Essen ausser Haus ein.
Viel besser, als gleich mit ihm auf die Bude zu gehen, ist das auch nicht. Wenn du in deiner Heimatstadt in irgend einen Laden gehst, und der Besitzer lädt dich erst zum Tee und dann zum Abendessen ein - wie fändest du das? Das Teetrinken in Läden ist zwar in manchen Ländern üblich, aber nach meiner Erfahrung nur dann, wenn wirklich ein Geschäft angebahnt wird. Ich hatte in einem muslimischen Land über Jahre immer wieder bei einem bestimmten Händler Teppiche gekauft. Dort habe ich auch den Tee akzeptiert, aber dabei ging das Präsentieren seinerseits und das Auswählen meinerseits weiter. Und ich war für ihn nie etwas anderes als "Madam".
Anne42 hat geschrieben:
07.01.2019, 16:23

Wir verbrachten einen schönen Abend, lachten viel, ich fühlte mich wohl in seiner Gesellschaft. Er war höflich, zurückhaltend, wirkte etwas schüchtern und machte einen reflektierten, offenen und modernen Eindruck.
Es tut mir leid, aber da hast du wohl etwas völlig anderes erlebt als er. Für ihn war es auch ein schöner Abend, weil alles für ihn so glatt lief. Und sorry, aber ein Muslim, der dich nach sehr kurzem Kennenlernen auf seine Bude einlädt (s.o.), ist weder höflich noch zurückhaltend oder schüchtern.
Anne42 hat geschrieben:
07.01.2019, 16:23
Für den nächsten Tag hatten wir eine Verabredung für den Nachmittag getroffen. Es war der Tag des WM Finales, das wir zusammen ansehen wollten. Auf die Verabredung für den Nachmittag folgte die nächste erneut zum Essen für den Abend, der ebenfalls sehr schön verlief, es wirkte als ob wir uns schon lange kannten. Auf dem Heimweg fragte er mich, ob ich mich mit ihm auf eine Bank setzen wolle, mir war direkt klar, was er damit bezwecken wollte. Ich lies mich darauf ein, fühlte ich mich ebenso von ihm angezogen. Es folgten leidenschaftliche Küsse, allerdings überraschte mich, dass er sehr schnell versuchte, mir körperlich ziemlich nah zu kommen. Ein Polizist beendete die nächtliche Liebelei im Park, mir war klar, dass ich Ihn nach Hause begleiten musste, wollte ich ihm weiter körperlich nahe sein. Wir liebten uns leidenschaftlich. Auch wenn ich mich sehr wohl fühlte, wollte ich die Nacht nicht mit ihm verbringen, da ich am nächsten Tag eigentlich weiter reisen wollte, was er mit grosser Enttäuschung aufnahm. Ich schlief im Hotel, entschied aber noch einen weiteren Tag in Marrakesch zu bleiben um die Nacht mit ihm zu verbringen können, was ebenfalls wunderschön war.
Ich glaube, du weißt mittlerweile selbst, dass er, sollte er je Achtung für dich gehabt haben, nach all dem den letzten Rest davon verloren haben muss. Was mich aber irritiert ist, dass du immer noch so davon berichtest, als wären es wirklich schöne Tage gewesen, als hätte er sich erst später in einen Betrüger verwandelt. Bitte verabschiede dich davon! Es war falsch von Anfang an. Klar, den Sex hat er auch gerne mitgenommen. Warum auch nicht, wenn man ihn so mühelos bekommt? Aber das hatte von seiner Seite ganz bestimmt von Anfang an (!) nichts mit Verliebtheit zu tun. Mach dir das immer wieder klar, auch wenn es weh tut.

Und denk auch nicht, du seiest einfach an den Falschen geraten. Im touristischen Kontext kannst du einfach nicht an den Richtigen geraten. Hier trifft ein festgefügtes Bild von Europäerinnen als schamlosen, reichen Schlampen auf arglose Offenheit und - auch urlaubsbedingte - Lässigkeit in Kleidung und Verhalten dieser Europäerinnen und vielleicht auch auf eine gewisse Lust am Flirten. Das kann niemals gut gehen!

Wenn du also allein in einem Land wie Marokko Urlaub machst, und wenn du in den Augen der Einheimischen nicht als Schl.... gelten willst, musst du mit anderen Touristinnen und Touristen die Mahlzeiten und die Abende verbringen oder eben allein und deine Kontakte zu einheimischen Männern auf das Allernötigste beschränken (und dabei immer unnahbar bleiben). Fragt sich nur, ob solch ein Urlaub dann noch wirklich Spaß macht.

Ich hoffe, du hast bald mit der Sache abgeschlossen, und so etwas passiert dir nie, nie wieder.

