Im Mai 2008 heiratete ich meinen tunesischen Freund (auf sein drängen hin). Er war mittels Studentenvisum in Deutschland und wir hatten seit 10 Monaten eine Beziehung miteinander. Weil er nicht aktiv studierte war es vorauszusehen, dass er in absehbarer Zukunft abgeschoben werden würde, weil er keine Leistungsnachweise hätte erbringen können. Doch unsere Beziehungsprobleme wurden durch die Heirat nicht geringer, im Gegenteil: er wurde immer eifersüchtiger, aggressiver, kontrollsüchtiger und schließlich auch gewalttätig, worauf hin ich mich trennte. Es gab danach noch monatelang Machtspiele und Psychoterror, bis er endlich aus MEINER Wohnung auszog (die ich seit 9 Jahren angemietet habe und als 4-Personen-WG führe)
Er hatte nach der Heirat eine einjährige AE in Deutschland bekommen, danach eine dreijährige (die im September 2012 ausläuft). Ohne mein Wissen geschweige denn mein Einverständnis oder Beisein hatte er die Ehe in Tunesien anerkennen lassen (als wir schon getrennt waren), um dort keinen Militärdienst ableisten zu müssen.
Wie ihr euch wahrscheinlich denken könnt will er keine Scheidung. Lange Zeit hat er noch versucht, mich zurück zu gewinnen (Liebesschwüre, fester Job, seine Schulden bei mir abbezahlt usw.), hat aber auf Granit gebissen. Dann hat er zugegeben, dass die Ehe in Tunesien anerkannt wurde und behauptet, dass er dort nie wieder heiraten könne wenn unsere Ehe weniger als 3 Jahre Bestand hätte. Ich wollte mit ihm zu einem Anwalt, um Informationen einzuholen, wie wir die Scheidung am besten einleiten sollten, so dass uns BEIDEN kein Schaden entsteht. Das hat er immer wieder hinausgezögert (wahrscheinlich um Zeit zu schinden), so dass mir vor ein paar Monaten der Kragen geplatzt ist. Dann erst hat er indirekt zugegeben, dass er auf die Unbefristete aus ist: „Was bringt es, dass du mir 2 Jahre geholfen hast, wenn kein Resultat dabei rauskommt? Wenn ich dann wieder nach Tunesien zurück muss?“ (Zitat!)
Sein Angebot an mich: er wollte mir monatlich 200 !!!
Letztlich kommen von ihm keine Versuche mehr, die Ehe aufrecht zu erhalten. Er tut aber auch nichts, um die Trennung und die Scheidung einzuleiten. Beispielsweise wollte er sich partout nicht ummelden. Nachdem ich ihn monatelang dazu aufgefordert hatte, meldete ich ihn rückwirkend zum 1.1.2010 von meiner Wohnung ab. Soweit ich weiß ist er bis heute nicht wohnhaft gemeldet. Dass er sich selbst damit ein Ei legt scheint ihm egal zu sein. Ich weiß übrigens auch nicht, wo genau er wohnt, außer dass es bei mir um die Ecke sein muss und die Wohnung seiner (neuen
Wie dem auch sei, ich erwarte von ihm, dass er die Scheidung einreicht, weil er dann derjenige ist, der einen Anwalt braucht und diesen bezahlen muss. Die Anwaltskosten richten sich nämlich nach dem gemeinsamen Einkommen. Er verdient z.Z. 1300 Euro netto (spart sich schön Steuern, weil ich ihm die gute Steuerklasse abgetreten hatte) und ich habe kaum Einkommen. Meine Familie finanziert mich mit einem privaten Darlehen, während ich mein Diplom schreibe und zusätzlich verdiene ich auf selbständiger Basis ca. 200 – 300 Euro dazu. Prozesskostenhilfe zu beantragen macht für mich auch keinen Sinn, da ich hoffentlich nach Beendigung des Studiums ein geregeltes Einkommen habe und die PKH dann zurückzahlen müsste. Dazu ist mir der Aufwand des Antrags zu groß (das letzte Mal kopierte ich 130 Seiten und dem Amtsgericht Lindau war das immer noch nicht ausführlich genug
Ich fordere ihn nun immer wieder auf, die Scheidung einzureichen, weil er derjenige war, der die Heirat unbedingt wollte und der einzige ist, der nach wie vor davon profitiert: materiell, finanziell und durch die AE. Ich sehe nicht ein, dass ich jetzt noch draufzahlen soll (abgesehen davon, dass ich das Geld gar nicht habe und mich durch die Anwaltskosten weiter verschulden würde). Seiner Meinung nach hat er auch nicht genug Geld für den Anwalt, aber sein Vater in Tunesien könnte das regeln: Ich solle einen „Zettel machen“, auf dem ich vermerke, seit wann wir getrennt sind, diesen unterschreiben und dabei genug Platz für seine eigene Unterschrift lassen. Diesen Zettel würde sein Vater einem Freund geben (dieser sei Anwalt, der Deutscher ist, in Deutschland studierte und in Tunesien lebt) und der würde dann die Scheidung „machen“. Dieses Schreiben habe ich natürlich nicht aufgesetzt, worauf hin er wieder stinkig wurde. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass so etwas tatsächlich funktionieren soll: in Deutschland dürfen Antragssteller und Antragsgegner keinen gemeinsamen Anwalt haben, und dieser „Zettel“ soll ja so was wie eine Vollmacht für seinen Vater oder dessen Anwalt sein. Außerdem traue ich meinem Mann mittlerweile alles zu und werde ihm sicher gar nichts mehr geben, worauf meine Unterschrift steht.
