Geduld ist nicht immer der Schlüssel

Austausch über gemachte Bezness-Erfahrungen in diesen Ländern

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sonnenblume2008
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Re: Geduld ist nicht immer der Schlüssel

Beitrag von sonnenblume2008 » 03.10.2009, 19:54

Liebe Nurieh

Hab schon fast alles dazu bereits beantwortet, irgendwo... Und ja, er hat Kollegen, die tatsächlich Ärzte sind (mit Diplom und Praxis, ich war bereits da, und meine Schwester ging mit ihrer Tochter zu einem seiner Freunde in die Praxis) und die ich auch kennen gelernt habe. Habe irgendwo anders dazu geschrieben. Die Arztkollegen, die er von Kursen her kennt, so sagte er, stimmen tut's wohl nicht, aber wieso sollte ich nachfragen, sind auch Schwarzafrikaner, aber mit Schweizer Pass. Brüder halten wohl also zusammen, viel mehr als Ärzte das tun. Für mich war das, zusammen mit Bildern von ihm in Spitalmontur und Aussagen von Verwandten und Freunden Beweis genug, ihm das zu glauben. Er kannte sich ja auch mit der Schwangerschaft total gut aus und konnte mit Babys super umgehen - alles vom Spital und der Arbeit mit dem Gynäkologen gelernt (natürlich wohl in Wahrheit dadurch, dass er schon zweimal Vater ist).

Seine Verwandten und Freunde waren bei ihm auf der Arbeit. Die Arbeit war über eine Stunde entfernt mit dem Zug in einer anderen Stadt. Wieso sollte ich vorbei gehen, extra dahin fahren und dann wieder zurück? Betriebsfeste gibt's und gab's auch bei mir. Aber die sind nie mit Partner. Hab schon in vielen Firmen gearbeitet, aber noch keine einzige Feier war je mit Partner. Es geht um die Kollegen im Betrieb und alle die, die keinen Partner haben, würden sich wohl nicht so wohl fühlen, wenn die andern ihre Partner präsentieren würden.

Jedoch war er mehrmals bei mir dabei auf der Reise zu Betriebsfesten. Hat meine Arbeitskollegen kennen gelernt. Kam mit nach der Arbeit eins Trinken. Umgekehrt war das nicht der Fall, aber auch deshalb nicht, weil er ja eben 1 h entfernt arbeitete und sehr unregelmässige Arbeitszeiten hatte (manchmal machte er auch Doppelschicht, oder war länger in einer Operation, was auch immer, es war glaubhaft und so konnte er kaum voraussehen, wann er jeweils Feierabend haben würde und es wäre sinnlos gewesen, ihn abholen zu wollen bei der Distanz).

- Nein, heute kann ich mit fast 100%iger Sicherheit ausschliessen, dass er Arzt ist. Er hatte zwar manchmal Arztsachen dabei. Meistens liess er aber alles bei der Arbeit. Vielleicht hat er sich das auch von seinen afrikanischen Brothers, siehe oben, ausgeborgt und mir nur gerade dann gezeigt, als er's für ein paar Tage bei sich tragen durfte. Was weiss ich!

Nein, wie schon erwähnt ist auch meine gesamte Familie und Freunde mit Ausnahme von einer Freundin, mit der ich den Kontakt aber abbracht, auf ihn reingefallen. Es dürften über 50 Personen aus meinem engen Verwandten- und Freundeskreis sein, inklusive Grosseltern, die doch eher konservativ eingestellt sind. Alle fanden ihn sehr sympathisch und glaubten ebenfalls, dass er mich über alles liebt und alle seine Pläne wahr sind. Was für ein Afrikaner! Er hat auch meine Eltern und Freunde medizinisch behandelt (ohne Ausstellen von Rezepten, nur untersucht). Natürlich am Schluss dann zum Hausarzt geschickt, nur um sicher zu gehen. Er war ja erst gerade mit der Ausbildung fertig, also noch ein "Junior".

Übrigens: Das Anrufen und nachfragen bei den Firmen geht in der Schweiz nicht: Datenschutz. Bei meiner Firma ist das ebenfalls so. Ich darf nicht mal für eine Mitarbeiterin, die mich darum bittet, eine Referenz schreiben oder irgend welche Auskünft, auch ob sie nur bei uns arbeitet, abgeben, wenn jemand anruft (klar, wenn sich jemand als Kunde ausgibt, dann nehme ich eine Nachricht auf und leite sie weiter. Kunden würden aber auf ihre direkte Nummer anrufen, nicht über Zentrale gehen). Zuerst muss sie beim Personalbüro eine Datenschutzerklärung ausfüllen, die die Firma dazu berechtigt, an Dritte Auskünfte zu erteilen.

