Beitrag
von Katrina » 05.10.2011, 11:00
Liebe Imene,
so wie Du es beschreibst, geht es vielen Christen mit ihrem Glauben auch. Vielleicht muss da jeder seinen Weg finden; für mich ist es so, dass ich versuche, zwischen den Glauben an Gott (der ist mir wichtig) und mich selbst nicht zu viel von dem, was "die Kirche" verzapft kommen zu lassen. Es geht für mich im Glauben nicht um Kampf gegen andere Religionen oder darum, besser dazustehen als alle anderen. Es geht auch nicht darum, zu missionieren. Mir ist wichtig, mit Gott im Reinen zu sein, und manchmal frage ich mich, was Gott sich bei all diesen Glaubensquerelen hier unten so denkt. Und wenn es die Regel wäre, dass der Islam so gelebt wird, wie Du es beschreibst, würde er den anderen weniger Angst machen und keine Probleme bereiten. Glaube ist Glaube und Politik ist Politik.
Liebe Bigi,
das ist in meinen Augen das Problem: Man sieht Teile einer Gemeinschaft, die sich widerwärtig verhalten, und zieht Rückschlüsse auf die ganze Gemeinschaft. Und die, die sich den Erwartungen entsprechend verhalten oder sogar darüber hinaus Gutes tun, übersieht man lieber. Wäre eine Mehrheit der Kirchenvertreter pädophil, korrupt und was an Bösen auch immer, müsste "die Kirche" verboten werden. Ja, der Umgang der Bischöfe mit solchen Priestern im eigenen Verantwortungsbereich (Bistum) ist oft unglücklich und gerade für die Opfer von sexuellem Missbrauch nicht streng genug. Allerdings hat sich da was geändert: Zu langsam, nach hilflosem Herumgeeiere - aber es hat sich geändert. Inzwischen werden Priester bei entsprechenden Vorwürfen von ihrem Bistum der Staatsanwaltschaft gemeldet. Und das ist gut so, denn die Kirche darf kein Staat im Staate sein. Wenn Priester sich in ihrem Amt etwas zuschulden kommen lassen, ist es doppelt verwerflich, und ich hoffe wirklich, dass sie sich vor der staatlichen Gerichtsbarkeit und auch vor ihrem Gott zu verantworten haben. Und dass es immer um Geld geht, ist allgemein im sozialen Bereich so, in jeder Alten-/Behinderten-/Kindereinrichtung. Die Pflegeversicherung zahlt begrenzt, aus Steuergeldern kommt wenig, und wer kann diese Einrichtungen schon privat bezahlen? Fachpersonal ist teuer, die Konkurrenz unter den Anbietern riesig; jede von ihnen kämpft ums Überleben. Das Gleiche haben wir doch in der Krankenversicherung mit immer höheren Zuzahlungen und einem fröhlichen "Raus aus dem Bett! Der nächste Patient wartet schon!" nach einer Operation im Krankenhaus. Übrigens, soweit ich weiß, dürfen kirchliche und andere gemeinnützige Anbieter keine Gewinne machen. Das Geld, das solche Sozialeinrichtungen einnehmen, fließt in die Pflege, natürlich einschließlich Personalkosten. Das sieht bei privaten Anbietern anders aus.
Liebe Bigi, dass Du und Dein Sohn den Platz in dem Wohnheim (?) nicht bekommen habt, muss für Euch eine Katastrophe sein und tut mir ehrlich Leid. Ich wünsche Euch von ganzem Herzen, dass Ihr einen Platz findet, an dem er glücklich werden kann und bei dem Du die Gewissheit hast, dass er gut aufgehoben ist. Gibt es in Eurer Umgebung andere Möglichkeiten? Ich wünsche Euch, dass diese Enttäuschung wenigstens dafür gut ist, dass Ihr etwas noch Besseres findet.
LG, Katrina
LG, Katrina