Wenn er die Scheidung nicht einreicht / einleitet muss ich spätestens im September einen Anwalt aufsuchen, so dass dieser im Oktober (nach 9 Monaten offizieller Trennungszeit) die Scheidung bei Gericht einreichen kann. Ich rechne dabei mit dem 1.1.2010 als offizieller (nämlich räumlicher) Trennung, die durch seine Abmeldung von meinem Wohnort vom Amt bestätigt werden kann. Am 1.1.2011 ist das Trennungsjahr somit beendet. Ich will so schnell wie möglich von ihm geschieden sein, weil er immer wieder davon sprach, einen Kredit aufnehmen oder Bafög beantragen zu wollen und ich mit seinen Schulden nichts zu tun haben will. (Wir haben bis dato keinen Ehevertrag!) Auch will ich mit diesem Mann nichts mehr zu tun haben, ihn nie wieder sehen und nicht mehr Mittel zum Zweck sein, sprich nur dafür gut sein, dass er irgendwelche Vorteile / Vorzüge durch mich und die Heirat genießt.
Kann mir irgendwer Tipps geben, was ich tun kann, um meinen Schaden oder seinen Nutzen zu minimieren?
- kann ich die Steuerklasse ohne sein Beisein und Einverständnis ändern, so dass er durch die Heirat nicht mehr (so viel) Steuern spart?
- soll ich auf ihn einwirken, so dass wir zum jetzigen Zeitpunkt noch einen Ehevertrag abschließen? Beschleunigt / vereinfacht dieser wirklich das Scheidungsverfahren bzw. senkt er die Kosten? (der Vertrag kostet ca. 140 Euro, und weil ich während der Ehe kaum gearbeitet habe und kein Vermögen besitze werde ich kein Geld / Rentenanteile etc. an ihn abtreten müssen)
- lässt sich durch die Scheidung das private Darlehen meiner Familie zum Teil auf ihn abwälzen? Denn während des Zusammenlebens war das unsere hauptsächliche Einnahmequelle, davon wurde die Miete, das Essen usw. bezahlt)
- ist es möglich, die Scheidung schneller und/oder kostengünstiger zu gestalten?
- kann sein Vater wirklich die Scheidungskosten übernehmen? (soweit ich weiß kann er kein Geld aus Tunesien nach Deutschland überweisen, es sei denn, er finanziert damit das Studium seiner Kinder o.Ä., was dann jeweils nachgewiesen werden muss)
- muss ich die Trennung beim Ausländeramt bekannt geben? Wird ihm die 3jährige AE dann entzogen / verkürzt?
- hat es Vorteile/Nachteile, wenn er beim Scheidungsprozess tatsächlich in Tunesien lebt? (ich kann mir vorstellen, dass die Scheidung umso länger dauern würde und die Anwaltskosten umso höher wären wenn ich als Antragssteller in D wohne und der Antragsgegner in Tunesien)
- nach 2 Jahren Ehe mit einer Deutschen kann er rein theoretisch einen eigenständigen Aufenthaltstitel beantragen. Geht das auch, obwohl ich mich nach weniger als 2 Jahren getrennt habe und nicht noch einmal mit ihm zum Ausländeramt gehen werde?
- welche Auswirkung auf mich hat die Anerkennung der Ehe in Tunesien?
- kann man in Tunesien nicht erneut heiraten, wenn man weniger als 3 Jahre verheiratet war? Oder hat das was mit dem Militärdienst zu tun, von dem er dann doch nicht befreit ist?
- was kann er mit diesem „Zettel“ (=Vollmacht) vorhaben?
- die Steuererklärung für 2009 steht jetzt an. Da ich auf selbständiger Basis arbeite muss ich sie demnächst einreichen. Soll ich sie getrennt oder gemeinsam veranlagen? Bekomme ich Probleme mit dem Finanzamt, wenn er die Steuererklärung nicht einreicht? (er hat auch einen Gewerbeschein und hatte Anfang 2009 noch ein paar Tage auf selbständiger Basis gearbeitet) Immerhin sind wir noch verheiratet und haben keinen Ehevertrag
Bitte helft mir, ich bin dankbar für jede Kleinigkeit, die mich dieses kranke Hirn, seine Denkstruktur und Strategien verstehen lässt – und natürlich die Gesetzeslage. Nicht, dass ich noch das kleinste Interesse an seiner Person hätte. Ich will einfach Schadensbegrenzung betreiben und so gut wie möglich aus dieser Geschichte rauskommen.
Vielen Dank schon mal im Voraus!
LG, Elli