So sind die Bezzis schön geschützt und können erzählen, was sie wollen.

Ein Versicherungsanwalt mit guten Verbindungen zu Spitäleren hat dann für mich nachgefragt, aber erst diesen August, nachdem ich schon fast sicher war, dass alles nur erfunden ist. Er war nirgends angestellt, zumindest nie als Arzt.

Grüsse
S.
Zuletzt geändert von sonnenblume2008 am 03.10.2009, 21:53, insgesamt 2-mal geändert.
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sonnenblume2008
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Re: Geduld ist nicht immer der Schlüssel

Beitrag von sonnenblume2008 » 03.10.2009, 21:37

NURIEH hat geschrieben:
Als Assistenzarzt wochenlang nach Nigeria zu reisen, stellt für mich Luxus in der Position dar.
Schönen Feiertag Nurieh

Er ist nie wochenlang nach Nigeria gefahren. Das erste Mal waren ja zwei seiner Schwestern bei einem schlimmen Autounfall verletzt worden. Eine starb dabei, die andere lag im Komma. Er musste hinfliegen und sich um alles kümmern... (wahrscheinlich alles erfunden - bloss konnte ich mir dies nicht vorstellen, so was erfindet man einfach nicht! Noch dazu mit echten Tränen und allem tratra). Danach starb seine Grossmutter. Er musste zum Begräbnis. Danach ging er mit mir. Die ersten Ferien seit unserem London Urlaub. Wir waren zwei Wochen da, er konnte nicht länger frei nehmen, wegen der Arbeit.

Er hatte ja nie Geld. Verdiente einerseits nicht viel als Ausländer und beim "Abverdienen", da war er ja noch Student und an der Uni eingeschrieben... Sagte er. Dann eben die vielen Schicksalsschläge in der Familie. Studiumsgebühren zurückbezahlen, für Begräbnisse abzahlen usw. Klar, hatte er im Moment kein Geld. Und er wollte sich weiterbilden. Später in die Tropenmedizin gehen, damit wir irgendwann zusammen in Afrika arbeiten könnten, viel später. Dafür brauchte er die LKW-Prüfung, um mit dem Labor rumfahren zu können. Sein Chef fand das auch sehr gut und das Spital zahlte ihm noch die Theorieprüfung... so sagte er. Dann war seine Housemanship fertig und die Praxisprüfung und Fahrstunden musste er selbst zahlen. Hatte kein Geld und machte mit mir einen schriftlichen, ersten Darlehensvertrag. Ich gab ihm die 5'000 Franken. Er hat alles zurückbezahlt, genau wie wir's verienbart hatten. Weshalb sollte ich ihm misstrauen? Alles schien zu stimmen und er schien ein ehrlicher Mann mit ehrlichen Absichten und selbstlosen Plänen für die Zukunft.

Ich mag ehrlich gesagt im Moment nicht weiter diskutieren. Brauche eine Pause. Es kommt mir schon wieder so vor, dass ich mich rechtfertigen soll. Dabei gibt es nichts, das ich hätte tun können, um ihm zu entgehen. Ich habe ihm vertraut. Und wenn ich jemandem vertraue, dann vertraue ich ihm. Und ich spioniere ihm nicht hinterher oder fordere irgend welche Dokumente als Beweise an. Jetzt vielleicht schon. Aber jetzt kann ich auch nicht mehr vertrauen. Jedenfalls sicher nicht in den nächsten Monaten.
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Re: Geduld ist nicht immer der Schlüssel

Beitrag von sonnenblume2008 » 03.10.2009, 22:00

P.S. Übrigens war er es, der den schriftlichen Darlehensvertrag ausdrücklich wollte.
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NURIEH

Re: Geduld ist nicht immer der Schlüssel

Beitrag von NURIEH » 04.10.2009, 13:45

Liebe Sonnenblume,

Du deutest in Deiner Schreibe durchaus an, dass Dir einiges sehr früh sonderbar an ihm vorkam. Wenn er einen medizinischen Abschluss hat und jemanden abhört, dann hätte er dafür durchaus die Verantwortung übernehmen können. Er hätte aus meiner Sicht sagen können, ob und zu welchem Facharzt man mit seinem Problem gehen soll.

