Frei hat geschrieben:dass es ... ungut ist, eine Person seinen Kulturkreis und seiner Umgebung verlassen ... zu lassen,
oder, eine Person zu entwürzeln,
ohne danach zu denken, welche Schwierigkeiten es für diese Person in einem fremden Land und in einer fremden Kultur geben kann und/oder geben wird.
Ohne danach zu denken [
http://www.statistik.at/web_de/dynamic/ ... gen/024167 ]:
''wenn unsere Ehe nicht mehr gut gehen würde,
was wird es mit dieser Person sein?''.
Wir könnten uns auch ein Paar mehr Fragen stellen,
[bevor wir hier eine Person einladen, und nachdem wir hier nach einer Scheidung von dieser Person fragen].
Natürlich denkt man darüber nach, wie es für einen Partner aus einem anderen Land hier sein könnte, auch welche Probleme er treffen kann oder auch vor allem darüber welche Chance und Möglichkeiten er hier beruflich hat.
Habe ich zumindest vor unserer Heirat gemacht. Mein Exmann war sogar hier zu Besuch bevor das Thema Ehe aufkam, konnte also schon mal "Deutsche Kultur und Lebensweise schnuppern" um zu sehen ob er sich überhaupt damit anfreunden kann.
Ich habe mir meine Gedanken deswegen gemacht, da ich wusste welche Möglichkeiten ich in seiner Heimat habe, vor allem, dass ich auch dort ohne ihn auf eigenen Beinen stehen könnte und nicht auf ihn angewiesen bin. Mein Ex wusste auch schon vor seinem Umzug nach D, dass es hier für ihn am Anfang nicht leicht wird und das keiner auf ihn wartet.
Diese Gedanken waren aber vor allem deswegen, da ich nicht vor hatte ihn durch zu füttern während er sich auf dem Sofa in der Rolle des "ach so armen Ausländers" aalt.
Er hat also für sich die Entscheidung getroffen,
er will hier leben.
Er hat die Entscheidung getroffen sein Land zu verlassen um sein Glück wo anders zu suchen.
Er hat sich freiwillig und aus freien Stücken selbst entwurzelt. Und dies alles mit dem Wissen um die Schwierigkeiten die hier auf ihn zukommen können.
Die Frage, was ist mit dem Partner wenn die Beziehung schief geht, die stellt sich glaube ich keiner, da man ja in dem Stadium darauf hofft, dass alles gut geht. Wenn es dann schief geht, dann macht man sich darüber aber erst recht keine Gedanken, denn dann ist man voll auf damit beschäftigt sein eigenes Leben wieder auf die Reihe zu bringen.
Ich sehe mich da auch nicht in der Pflicht diese Verantwortung zu übernehmen, denn mein Gegenüber ist eine erwachsene Person, die für sich selbst entscheiden und sorgen kann (und muss) und kein Kind, dass sich nicht selbst zu helfen weiß und noch keine eigenen Entscheidungen treffen darf.
Zu sagen, man muss sich nach der Trennung auch Gedanken darum machen was mit dem Partner ist, das geht mir echt zu weit. Vor allem wenn dieser Partner schon einige Jahre hier gelebt hat und sich hier auskennt/auskennen sollte. Schafft er es selbst nach Jahren nicht auf eigenen Füßen zu stehen, dann ist er hier fehl am Platz, was dann auch auf einen mangelnden Integrationswillen seinerseits und auch eine gehörige Portion Faulheit und Bequemlichkeit zurück zu führen ist.
Wenn ich in ein anders Land gehe, dann informiere ich mich schon vorab. Wenn ich dann dort bin, dann bin ich neugierig darauf wie alles funktioniert, wer für was der richtige Ansprechpartner ist oder an wen ich mich bei Problemen wenden kann. Gleiches sollte man auch von einem Ausländer der hier her kommt erwarten. Wenn diese Neugier aber weg fällt, man alles von seinem deutschen Partner erledigen lässt, darf man sich auch nicht wundern, wenn man hier auf Probleme stößt, selbst wenn man schon jahrelang hier gelebt hat.
Und nur so nebenbei, es gibt genügend D-D-Paare, wo ein Partner nach einer Trennung auch vor riesigen Problemen steht, da sich immer der andere um alles gekümmert hat. Und auch bei solchen Paaren kann man nicht einfach nach dem Scheitern sagen, "geh zurück zu deiner Familie".
Man ist immer nur so hilflos und auch dumm wie man sich selbst macht bzw. aus Bequemlichkeit machen lässt, kann deswegen aber nicht auch noch nach einer Trennung alles dem Expartner aufladen und ihn dafür verantwortlich machen.
Frei hat geschrieben:Wenn es bedeutet, dass du nicht mehr ganz leicht auf eine binationale Beziehung einlässt,
dann glaube ich nicht, dass du kaltherzig bist.
Ich glaube, dass deine vergangenen Erfahrungen dich etwas [über dich Selbst, die Andere (aus anderen Kulturkreisen) und über binationale Beziehungen] gelehrt haben.
Ich habe seit einigen Jahren wieder einen Freund und wir führen so etwas wie eine Wochenendbeziehung, da wir beide beruflich (und ich auch familiär) an unterschiedliche Orte gebunden sind.
Mein Freund ist hier in D geboren, aufgewachsen, hat hier die Schule besucht und bis vor einigen Jahren auch in D gelebt und ist jetzt in CH. Er hat seit über 20 Jahren einen D-Pass, hat allerdings türkische Wurzeln. Ich habe, wenn man es so will also wieder eine binationale Beziehung.
Aber mit einem großen Unterschied zu meiner Ehe. Mein jetziger Partner sieht D als sein Heimatland, kennt Land, Leute, Kultur und Werte von hier besser als die der Türkei. Es geht bei ihm nicht um Aufenthalt und auch nicht um Geld. Wir treffen uns also auf einem ganz anderen Level als es bei meiner Ehe der Fall war, wir treffen uns auf Augenhöhe, was in meiner Ehe nicht der Fall war, aber mir erst viele Jahre später richtig bewusst wurde.
Aber wenn ich etwas gelernt habe, dann, dass ich anderen Menschen generell nur noch schwer vertrauen kann, dass es lange braucht und auch einige Mühen kostet mein Vertrauen zu gewinnen. Dies hat aber nichts mit Herkunft und Religion zu tun, sondern trifft jeden gleichermaßen.