Meine Geschichte, mein Weg..... Kamerun

Austausch über gemachte Bezness-Erfahrungen in diesen Ländern

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gadi
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Re: Meine Geschichte, mein Weg..... Kamerun

Beitrag von gadi » 01.04.2022, 21:35

Helo75 hat geschrieben:
01.04.2022, 19:54
Ich habe mich nicht mit 44 aufgerafft, so wie es hier geschrieben wurde, eine Ausbildung durchzuziehen.
Ich habe schon eine abgeschlossene Ausbildung hinter mir.
Wo ist hier ein Widerspruch? Auch wenn man schon eine oder zwei Ausbildungen hat, muss man sich doch wieder aufraffen, um eine Ausbildung durchzuziehen. Das sollte ein Kompliment sein, von der Schreiberin. Aber wenn du dich nicht aufraffen musstest, wenn dir das alles so zugeflogen ist und ohne Selbstüberwindung ging, umso besser.
Jetzt nochmal zu dem einen Post,wo mein Alter aufgelistet ist, komm mir vor wie vor Gericht.....
Also bei aller Liebe, das mag eventuell nicht böse sein....aber dennoch finde ich es absolut daneben!
Macht man nicht, weil es einfach nix zur Sache tut.
Wie gesagt, bitte denke auch an die Leser und Schreiber hier. Sie machen sich viel Mühe und haben eine Zusammenfassung/Übersicht aus den von dir selbst hier aufgeführten Tatsachen (da taten sie ja was zur Sache, sonst hättest du sie ja nicht hier aufgeschrieben) verdient zur besseren Orientierung.
Ein paar Tage sind vergangen, hab mir die Beiträge nicht nur einmal durchgelesen.
Ihr habt Recht,in allem was ihm angeht.
Anerkennende Worte für das Forum und die vielen Schreiber, die sich mit deiner Geschichte auseinandergesetzt haben. Ich schließe mich an: Danke für all die Mühe!
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StrivingForLight
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Re: Meine Geschichte, mein Weg..... Kamerun

Beitrag von StrivingForLight » 01.04.2022, 21:51

Ehrlich gesagt, liebe Helo, freut es mich, dass Du doch wieder den Weg ins Forum gefunden hast :-)

Was mich angeht, bin ich gar nicht davon ausgegangen, dass es Deine 1. Ausbildung ist, die Du gerade absolvierst. Mein Beweggrund, an der Stelle anzusetzen, war, Dir ganz deutlich bewusst zu machen, dass Du sehr wohl etwas zu schaffen in der Lage bist. Und 6 Kinder auf die Welt zu bringen, ist heutzutage schon außergewöhnlich.

Nein, Du bist nicht „psycho“. Emotional befindest Du Dich zurzeit in einem Ausnahmezustand. Emotionale Abhängigkeit ist keine Frage des Verstandes und kann mit dem Verstand auch nicht gelöst werden. Emotionale Abhängigkeit entsteht durch tiefgreifende „Verknotungen“ auf eben der emotionalen Ebene und ist häufig mit Verlustängsten verbunden, die oft nicht erst im Erwachsenenalter entstanden sind. (Das möchte ich an dieser Stelle aber nicht vertiefen.)
Ursachen und Zusammenhänge auf der emotionalen Ebene zu erkennen und zu Lösungen zu kommen, das lernst Du gerade. Du löst gerade die Knoten, Stück für Stück. Meiner Meinung nach geht das auch nur in einem persönlichen und geschützten Rahmen, wie es in einer Therapie möglich ist, in der die Therapeutin bzw. der Therapeut persönliche Ansprechpartner ist.

Emotionale Abhängigkeit ist nichts, was Dir als Unvermögen vorgeworfen werden darf, denn sie ist weiter verbreitet, als viele glauben mögen. Wohl dem, der sie nicht kennengelernt hat; ich kenne sie auch.
Wir sind Menschen, die Gefühle, Bedürfnisse und Hoffnungen haben, oder besondere Sehnsüchte, und diese sind oder waren doch sehr aufrichtig. Demzufolge sollte auch unser Gang aufrecht sein, mit erhobenem Kopf. Immer.

