Der Sonntagmorgen ist hier - im Süden Deutschlands - ganz klar und sonnig! Herrlich!
Zuerst möchte ich Dir für Deinen (hoffentlich nicht zu langen und kompletten!) temporären Rückzug aus dem Forum und für die wichtigen Aufgaben im "realen" Leben, die Du jetzt angehen und bewältigen möchtest, alles Gute und die ersehnten Erfolge wünschen!!!! Dass Du Dich auf diesem Wege ganz "neu" und gut fühlen mögest - das hoffe ich für Dich von ganzem Herzen!
Jetzt nochmal zum Thema von gestern Nacht:
Heute morgen wachte ich sehr früh auf - mit einem "gefühlten Gedanken" (also nicht nur einem Gedanken, der aus Überlegungen stammt und den Kopf besetzt, sondern es war viel mehr - hatte mich sozusagen "als ganzen Menschen" durch und durch ergriffen, also auch ein Gefühl!):
Habe ich nicht auch bei diesem Menschen an meiner Seite ganz gewaltig eine "Notlage" zu meinem (vermeintlichen) Vorteil ausgenutzt?
Ich konnte diese Frage für mich nicht eindeutig mit "Nein" beantworten!
Diese Frage stelle ich mir immer wieder - aber heute Morgen war sie schon ganz schön kräftig anwesend.
Ich bin dann im Bett liegen geblieben und habe diese Frage noch etwa eine Stunde lang hin und her gewendet.
Es kamen weitere Fragen dazu (die ich auch schon lange und immer wieder beleuchte):
Was war mein Beitrag zu/Anteil an dem /Motiv für das, was mir "passiert" ist? Was habe ich vielleicht vermischt??? Bei mir nicht gesehen oder nicht sehen wollen?? Stichworte: "Exotik/erotische Anziehungskraft"? "Alterskrise"? "Helferwille" gepaart mit "Erwartungen an Gegenleistung"? "Gutes tun, um sich selbst "gut" zu fühlen"? "Eitelkeit/Außenwirkung" mit exotischem Partner? Einfach nur "Angst vorm Alleinsein"? "Abenteuerlust"? "Experimentierfreude"- mal sehen, wie sich das Leben so anfühlt , und wenn's nicht klappt, kann ich mich ja zurückziehen - ich hab ja die Wahl! (dass man später, erst einmal emotional verstrickt, dann doch nicht unbedingt immer die "Wahl" hat, steht auf nem anderen Blatt)....
Die Liste lässt sich fortsetzen. Mir fällt noch Vieles dazu ein.
Ja, ich denke, ein Stück weit ist es "von beiden Seiten nicht fair" - wie mein nigerianischer Freund richtig bemerkte. Das kann er natürlich leichter, denn er ist lt. eigener Aussage nicht so sozialisiert, dass ihm "Liebe, Verliebtheit, Romantik,Gefühle" - trotz Wissen und Bildung - seinen Verstand so "vernebeln", dass er nicht mehr klar sehen kann (wie leider Viele von uns). Außerdem ist sein Herz ja nicht hier, unseres aber schon! Und er ist kein Bezznesser. Aber er kennt viele.
Ich habe bei meinem Ex-Mann immer eine Zerrissenheit gespürt, weil sein Herz doch begann, nach Europa zu wandern. Ich bin mir ganz sicher, dass er auch aufrichtige, gute Gefühle für mich hatte und mich als Mensch noch überaus schätzt - aber gleichzeitig nutzte er mich auch aus - soweit ich es zuließ.
Er geriet in einen richtigen Zwiespalt, weil er plötzlich für sich nicht mehr "orten" konnte, was ihm wichtiger war - hier oder dort? Mensch an seiner Seite oder ursprüngliches Ziel? Es war eine total schizophrene Situation - und endete für ihn (!) in einem absoluten Desaster. Für mich seelisch auch!
