ich habe lange überlegt hier rein zu schreiben und mich nie dazu durchringen können. Jetzt aber endlich bin ich soweit, ist glaube ich eine relativ lange Geschichte, ich versuche mich aber kurz zu halten

Vor beinahe 4 Jahren habe ich meinen Freund kennengelernt. Anfangs war das ganze nur auf freundschaftlicher Ebene, er war ebenso wie ich in einer Beziehung, bis wir uns ineinander verliebt haben und nach etwa 4 Monaten ein Paar wurden. Die Beziehung war von Anfang an sehr kompliziert, meine Eltern waren absolut dagegen und haben uns das Leben nicht leicht gemacht, dazu kamen unsere Lebensumstände.
Ich bin Studentin und lebe in Wien (komme ursprünglich aus Deutschland), er war anfangs viel beruflich unterwegs, hat dann für etwa ein Jahr in Wien gelebt und lebt nun ca. 3 Stunden von mir entfernt (er ist im Hotel tätig) auch in Österreich. Von Anfang an war es für mich die große Liebe, ich habe noch nie so etwas erlebt. Nachdem wir etwa ein dreiviertel Jahr zusammen waren kam das erste große Problem, das seine Aufenthaltsgenehmigung betraf. Dies führte dazu, dass er schlussendlich eine Scheinehe einging, er hat mir zwar davor einen Heiratsantrag gemacht (mehr oder weniger, er hat mich einfach recht sachlich gefragt ob ich ihn heirate da seine AE abläuft), doch ich wollte und konnte ihn zu dieser Zeit nicht heiraten.
Er war dann ein gutes halbes Jahr verheiratet, es war eine sehr schwierige Zeit in der ich teilweise dachte, ich würde daran zerbrechen. Dennoch blieben wir immer zusammen und auch während der Zeit seiner Ehe war er meist bei mr. Hinzu kamen dann aber noch andere Probleme wie seine Eifersucht. Er hat mir zwar nie etwas verboten, sondern mich im Gegenteil immer unterstützt (ich war wegen meinem Studium in den letzten Jahren immer mal wieder während der Sommermonate in einer anderen Stadt) und doch gab es etliche Male, in denen wir ziemlich aneinander geraten sind. Ich kann meist nur schwer einschätzen, wie seine Reaktionen auf etwas sind, da er eigentlich nie so reagiert, wie ich es erwartet habe. Es ist wahrscheinlich wichtig zu sagen, dass wir ein relativ unterschiedliches Leben führen.
Zwar hatte ich oft das Gefühl, dass dies eine Bereicherung für mich ist, und doch weiss ich nicht, wie es sich auf Dauer vereinbaren lässt. Dazu kommt, dass er oft gerade Dinge, die mir unglaublich wichtig sind, nicht beachtet. Wie unter anderem mein Geburtstag. Seit wir ein Paar wurden gab es von seiner Seite aus jedes Jahr eine Enttäuschung diesem Tag. Natürlich will ich das nicht zu schwer aufwiegen, und doch stimmt es mich nachdenklich, da er mich an diesem Tag nicht nur einmal im Stich gelassen hat. Letztes Silvester kam dann der ganz große Knall. Wir hatten eigentlich schöne Tage hinter uns, sind dann aber am Silvesterabend in eine Diskussion geraten. Das ganze ging soweit, dass es auch seine Freunde mitbekommen haben, was für ihn wohl das Schlimmste an der ganzen Sache war.
Natürlich habe ich ihn auch provoziert, bin immer wieder bei ihm angekommen und habe ihn – mehr oder weniger - beschimpft (es war auch einiges an Alkohol im Spiel) und doch rechtfertigt es nicht, dass es dann soweit kam, dass er mich auf dem Nachhauseweg beschimpfte (mit wirklich üblen Worten), bespuckt hat und sogar handgreiflich wurde. Das ganze war für mich ein unglaublicher Schock, ich kenne so etwas nicht, bin behütet aufgewachsen und habe mir immer geschworen, dass ich mich niemals von einem Mann schlagen lassen werde. Danach war dann erstmal Funkstille und doch sind wir nach einiger Zeit wieder zusammengekommen. Er hat sich sehr bemüht und hatte wohl einfach Glück, dass meine Liebe immer noch so groß war, um all das Geschehene zu „vergessen“.