Eine Anmerkung habe ich noch. Die Suche nach einem geeigneten Therapeuten kann langwierig sein. Deshalb hatte ich mich mit meinen eigenen (seinerzeit akuten und dringlichen) Anliegen an psychosoziale Beratungsstellen in meinem Heimatort gewandt.
Ich erwähne diese Beratungsstellen, weil ich sie jeweils ein Mal in zwei verschiedenen Städten in Anspruch genommen und bei beiden die gleichen positiven Erfahrungen gemacht habe.
Dort sind natürlich auch professionell ausgebildete (überwiegend weibliche) Kräfte beschäftigt, die ich als wohltuend einfühlsam und anteilnehmend empfand. Außerdem sind die Probleme bikultureller Beziehungen dort nicht unbekannt, es liegen also Erfahrungswerte vor.
Leider werden die Kosten nicht von den Krankenkassen übernommen, sondern müssen aus eigener Tasche bezahlt werden (die Preise liegen bei ca. 45 – 60 Euro/Std.). Dafür sind die Beratungstermine relativ kurzfristig zu bekommen (bei mir waren es in beiden Fällen nur ein paar Tage), und die Häufigkeit der Termine und wie weit diese auseinanderliegen, bestimmt jeder selbst.

Ich drücke Dir jedenfalls die Daumen und wünsche Dir alles Gute und viel Erfolg!

Herzliche Grüße
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Re: Meine Geschichte, mein Weg..... Kamerun

Beitrag von gadi » 01.04.2022, 22:01

StrivingForLight hat geschrieben:
01.04.2022, 21:51
Was mich angeht, bin ich gar nicht davon ausgegangen, dass es Deine 1. Ausbildung ist, die Du gerade absolvierst.
Ich eben auch nicht. Und ich glaube fast, die anderen Leser auch nicht. Es ist doch respektabel, noch eine oder mehrere Ausbildungen zu machen, auch wenn man nicht mehr 20 ist. Gerade dann.
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Re: Meine Geschichte, mein Weg..... Kamerun

Beitrag von StrivingForLight » 01.04.2022, 22:30

gadi hat geschrieben:
01.04.2022, 22:01
Es ist doch respektabel, noch eine oder mehrere Ausbildungen zu machen, auch wenn man nicht mehr 20 ist. Gerade dann.
Das finde ich nämlich auch, liebe Gadi, und deshalb habe ich das hervorgehoben. Ich hatte mich allerdings nicht direkt davon angesprochen gefühlt, ich persönlich nehme hier aber auch nichts übel. Jede/r, die/der hier schreibt, tut das in einer persönlichen Ausnahmesituation, das vergesse ich nicht.
So peu à peu räumen wir aber die Missverstandnisse aus dem Weg ;-)
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Re: Meine Geschichte, mein Weg..... Kamerun

Beitrag von gadi » 01.04.2022, 23:40

StrivingForLight hat geschrieben:
01.04.2022, 22:30
Jede/r, die/der hier schreibt, tut das in einer persönlichen Ausnahmesituation, das vergesse ich nicht.
Genau, liebe StrivingForLight, wir dürfen nicht die Ausnahmesituationen der akut Betroffenen vergessen, und genauso wenig die schon ausgestandenen Ausnahmesituationen der vielen User hier mit all ihren daraus erlangten Erfahrungen. Diese können hilfreich sein wie Schätze, wenn sie nur gefunden, respektiert und angenommen werden.
Wenn ich an persönliche Ausnahmesituationen zurückdenke, dann war bei mir folgendes hilfreich: Einfühlungsvermögen meiner Mitmenschen kombiniert mit dem ein oder anderen deutlichen Wort.
So peu à peu räumen wir aber die Missverstandnisse aus dem Weg ;-)
Das hoffe ich sehr/das wäre schön.
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Re: Meine Geschichte, mein Weg..... Kamerun

