@Julija: Die wenigsten berufsbezogenen (dafür parteibezogenen!) Berufsunterschiede dürfte es derzeit in Nordkorea geben
Wenn ein sozialer Status/das Ansehen durch eine bestimmte Eigenschaft steigt, so streben viele Leute diese an, ganz platt ausgedrückt. Das können Äusserlichkeiten sein (wie z.B. Schönheitsideale), oder Eigenschaften wie Intelligenz etc. Auch gesellschaftlich haben diese "Werte" als Pull-Faktoren einen Effekt.
In einer Gesellschaft, in der Intelligenz, Durchhaltevermögen, Leistungswille etc. hoch angesehen sind, sind insbesondere Berufe, die dies zum Ausdruck bringen, hoch angesehen. Durchhaltevermögen kann in Amerika z.B. auch jemand zeigen, der es "vom Tellerwäscher zum Millionär" gebracht hat. Diese Idee sorgt dafür, dass in Amerika -im Gegensatz zu Deutschland- die sozialen Grenzen oft deutlich durchlässiger sind, das variiert aber auch in den Bundesstaaten. Andererseits wird aber eben auch erwartet, dass jemand versucht, seinen Status durch Arbeit zu verbessern, weil es ja "jeder könnte".
In semi-sozialistischen Gesellschaften, in denen sehr stark "Gleichheit" gepredigt wird, und in denen es eine immer mehr ausufernde soziale Hängematte gibt, geht der Leistungswille verloren. Es macht einfach wenig Unterschied, ob man in einem niedrigen Job arbeitet, oder sich auf Kosten der Allgemeinheit "selbst verwirklicht". Es erodiert die Mittelschicht- denn entweder schafft man "den Sprung nach oben", oder aber man hat kaum eine Chance. Das ist das, was wir derzeit in Deutschland miterleben dürfen. Das ist jetzt alles sehr vereinfacht ausgedrückt, man könnte da eine Doktorarbeit drüber schreiben....
In sozialistischen Gesellschaften ist die "Gleichheit" komplett verwriklicht, das Ansehen bestimmt sich aber dann durch ein neues Regulativ, die Parteizugehörigkeit. Da jeder dort mitmachen kann ohne besonders fleissig, intelligent etc. zu sein, ist das am Ende ein Staatsgebilde, in dem nur noch verwaltet aber kaum noch produziert wird. Denn der, der was arbeitet und leistungswillig ist ist ja weniger angesehen als ein Parteifunktionär- mit dem Effekt,dass eigentlich jeder nur "Funktionär" werden will. Leistung lohnt in solchen Gesellschaften schon allein deswegen nicht, weil sämtliche "Produktionsmittel" nicht mehr in privater Hand sind, sondern "verwaltet" werden. Sprich, dem, der sich anstrengt, werden auch noch "Planerfüllungsauflagen" gemacht, während er von seiner Leistung selber direkt nix hat. Irgendwann dienen die Planerfüllungsauflagen nur noch dazu, dass überhaupt noch etwas produziert wird. "In die Partei" zu wechseln und nur noch zu schwafeln ist dann für ursprünglich Leistungswillige sehr attraktiv. Diesen Prozess konnte man in der UDSSR, der DDR und aktuell in Venezuela beobachten.
Klar spielen bei allen diesen Beispielen noch sehr, sehr viele andere Faktoren ein Rolle. Ich will nur sagen, dass es in allen Gesellschaften irgendeine "Rangordnung" gibt, die Menschen antreibt und/oder sortiert, und die unterschiedlich durchlässig ist. Das ist entweder eine wirtschaftliche (über Berufe), oder eine, die über eine Partei- oder Religionszigehörigkeit (oder im Falle Indiens: über eine Kaste) bestimmt wird.
„Nicht zu bekommen, was man will, ist manchmal ein grosser Glücksfall.“ Dalai Lama