Natürlich gibt es einen Datenschutz. Trotzdem kann ich um das Telefonat mit einem bestimmten Arzt bitten. Ich kann ihm ja erzählen, wie der Mann aussieht, den ich sprechen wollte. Es bleibt ihm überlassen, ob er sich beschreibt. Man erkennt Leute schon an der Stimme.

Ich vertraue auch, aber wenn etwas einfach nicht logisch ist, dann gehe ich der Sache nach.
Der Darlehensvertrag ist gar nichts wert, wenn er mittellos und zahlungsunfähig ist. Hätte er Dir eine Lohnbescheinigung und Sicherheiten für die Rückzahlung angeboten, wäre das etwas ehrliches von ihm gewesen.

Nurieh

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Re: Geduld ist nicht immer der Schlüssel

Beitrag von sonnenblume2008 » 04.10.2009, 17:06

NURIEH hat geschrieben:
Ich vertraue auch, aber wenn etwas einfach nicht logisch ist, dann gehe ich der Sache nach.

Nurieh
Hello again

Nun, es war aber alles logisch! Immer. Und wenn nicht, dann fragte ich ihn danach und er erklärte es mir dann. Es gab für alles einen guten Grund. - Ich versuche, nie Leute vorschnell zu verurteilen und allen die Chance zu lassen, Stellung zu beziehen. Es ist nicht immer alles so, wie es auf den ersten Moment scheint. Wie ungerecht wäre es, man würde jemandem von vornherein misstrauen und jemandem zu Unrecht eine Sache unterstellen! Diese Wunden heilen nicht so schnell.

Nun, ich könnte nie so eine Beziehung führen, wie du schreibst, bei der irgend jemand von mir mein Diplom sehen möchte oder meine Lohnabrechnung, bevor er mir Geld gibt. Vor allem nicht mein Partner! Hallo? Geht's noch?! Dann würde ich diese Person bestimmt nicht fragen, denn sie wäre offensichtlich keine Vertrauensperson und gehörte nicht zu meinem engen Freundeskreis. Dann ginge ich schon lieber zur Bank!

Bei uns gilt ein Wort noch etwas. Ich habe viele tolle Freundschaften geschlossen, weil ich offen und unkompliziert bin. Meine Freunde können sich 100% auf mich verlassen. Auch mein Boss: Ein Wort ist ein Wort und ich stehe dazu. Ich finde Werte wie Vertrauen, Offenheit und Ehrlichkeit sind sehr wichtig in unserer Gesellschaft. Ohne Vertrauen läuft gar nichts. Jedenfalls nicht für mich. Es wäre schlimm, wenn ich für alles Belege und Beweise bräuchte.

So ein Leben kann ich mir nicht vorstellen. Natürlich gibt es wohl immer Leute, die das Vertrauen anderer ausnutzen. Leider musste ich das nun auch erfahren, auf sehr schmerzliche Weise. Bevor ich das aber jemandem vorwerfe, so muss ich sicher sein, dass es stimmt. Im Normalfall gehe ich davon aus, dass die Menschen ehrlich sind. Wo kämen wir hin, wenn ich, auf einen anderen Bereich angewendet, von jedem Mitarbeiter, der sich mal einen Tag krank meldet, ein Arztzeugnis verlangen würde, um nur ein Beispiel aus dem täglichen Leben zu nehmen. In so einem Team möchte ich nicht arbeiten und so ein Chef wär für mich echt das Letzte. Und wenn so was in einer Beziehung passiert, dann ist es keine gesunde Beziehung. Schön für dich, dass du so vorsichtig bist. Dann wundere ich mich aber schon etwas, dass es soweit kommen konnte, dass du einen Bezzi geheiratet hast. Oder habe ich da etwas falsch verstanden?
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NURIEH