Alles Gute

Mignon

Nilka
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Re: Offenbar ein ganz typischer Fall...?

Beitrag von Nilka » 08.01.2019, 20:26

Eine tolle, erkennntisreiche Autopsie! :wink: :idea: :!:
LG ♥ Nilka

Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt. Thomas Mann

Anne42
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Re: Offenbar ein ganz typischer Fall...?

Beitrag von Anne42 » 11.01.2019, 11:16

Liebe Minon,

vielen Dank für Deine ausführliche Antwort. Es macht mir nichts, noch mal aus der Perspektive auf das Geschehene zu schauen und finde es auch sehr interessant, wie Du das Ganze betrachtest.
Das ein oder andere verwundert mich allerdings bzw. würde ich gerne noch mal korrigieren. Klar ist, und da gebe ich Dir absolut Recht, dass er von Anfang an nichts Gutes im Schilde geführt hat, da sind wir uns absolut einig.

Moment mal: Woher wusste er den denn? Von deinem kurzen Besuch in seinem Schmuckladen? Wenn ich in einem Laden etwas anschaue oder auch etwas kaufe, sage ich dem Verkäufer eigentlich nicht meinen Namen. Und Marokkanerinnen tun dies erst recht nicht, hat also nichts mit der marokkanischen Kultur an sich zu tun. Aber ich weiß schon: Er hat dich angestrahlt und gefragt: "What is your name?" Und du wolltest nicht unhöflich sein, hast dich vielleicht auch über die Kontaktaufnahme gefreut. Und deshalb hast du ganz arglos geantwortet. Für ihn aber war damit klar, wo er dich einzuordnen hat.

Ich verstehe Deine Argumentation aber ich bin ja sichtlich keine Marokkanerin und gestehe es Menschen durchaus zu, gerade wenn sie mit Touristen arbeiten, dass sie über das Abstraktionsvermögen verfügen, dass gegenüber Westeuropäern andere Verhaltensregeln gelten. Davon abgesehen, ich kann mich zwar nicht mehr genau erinnern, ob der Typ, der mich in seinen Laden geschleppt hat, oder er nach meinem Namen gefragt hat, aber das Personalisieren eines Verkaufsgespräches ist eine übliche Strategie. Die Jungs sind doch auch nicht ganz blöd.

Viel besser, als gleich mit ihm auf die Bude zu gehen, ist das auch nicht. Wenn du in deiner Heimatstadt in irgend einen Laden gehst, und der Besitzer lädt dich erst zum Tee und dann zum Abendessen ein - wie fändest du das? Das Teetrinken in Läden ist zwar in manchen Ländern üblich, aber nach meiner Erfahrung nur dann, wenn wirklich ein Geschäft angebahnt wird. Ich hatte in einem muslimischen Land über Jahre immer wieder bei einem bestimmten Händler Teppiche gekauft. Dort habe ich auch den Tee akzeptiert, aber dabei ging das Präsentieren seinerseits und das Auswählen meinerseits weiter. Und ich war für ihn nie etwas anderes als "Madam".

Tatsächlich fänd ich das nicht schlimm, auch in Deutschland... Ich bin in meinem Leben alleine auf allen Kontinenten (ausser der Antarktis) gereist und eine Einladung zum Tee ist z.B. in Indien eine ganz normale Sache, Chai ist Grundnahrungsmittel und wird auch Fremden angeboten, ohne dass sich damit unbedingt eine konkrete Absicht verbergen muss bzw. mehr als ein kurzer Plausch. Auch in Marokko bin ich destöfteren völlig harmlos zum Tee eingeladen worden. Und wie gesagt, ich sehe da bis heute nichts total verfängliches drin. Schließlich leben nicht alle Marokkaner auf Bäumen und die junge Generation ist teilweise genauso modern wie wir in Europa, das kenne ich zumindest von meinen marokkanischen Freuden, die allerdings aus Cassablanca stammen und der ökonomische und intellektuellen Oberschicht angehören. Ich habe auf meinen Reisen immer wieder erlebt, dass die junge Generation in restriktiven Gesellschaften nach Wandel strebt, gerade in Zeiten von unbegrenzter Kommunikation, Social Media usw. Das sich auch etwas in Marokko tut, Frauen nach mehr Unabhängigkeit und Gleichberechtigung streben, ist unübersehbar. Ich verstehe Deine Argumentation, frage mich allerdings, ob die so uneingeschränkt gültig ist, oder ob wir da diesen Gesellschaften nicht auch das Recht auf Veränderung verwehren.

Was mich aber irritiert ist, dass du immer noch so davon berichtest, als wären es wirklich schöne Tage gewesen, als hätte er sich erst später in einen Betrüger verwandelt. Bitte verabschiede dich davon! Es war falsch von Anfang an. Klar, den Sex hat er auch gerne mitgenommen. Warum auch nicht, wenn man ihn so mühelos bekommt? Aber das hatte von seiner Seite ganz bestimmt von Anfang an (!) nichts mit Verliebtheit zu tun. Mach dir das immer wieder klar, auch wenn es weh tut.

