Gesundheitsversorgung

Austausch über gemachte Bezness-Erfahrungen in diesem Land

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Moza
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Gesundheitsversorgung

Beitrag von Moza » 03.12.2009, 10:56

Guten Morgen,

ich haette eine Frage zur Gesundheitsversorgung in Marokko.
Inwieweit gibt es ueberhaupt eine Gesundheitsversorgung bzw. Krankenversicherung in Marokko?
Wie ist es dort geregelt wenn man krank wird...alles nur mit Vorkasse und wie ist es wenn man ueberhaupt kein Geld hat?

Ich treffe mich zum schwimmen immer mit einer netten Bekannten(kommt urspruenglich aus Algerien) und sie hat mir letztens erzaehlt, dass sie ihrer Schwester (lebt in Marokko)regelmaessig Geld schickt zwecks Krankenhausaufenhalte ( letztes Jahr Bein gebrochen,dieses Jahr grosse OP Krebs dazwischen immer Medikamente).

Natuerlich kann sie ihrer Schwester Geld schicken wann und wieviel.Ist ja auch nicht meine Angelegenheit.Moechte es aber gern wissen,da ich wirklich keine Ahnung davon habe.Und nach dem, was ich hier alles gelesen habe,schrecken manche sicher auch nicht davor zurueck ihre eigenen Familienmitglieder zu beluegen.

Liebe Gruesse

Moza

Moza
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Re: Gesundheitsversorgung

Beitrag von Moza » 03.12.2009, 11:50

Liebe ocean12,

vielen Dank fuer deine schnelle und aufschlussreiche Antwort!
Bei unserem Gespraech (Bekannte&mir) habe ich einfach bemerkt, das ich ueber dieses Theam ueberhaupt keine Ahnung habe,und wie es halt in meiner Natur ist bin ich doch sehr neugierig.
Aber du hast ja jetzt Licht ins Dunkel gebracht!
Vielen Dank!

Agadirbleu
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Re: Gesundheitsversorgung

Beitrag von Agadirbleu » 03.12.2009, 23:37

noch eine kleine Anmerkung möchte ich anbringen:

Das öffentliche Krankenhaus (staatlich) nimmt auch die Nichtversicherten auf. Jene, die ein bestimmtes Mindesteinkommen nicht vorweisen können, erhalten vom Magistrat aus ihrem Wohnviertel eine schriftliche Bestätigung, dass sie zu dem Personenkreis gehören, die keine Abgaben an das Hospital machen müssen.

ein konkretes Beispiel: Verkehrsunfall: der Betroffene wird in das Hôpital Hassan II (staatlich) eingeliefert und ärztlich versorgt. Um wieder richtig laufen zu können, benötigt er zur Stabilisierung des Fusses Osteosynthesematerial (OSM), was in diesem Fall ca. 3000 - 4.000 DHS (300 - 400 Euro) ausmacht.

Der marokkanische Staat kommt nur für die reine Operationstätigkeit, das Anlegen von Verbänden und das Verabreichen von Injektionen auf. OSM und schmerzlindernde Spritzen müssen die Angehörigen vor dem Eingriff auf eigene Kosten selbst besorgen.

Bei Vorlage der Bedürftigkeit muss der Kranke für das Nächtigen u. Verpflegung im Hospital nichts oder nur eine symbolische Summe bezahlen.

Wenn jemand als Nichtversicherter beim niedergelassenen Arzt zur Konsultation erscheint, dann bleibt ihm nichts anderes übrig als sofort cash zu bezahlen, dito beim Zahnarzt. Trotz dieser rigorosen Regelung sind die Wartezimmer immer voll.

Medizinische Hilfsmittel wie wir sie kennen, Krücken etc. müssen in der Anschaffung vom Betroffenen immer selbst getragen werden.

Moza
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Re: Gesundheitsversorgung

Beitrag von Moza » 04.12.2009, 11:59

auch Dir ein herzliches Dankeschoen Agadirbleu fuer die Erklaerung.

In Deutschland hatte ich viele Freunde aus Europa/Amerika (also ich hab sie ja immer noch).Und hier in Lodon komme ich mehr und mehr in Kontakt mit Menschen aus Nordafrika und da faellt es mir auf,das ich wirklich sehr sehr wenig ueber Land & Leute weiss.
Aber durch das Forum durfte ich schon einiges "Lernen".Beziehungsweise habe neue Anischten und Einsichten bekommen.

Viele Liebe Gruesse

M.

Agadirbleu
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Re: Gesundheitsversorgung

Beitrag von Agadirbleu » 05.12.2009, 01:17

Hallo Ocean,

es gibt immer noch zu viele Aerzte, die trotz der Bescheinigung erst einmal Geld sehen wollen.

meinst Du damit die Ärzte in den staatlichen/öffentlichen Hospitälern?
vom "Hassan II "-Hôpital habe ich in den letzten Jahren von keinen krassen Fällen gehört.

