Ehegattennachzug- Tauziehen um Deutschkenntnisse vor Ehe

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Nefertari1998
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Re: Ehegattennachzug- Tauziehen um Deutschkenntnisse vor Ehe

Beitrag von Nefertari1998 » 17.06.2011, 22:49

Cleo schrieb:

Integrationskurse gibt es bei uns auch aber da bezahlt der Staat nur die Hälfter aber auch erst wenn der Kurs erfolgreich abgeschlossen wurde.
Liebe Grüße
Cleo[/quote]


Das ist doch eine sinnvolle Maßnahme... :)

Allerdings habe ich auch motivierte Leute, die sich bemühen und fleißig sind, Hausaufgaben machen, trotzdem die Prüfung nicht schaffen:
der eine hat zu starke Prüfungsangst, manche sind schon älter, da lernt es sich schwerer, zumal oft nur eine Lernerfahrzung von 5 Jahren Schule mitgebracht wird. Die würden auch darunter fallen: "Nicht erfolgreich mit B1-Niveau abgeschlossen.

Wie soll man diesen Leiten dann gerecht werden? Da würde ich mir Entscheidungsfreiheit wünschen, um solchen Leuten zu bescheinigen, dass hier die Kosten übernommen werden sollten. Es nehmen ja auch viele Migranten die Kurse in Anspruch, die schon lange in der hier wohnen, Oft Türkinnen um die 35-55 Jahre.
Viele haben auch falsch sprechen gelernt, das ist schwer zu korrigieren, trotzdem sind viele auch gut integriert, bemüht, schaffen aber die Prüfung nicht.
Soviel mal aus dem Nähkästchen geplaudert.....

Herzlich
Nefertari

melle
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Re: Ehegattennachzug- Tauziehen um Deutschkenntnisse vor Ehe

Beitrag von melle » 19.06.2011, 08:40

Nach Einreise in D hat mein (Nochmann) mehrere Sprachkurse gemacht und den Integrationkurs besucht und wir bekamen keinerlei Zuschüsse dazu.

Wir haben weit mehr als 1,- Euro die Stunde bezahlt. Die Bücher waren auch sehr teuer und gebrauchte durfte er nicht mit zur Schule bringen.

Vorher hatte er seinen A1 Kurs besucht, den ich auch aus Deutschland bezahlt hatte. Im Nachherein tut mir das Geld immer noch leid.

Melle

Nefertari1998
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Re: Ehegattennachzug- Tauziehen um Deutschkenntnisse vor Ehe

Beitrag von Nefertari1998 » 19.06.2011, 09:34

Liebe Melle,
du müsstest etwas mehr schreiben, damit ich dir dazu etwas schreiben kann.

Wann das das?
Aus welchem Land kommt dein Mann?
Wie war sein Aufenthaltsstatus?

Was wurde euch denn bei der Beratung an der Sprachschule gesagt? Der Anspruch auf Integaraionskurse wird doch geprüft. Da kann keiner willkürlich sagen: "Sie bekommen aber nichts".

Migranten aus EU-Staaten bekommen zum Beispiel keinen Sprachkurs bezahlt. Auch Leute mit Asylaufenthalt nicht...

Auch ein Betrag von 2,40 Euro pro Stunde ist immer noch ein Spottpreis für einen qualifizierten Deutschunterricht. Ich habe Sprachkurse im Ausland besucht und dort 10-15 Euro pro Gruppenunterrichtstunde bezahlt! Heute leigt das bei 20 Euro. Ich find das klasse, dass man hier für ein paar Euro an einer VHS eine Sprache lernen kann...
Diese Dumpingpreise kann man nur halten, weil die Deutschlehrer eher "ein Ehrenamt mit Taschengeld" verdienen als einen angemessenen Stundenlohn.

Was die gebrauchten Bücher begtrifft, so lasse ich es zwar zu, finde es aber auch nicht gut, weil alle Übungen darin schon gemacht sind. Der neue Besitzer lernt so viel weniger, als wenn er Hausaufgaben und Übungen selbst machen muss. Das war keine Schikane mit den gebrauchten Büchern, Melle....

Herzlich
Nefertari

Katrina
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Re: Ehegattennachzug- Tauziehen um Deutschkenntnisse vor Ehe

Beitrag von Katrina » 19.06.2011, 13:03

Hallo,

das wäre ja mal eine Chance für einfache Eigenverantwortung. Ich entscheide mich, in einem anderen Land zu leben, informiere mich über die Voraussetzungen und überlege, ob diese mir passen. Und wenn nicht, suche ich mir ein anderes Land oder bleibe, wo ich bin. Unsere politische Kaste erzählt immer was von "keine Zuwanderung in die Sozialsysteme", aber schon bei den Integrationskursen knickt sie ein: Wenig oder keine finanzielle Eigenbeteiligung dessen, der sich integrieren "will", im Gegenzug steuerfinanzierte Dumpinglöhne (wie Nefertari schreibt) für die Unterrichtenden. Und warum eigentlich trauen wir uns in D nicht zu fordern, was in Österreich offenbar (lt. Cleo) selbstverständlich ist: Gesicherter Unterhalt für den nachziehenden Ehegatten.