Re: Geduld ist nicht immer der Schlüssel

Beitrag von NURIEH » 04.10.2009, 20:40

Ich habe meinen Ex definitiv geliebt, aber nicht bedingungslos. Niemals gebe ich mich als das Kreditinstitut eines gesunden, jungen Mannes her, der in der Lage ist, sein Geld alleine zu verdienen.
Wenn ich mit einem Mann eine Wohnung anmiete, dann muss man in der Regel auch nachweisen, dass beide ein festes geregeltes Einkommen erhalten. Insofern wäre man ohne nachzuhaken an seine Unterlagen gelangt.
Ich bin ein sehr korrekter Mensch. Mir würden viele Menschen sofort ohne jede Sicherheit Geld leihen. Da ich kreditwürdig bin, gehe ich damit dann doch lieber zu einer Bank. Bei der Mutter seines ungeborenen Kindes leiht Mann sich kein Geld. Das hat für mich keinen Stil, kein Niveau. Den Mann hätte ich sofort verabschiedet. Meine Meinung!
Ich steige an der Stelle aus, denn diese Geschichte ist so übel, dass ich diesen Mann am liebsten persönlich in die Gosse zurückschicken würde, aus der er zu uns gekommen ist.

Nurieh

Haram
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Re: Geduld ist nicht immer der Schlüssel

Beitrag von Haram » 04.10.2009, 21:05

Da gehören sowieso alle Beznesser hin.

Gruss
haram
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Pamela
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Re: Geduld ist nicht immer der Schlüssel

Beitrag von Pamela » 05.10.2009, 13:22

Nein, liebe Sonnenblume, Du musst Dich wahrlich nicht rechtfertigen!

Wenn diese Männer einem weinend in die Augen schauen und für alles immer eine gute Erklärung parat haben, so ist es für einen "Normal-ehrlichen-Menschen" einfach unvorstellbar dass dahinter Lügen stecken können.

Diese "Fähigkeit zu lügen" bewirkt, dass sich die Westafrikaner untereinander auch nicht über den Weg trauen.
Man findet kaum wirkliche Freundschaften, in der die Freunde alles voneinander wissen.
Und das ist auch einer der Hauptgründe, weshalb die Familien sich kennen müssen bevor sie einer eventuellen Hochzeit zustimmen. Schließlich könnten Braut oder Bräutigam ja die Story vom Pferd erzählen...

LG
Gruß
Pamela
_____________________________________________________________
Ich fürchte nicht die Stärke des Islam, sondern die Schwäche des Abendlandes.
(P. Scholl-Latour)

NURIEH

Re: Geduld ist nicht immer der Schlüssel

Beitrag von NURIEH » 08.10.2009, 19:53

Hallo Afrika,
ich habe Sonnenblume die Fragen gestellt, um für mich herauszufinden, ob ich dem Herrn auf den Leim gegangen wäre. Ich würde behaupten: Nein, das wäre mir sicher so nie passiert. Egal wie schön ich multikulti finde, es den deutschen Alltag bereichern kann, ich bin bei Menschen aus einem anderen Kulturkreis grundsätzlich vorsichtiger, hellhöriger und hinterfrage sehr viel; speziell aber bei Menschen aus der Dritten Welt. Es ist nun einmal ein Fakt, dass wir Europäer im Durchschnitt einen bedeutend höheren Lebensstandard aufweisen, um den uns viele Afrikaner beneiden. Ihr Ziel heißt also Europa. Der Weg dorthin ist ihnen oft egal. Ich muss also genau hinsehen, ob es sich bei ihm/ihr wirklich um wahrhaftige Liebe zum deutschen Partner handelt, oder doch eher um den Versuch des materiellen Aufstiegs mit Hilfe eines deutschen Partners. Meine Liebe, die ich für den ausländischen Partner vielleicht gerade empfinde, die ordnete ich dem Verstand ein Stück weit unter. Hier ticke ich anders als Sonnenblume. Ich kenne einfach viel zu viele gescheiterte Liebesbeziehungen in dieser Konstellation. Häufig enden die Partnerschaften aufgrund kultureller Missverständnisse. Das ist aber noch lange kein Bezness in meinen Augen, sondern beide haben in blinder Liebe die kulturellen Unterschiede eine Weile vergessen können. Irgendwann fällt jeder für sich von der rosa Wolke herunter.
In zahlreichen Ländern Afrikas ist es doch fast normal, dass Männer Promiskuität leben. Die Frau sich dem Mann unterordnen muss. Warum sollten die Männer diese Ansichten bei der Europäerin abstellen? Das musste ich auch erst am eigenem Leib schmerzlich spüren. Mein früherer Traumpartner ist nämlich der Albtraum schlechthin für mich geworden. Ich sehe mich nicht als wahres Beznessopfer, denn finanziell konnte mich mein Ex definitiv nicht abzocken. Versucht hat er es durchaus in den letzten zwei Jahren der Beziehung, als er spürte, dass ich mich nicht fremdbestimmen lasse. Achtung: Das mögen diese Typen gar nicht! Eine Frau hat zu hören! Mein Wunsch war es, dass wir erst nach einigen Jahren Ehe ein gemeinsames eheliches Konto führen. Er akzeptierte die Entscheidung sofort, denn er hat es nicht nötig auf Kosten einer Europäerin zu leben .... blablabla. :wink: Das hätte ich übrigens auch mit einem armen deutschen Partner so gemacht. Mein Ex war in der Lage Geld in diesem Land zu verdienen, aber er lebte über seine Verhältnisse. Er lieh sich - ohne mein Wissen - von zahlreichen Frauen im Laufe der Jahre Geld, um seine hohen Ausgaben bezahlen zu können. Das war für die Frauen ein Liebesdienst. Für ihn war das bezahlter Sex. Das klingt hart. Traurig aber wahr! Er nahm keine großen Summen an, aber es summiert sich, wenn man das regelmäßig nebenher tut. Nur wenn die Frauen nachfragten, dann zahlte er ein bisschen da und dort zurück, um seine Ruhe zu haben. Er will keinen Ärger mit Deutschen und auf keinen Fall Behörden unangenehm durch Strafanzeigen auffallen. Als ich es durch Zufall bemerkte, waren wir schon fast getrennte Leute. Ja, ich war davon angewidert und schämte mich, dass ich so viele Jahre mit dem Mann verbrachte, ohne nur einen Hauch Ahnung davon zu haben. Natürlich tun mir die Frauen leid, aber ich tat mir vor allem damals selbst leid. Ich bin nicht die Frau, die ihnen das Geld nahm, sondern sie haben es freiwillig an ihn herausgegeben, und das offenbar ohne große Fragen an ihn zu stellen. Soll ich nun tatsächlich weniger geliebt haben, weil ich die Dinge zumindest in finanzieller Hinsicht genau hinterfragte? Dazu sage ich: Nein!!!
Schönen Abend Nurieh