Selbstverständlich war mein Erleben des Kennenlernens schön, sonst hätte ich mich ja nicht darauf eingelassen und natürlich hat er gerade am Anfang alles dafür gegeben, mich zu ködern. Klar. Das heisst aber nicht, dass ich denke, dass er sich erst danach in einen Betrüger verwandelt hat, dafür hat er ja auch schon viel zu schnell nach materiellen Zuwendungen und Heirat gefragt. Dennoch war die Situation in meiner Wahrnehmung schön, nicht mehr und nicht weniger. Rein technisch ist mein Text in der Art stilisiert, dass er den Prozess des Erlebens und Erkennens aus genau meiner subjektiven Perspektive widerspiegeln soll, um ihn leserfreundlich zu gestalten.

Wenn du also allein in einem Land wie Marokko Urlaub machst, und wenn du in den Augen der Einheimischen nicht als Schl.... gelten willst, musst du mit anderen Touristinnen und Touristen die Mahlzeiten und die Abende verbringen oder eben allein und deine Kontakte zu einheimischen Männern auf das Allernötigste beschränken (und dabei immer unnahbar bleiben). Fragt sich nur, ob solch ein Urlaub dann noch wirklich Spaß macht.

Weiß ich nicht. Im Grunde ist ja immer das Bildungsgefälle zwischen Männern und Frauen, sowie die nicht existente Partizipation von Frauen am gesellschaftlichen Leben bzw. an der Arbeitswelt Grundvorraussetzung dafür, dass frau deutlich mehr mit Männern als mit Frauen auf Reisen in Kontakt kommt. Ich habe mit meiner Art zu Reisen und mit Menschen umzugehen, grundsätzlich positive Erfahrungen gemacht, eine gewisse Offenheit und Kontaktfreude haben mir auf Reisen alleine und in abgelegene Regionen dieses Planten oft geholfen und viele Türen geöffnet. Jetzt habe ich eine unschöne und auch schmerzhafte Erfahrung gemacht, aber für mich ändert das nichts daran, vom Guten auszugehen und vorurteilsfrei mit Menschen in Kontakt zu gehen, egal wo ich mich befinde, sei es in Deutschland oder wo anders. Jetzt weiss ich ja auch, welche Fallhöhen es offenbar noch gibt, wie geschrieben, Bezness war mir zuvor kein Begriff, und werde hoffentlich, nicht mehr in eine solche Situation kommen.

Ich finde es allerdings dann doch noch ganz wichtig festzustellen, dass Bezness eben ja nicht ohne die Anpassung an die westliche Kultur funktionieren kann. Würden diese Männer uns wie Marokkanerinnen, Tunesierinnen, Ägypterinnen... etc behandeln, wäre ein Scheitern vorprogammiert. Natürlich adaptieren sie westliche Codes und Regeln, um an ihr Ziel zu kommen und natürlich suggerieren sie eine Modernität. Ohne das ist eine Annäherung der und an die westliche(n) Frauen nicht gegeben. Und sicher ist eine Offenheit und Akzeptanz gegenüber dem westlichen Wertesystem und der gesellschaftlichen Freiheiten auch ein wichtiger Faktor. Meines Erachtens geht es in dem Streben nach Zugang zum westlichen Leben durch Heirat oder Kinder nicht nur um materiellen Wohlstand sondern auch um mehr gesellschaftliche Freiheit, Streben nach demokratischen Grundrechten usw. Die Attraktivität dessen senden wir ja schließlich auf allen Kanälen als Heilsbotschaften in die Welt hinaus.

Damit möchte ich das Verhalten und das Vorgauckeln, Betrügen und Ausnutzen von Gefühlen zum Erreichen persönlicher Ziele weder beschönigen noch entschuldigen. Ich denke aber schon, dass man dieses Phänomen kritisch und auch gesellschaftlich (selbst)kritisch betrachten muss...

liebe Grüße,
Anne

karima66
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Re: Offenbar ein ganz typischer Fall...?

Beitrag von karima66 » 11.01.2019, 12:14

Liebe Anne,

ich komme erst jetzt zum schreiben zeitlich, klinke mich deshalb erst jetzt hier ein, gelesen hatte ich deine Geschichte schon und es gab, wie von mignon, schon gute Antworten dazu.

Ich antworte eher zu deinem letzten Beitrag, letzter Abschnitt.