Beitrag von StrivingForLight » 02.04.2022, 01:38

gadi hat geschrieben:
01.04.2022, 23:40
... dann war bei mir folgendes hilfreich: Einfühlungsvermögen meiner Mitmenschen kombiniert mit dem ein oder anderen deutlichen Wort.
Das unterschreibe ich, Gadi. Einfühlungsvermögen kombiniert mit Tacheles :-) Die notwendigen Streicheleinheiten allein richten nichts.
In letzter Konsequenz kommt niemand drum herum, ganz rational seine Entscheidungen zu treffen. Bis es dazu kommen kann, muss oftmals gerade auf der emotionalen Ebene gründlich aufgeräumt werden. Das kann zumindest am Anfang ein Kraftakt für die Betroffenen sein.
gadi hat geschrieben:
01.04.2022, 23:40
... die schon ausgestandenen Ausnahmesituationen der vielen User hier mit all ihren daraus erlangten Erfahrungen. Diese können hilfreich sein wie Schätze, wenn sie nur gefunden, respektiert und angenommen werden.
Sehr, sehr wahr!
Ich hoffe für die zurzeit noch Betroffenen – an dieser Stelle natürlich insbesondere für Helo – dass sie einen vielleicht mal etwas herberen Ton nicht überbewerten und sich einfach das herausnehmen, was sie für sich als hilfreich erkennen können. Nötigenfalls ein paar Tage später, mit einigem Abstand.
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gadi
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Re: Meine Geschichte, mein Weg..... Kamerun

Beitrag von gadi » 02.04.2022, 13:37

StrivingForLight hat geschrieben:
02.04.2022, 01:38
Sehr, sehr wahr!
Ich hoffe für die zurzeit noch Betroffenen – an dieser Stelle natürlich insbesondere für Helo – dass sie einen vielleicht mal etwas herberen Ton nicht überbewerten und sich einfach das herausnehmen, was sie für sich als hilfreich erkennen können.
Das hoffe ich auch. Und dass sie sich vielleicht auch hier oder da mit einigen Aspekten beschäftigen, die auf den ersten Blick für die Betroffenen als nicht hilfreich/nicht wahr erscheinen. Vielleicht stellt sich erst im Nachhinein heraus, wie hilfreich gerade diese Herangehensweisen waren und man denkt sich "warum denn nur habe ich nicht eher..."
Nötigenfalls ein paar Tage später, mit einigem Abstand.
Ein guter Tipp. Erstmal darüber schlafen. Dann hat man mehr Ruhe, Abstand, Wohlwollen und Einfühlungsvermögen.
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Re: Meine Geschichte, mein Weg..... Kamerun

Beitrag von StrivingForLight » 02.04.2022, 16:19

gadi hat geschrieben:
02.04.2022, 13:37
Und dass sie sich vielleicht auch hier oder da mit einigen Aspekten beschäftigen, die auf den ersten Blick für die Betroffenen als nicht hilfreich/nicht wahr erscheinen.
Stimmt! Was mich anfangs vielleicht empört oder mich verletzt – weil jemand den Finger direkt in meine Wunde legt – stellt sich nicht selten im Nachhinein als das Hilfreichste heraus.
Dazu fällt mir gerade noch etwas ein, was ich bisher zu erwähnen vergessen habe.

Toastie hat geschrieben:

„nicht die Wahrheit auszusprechen wäre fast schon fahrlässig und fatal von uns!“

Das halte ich für einen außerordentlich wichtigen Aspekt, weil jeder, der helfen möchte, damit auch einen Teil Verantwortung übernimmt.
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chavah
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Re: Meine Geschichte, mein Weg..... Kamerun

Beitrag von chavah » 02.04.2022, 18:03

Der Sinn eines Forums ist es nicht, dem Fragesteller zu bestätigen, wie arm er dran ist, das kann der Betroffene doch alleine. Der Sinn ist doch, Wege aus der Misere aufzuzeigen. Und die findet man nur, wenn man auch die Ursachen der schwierigen Situation aufzeigt. Und vor allen Dingen es schafft, sich nicht mehr selbst zu belügen. Also die Lage und eigenes Verhalten erst einmal richtig einzuschätzen. Das ist sozusagen das Fundament, auf welchem man dann die Zukunft aufbauen kann.