sonnenblume2008
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Re: Geduld ist nicht immer der Schlüssel

Beitrag von sonnenblume2008 » 09.10.2009, 15:12

NURIEH hat geschrieben:Mein Wunsch war es, dass wir erst nach einigen Jahren Ehe ein gemeinsames eheliches Konto führen. Er akzeptierte die Entscheidung sofort, denn er hat es nicht nötig auf Kosten einer Europäerin zu leben .... blablabla. :wink: Das hätte ich übrigens auch mit einem armen deutschen Partner so gemacht.
Liebe Nurieh

Vielen Dank für deine Erklärungen. Ist sehr interessant. Ich stimme mit Afrika überein, dass du nicht von dir auf andere schliessen solltest. Was du oben schreibst, mag durchaus vernünftig und vorsichtig sein, wenn du eben noch nicht so sicher bist, ob du's mit einem Bezzi zu tun hast oder nicht und eben doch wohl noch etwas misstrauisch (ein Deutscher könnte ja unter Umständen auch nur auf dein Geld aus sein, von dem her verstehe ich deine Vorsicht auch hier, aber warum dann überhaupt heiraten?). Es setzt dir aber auch sehr enge Grenzen für die Weiterentwicklung der Beziehung und Realisierung von Träumen, meinst du nicht? Wenn du nicht vertraust, kein Risiko eingehst, nicht für den anderen aufkommst und ihn unterstützst, wenn er sich z. B. weiterbilden will, wo kommt ihr beide denn eigentlich als Paar hin? Status Quo? Ihr bremst euch doch dann unter Umständen ständig gegenseitig, statt euch voranzutreiben. Das würde mich sehr einengen. Aber ich kann hier auch wieder nur von mir sprechen. Jemand anderes sieht das sicher anders.

In einer "normalen" Beziehung, wo der eine den andern nicht ausnutzt, wäre es doch schade, man könnte seine Träume und Pläne nicht verwirklichen, weil der eine Partner immer blockt und sagt "schau selbst, wie du das alles hinkriegst, schliesslich bist du jung und kannst selber "krampfen", zähl nur nicht auf mich". Schliesslich geht es um die Zukunft von beiden und beide sollten später gemeinsam von der Investition profitieren. Wenn nicht finanziell, so doch durch Zufriedenheit. Es handelt sich um Langzeitinvestitionen in die Partnerschaft und Familie.

