Heute geht es nicht um meine Beziehung. Die liegt schon recht lange zurück. Ich würde heute gerne Eure Ansichten hören zu einer Entscheidung, die bei mir ansteht. Ich würde mich über zahlreiche Beiträge freuen, um vielleicht noch den ein oder anderen Gedanken zu erhalten, den ich bei meinen bisherigen Überlegungen nicht berücksichtigt habe.
Vorgeschichte: Meine 6jährige Beziehung zu einem Kosovo-Albaner liegt schon 5 Jahre zurück. Er war wegen des Krieges nach Deutschland gekommen, im Kosovo geschieden und Kinder, in Deutschland ebenfalls geschieden. Ich wusste von Beginn an, dass er nicht aus freien Stücken in Deutschland war, ab er wollte aus wirtschaftlichen Gründen hier bleiben und die Kinder später nachholen. Sein Joker (rückblickend) war der Krieg und seine Familie ohne Dach über dem Kopf im Kriegsgebiet. Ich hätte keinen Mann der Welt, auch aus größter Liebe nicht, finanziell so unterstützt, wenn es nicht diesen Hintergrund gegeben hätte. In dieser Ausnahmesituation war meine Hilfe selbstverständlich für mich. Ich hätte das im umgekehrten Fall auch von meinem Partner erhofft. Die Beziehung empfand ich als anstrengend, weil die finanzielle Belastung groß war und weil schlicht und einfach die Mentalitäten nahezu unvereinbar sind. Aber ich zweifelte zu keiner Zeit an der Echtheit dieser Beziehung. Die Gefühle stimmten zwischen uns und das wog für mich die Anstrengungen auf. Bis hierher stimmte die Sache für mich.
Nach 6 Jahren kam fast von heute auf morgen das Ende der Beziehung. Der Grund: Mein Erspartes war aufgebraucht und ich war nicht bereit, Schulden zu machen.
Dem brutalen Ende – eiskalt und messerscharf, ein anderer Mensch, wie ich ihn zuvor nie erlebt hatte - stand ich fassungslos gegenüber. Ich rappelte mich nur langsam wieder auf.
Zur Verarbeitung las ich im Internet viel über das Thema Trennung. Über Links gelangte ich später in albanische Foren und zuletzt auf 1001-Nacht-Geschichte. (Danke allen Ehrenamtlichen! Ganz große Leistung! Hut ab!)
Ich hatte davor noch nie vom Gewerbe „Bezness“ gehört. Doch trotz dieser Informationen hätte ich meinen Ex-Freund zu diesem Zeitpunkt nicht als Beznesser eingestuft, da ich mir seiner bisherigen Gefühle so sicher war, sondern als einen Mann, der von Seiten seiner Familie so sehr unter finanziellem Druck steht, dass er durchdreht.
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4 Jahre später! Beim Zurückdenken schmerzte es immer noch, aber die Gedanken an die Beziehung waren nicht mehr allgegenwärtig im täglichen Leben. Der Alltag lief wieder rund.
An einem Tag wie jedem anderen – mein Ex-Freund besuchte mich an meinem Arbeitsplatz.
Er könne unsere Liebe nicht vergessen, er wäre ein Idiot, würde zutiefst bereuen, jeder hätte eine 2. Chance verdient… Ich kam im Verlauf der nächsten Wochen zur Überzeugung, dass man wirklich eine 2. Chance verdient, aber ich hatte Bedenken. Da kam mir die Idee, den mir am nächsten stehenden seiner Familienangehörigen nach seiner Einschätzung zu fragen. Dieser sagte mir im Vertrauen wörtlich, mein Ex-Freund habe mich nie geliebt, werde mich nie lieben und „ich solle die Finger von ihm lassen“. Mehr könne er mir nicht sagen und ich solle bitte darüber schweigen. Das tat unheimlich weh. Ich tat, was er mir riet und brach den Kontakt ab. Was blieb, war nun die 100%ige komplette in Fragestellung der zurückliegenden Beziehung einschließlich seiner Gefühle, deren ich mir bisher sicher war, aber auch ein Funke an Ungewissheit, ob die Aussage des Familienangehörigen überhaupt stimmte.
*******Zeitsprung*******
Weiteres ½ Jahr später! SMS von meinem Ex-Freund. Aufgrund seiner finanziellen Lage hätte er starke Depressionen und würde sich umbringen. Jede Hilfe käme zu spät. Ich war in Not. Ein Hilferuf? Was sollte ich tun?
Ich nahm Kontakt zu o.g. Familienangehörigen auf, um an ihn die Verantwortung abzugeben. Diese „Methode“ war nun sogar für ihn nicht mehr tragbar und er klärte mich auf. Mein Ex-Freund wäre „Profi“, ein Mann, der seit er in Deutschland ist, von Frauen lebt. Die ganze Familie (einschließlich der nur standesamtlich geschiedener Frau im Kosovo) wüsste und lebte davon.
Das war für mich zuviel. Ich brauchte Beweise. Aufgrund der Selbstmorddrohung gelang es mir, an die Einzelverbindungen meines Ex-Freundes zu kommen. (Von Datenschutz hatte die Sachbearbeiterin anscheinend noch nie etwas gehört

*******HEUTE*******
Es gibt aktuell ca. 1 Dutzend Frauen im seinem Leben. 2 Nummern davon sind neue Nummern, Frauen, mit denen er sehr lange Gespräche führt. Ein Zeichen dafür, dass er sie neu kennengelernt hat.
Meine Frage nun an Euch: Würdet ihr mit diesem Wissen etwas unternehmen oder nicht? Würdet ihr diese Frauen kontaktieren oder nicht? Wenn ja, wie?
Schaden – Nutzen – Aufwand – Reaktion der Frauen - Gefahr für mich – es gibt so viel zu bedenken.
Meine Frage einfach nur: Was würdet ihr machen?
Ich möchte keinen Rachefeldzug starten! Ich habe diesen Mann sehr geliebt. Ich empfinde keinen Hass, sondern fast Mitleid mit einer armseligen gefühlsarmen Kreatur, die gefangen ist in katastrophalen Familienstrukturen und an total veralteten, verstaubten Traditionen klebt.
Ich würde aber gerne diese Frauen davor schützen, eine solche Verletzung zu erleben, weil der körperliche und seelische Schaden, den man davon trägt, so unsagbar groß ist. Es gleicht einem Trauma. Das Geld ist mir dabei unwichtig. Geld hat nur eine materielle Bedeutung. Ich habe auch das Vertrauen in die Menschen nicht verloren. Da kann ich differenzieren. Das Problem ist viel schwerwiegender: Ich habe das Vertrauen in meine eigenen Gefühle verloren, das Selbst-Vertrauen. Wenn mein Beitrag nur einer einzigen Frau hilft, die Finger von einer zweifelhaften Beziehung zu lassen, hat sich dieser Beitrag gelohnt.
Im Voraus herzlichen Dank fürs Durchlesen und jeden Gedanken, den ihr euch macht.
Sonnige Grüße, Centaury