An meinem Geburtstag kam dann die nächste große Enttäuschung, endlich stand die Gelegenheit an, dass meine Eltern und er aufeinandertrafen (sie haben sich bis zum heutigen Zeitpunkt nicht kennengelernt), doch er war verhindert weil seine Mutter plötzlich auf Besuch kam (ich weiß dass sie dann tatsächlich da war, allerdings für etwa 3 Monate, wo dann wohl doch mal Zeit gewesen wäre, 2 Tage von ihr entfernt zu sein!!). Danach hatten wir wieder Funkstille bis wir uns Anfang Juni trafen, um endlich reinen Tisch zu machen.
Es kamen einige Gefühle hoch und natürlich (was ja irgendwie auch von Anfang an klar war) haben wir uns nicht getrennt sondern eine Lösung für eine gemeinsame Zukunft gesucht. Ich weiß, dass er nicht mit mir zusammen ist um eine Aufenthaltserlaubnis zu bekommen, da er diese inzwischen immer wieder unabhängig von mir oder anderen erhält. In der Zeit unserer Beziehung habe ich ihm relativ viel Geld gegeben, wobei beachtet werden muss, dass ich die Studentin bin und er derjenige, der verdient. Schlussendlich habe ich ihm insgesamt sicher 4-5000 € gegeben, was für mich durchaus eine Menge Geld ist.
Dennoch geht es mir nun nicht einmal um das Geld, sondern vielmehr um eine objektive Sicht, die ich mir von Euch erhoffe. Ich hab das Gefühl, einfach nicht mehr klar zu sehen, natürlich habe ich hier nun nur die negativen Dinge geschildert und nicht die positiven, die es in den letzten Jahren natürlich auch gab. Wahrscheinlich hätte ich mit keinem anderen Mann all diese Dinge durchgemacht wenn die Liebe nicht so groß gewesen wäre.
Und doch frage ich mich so langsam auch, bin ich blind, in was für eine Zukunft begebe ich mich hier? Er will mich heiraten und sagt, er wartet auf mich (ich möchte nicht heiraten bevor ich mein Studium nicht abgeschlossen habe und keinen festen Job habe), er will Kinder, am liebsten schon heute, ich fühle mich aber noch nicht soweit (er ist 34, ich 24). Ich fühle mich von ihm irgendwie unter Druck gesetzt, dazu kommen noch so viele andere Faktoren, erst neulich hatten wir wieder ein Krisengespräch in dem ich endlich soweit war zu sagen, ich beende die Beziehung (davor war ich immer diejenige, die noch darum gekämpft hat), was ihn nun wohl aufgeweckt hat, seitdem bombardiert er mich mit liebevollen (teilweise aber auch emotional fast erpresserischen) SMS und Anrufen und kämpft wirklich um mich, was mir das ganze noch erschwert.
Er sagt, wenn ich die Beziehung beende gibt es nichts, was ihn noch in Österreich hält und er geht dann wieder zurück nach Marokko – was mich aber auch stört, da ich nicht der einzige Grund sein möchte, weshalb er hier ist.
Ich fühle mich momentan wie verblendet und weiss überhaupt nicht mehr was ich fühlen soll. Ich glaube, erst solangsam realisiere ich alles, was passiert ist innerhalb der letzten Jahre, deshalb kommen Zweifel an der ganzen Beziehung auf. Natürlich liebe ich ihn noch, aber ich weiss ehrlich nicht, ob er mir gut tut.
Entschuldigung für diesen langen Text, irgendwie musste ich mir das ganze wohl auch mal von der Seele schreiben

Liebe Grüße, Juwe