Nach meinem kürzlichen Erlebnis werde ich mich in Zukunft wahrscheinlich auch eher fragen, woher eine Person kommt und was sie wohl von mir möchte, bevor ich mich auf eine Freundschaft einlasse (unabhängig von der Nationalität). Doch eigentlich finde ich das blöd, ungerecht und falsch. Jede Person trägt einen Rucksack mit sich. Hat eine Herkunft, aber trotzdem kann jede Person damit machen, was sie will. Nicht alle entscheiden sich, Leute zu betrügen und auszunehmen und das systematisch. Ich finde gut, wenn wir auf Zeichen achten, die in Richtung Bezness gehen, wissen, dass es Bezness gibt und falls Zeichen von Bezness, DANN wissen, Achtung, Ohren und Augen auf, da ist wohl etwas im Busch... aber liebe Nurieh, von vornherein Leute abzustempeln, weil sie eine gewisse Herkunft haben, ist rassistisch. Vorsichtig zu sein, wie du es bist, ist aber, nach all den Berichten hier, wohl nicht fehl am Platz.
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NURIEH

Re: Geduld ist nicht immer der Schlüssel

Beitrag von NURIEH » 09.10.2009, 18:21

Liebe Sonnenblume,

ich habe mein Geld verdient und mein Ex hat sein Geld verdient. Er hat sich während der Ehe beruflich qualifiziert. Dafür habe ich alles im Haushalt gemacht. In einer Beziehung ist alles ein Geben und Nehmen für mich. Das lief bei uns weniger über Geld. Wie ich bereits schrieb, ich glaube nicht, dass mein Ex mich finanziell von Anfang an ausnutzen wollte. Da hätte er Frauen finden können, die erheblich mehr auf dem Konto haben als ich. Unsere Probleme waren vor allem eine immer stärker auseinanderklaffende Denke im Alltag.

Nurieh

NURIEH

Re: Geduld ist nicht immer der Schlüssel

Beitrag von NURIEH » 10.10.2009, 08:38

Liebe Sonnenblume, liebe Afrika,

immer mehr Leute in Deutschland entscheiden sich für einen Ehevertrag. Das hat sicherlich gute Gründe. Selbstverständlich möchte ich in einer Ehe gern teilen, aber ich möchte darin nicht zur Mutter Theresa werden. Die Unterhaltszahlungen für Kinder und Ex-Ehepartner sind auch vom Gesetzgeber begrenzt worden, damit man beim Scheitern einer Ehe wieder auf die Beine kommen kann, und ggf. nochmal eine Familie gründen kann.

Nurieh

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Re: Geduld ist nicht immer der Schlüssel

Beitrag von Elisa » 10.10.2009, 09:23

Hallo,

also ich bin der Meinung, macht man einen richtigen Vertrag am Anfang, lebt es sich nachher ruhiger, und man muss sich nicht 1000 Fragen stellen.

Es hat auch nichts mit Mißtrauen zu tun, es soll halt nur der Realität Rechnung tragen.

Wenn ich 100 Euro verleihe, mache ich auch keinen Vertrag, aber eine Ehe ist wie ein Hauskauf doch längerfristig angelegt.

Gott sei Dank ist man heute in der Lage, sich scheiden zu lassen, also muss man halt im Moment der Eheschliessung auch eine Scheidung in Betracht ziehen.

Ein Ehevertrag empfinde ich als den bequemeren Weg.

Ist mir schon klar, dass man nicht alle Risiken mit einem solchen Vertrag aus dem Weg räumen kann, aber die grundsätzlichen Dinge sollten geklärt werden.

Viele haben leider eine sehr romantische Sicht und vergessen dabei die Fakten. Eine Ehe, eine Familie ist nicht nur romantisch.

Wir haben dieses Thema oft im Freundeskreis diskutiert und sind eigentlich zu dem Schluss gekommen, dass es das beste ist, wenn Frau ihren Job behält, und wenn beide Job und Familie gemeinsam durchziehen.
Das ist nicht einfach, aber noch viel schwieriger ist es, wenn beide bei einer Trennung finanziell am Ende sind, auch für die Kinder schlimmer.
Da wir eine Ehe aus Liebe eingehen können, also nicht nach finanziellen Aspekten verheiratet werden, müssen wir auch entsprechend den Rest managen.