Was ich schrecklich finde, dass eben unbedingt erforderliche "Betriebsteile" wie z.B. Osteosynthesematerial
selbst zu bezahlen ist. Nun wundert es mich auch nicht, warum man in MA relativ viele humpelnde Menschen sieht (ich meine echt humpelnde und keine theaterspielende Bettler). Sie haben ganz schlicht und einfach nicht das Geld, um sich eine Operation mit dem teuren Osteosynthesematerial zu leisten. Ein Bekannter aus unserem Kreis schreibt dt. Krankenhäuser an, damit das Material (OSM) nicht weggeworfen wird und er es dann weiterleitern kann nach Marokko. So kommt ein armer Teufel vielleicht doch noch zu einem neuen Knie oder was auch immer.

Agadirbleu
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Re: Gesundheitsversorgung

Beitrag von Agadirbleu » 05.12.2009, 11:20

Hallo Ocean,

der von dir beschriebene Fall ist krass. Ich weiss in früheren Jahren war es schon gang und gäbe, nur gegen Dirhams auf die Hand behandelt zu werden, aber seit der Regierung von M6 hat sich doch vieles gebessert, wenn auch nicht alles. Ich habe öfters in den letzten 4 Jahren Krankenbesuche im Hassan II Hopital gemacht u. mir wurde nie berichtet, dass Korruption im Spiel ist. Naja, das Essen wurde von den Angehörigen vorbeigebracht, aber das ist eben Usus, und oft auch das Bettzeug, weil man bevorzugte, die eigene Bettdecke zu haben. Allerdings muss ich auch zugeben, ich möchte dort nicht liegen, auch nicht im Akutfall, da würde ich die Hospitäler der Polyclinic bevorzugen, die zur CNSS gehören.

Hast Du Dich selbst in einer staatlichen Klinik oder in der Polyclinic behandeln lassen? Bei letzteren weiss man, und das ist ein offenes Geheimnis, dass dort ständig die Hand aufgehalten wird. Unser Sohn wurde dort mal eingeliefert, die technischen Equipments waren ok, die medizinische Behandlung auch, auch die pflegerische. Logo, für jeden Handgriff musste man bezahlen, aber ist ja bei uns auch nicht anders, wobei die Kosten gegenüber der deutschen Gebührenordnung sich wie peanuts ausnehmen, aber eben für Marokkaner zum Teil unerschwinglich - oder aber sie zahlen ihren Kredit über Jahre hinweg ab, wie Du selbst schon sagtest.

Allen ein schönes 2. Advent-Wochenende,
Agadirbleu

Moza
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Re: Gesundheitsversorgung

Beitrag von Moza » 05.12.2009, 11:21

Und da schimpfe ich nochmal ueber die Gesundheitsversorgung hier in den UK :oops:

Renate
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Re: Gesundheitsversorgung

Beitrag von Renate » 05.12.2009, 11:27

Moza hat geschrieben:Und da schimpfe ich nochmal ueber die Gesundheitsversorgung hier in den UK :oops:
...oder hier in Deutschland

Renate
Nein - ich gebe niemals auf, auch wenn es noch härter kommt!

Moza
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Re: Gesundheitsversorgung

Beitrag von Moza » 05.12.2009, 11:33

Liebe Reante,

glaub mir,seit meinem letzten Zahnarztbesuch weiss ich die Aerzte/Gesundheitsversogung in Deutschland sehr zu schaetzen. :wink:
Ob es um die Wartezeit,Kosten und Behandlung geht...trauer immer noch meinen verlorenen Zahn nach.

fasa
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Re: Gesundheitsversorgung

Beitrag von fasa » 05.12.2009, 12:23

Seitdem ich in einem sehr ländlichen Gebiet Schwedens lebe, weiss ich die Gesundheitsversorgung in Deutschland zu schätzen.
fasa
Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt.

Anaba
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Re: Gesundheitsversorgung

Beitrag von Anaba » 05.12.2009, 13:12

fasa hat geschrieben:Seitdem ich in einem sehr ländlichen Gebiet Schwedens lebe, weiss ich die Gesundheitsversorgung in Deutschland zu schätzen.
fasa
Kann ich gut verstehen.
Ein Krankenhausaufenthalt in Spanien hat mir auch gereicht. :twisted:
Liebe Grüße
Anaba

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“Am Ende wird die Wahrheit siegen, über Ängste und gut getarnte Lügen.
Am Ende wird sich alles fügen und was jetzt am Boden liegt, wird schließlich lächelnd fliegen...“

Hans Kupka, hingerichtet 1942

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