ich bin neu hier im Forum.
Ich bin durch Zufall auf das Forum hier gestoßen und hoffe, dass Ihr mir evtl. ein paar Ratschläge geben könnt. Ich habe bisher weder mit Freunden oder mit meiner Familie über die Erlebnisse meines letzten Urlaubs gesprochen. Mir wäre dies auch irgendwie unangenehm, solange ich mir nicht sicher bin und ich glaube, man würde mich auch nicht verstehen ...
Ich hoffe ich werde nicht zu langatmig, aber ich möchte nichts Wichtiges vergessen.
Vielleicht erst mal zu meiner Person. Ich bin 29 Jahre und wohne in der Schweiz. Meine große Leidenschaft ist das Reisen. Ich bin recht offen und interessiere mich sehr für andere Länder und Kulturen. Als Jugendlicher wollte ich später entweder Arzt werden oder etwas mit Entwicklungshilfe machen (es ist anders gekommen und ich bin auch recht froh darüber). Ich war immer stark ehrenamtlich in verschiedenen Vereinen engagiert.
Letztes Wochenende bin ich von einer 8-tägigen Rundreise durch den Senegal nach Hause gekommen. Es war eine wunderbare und perfekt organisierte Reise. Wir haben auf der Reise viele kleine Dörfer besichtigt und mich hat das Land irgendwie sehr fasziniert. Ich weiß gar nicht genau wieso, vielleicht war es die unbändige Lebensfreude der Menschen, die ich getroffen habe.
Da ich mit einem anderen (früheren) Flug als meine Mitreisenden angekommen bin, habe ich die ersten Besichtigungen alleine mit dem Reiseleiter unternommen. Wir haben uns viel unterhalten, wobei er (natürlich als Reiseleiter) die meiste Zeit erzählt hat. Das lustige ist, dass wir schon direkt am ersten Tag einige gemeinsame Anschauungen festgestellt haben. Hierbei muss ich sagen, dass die Äußerungen von ihm kamen, aber sie absolut meine Meinung widerspiegelten. Er trinkt nicht, er raucht nicht, er mag absolut keinen Kaffee etc. Zwar alles Oberflächlichkeiten, aber trotzdem sehr wichtig für mich. Der Reiseleiter ist Moslem und vielleicht sind diese Sachen auch normal. Gegen Mitte/Ende der Reise kamen wir uns langsam näher. Ich bin mit einer französischen Gruppe unterwegs gewesen, spreche aber leider kaum französisch. Der Reiseleiter hat die Möglichkeit genutzt sein Englisch zu trainieren. Wir haben uns viel unterhalten. Er hat mir viel über das Land erzählt und auch etwas über seine Familie, auf meine Nachfrage hin (Vater ist vor 15 Jahren gestorben, hatte 4 Frauen und 26 Kinder). Er selber ist 38J. Für ihn war es das Größte, dass er zur Schule gehen durfte (war ursprünglich wohl nicht vom Vater so geplant gewesen). Mit Beginn er Sekundarschule ist er schon von zu Hause weggezogen und hat in einer anderen Familien gelebt, um in den Orten, die weiterführenden Schulen zu besuchen. Ich bin selber mit 16J das erste Mal von zu Hause weggezogen und habe in einer Gastfamilie im Ausland gelebt. Später hat er studiert (wie ich). Er spricht etliche Sprachen (wie ich) und macht auf mich einen sehr gebildeten Eindruck. Mich fasziniert seine Denkweise sehr und ich empfand die Gespräche auch sehr bereichernd. Mit der Zeit wurde die Faszination von beiden Seiten irgendwie größer und wir kamen uns näher. Außer ein paar Küssen und Händchenhalten ist von meiner Seite aus nichts gelaufen, auch wenn er sicher mehr wollte (Mann halt). Am letzten Abend hat er mir gesagt, dass ich mich sehr mag, mich liebt.
Normalerweise stehe ich eigentlich nur auf weiße Männer und er entspricht auch nicht ganz meinem Schönheitsideal (wie auch schon meine anderen Ex-Freunde nicht). Ich mag aber seinen Blick sehr (auch wenn die Augen nicht so schön sind) und ich find sein Lachen und seine Gestik super sympathisch.