LG Elisa

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Re: Geduld ist nicht immer der Schlüssel

Beitrag von sonnenblume2008 » 10.10.2009, 11:03

Hallo zusammen

Vielen Dank für eure Posts. Klar, mit Ehevertrag ist man "auf der sicheren Seite". Da habt ihr völlig recht und ich hab das auch in der Schule gelernt, sogar, wer im Konkubinat lebt, sollte einen Konkubinatsvertrag machen, auch wenn's nur dafür ist, wer das Sofa bekommt, falls sich das Paar doch einmal trennen sollte.

In der Praxis sieht das für mich doch anders aus: Noch viel schlimmer als der materielle Schaden ist der psychische Schaden, wenn rauskommt, dass der Partner dich nur "verarscht" hat (ich spreche nicht von einer normalen binationalen Beziehung, die aus kulturellen Unterschieden in die Brüche ging, sondern von Bezness). Da ist es zwar vielleicht schön, wenn du einen Konkubinats-/Ehevertrag hast und das materielle geregelt ist, aber das ist meiner Meinung nach zweitrangig. In meinem Fall mache ich mir keine Illusionen. Es kann wohl kaum je Liebe im Spiel gewesen sein von seiner Seite, sondern es war eine Oscar-reife Schauspielerei. Denn er wollte NUR mein Geld, und als er das nicht mehr kriegte, die Letter of Invitation für seine Freunde in Nigeria. Als er beides nicht kriegte, stand er nicht her und gab je irgend etwas zu oder machte Schluss, nein, er versuchte, mich schwanger in Übersee loszuwerden. Als das nicht funktionierte, stellte er wieder dies und jenes in Ausssicht, litt mit mir (natürlich weiterhin als Schauspieler), schwor bis zum letzten Tag, ich müsse ihm nur vertrauen, alles sei gut, ich sei seine einzige Liebe, unser Kind sein einziges Kind, wir würden bald eine richtige Familie sein, bald, bald, bald... Ich soll nur Geduld haben und auf Gott vertrauen. Ich kenne mittlerweilen einige der Facts. Alles, aber wirklich alles ist gelogen.

Wie es scheint, hat er absolut kein Geld. Nichts auf dem Konto, nichts, das man verkaufen könnte. Von dem her würde mir hier ein Vertrag auch nicht viel helfen. Wo nichts ist, kann man auch nichts holen, oder? Es gäbe einen Privatkonkurs und ich kriegte einen Verlustschein. Würde auch noch auf den Betreibungs- und Prozesskosten sitzen bleiben, weil er ja wirklich nichts hat, das man verwerten könnte...

Blöd gelaufen, aber immerhin ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.

Lg
Sonnenblume
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Re: Geduld ist nicht immer der Schlüssel

Beitrag von sonnenblume2008 » 10.10.2009, 11:19

Sollte noch anmerken: Jetzt, wo ich weiss, dass es Bezness gibt, würde ich die Dinge auch hinterfragen und wäre ich ihm wahrscheinlich nicht auf den Leim gekrochen. Hätte alles von Anfang an schriftlich haben wollen, Beweise sehen wollen (u. a. seinen Zivilstandsregisterauszug). Mich nie auf ihn eingelassen unter diesen Umständen.

Aber ihr dürft nicht vergessen: Als es mir passiert ist, kannte ich Bezness eben noch nicht! Ich hatte überhaupt keine Erfahrung damit und kenne nach wie vor niemanden im Bekanntenkreis, dem so etwas passiert ist.
Zuletzt geändert von sonnenblume2008 am 10.10.2009, 11:25, insgesamt 1-mal geändert.
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Sunni84
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Re: Geduld ist nicht immer der Schlüssel

Beitrag von Sunni84 » 10.10.2009, 11:24

Versteh ich Sonnenblume..ich kannte es auch nicht und wenn ich gewusst hätte dass es es gibt und wenn ich die Geschichten vorher gelesen hätte wäre ich wohl auch nicht so blöd gewesen...
Ja wenn das Wörtchen wenn nicht wäre...

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Re: Geduld ist nicht immer der Schlüssel

Beitrag von sonnenblume2008 » 10.10.2009, 11:30

Genau. Dann wär ich schon lange Millionär... :lol:
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Haram
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Re: Geduld ist nicht immer der Schlüssel

Beitrag von Haram » 10.10.2009, 11:45

Vertrag
von Jean Paul Getty

Wenn man einem Mann trauen kann, erübrigt sich ein Vertrag. Wenn man ihm nicht trauen kann, ist ein Vertrag überflüssig.