Was mich hier einigermaßen erschüttert hat, das war die Behauptung, die Kinder würden überhaupt nicht unter der Situation leiden, würden das alles nicht mitbekommen. Mensch, man war mit den Kindern zumindest einmal wegen der Gewalttätigkeit aus der Wohnung geflohen. Die Kinder sehen die Narbe der Mutter im Gesicht ständig, Tag für Tag. Und die sollen nichts mitbekommen haben? Nach so Vorfällen ist der erste Schritt, dafür zu sorgen, dass die Kinder diesen Mann nie, nie wieder sehen. Und sie dürfen sich auch nie, nie wieder um ihre Mutter ängstigen müssen. Alles andere hat da zurück zu treten. Ich hoffe, dass das wenigstens angekommen ist. Dann kann man auch anfangen, auf dem Fundament, was geschaffen ist, das neue Leben aufbauen. Und zwar ganz egoistisch, nur an sich selbst denken. Und nicht irgend jemanden warnen, versuchen rauszufinden, wo er wie lebt. Du bist nicht Robin Hood, die Rächerin der geschädigten Frauen, bzw. die Verhüterin weiterer Opfer. Die müssen alleine zurecht kommen. Du musst Dein Leben in den Griff bekommen. Und wenn Dir dann noch Zeit und Platz bleibt, dann kannst Du Deine Energien ehrenamtlich einsetzen, nicht personenbezogen gegen jemanden. Sondern für jemanden, nämlich für Opfer ganz allgemein, es gibt genug Organisationen, die immer wieder ehrenamtliche Mitarbeiter suchen, die so Opfern beistehen können.

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Re: Meine Geschichte, mein Weg..... Kamerun

Beitrag von gadi » 02.04.2022, 18:51

chavah hat geschrieben:
02.04.2022, 18:03
Der Sinn eines Forums ist es nicht, dem Fragesteller zu bestätigen, wie arm er dran ist, das kann der Betroffene doch alleine. Der Sinn ist doch, Wege aus der Misere aufzuzeigen.
Meiner Meinung nach gibt es verschiedene Foren mit unterschiedlichen Ausrichtungen. Viele Foren wollen emotional und genauso auch sachlich den Betroffenen zur Seite stehen, wie auch 1001Geschichte meiner Erfahrung nach. Beide, die menschliche Anteilnahme und die sachliche Information, unterstützen sich natürlich auch wechselseitig.
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Re: Meine Geschichte, mein Weg..... Kamerun

Beitrag von chavah » 03.04.2022, 08:18

Gadi, deine und meine Meinung schließen sich doch überhaupt nicht aus.

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gadi
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Re: Meine Geschichte, mein Weg..... Kamerun

Beitrag von gadi » 03.04.2022, 11:24

Chavah, die Leser könnten das aber so sehen. Hinter auch "rein sachlichen Beiträgen" kann natürlich so einges stecken, wie z.B. emotionale Anteilnahme, Hilfsbereitschaft, Selbstdarstellung, Gerechtigkeitssinn und vieles mehr.

Damit es aber zu keinen Missverständnissen kommt: Hier im Forum ist auch mal Platz für "nur Jammern" (Betroffene) und "nur virtuell in den Arm nehmen/genommen werden" (der Betroffenen durch die "Beratenden"), ganz ohne "Fakten und Anleitungen". Und selbst bei "sehr sachlichen" Beiträgen schadet ein freundliches Wort hier und da nicht, ganz im Gegenteil. Gilt natürlich für die momentan Betroffenen und auch für die "Beratenden". Wenn da vom Betroffenen nie derartiges geäussert wird (kein nettes Wort ab und zu, kein "danke") dann wahrscheinlich auch nicht mehr von den "Beratenden".