Die Reisegruppe hat mich am letzten Tag am Flughafen verabschiedet (die anderen sind später geflogen). Als ich da so meine Stunden auf den Flieger gewartet habe, hatte ich ein super flaues Gefühl im Magen (alles voller großer Schmetterlinge). So etwas habe ich noch nicht gehabt und normalerweise verliebe ich mich auch nicht so schnell. Und irgendwie spricht kulturell, entfernungstechnisch etc. alles gegen eine Beziehung. Trotzdem die Liebe meines Lebens? Am Flughafen saß neben mir auf einer Bank ein Schwarz (sie) – Weißes (er) Pärchen mit denen ich ins Gespräch gekommen bin. Es hat sich dann herausgestellt, dass die beiden aus dem gleichen, kleinen Fischerdörfchen wie mein Reiseleiter kommen und die wohl seine Familie kennen. Er (Franzose) hat geschwärmt vom Senegal und der Gegend dort.
Mein Reiseleiter wollte mich am nächsten Tag anrufen, um zu hören, ob ich gut angekommen bin. Dies ist auch geschehen. Seit dem tauschen wir täglich ein oder zwei SMS aus und haben vorgestern auch einmal länger telefoniert (er hatte angerufen, die Verbindung war weg und dann habe ich ihn zurückgerufen).
Ich habe das Gefühl, dass er es ernst meint und seine Gefühle echt sind (auch wenn es alles recht schnell ging). Im Internet habe ich aber nun so viele Warnungen gelesen, dass ich mich ganz verunsichert fühle. Ich weiß ja auch gar nicht wo unsere Beziehung hinführen soll und was meine Familie denken wird. Wie ich ihn erlebt habe sind wir beide sehr nachdenkliche Menschen. Er möchte gerne, dass ich wieder komme. Er ist der Meinung, dass man sich nur richtig kennen lernen kann, wenn man in der Nähe ist. Ich weiß nicht, wann ich das nächste Mal Urlaub bekommen kann. Er sagt, er wird auf mich warten und ich bin in seinem Herzen. Es fällt mir schwer. Ich hatte ihn mal gefragt, ob er auch schon mal gereist ist. Dies verneinte er und hat mir erklärt, dass im Senegal oft ein einziger Arbeitnehmer eine ganze Familie unterstützt. Er hilft seiner Mutter. Seine Mutter fragt ihn ständig, wann er sich endlich eine Frau „nimmt“ da er ja schon 38 ist. Er sagte mir (es war glaube ich in einem unserer ersten Gespräche), dass das Leben als Reiseleiter für ihn zu unstabil ist, um zu heiraten und eine Familie zu gründen, da er ja kein regelmäßiges Einkommen hat. Er will erst etwas aufbauen. Er arbeitet derzeit wohl daran eine Art eigenes Reisebüro aufzubauen, da er sagt, dass der Beruf des Reiseleiters (und ich verstehe ihn bei den Straßen gut) auf die Dauer nicht gesund ist. Auch hat er wohl in seinem Heimatdorf ein Compound und in der Stadt wo er im Augenblick wohnt, baut er ebenfalls ein Haus. Er scheint für mich jemand zu sein, der seinen ganz eigenen Weg geht.
Naja, ich glaube nun habe ich bereits fast zu viel geschrieben. Was meint Ihr zu der Geschichte? Glaubt Ihr er meint es erst? Wie soll ich mich verhalten? Hat jemand von Euch auch positive Erfahrungen gemacht? Ich denke mir immer, als Reiseleiter wird er doch immer wieder neue Frauen kennen lernen, warum soll ich denn was besonderes, eine Ausnahme darstellen (gut bin wohl in vielen Dingen etwas eigen)? Er versicht mir, dass er es ernst meint und er versteht, wenn ich es schwer habe, ihm zu glauben. Während ich diesen Text geschrieben habe (gestern Abend), hat er auch gerade ganz kurz angerufen und mir schnell Gute Nacht gewünscht und gesagt, dass er mich vermisst.
Hmmm, warum muss es immer so kompliziert sein

Lieben Dank schon mal für Eure Unterstützung.
Sabi