steckchen hat geschrieben:
Zurückgekehrt nach Deutschland hatte ich im Rahmen meines Studiums der Islamwissenschaften im Sommer 2000 einen Text von Sayyid Qutb (Ma'alim fi-t-Tariq مَعالِم في الطَّريق - Wegzeichen) während meines Studiums zu übersetzen und hielt über diesen auch noch ein Referat. Während der Übersetzung des Textes zu Hause wurde mir der faschistoide Charakter des politischen radikalen Islams erst einmal so richtig vor Augen geführt, so daß meine Tränen auf diese kopierten Seiten tropften und ich meine Übersetzungsarbeit erst einmal für einige Stunden unterbrechen mußte. Da war bei mir mit dem Verständnis endgültig Schluß. Das Referat hielt ich später noch. Aber ich war nicht mehr dieselbe wie vorher. Deshalb kann ich Dich sehr gut verstehen.
LG
Steckchen
Was du da schreibst...
"Aber ich war nicht mehr dieselbe wie vorher." Das habe ich genauso empfunden.
Dies hier ist mein "Motto" Stück gewesen: Compay Segundo und Cheb Khaled im Duett. Saludo a Chango.
Es beginnt langsam und ruhig, dann folgt ein Wechsel ab der dritten Minute und es steigert sich das Tempo bis zum Finale.
Mein Tanzmeister aus Cuba (seit über 15 Jahren mit einer Deutschen verheiratet- no Bezness und damit fast die einizige
gute Ehe derart, von der 100% weiß) und ich haben es oft getanzt und wurden immer wieder darum gebeten.
Danach starteten wir Party für alle, und wir erwischten auch alle: Junge und Alte, schüchterne und lockere Leute,
auch Leute die selten tanzten standen mit auf.
Ich hatte das Gefühl zu leuchten, wenn ich für die Leute tanzte und sie mitriss.
Nach der Katastrophe mit der Freundin war das Leuchten fort- wir wurden gebeten, unsere Fusionsshow auf einer große Bühne
zu zeigen, mit meinen Geschichten zur Entwicklung der Tänze Cubas und Ägyptens und den Anekdoten dazu.
Ich sagte das zu, und je näher der Termin rückte und ich wusste, wir müssen die Vorbereitungen beginnen, desto schlechter ging es mir.
Ich hatte es doch versprochen! und ich wusste überhaupt nicht was mit mir los ist.
Ich rief eine andere Tänzerin an, die eine Gruppe hatte, und bat sie, irgendwie mit einem veränderten Konzept
meinen Part zu übernehmen, obwohl sie kein Salsa konnte. Man müsse eben einiges umstellen.
Sie sagte zu.
Dann rief ich meinen Partner an, und beichtete meine unbegreifliche Unfähigkeit, begann ununterbrochen zu heulen,
und schluchzte ins Telefon, ich könne nicht mehr auf einer Bühne stehen, mir käme alles wie eine Lüge vor,
wie sollte ich denn einem Publikum eine heile Multi-Kulti Welt, einen schönen Schein vormachen, die
mir glaubten,
weil
ich daran
glaubte,
das an Musik und Tanz die Welt genesen würde und alle gut miteinander sein würden.
Es dauerte nicht einmal eine Stunde, da standen Tanzmeister und Frau vor meiner Tür, und ich ließ mich widerstandslos
zum Arzt fahren. Seine Frau ging nicht weg, wartete bis ich durch war, und die Tränen liefen und liefen die ganze Zeit.
Die Ärztin wollte mich stilllegen, erstmal einweisen. Depression. Du meine Güte. Die war richtig entsetzt,
so ein Häuflein plärrendes zitterndes Elend da auf dem Stuhl vor ihr
Na ja, da war er halt endgültig aus, der Multi-Kulti-Tanz-Traum.
Die Show ist dann übrigens sehr nett geworden, Publikum und Veranstalter zufrieden, mein Lehrer war
glücklich mit der anderen Tänzerin, er meinte, sie hätte die Idee auf ihre Weise gut umgesetzt.
Dann drückte er mich und sagte, mit mir wäre das Tanzen "unserer" Stücke doch anders,
diese innere Bindung, die das Wissen der Träume und Ideale des Tanzpartners mit sich bringt,
die unsere Art zu Tanzen eben möglich gemacht hat und dann zu diesem Strahlen führt, sei unkopierbar.
Die Frau meines Lehrers sagte dann als sie mich nach Hause brachte, ich solle mich erstmal beruhigen,
mir um die Show keine Sorgen machen, und später langsam lernen, die Tanzsachen von den Beznesser-Sachen wieder zu trennen.
Sie haben mir sehr geholfen, die Beiden.
Ich habe jetzt zugesagt, auf des Meisters Geburtstag
das Stück mit ihm zu tanzen.
Einfach so, ohne Kostüm (passt eh nicht mehr, 10 kg +
), zu unserer eigenen Freude.
http://www.youtube.com/watch?v=KJEE6tAusc0
Ich habs probiert, es geht wieder.
Die Alte bin ich nicht mehr, aber ...da geht noch wieder was, so für mich privat
und im vertrauten Kreis.
Hier ist noch einer unserer Favoriten: Hanine y Son Cubano
http://www.youtube.com/watch?v=A9xC0fBMdx4
Ich habe darüber eigentlich fast nix geschrieben, weil es mir so albern, so klein vorkommt im Vergleich zu den anderen Geschichten hier,
mit entführten Kindern, verlorenen Häusern, jahrelangen Liebes-und Lebens-Lügen.
LG Amaretta