Kollegen springen El-Hassan zur SeiteDer Hunger nach Diversität
Dieses um jeden Preis bunt sein wollen, führt gerade bei den öffentlich-rechtlichen Medien zu einem immer größeren Hunger nach fernsehtauglichen bunten Gesichtern. Beim WDR ist dieser Hunger inzwischen so groß, daß der Sender eine offenkundig islamistisch geprägte Neumoderatorin anfangs noch nicht einmal vorübergehend freistellen wollte. Von Boris T. Kaiser.
Die Zeiten, in denen es zum Beruf des Journalisten gehörte, seine Fühler in möglichst viele politische und gesellschaftliche Kreise auszustrecken, um vertrauensvolle Kontakte zu haben, die er, wenn es drauf ankommt, für eine möglichst authentische Berichterstattung anzapfen kann, sind lange vorbei. Natürlich ist auch im modernen Journalismus noch einiges an politischer und ideologischer Offenheit möglich; nur eben nicht nach rechts. Das zeigen auch die Reaktionen, die die Causa El-Hassan in der Medien-Bubble ausgelöst hat.
Für viele ihrer Kollegen von der schreibenden Zunft war das, was der jungen Journalistin, die seit ihrem 17. Lebensjahr im Alltag bewußt Hidschāb trägt – und in der Vergangenheit bereits mehrere Artikel und Kolumnen für die taz, den Tagesspiegel und Die Zeit geschrieben hat, lediglich eine lang zurückliegende Teilnahme an einer „umstrittenen Demonstration“. Patrick Bahners, Leiter des Ressorts Geisteswissenschaften bei der einst konservativen FAZ, verstieg sich gar zu einer Verteidigung des gerade verhinderten Presse-Shootingstars. Dem für seine moderate Islamkritik bekannten Autor Ahmad Mansour warf Bahners via Twitter vor, im Fall Nemi El-Hassan, „islamfeindliche Legenden“ zu verbreiten.
Als ein Nutzer ihn darauf hinwies, daß die Moderatorin am Al-Quds-Marsch teilgenommen hat und Islamismus verharmlose, offenbarte Bahners eine Geisteshaltung, die man in dieser Form wohl eher in einem Hinterzimmergespräch mit führenden DITIB-Funktionären erwartet hätte.
Auch Ohanwe mischt mit
„Ihre Wortwahl ‘Islamismus verharmlost’ setzt im Übrigen ohne Grund voraus, daß Islamismus per se etwas Schlechtes ist“, twitterte der Autor von so bezeichnenden Büchern wie „Sie sind wieder da. Warum wir den neuen deutschen Nationalismus nicht mehr loswerden“ oder „Die Panikmacher. Die deutsche Angst vor dem Islam“. Bahners tritt auch mal bei einer Veranstaltung der in früheren Jahren vom Verfassungsschutz beobachteten linksradikalen Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA e.V.) auf.
Zu den eifrigsten Verteidigern der Moderatorin mit dem Islamismus-Hintergrund gehört auch Malcolm Ohanwe. Ebenfalls Journalist beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Ebenfalls schon durch antisemitisch gefärbte „Israelkritik“ aufgefallen. Daß der Zwangsgebühren-Rundfunk gegenüber bestimmten Formen von ideologischer Radikalität und Extremismus so nachsichtig ist, könnte auch an dem Selbstverständnis und den Zielen des derzeitigen Medien- und Kulturbetriebs liegen.
Dort gilt Diversität als gesamtgesellschaftliches Ideal und internes Qualitätsmerkmal. Je vielfältiger, desto besser, heißt das herrschende Credo. Dieses um jeden Preis bunt sein wollen, führt auch und gerade bei den öffentlich-rechtlichen Medien, die für sich ja einen besonderen Volkserziehungsauftrag beanspruchen, zu einem immer größeren Hunger nach fernsehtauglichen bunten Gesichtern.
WDR distanziert sich nur halbherzig
Beim WDR ist dieser Hunger inzwischen so groß, daß der Sender eine offenkundig islamistisch geprägte Neumoderatorin anfangs noch nicht einmal vorübergehend freistellen wollte. Erst als der Druck von außen zu groß wurde und immer aktuellere Tweets der angeblich geläuterten Kollegin auftauchten, gaben die gebührenfinanzierten TV-Chefs nach und veröffentlichten eine halbherzige Erklärung, in der sie den ebenso halbherzigen vorübergehenden Verzicht auf eine Zusammenarbeit mit Nemi El-Hassan verkündeten.
Dennoch dürfte ihr eine glänzende Zukunft im deutschen Journalismus bevorstehen. Vorausgesetzt, sie geht nie mit einem rechten Kollegen essen – oder läßt sich zumindest nicht dabei erwischen.
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