Du schriebst:
Der Sinn eines Forums ist es nicht, dem Fragesteller zu bestätigen, wie arm er dran ist, das kann der Betroffene doch alleine. Der Sinn ist doch, Wege aus der Misere aufzuzeigen.
Also demnach: Doch, ruhig auch mal bestätigen, wie arm jemand gerade dran ist. Das macht einen "rein sachlichen Beitrag" nicht schlechter, im Gegenteil. Es macht ihn gerade glaubwürdiger, wirkungsvoller und damit hilfreicher.
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Thelmalouis
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Re: Meine Geschichte, mein Weg..... Kamerun

Beitrag von Thelmalouis » 03.04.2022, 11:34

gadi hat geschrieben:
03.04.2022, 11:24
Also demnach: Doch, ruhig auch mal bestätigen, wie arm jemand gerade dran ist. Das macht einen "rein sachlichen Beitrag" nicht schlechter, im Gegenteil. Es macht ihn gerade glaubwürdiger, wirkungsvoller und damit hilfreicher.
Und es macht ihn menschlich (er).
Gruß Thelmalouis


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Es gibt Berge über die man hinüber muss, sonst geht der Weg nicht weiter. (Ludwig Thoma)

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Re: Meine Geschichte, mein Weg..... Kamerun

Beitrag von StrivingForLight » 03.04.2022, 16:51

Ich kann Gadi und Thelmalouis da eindeutig zustimmen.

Die Menschen, für die dieses Forum quasi so etwas wie eine rettende Anlaufstelle ist, sind in aller Regel äußerst sensibel, da sie verletzt und angeschlagen sind, zumindest aber über die Maßen beunruhigt.
Einige brauchen die Bestätigung für ihre Beobachtungen mit dem, den sie als Bezzie erkennen, und mit Tipps, Anleitung und Zuspruch kommen sie dann recht rasch allein weiter.
Andere sind so niedergeschlagen und in ihrem Selbstwertgefühl verletzt, dass sie erst mal ein wenig aufgerichtet werden müssen, bevor sie einen klaren Gedanken fassen können. Für diese ist ein besonderes Fingerspitzengefühl nötig, und ich würde sie das tun lassen wollen, was sie für den Moment als erste Entlastung am dringendsten brauchen, eben sich beklagen oder von mir aus „jammern“. Dieses Sich-aufgefangen-fühlen ist für viele erst mal das Wichtigste.

Eine systematische und klar strukturierte Vorgehensweise – so wie chavah sie in einem vorangegangenen Kommentar hervorragend beschrieben hat – ist begrüßens- und erstrebenswert und kommt meiner eigenen sehr nahe. Doch das ist nicht jedem so ohne Weiteres gegeben. So manch einer muss erst mal dahingeführt werden.
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Re: Meine Geschichte, mein Weg..... Kamerun

Beitrag von chavah » 04.04.2022, 09:45

Natürlich soll man auch bedauern, streicheln, das ist doch klar. Ganz besonders im ersten Schock. Aber hier geht das doch schon seit Jahren. Und da muss man eben mal anfangen, darüber nachzudenken, wie man aus der Misere heraus kommt, insbesondere, wie man seine Kinder schützt, für die man ja verantwortlich ist. Das sollte doch im Zentrum von allem stehen.

Ich finde es z.B. auch bedenklich, dass da einfach eine Patientin in der Praxis angesprochen wird, und da der private Müll ausgeschüttet wird. Das ist unprofessionell, vorsichtig formuliert. Mir ging es seinerzeit nach jedem Punkt, den ich von meiner Liste abgearbeitet hatte, wirklich besser. Und zum Schluss richtig gut. Hab meinen Ex beruflich weit überrundet, das hat ihn besonders geärgert. Denn so Typen sind ja der Ansicht, dass Frauen ohne ihre göttliche Unterstützung nichts, aber gar nichts alleine hinbekommen. Hätte ich in der Zeit nur mich selbst bemitleidet, einen Kreis von mich bedauernden Gleichdenkenden um mich gescharrt und sonst nichts, ich wäre auf der Straße gelandet, wo meine Kinder, keine Ahnung.

Ich habe mich gefragt, warum dieser Mensch hier noch nicht in seinem Heimatland ist. Wahrscheinlich gibt es Schwierigkeiten mit der wahren Identität, die Papiere sind nicht in Ordnung. Sein Heimatland (wenn es denn das angegebene ist) nimmt ihn so nicht auf. Das ist das blöde an diesen Fällen. Und wenn dem so ist, dann hilft auch die "Aufenthaltserlaubnis auf zwei Beinen" (also ein Kind) nicht weiter. Denn zur offiziellen Vaterschaftsanerkennung bedarf es gewisser Unterlagen, eben auch eine geklärte Identität. Wenn die nicht da ist, gibt es juristisch gesehen auch kein Kind.

