Hallo Nilopa, vielen Dank für deinen Kommentar.
Nilopa hat geschrieben:
Das was für ihn also wirklich wichtig ist, was ihm den "Drive" gibt, seine Familie, sein Dorf wird ihm auf Dauer fehlen
Das hast du teilweise falsch verstanden. Den "Drive" hat er nicht von seiner Familie oder seinem Dorf bekommen. Ich habe versucht zu beschreiben, wo in meinen Augen der "Drive"
in ihm selber liegt. Und das ist, dass er sich
trotz seiner bescheidenen Familienverhältnisse und seiner eher unschönen Kindheit und
trotz der eingeschränkten wirtschaftlichen Möglichkeiten mit Geduld dorthin gebracht hat, wo er ist. Das ist als Kellner in einem einfachen Restaurant aus objektiven Maßstäben zwar nicht der Knaller, aber eben gemessen an dem, wo er nach Abschluss der Schule stand, eben nicht so schlecht.
Natürlich ist seine Familie, allen voran seine Mutter, wichtig für ihn und natürlich findet sein gesamtes soziales Leben in seinem Dorf mit seinen Freunden statt. Inwieweit sich das durch soziale Kontakte in Deutschladn ersetzen lässt, kann nur er wissen.
und hier in D wird er infolgedessen (leider) wohl doch nur zum "drive-losen 0815Kellner" verkümmern.
Ich möchte wirklich mal wissen, warum hier pauschal über ganze Berufsstände geurteilt wird?
Also zählt dann hier für ihn und die Daheimgebliebenen schlussendlich auch nur noch das Geld, das er in die Heimat wird senden können.
Für die Daheimgebliebenen auf jeden Fall. Das erwartet jede Familie, die ein Mitglied im Ausland hat. Aber warum soll für
ihn nur das Geld zählen, das er nachhause schickt?
Ansonsten bleibt nur Euer Wunsch zum Zusammenleben als "Motivationsdrive"
und da auch Du, wie so viele andere Frauen vor Dir, trotz aller Liebe,
ihm seine Heimat (leider) auf Dauer kaum ersetzen können wirst
,
läuft es vermutlich, früher oder später, trotz seiner Gutmütigkeit, auf Bezness hinaus.
Das sind alles Zukunftsszenarien, die man doch jetzt kaum beantworten kann?
Mir geht es doch eher darum zu wissen, wie ich im Hier und Jetzt herausfinden kann, ob er wirklich derjenige ist, für den ich ihn halte. Hinsichtlich seines Besuches freue ich mich ferner über Tipps, an welchen Anzeichen ich wichtige Veränderungen in ihm feststellen kann und auf was ich aufpassen sollte (es kam ja z.B. schon der Tip mit den Kontoauszügen und Krankenversicherung).
Die von euch genannten Probleme, die bei einem möglichen Zusammenleben in Deutschland entstehen können, sind mir durchaus bewusst. Ich bewege mich sehr viel in internationalen Kreisen und habe sehr viele bi-nationale Beziehungen um mich herum erlebt. Einige davon funktionieren wunderbar, andere sind schon lange gescheitert. Ich weiß, dass eine Beziehung auf Augenhöhe stattfinden muss. Aber ich bin hier doch nicht in einem Beziehungsratgeber-Forum, sondern in einem Forum gegen Bezness.
Daher die Frage: Rede ich mir nur ein, dass er ganz anders ist? Oder ist er tatäschlich die Nadel im Heuhaufen?
Noch ein paar Anknüpfungspunkte, warum ich glaube, dass er ein Guter ist:
- in den vielen Monaten, die wir tatsächlich zusammen verbracht haben, hat er sich nie etwas zu schulde kommen lassen. Er hat z.B. keine geheimen Unterhaltungen über Telefon oder Internet geführt. Immer, wenn ich spontan bei seiner Arbeit aufgetaucht bin, war er auch tatsächlich dort und hat gearbeitet. Mit nur wenigen Ausnahmen hat er seine gesamte Freizeit mit mir verbracht.
- im Rahmen seiner Möglichkeiten hat er für Transport und Essen selber gezahlt bzw. mich eingeladen.
- die Idee mich zu besuchen hat nicht er vorgebracht, sondern ich. Er war anfangs nur wenig motiviert es zu probieren, weil er davon ausgegangen ist, dass er sowieso kein Visum kriegen würde (auf Grundlage der Erfahrungen seiner Freunde und Bekannten). Als wir das ganze Unternehmen dann aber in Angriff genommen haben, hat er sich gut und elbststsändig um die Dinge gekümmert, die von ihm für den Antrag benötigt wurden.
- zwischendrin hatten wir einen größeren Streit, der ihm sehr nahe gegangen ist. Kurzentschlossen - so wie er in solchen Situationen häufig ist - hat er in seinem Haus die Tüte mit den Visumsunterlagen in Brand gesetzt. Er hat vorher nicht reingeguckt, was drin ist, sondern das Zeug einfach angezündet. Das zeigt für mich, dass es ihm nicht um den Zugang nach Europa ging/geht.
- ab und zu "überprüfe" ich, ob er tatsächlich zuhause ist, wenn er sagt, dass er zuhause ist bzw. ob er arbeitet, wenn er sagt, dass er bei der Arbeit ist. Bisher hat es auch immer gestimmt, was er gesagt hat.
- er hat die gesamte Zeit mein Foto als Hintergrund auf seinem Telefon.
- ich habe alle seine Passwörter (Skype, Facebook, E-Mail) und kann in den Unterhaltungen nichts finden, was auf Bezness, Lügengeschichten oder Frauengeschichten (abgesehen von Punkt 2 in der nächsten Aufzählung) hinweist.
- er hilft mir extrem beim Lernen des Singhalesischen und hat mir auch das Lesen und Schreiben beigebracht
Punkte, die mich zweifeln lassen:
- bevor wir zusammen kamen, hatte es ihm eine Touristin ein bisschen angetan. Sie war nicht an ihm interessiert, aber er hat versucht mit ihr in Kontakt zu kommen. Sie war recht wohlhabend und 10 Jahre älter als er
- durch Zufall habe ich mitgekriegt, dass er sich auf Facebook viel mit einer anderen Touristin unterhalten hat (als wir schon länger zusammen waren) und mich in den vielen Unterhaltungen mit keinem Wort erwähnt hat. Der Kontakt zu dieser Frau besteht allerdings nicht mehr.
- seine Mutter ist extrem sauer auf ihn geworden als er die Tüte mit den Visums-Sachen verbrannt hat und hat mich wohl als so etwas wie ein "Goldstück" bezeichnet. Ob sich das jetzt auf mein Geld bzw. meine Herkunft oder meinen positiven Einfluss auf ihren Sohn bezieht, weiß ich nicht. Mit positiven Einfluss meine ich, dass er mit dem Rauchen aufgehört hat, keinen Arrak mehr trinkt und kaum noch auf Partys geht. Außerdem halte ich ihn auch davon ab, sich irgendwelche komischen Sachen zu tätowieren, was seine Mutter sehr freut.
- ganz allgemein unsere Situation: ich: wohlhabend aus Europa, er: arm aus Sri Lanka.
Ich freue mich weiterhin auf eure (kritischen) Anmerkungen und Kommentare.