Gruss haram
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NURIEH

Re: Geduld ist nicht immer der Schlüssel

Beitrag von NURIEH » 10.10.2009, 17:36

Wenn man mit 25 Jahren heiratet und als Frau heutzutage 80 Jahre wird, sollte ich nicht davon ausgehen, dass die partnerschaftliche Liebe für immer erhalten bleibt. Gefühle sind einem Wandel unterworfen, wie fast alles im Leben. Die Autonomie muss in einer Beziehung auf jeden Fall erhalten bleiben. Ich möchte in meiner Ehe auch ICH sagen und leben dürfen. Erscheint mir das berufliche Ziel so bedeutend für meine Zukunft, dann sollte ich mir auch selbst Gedanken darüber machen, wie ich das finanziell bewerkstelligen kann, ohne eine Dauerlast für meinen Lebenspartner zu werden. Viele Eltern lehnen die Zahlung von Unterhalt an ihre Kinder ab Semester X auch ab. Jeder hat eine Eigenverantwortung für seine Existenz, Liebe hin oder her. Das sollte keiner am Ende des Tages vergessen!

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Re: Geduld ist nicht immer der Schlüssel

Beitrag von sonnenblume2008 » 10.10.2009, 20:48

NURIEH hat geschrieben:Wenn man mit 25 Jahren heiratet und als Frau heutzutage 80 Jahre wird, sollte ich nicht davon ausgehen, dass die partnerschaftliche Liebe für immer erhalten bleibt. Gefühle sind einem Wandel unterworfen, wie fast alles im Leben. Die Autonomie muss in einer Beziehung auf jeden Fall erhalten bleiben. Ich möchte in meiner Ehe auch ICH sagen und leben dürfen. Erscheint mir das berufliche Ziel so bedeutend für meine Zukunft, dann sollte ich mir auch selbst Gedanken darüber machen, wie ich das finanziell bewerkstelligen kann, ohne eine Dauerlast für meinen Lebenspartner zu werden.
Ja, ja, ich sehe schon, wir haben hier einfach grundsätzlich unterschiedliche Meinungen. Wenn ich mit o. g. Einstellung eine Ehe eingehen würde, so würde ich die Ehe NIE eingehen. Offenbar bin ich mir ja schon sicher, dass sie nicht fürs Leben halten wird.

Ich war noch nie verheiratet. Hoffe doch sehr, dass wenn ich es einmal tue, es bei dem einen Mal bleiben wird. Mag vielleicht romantisch erscheinen, aber für mich ist es eben so.

Wenn ich "nur" einen Lebensabschnittspartner brauche / will, dann kann ich ja den nächst besten nehmen. Lebenspartner hingegen heisst für mich Partner fürs Leben, da gehören eben die guten sowie die schlechten Zeiten dazu. Und da geb ich nicht gerade auf, nur weil mal ein paar schlechte am laufen sind.

Für mich war es halt so, dass er jetzt gerade für den Moment noch meine Hilfe braucht, später aber werde ich seine Hilfe mal annehmen können, wenn ich sie brauch. Es ist für mich ein Geben und ein Nehmen. Einer von beiden muss als Erster geben. Wer von beiden es ist, sollte egal sein. So sehe ich ein Team: Alle können zwar individuell Ziele erreichen. Schliessen sie sich aber zusammen, so erreichen sie viel mehr als jeder für sich allein. Eine Partnerschaft ist für mich Teamwork. Klar, bleibt jeder sich selber Treu und hat auch seine Autonomie, aber es ist doch klar, da ist was Grösseres am Werk als nur das ICH.

Ich habe vorübergehend aufs ICH verzichtet für das UNS. Wie ihr wisst, sollten wir ja gemeinsam weggehen und eine gemeinsame Zukunft haben. Dass alles nur Lug und Betrug war, wusste ich nicht. Hätte ich es gewusst, ich hätte nicht gegeben. Klar. Aber wäre ich das Risiko nicht eingegangen und es hätte gestimmt, so hätte ich vielleicht den Rest meines Lebens bereut, dass ich so egoistisch war und nicht mal kurz zurückstecken konnte, damit wir dann als Familie eine bessere Zukunft haben.

So einfach ist es alles nicht.
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