Ein Satz aus meinem Poesiealbum, von meiner seinerzeitigen Deutschlehrerin, keine Ahnung von wem er stammt, aber seitdem mein Wahlspruch: durch Stolpern kommt man bisweilen auch weiter, man darf nur nicht fallen und liegen bleiben.

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Re: Meine Geschichte, mein Weg..... Kamerun

Beitrag von gadi » 04.04.2022, 10:31

chavah hat geschrieben:
04.04.2022, 09:45
Natürlich soll man auch bedauern, streicheln, das ist doch klar. Ganz besonders im ersten Schock. Aber hier geht das doch schon seit Jahren. Und da muss man eben mal anfangen, darüber nachzudenken, wie man aus der Misere heraus kommt, insbesondere, wie man seine Kinder schützt, für die man ja verantwortlich ist. Das sollte doch im Zentrum von allem stehen.
Die Mischung macht es aus! Je mehr Helo sich allerdings "nur beklagt" hat/Vorwürfe erhoben hat, umso mehr gingen die Antworten der Schreiber in die Richtung "nun aber mal in die Gänge kommen". Wechselwirkung. Alles gut ausgewogen, finde ich. Würden von Helo auch wieder einfühlsame Beiträge zurückkommen oder welche, die unsere Vorschläge weniger ignorieren, umso mehr "Bedauern, Streicheln,..." würde wieder folgen, denke ich. In diesem Sinne, liebe Helo...
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Re: Meine Geschichte, mein Weg..... Kamerun

Beitrag von chavah » 04.04.2022, 11:25

Gadi, das ist doch das Problem. Die Antworter haben sich aus der Anfangshaltung (bedauern, streicheln) weiter entwickelt. Zur Planung der Zukunft, zum Führen eines guten Lebens, mental unter Berücksichtigung des Wohlergehens der Kinder. Aber Helo ist irgendwie stehen geblieben. Das ist so traurig an dem Fall.

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Re: Meine Geschichte, mein Weg..... Kamerun

Beitrag von Toastie » 04.04.2022, 11:30

gadi hat geschrieben:
04.04.2022, 10:31
Die Mischung macht es aus! Je mehr Helo sich allerdings "nur beklagt" hat/Vorwürfe erhoben hat, umso mehr gingen die Antworten der Schreiber in die Richtung "nun aber mal in die Gänge kommen". Wechselwirkung. Alles gut ausgewogen, finde ich. Würden von Helo auch wieder einfühlsame Beiträge zurückkommen oder welche, die unsere Vorschläge weniger ignorieren, umso mehr "Bedauern, Streicheln,..." würde wieder folgen, denke ich. In diesem Sinne, liebe Helo...
Ich bin da ganz bei euch! Die gesunde Mischung ist wichtig! Manchmal fehlen mir auch die "Samthandschuhe", weil mich etwas, das ich hier lese, so an mich selbst damals in der "Verblendung" erinnert und ich es dramatisch finde, jemandem nicht mit harten aber wahren Worten die Augen zu öffnen. Dann aber habe ich Angst, mit den harten Worten die Person zu "verlieren" bevor man etwas hat bewirken können. Mit Helo geht es mir so. Sie ist ein blitzgescheite Person, sehr selbstreflektiert und durchschaut die Hintergründe und Zusammenhänge von Narzissmus und Bezness. Aber dann schwups, ist sie wieder "abwesend", weil die Abhängigkeit ihr die Sicht vernebelt, um überhaupt ins Tun zu kommen. Die jahrelange Degradierung und Entwertung durch diesen Mann haben ihre Spuren hinterlassen, jedes zusätzliche kritische Wort ist dann wie ein k.o.-Schlag für sie (denke ich). V.a. von Personen, bei denen sie Zuflucht sucht, bei denen sie angenommen werden möchte und bestärkt werden möchte. Sie schrieb ja "ich fühle mich wie vor Gericht!". So sollte es hier wirklich nicht sein!!! :cry: Hier sollte ein sicherer Hafen sein!

