steckchen hat geschrieben:
Allerdings ist es so, daß im Unterricht ja immer nur solche harmlosen Alltagsthemen behandelt werden. Interessant sind aber die wirklich brisanten Dinge. Und welcher offizielle Sprachunterricht beginnt schon mit den Sätzen: "Hey, ich habe gestern bei der und der gepennt und die hat mir 1000 Euro gegeben, weil ich gesagt habe, daß meine Schwester totsterbenskrank sei!"
LG
Steckchen
Da stimme ich dir zu. Ich verstehe auch sehr viel Pidgin. - Immer wenn's um angebliche Autodeals oder um die Verwandten zu Hause ging, sprach er eine andere Sprache, die ich überhaupt nicht verstand (er sprach sie einfach gern, fühlte sich wieder "wie zu Hause" war dann jeweils seine Erklärung).
Auch brachte er mir statt Zulu (er gab sich ja als Südafrikaner aus) über Monate Hausa bei, was ich per Zufall rausfand und er mir dann wieder mit einer tollen Erklärung kam, die ich ihm abnahm (leider wurde das alles nirgends im Sprachkurs angeboten)... Auch am Vorabend unserer Abschieds- und Babyparty (wir wollten dann gemeinsam als Expats im Ausland leben) als viele Verwandten extra zu uns anreisten, sprachen sie nicht Englisch oder Pidgin, nein, sie sprachen den ganzen Abend Itsekiri, das ich nicht verstand und ich fand das echt unhöflich mir gegenüber...
Doch verstand ich, dass mehrere Verwandte von ihm sich extrem aufregten, alle sehr laut wurden und er heftig gestikulierte und aufstand dabei... Nun, er übersetzte alles frei für mich. Es ging um einen Streit zu Hause zwischen Verwandten, ich kannte sie nicht, doch sie hatten unterschiedliche Meinungen zu gewissen Themen... Die einen Verwandten waren ja aus dem "Busch", konnten kein Englisch, nur einheimische Sprache, deshalb diskutierten sie in dieser Sprache -
musste ich doch verstehen, die Verwandten sind extra angereist, um mich kennen zu lernen und ihn noch einmal zu sehen, bevor wir soweit weggingen, hätten ihn auch schon lang nicht mehr gesehen und jetzt hätten sie halt ein bisschen was nachzuholen, weil er ja das Familienoberhaupt ist seit dem Tod seines Vaters und verantwortlich für alle, dass die Streitereien untereinander geschlichtet würden...
Die eine Verwandte aus Nigeria, die sich furchtbar aufregte, drückte mir beim Rausgehen 20 Pfund in die Hand für das Baby (woher sie Pfund hatte und nicht Naira wusste Bezzi auch nicht - er war ja immer nur für sich selbst verantwortlich und konnte nicht wissen, wie jemand anderes etwas tat)... Das ist das einzige Geschenk, das ich je von seiner Seite für unser Kind gekriegt hab.
Sie haben alle am nächsten Tag (einige übernachteten auch bei mir, inklusive mein Patensohn und Bezzis Schwester und Nichte aus London, die ich schon kannte - Bezzi konnte leider nicht, musste in Genf noch Verwandte vom Flughafen abholen gehen spät abends, die einfach sagten "Ticket to Switzerland" Wohin? Geneva? - Yes. Statt da, wo wir wohnten... - Das dauerte und sie würden bei unserem Freund, dem Kongolesen übernachten, und dann waren ja noch die anderen Verwandten krank, um die er sich kümmern musste und die nicht bei uns schliefen).
Er war also weg und die 6 Personen, die bei mir nächtigten, liessen sich voll bedienen, wollten dies und das zu essen und zu trinken und nahmen keinerlei Rücksicht auf mich Schwangere. Sie seien sich halt gewohnt, Hausangestellte zu haben. Das war Bezzis Erklärung für den Schmutz, den Lärm und die Unfreundlichkeit mir gegenüber (ich musste nachher zwei Tage lang putzen und das Sofa, zu dem ich viele Jahre Sorge trug, war auch kaputt)... Ich müsse das halt akzeptieren. Das sei seine Familie. Wir sehen sie schliesslich nicht oft und bald wird es lange dauern, bis wir / er je wieder die Gelegenheit dazu hat...
So, schon wieder zu viel erzählt. Dies ist nicht mein Thread. Sorry tellme. Höre jetzt bald auf damit. ;o) Im Nachhinein hätte ich natürlich merken sollen, dass da was faul ist, doch ich konnte es mir zu diesem Zeitpunkt wirklich nicht vorstellen. Er freute sich auch so auf das Kind, dass wir bald heiraten, und die Verwandten auch, wann immer sie mit mir redeten, es war ein Geschenk Gottes... Bloss halfen sie mir bei nichts, nahmen nur und machten mir Stress.
Bei dieser Gelegenheit würde es mich noch interessieren, wie es andere erlebt haben mit der Verwandtschaft während der Schwangerschaft. Trugen die die schweren Sachen für euch? Habt ihr nach Geburt Geschenke gekriegt für die Kinder? Was wäre denn normales Verhalten in Nigeria?
Ich weiss, dass das andere Kind, der Junge, wohl alle Geschenke kriegte (oder auch nicht - vielleicht ging's ihm ja ebenso). Die Geschenke für meine Tochter sollten ja kommen. Bezzi redete oft darüber mit Freunden und Verwandten und ich kriegte auch Anrufe und Emails dazu, was sie denn schicken könnten. Bloss traf dann eben nie was ein. Da kam Bezzi auch zu Gute, dass er schon früher einführte, dass er immer he/she / his / her verwechselte.
Ich lernte früh, dass in Afrika, wohl in seiner traditionellen Sprache dies anders läuft als im Englischen (was mir in einem Forum für binationale Beziehungen auch so bestätigt wurde) und wusste ja jeweils aus dem Kontext, wen er meinte... Alles so kleine Feinheiten, die heute alle Sinn machen. Wie dass er, der sonst so klug war, einfach Probleme hatte mit Ortsangaben und natürlich auch mit seinem Geburtsjahr (einmal war's 1973, dann 1971...). Das waren seine Schwachstellen. Auch das half, wenn er mal eine Geschichte leicht anders erzählte als früher... Ich wusste ja, dass das seine Schwäche ist. Und was spiele so was schon für eine Rolle, meinte er jeweils. ... Tja....
... eben ist mir aufgefallen, was er und die Verwandten mit dem "Es ist ein Geschenk Gottes" gemeint haben könnten: Nicht das Baby, das im Bauch heranwächst, sondern die blöde Schweizerin, die so voll und ganz auf alle und alles reingefallen ist, ohne je was zu merken. Das macht heute viel mehr Sinn. Ar.........!!
Schönen Abend
Sonnenblume
LG Micky, die mit den Absätzen...