Ich bin seit 30 Jahren auch viel rumgekommen in der Welt, mehr als 20 davon immer wieder in muslimischen Ländern, hauptsächlich Tunesien, aber nicht nur, dort hab ich aber auch gelebt.
Früher bin ich genau wie du offen und zugewandt auf Andere zugegangen, habe mich auf intensive Erlebnisse eingelassen, eher Individualreisen als Pauschaltourismus und habe wie du gedacht.
Ich habe außer einem schlimmen Erlebnis auch nie sonst Probleme gehabt, habe viele schöne Erinnerungen.

Ich habe mich über all die Jahre vor allem mit dem arabischen, muslimischen Kulturkreis beschäftigt, habe Unmengen Bücher, kenne auch hier in Europa unzählige Araber, meist Muslime, Männer, Frauen, Familien aus Nordafrika, aber auch Syrien, Jordanien, Ägypten oder Iran.
Egal wie gebildet oder aufgeschlossen sie waren, egal ob religiös oder eher nicht, nur ganz Wenige lebten wirklich nach unseren Werten, unserer Kultur bzw. erkannten zumindest unser Lebensweise an und nutzten die Chancen die diese bietet ehrlich und von Herzen.
Die meisten blieben eher ihrer Kultur zugeneigt, lebten nach den gesellschaftlichen Regeln ihrer Herkunftsländer, nach den Regeln ihrer Religion.
Sie gaben das an ihre Kinder weiter und diese wuchsen zumindest im Zwiespalt auf, zwischen den Stühlen, fühlen sich deshalb oft zerrissen.
Das sind die Menschen die hier leben oder geboren sind.
Die die wir in ihren Ländern kennenlernen hängen noch viel mehr ihrer Sozialisation fest.
Natürlich passen sich die im Tourismus arbeitenden Menschen an das an was die westlichen Touristen mögen.
Natürlich wissen sich diejenigen in den Oberschichten westlich konform zu verhalten, übernehmen Einiges von uns, heißen sicher auch manches gut.
Aber man sollte nicht glauben, dass sie wie wir sind, dass sie sich freuen über unsere Freiheiten und diese wollen.
Sie sind verwurzelt in ihren Familien, ihrer Gesellschaft, auch die Jungen die sicher anders als ihre Großeltern oft schon leben und viele Nischen nutzen, westlichen Konsum begrüßen und sich in den sozialen Medien bestens auskennen, aber im Innern immer noch ganz andere Werte vermittelt bekommen haben und wenn sie auch vieles von uns übernehmen so sicher nicht ernsthaft unsere Lebensweise.
Es sind dort sehr materiell eingestellte Gesellschaften, viel mehr Schein als Sein, Doppelmoral, Lüge, die Familie und Gesellschaft hat dort einen viel höheren Stellenwert als hier, das Individuum zählt nicht
Ja, es gibt Frauenvereine die sich mittlerweile für mehr Freiheiten für die Frauen einsetzen, im Kleinen gibt es Anfänge, es gibt ganz wenige Männer die ihren Frauen und Töchtern mehr Freiheiten lassen und sich deshalb ständig vor der Community, in der Familie rechtfertigen müssen.
Der Fortschritt war schon mal viel größer.
Aber momentan gibt es viele Rückschritte, selbst die hier geborenen zieht es zurück zu den Wurzeln ihrer Eltern, ihrer Herkunftskultur.
Es wird sich seit einigen Jahren vermehrt wieder von den westlichen Werten distanziert.

Genau das ist der Fehler den die Politik und viele Menschen hier machen gerade, dass sie meinen die Menschen die aus ihren Ländern zu uns flüchten tun dies, weil sie alle unsere Lebensweise zu schätzen wissen und auch so leben wollen wie wir.
Nein, das sind ganz sicher nicht die Gründe und es ist ziemlich arrogant vom Westen das anzunehmen.
Allenfalls materiell wollen sie so leben wie wir.

Ich interessiere mich nach wie vor auch noch für den Menschen hinter vielen Geschichten, differenziere, aber wenn man sich wirklich auskennt und bisschen tiefer bohrt und diejenigen das zulassen dann erschließen sich einem die verschiedenen Sichtweisen immer wieder, wo sie mitgehen und wo die Grenzen sind.
Und ob bei persönlichen Kontakten über längere Zeit oder beim nur Tee trinken lassen sie uns nur so viel wissen und sehen wie wir sollen, nicht mehr, nie alles.
Unsere Wahrheiten sind ganz andere als ihre.......
Und das durch alle Schichten.....egal ob Arzt oder Handwerker in D oder Arzt,Richter, Lehrer oder Ladenbesitzer in Tunesien .
Auch unter Schülern und Studenten ist es hier wie dort nicht anders.

Ich will deine Sicht darauf nicht widerlegen, aber meine Sicht daneben stellen, konnte deine Worte nicht so stehen lassen.

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