Und trotzdem, ich kann und werde nicht zusehen, wie jemand sein eigenes Leid verlängert, indem er/sie sich selbst belügt. Im Sinn von "ich brauche nur noch mein Geld, sonst wäre ich längst weg!". Das ist wie wenn ein Alkoholiker oder Raucher sein Leben lang auf den richtigen Moment wartet, seine Sucht zu bekämpfen, und leider kommt immer wieder etwas Sucht-verlängerndes dazwischen :( . Da hilft es auch nicht, wenn das Umfeld applaudiert, das man grundsätzlich "vorhat", die Sucht aufzugeben, man denkt "tu es einfach und sprich nicht dauernd darüber während du das Gegenteil tust!". Bei emotionaler Abhängigkeit, v.a. von Bezzies und Narzissten, hilft mMn leider nur "Cold Turkey", ALLE Kontaktmöglichkeiten zum Verursacher des Leids für immer kappen. Den Entzug durchstehen, durch die Hölle gehen, um dann wieder zu leben zu beginnen und zu erkennen, dass man diesen Mensch niemals gebraucht hat, sondern nur ein bisschen Selbstrespekt und -liebe, die man leider nach außen ausgelagert hat. Ich denke einfach nicht, dass irgendeine "sanftere" Methode existiert, da gibt es leider gar nichts zu beschönigen und ich könnte diese Ausreden nicht unterstützen, weil ich weiß, dass dadurch nur das Leid verlängert wird und man sich weiterhin der Illusion hingibt, (das alles nicht so schlimm ist), die die emotionale Manipulation leider mit sich bringt! :cry:
Liebe Grüße,
Toastie
Getoastet aber nicht verbrannt (Toastie)

chavah
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Re: Meine Geschichte, mein Weg..... Kamerun

Beitrag von chavah » 04.04.2022, 15:26

Toastie, dein letzter Absatz hat die Situation wundervoll charakterisiert. Das versuche ich ja hier schon die ganze Zeit erfolglos, oder zumindest fast erfolglos rüber zu bringen. Ich hätte mich sehr gefreut, wenn die Fragestellerin vielleicht auch mal mehr geschrieben hätte, als wir hätten ja so recht, aber ..... Vielleicht mal ganz konkret: das habe ich aufgenommen und umgesetzt, daran arbeite ich im Augenblick, das Ziel habe ich, nein, ich forsche nicht mehr nach, was er tut und lässt, ich kümmere mich ganz egoistisch nur um mich und meine Kinder. Nee, ich bin kein Opfer mehr, ich habe eingesehen, dass auch daran eine Mitschuld von mir besteht, auch daran arbeite ich. Ich bin demnächst mit meiner Ausbildung fertig, konzentriere mich auf einen Superabschluss, dann ist das hinterher auch nicht schwer, was zu finden, u.s.w. Und, weil ich jetzt den Kopf frei habe, kann ich meinem einen Kind so viel helfen, dass es bald aufs Gymnasium kommt. Und, und, und.

Mensch, man kann seine eigene Wertigkeit doch nicht über den Expartner oder Partner definieren. Man ist auch ohne Anhängsel ganz, ganz viel wert. Mir wurde seinerzeit noch gesagt, besser so einen Mann als gar keinen. Gegen diese Art von Vorurteil muss man sich hoffentlich heute nicht mehr durchsetzen. Mensch, sie sollte wirklich jetzt anfangen, nur ihr Ding zu machen.

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Cimmone
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Re: Meine Geschichte, mein Weg..... Kamerun

Beitrag von Cimmone » 04.04.2022, 16:21

So sehr ich euch zustimme, finde ich es besser und respektvoller mit Helo zu reden statt über sie.
"Im übrigen gilt ja hier derjenige, der auf den Schmutz hinweist, für viel gefährlicher als der, der den Schmutz macht." Kurt Tucholsky

Cimmone 🐬
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