Aber immer wieder kehren meine Gedanken zu diesem Punkt zurück:
Ja, ich bin eine "gebildete Europäerin". Ja, ich beschäftige mich seit mehr als 40 Jahren mit anderen, vor allem afrikanischen Kulturen, Fragen zur "Entwicklungshlife", Aktivitäten Dritter in "armen Ländern" und Problematiken in der Politik vieler dieser Länder. Ich hatte mein Leben lang viele (auch enge) Begegnungen, Beziehungen und Freundschaften mit Menschen aus aller Welt. Viele der Problematiken sind mir also nicht nur vom Hörensagen vertraut, sondern immer wieder, hautnah, aus eigenem Erleben in ganz persönlichen Beziehungen! Ja, ich hätte mich nicht "dumm", sondern als Wissende, Informierte, die über den "Luxus" der Bildungsquellen für Alle verfügt, klug verhalten müssen. Ich HABE auch gewusst, dass das Hauptmotiv, weswegen Afrikaner und Andere nach Europa kommen und hier bleiben wollen, NICHT die Anziehungskraft der weißen Frauen ist! Zumindest in den seltensten Fällen! Und ich finde, dass man die reichlich vorhandenen Quellen für dieses "Mindest-Wissen" hier im "gebildeten Europa" auch im Vorfeld nutzen müsste, wenn man sich auf eine solche binationale Beziehung einlässt! Das gilt doch für alle Beziehungen mit Menschen aus
anderen Kulturkreisen, dass man sich über die jeweils andere Kultur "schlau macht", sich dafür interessiert, sich damit beschäftigt!
(Ich muss da leider auch meinem nigerianischen Freund recht geben: Es ist arrogant von uns, zu erwarten, dass andere Menschen so "ticken" wie wir - und es ihnen zum Vorwurf zu machen, wenn sie es nicht tun! Auch ich habe mich manchmal dazu hinreißen lassen, zu meinem Ex-Mann zu sagen, schließlich sei ER es, der nach Europa gekommen sei, nicht ich, die nach Afrika gegangen ist. Und das bedeute, dass ER sich gefälligst ein bisschen mehr Mühe geben müsse, sich unseren Gegebenheiten anzupassen. Aber genau wie mir meine verinnerlichte Kultur, die von Klein auf gelernten Überzeugungen, Sicht- und Herangehensweisen oft im Weg standen, ihn zu verstehen, sein Handeln nachzuvollziehen, war es umgekehrt für ihn genauso schwer, meine kulturell bedingten, selbstverständlichen Bedürfnisse zu verstehen.)
Dass ich mich TROTZDEM auf diese Ehe mit einem Mann eingelassen habe, von der ich eigentlich hätte wissen können (und mein Bauch wusste dies auch immer), dass sie nicht gut gehen kann, hat weniger etwas mit seiner geschickten Taktik zwecks "Ausnutzerschiene" zu tun (denn dieser Punkt war mir - als sein Motiv in Europa zu sein - bewusst und war wirklich nur eine Seite seiner facettenreichen Persönlichkeit), als mit meiner eigenen Persönlichkeitsstruktur.
Deswegen habe ich die größten Schwierigkeiten mit "Pauschalisierungen" und einseitigen Schuldzuweisungen.
Ich habe in der Zeit, als ich meinen nigerianischen Mann kennenlernte und mit ihm lebte, oft nicht wenig über viele meiner Geschlechtsgenossinnen gestaunt und mich vielfach fremd geschämt



Auch erlebe ich manche hier in ihrem Denkprozess stark einseitig, was mich selbst dann öfter ein bisschen "ausbremst", hier selbst zu schreiben - weil ich dann mitten in eine vermutlich endlose Diskussion gerate und fürchte, nicht mehr aufhören zu können (..ha, ha! Wieder PC! Lebenszeitdieb!)
Falls das nun alles hier wie eine Entschuldigung oder Rechtfertigung für Bezness/Betrug klingt, so möchte ich mich da auch ganz klar June anschließen, die ganz richtig sagt, dass Betrug Betrug ist und bleibt - ganz gleich von wem!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Und Betrug ist durch nichts zu entschuldigen!!!!!!!!!!!!!!!!
Aber trotzdem finde ich es wichtig und richtig, trotz erlittener Schmerzen und Verluste, BEIDE Seiten der Medaille zu betrachten!
Dafür bin ich den Menschen aus anderen Kulturen immer wieder auch dankbar, dass sie mich die Dinge aus IHRER Sicht sehen lehren!
Ich finde immer, der "Tunnelblick" kann uns nicht wirklich weiter bringen (nicht als als einzelne Menschen und nicht als Menschheit)!
Uups, jetzt bin ich auch wieder ins Schwadronieren geraten! Sorry, liebe Brunnenkresse (um mal zum Ausgangspunkt zurück zu kommen)!
Das Leben ist schööööööön! Ich bin gierig drauf und geh jetzt raus!
Ich wünsch Euch Allen einen herrlichen Sonntag -
und Dir, liebe Brunnenkresse, drück ich ganz fest die Daumen:

Heartbeat