LaPhénicienne hat geschrieben:Ich erlaube mir mal, den Artikel von Christoph Reuter zum Thema in der "Spiegel" Ausgabe vom 7. Oktober 2013 (S. 94) teilweise wiederzugeben:
Herrscher über Bilder
Die Propaganda-Truppen von Baschar al-Assad sind sich für kein Gerücht zu schade, Hauptsache, es lenkt von den Verbrechen des Regimes ab. Wie zum Beispiel der Sex-Dschihad.
Sex geht immer. Al-Qaida auch. Aber die Kombination aus beidem ist einfach unwiderstehlich: Sex-Dschihad. Junge Frauen würden sich reihenweise den Dschihadisten hingeben, so lautet eine der neuesten Gruselmeldungen aus Syrien. Ein Scheich aus Saudi-Arabien habe extra eine Fatwa erlassen, dass Mädchen sexuell frustrierten Kämpfern Erleichterung verschaffen dürften.
Ende September erzählte die 16-jährige Rawan Kaada im syrischen Staatsfernsehen detailreich, wie sie einem Radikalen zu Diensten sein musste. Als auch der tunesische Innenminister erklärte, junge Frauen aus seiner Heimat seien in den "Sex-Dschihad" nach Syrien gezogen und würden dort mit "20, 30, 100" Kämpfern schlafen, erreichte die Meldungswelle Deutschland:"Bizarre Praktik", gruselten sich Bild.de und Focus.de.
Seit dem Giftgas-Massaker vom 21. August hat das Regime in Damaskus eine grossangelegte PR-Offensive gestartet. Jenseits der offiziellen Propaganda gibt es eine zweite Variante: verdeckt, vielfältig und mit nicht wenig Mühe inszeniert, um Verwirrung und Zweifel zu säen - und von den eigenen Verbrechen abzulenken. Auch der Sex-Dschihad soll wie viele dieser Falschmeldungen dazu dienen, die eigenen Anhänger in der Heimat wie die Kritiker im Ausland von der Monstrosität der Rebellen zu überzeugen.
Kein anderer Diktator der Region, nicht Saddam Hussein im Irak, nicht Muammar al-Gaddafi in Libyen, hat so sehr auf Propaganda gesetzt wie Assad. Seine PR-Leute und Staatsmedien produzieren einen steten Strom halb oder gänzlich erfundener Meldungen über Terror gegen Christen, al-Qaidas Machtübernahme und die drohende Explosion der ganzen Region. Verbreitet werden sie durch russische und iranische Sender oder über christliche Netzwerke, und am Ende werden sie dann auch von westlichen Medien aufgegriffen.
So wie die Legende von den Orgien mit Terroristen: Die im Staatsfernsehen vorgeführte 16-jährige stammt aus einer prominenten Oppositionsfamilie aus Daraa. Als es misslang, ihren Vater gefangen zu nehmen, wurde sie im November 2012 auf dem Rückweg von der Schule von Sicherheitskräften verschleppt. Eine zweite Frau, die im gleichen TV-Programm erzählte, sich der fanatischen Nusra-Front zum Gruppensex zur Verfügung zu stellen, wurde laut ihrer Familie in der Universität von Damaskus verhaftet, als sie dort gegen Assad protestierte. Die beiden jungen Frauen sind noch immer verschwunden. Doch ihre Familien versichern, dass sie zu den Aussagen gezwungen wurden - und der Vorwurf des Sex-Dschihad erlogen ist.
Auch eine angebliche tunesische Sex-Dschihadistin widersprach, von arabischen Medien darauf angesprochen:"Alles Lüge!" Sie sei in der Tat nach Syrien gegangen, aber als Krankenschwester; sie sei verheiratet und inzwischen nach Jordanien geflohen.
Zwei Menschenrechtsorganisationen suchten nach Belegen - bisher erfolglos. Der tunesische Innenminister ist wohl aus anderen Motiven auf das Gerücht aufgesprungen: Aus seiner Heimat sind Hunderte Islamisten nach Syrien gereist - diese Bewegung will er offenbar stoppen, indem er die Kämpfer diskreditiert. Und auch Scheich Mahammed al-Arifi, von dem die Sex-Dschihad-Fatwa stammen soll, dementiert:"Kein Mensch bei Verstand würde Derartiges billigen." .....
viele Frauen sind wieder da-schwanger. Es war überall in den tunesischen News! Und die Familien sind sturm gelaufen. Und wenn die tunesier nicht wollen würden, dass Kämpfer nach Syrien gelangen, würden sie es ihnen nciht so einfach machen. Auch die Türkei lässt die gerne über die grenze gehen!