Eine Bekannte erzählte mir von den Problemen, die D Lehrerinnen speziell mit ihren moslemischen Schülern in den Integrationskursen haben: Die Herren sind nicht an dem interessiert, was die D UNGLÄUBIGE FRAU ihnen erzählt; sie unterhalten sich mit ihrem Nachbarn, bearbeiten ihre Handys oder dösen vor sich hin. Die männlichen Lehrer haben dieses Problem weniger. Damit disqualifiziert sich doch diese Klientel für ein in die D Gesellschaft integriertes Leben. Aber aus dem Kurs geworfen mit der Konsequenz, dass z. B. eine Einbürgerung erst viel später stattfinden könnte, werden sie nicht. Ich finde das paradox. Wenn man einen angemessenen Preis für die Dinge zahlen muss, schätzt man sie doch viel mehr, als wenn man sie zum Ramschpreis oder gar für lau kriegt.

Nefertari, woher nimmst Du eigentlich die Motivation, die ganze Mühe für so wenig Geld auf Dich zu nehmen?

LG, Katrina

Nefertari1998
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Re: Ehegattennachzug- Tauziehen um Deutschkenntnisse vor Ehe

Beitrag von Nefertari1998 » 19.06.2011, 14:33

Liebe Katrina,

ich bin mit dir einer Meinung, mehr fordern (!!!), weniger bieten...

Deine Bekannte berichtet sicher richtige Erfahrungen, solche Männer habe ich auch öfters mal im Kurs.
Wo wohnt deine Bekannte? In Großstädten ist der Anteil dieser Typen vielleicht größer!?
Ich bin in einer Kleinstadt, da ist möglicherweise ein anderes Klientel.

Es gibt übrigens auch das Gegenteil: Bei manchen Migranten genießt man als Lehrer auch einen gewissen Respekt, wie vor ca.40 Jahren noch in Deutschland.

Diese Art von meist desinteressierten-muslimischen Männern macht bei einen Bruchteil im Kurs aus.
Ich würde mal sagen, ca. 70-80% der Leute, die da sitzen, möchten gern lernen.
Migranten aus der Türkei stellen oft den größtenTeil davon, aber es gibt auch viele aus osteuropäischen Ländern, einige aus Asien und Europa, Südamerika, Afrika und dem nahen Osten. Viele Tourimänner bringen ja auch Frauen mit, aus Thailand, der Dom-Rep, Brasilien. Die sitzen dann auch bei mir.

Ich habe viele türkischstämmige Leute ab 40, die noch Deutsch lernen, weil das oft kostenlose Angebot besteht und sie die Zeit haben.
Wer sich dafür entscheidet, kommt mit viel Motivation, denn das Hierbleiben hängt ja nicht mehr davon ab.
Hier wird viel Einsatz gezeigt. Das muss auch mal erwähnt werden!!!
EInige Hausfrauen genießen auch den Kontakt mit anderen und manchen Migranten tut auch die regelmäßige Wochenstruktur gut. Mit oft nur 5 Jahren Schulbildung in der Türkei ist das Deutschlernen für Ältere nicht einfach, zumal das Türkische eine völlig andere Grammatik aufweist, keine Artikel hat usw.

Weil der größte Teil der Schüler motiviert ist, unterrichte ich gern Deutsch als Fremdsprache.
Ich könnte mit meiner Ausbildung zur Haupt- oder Grundschule...nur ....ich bin Lehrer und habe keine "Dompteurausbildung."..
Der Nervenstress im normalen Schulalltag ist mir einfach zuviel, trotz 4-fachem Vedienst.
Das ist mit ein Grund.

Die freiere Gestaltung der Arbeit gefällt mir auch. Das Kollegenteam ist klasse, auch ein wichtiger Faktor.

Leben kann man von dem Integrationskurs-Verdienst kaum. Mit 20 Unterrichtsstunden liegt man bei Harz-4 Niveau, ich habe aber noch einen Zweitjob.
Damit füll ich den Rest auf.
Kolleginnen haben meist gut verdienende Ehemänner im Nacken. Wer vom Deutschunterricht leben will, muss 40 Stunden unterrichten, dann bekommt man es hin. Das schafft aber fast keiner.
Honorarlehrer fallen in Deutschland leider aus der Regelung "Anstellung ab einem Verdienst über 400 Euro" leider raus...
Darum keine Festanstellung mit Sozialleistungen, hut fürs Bundesamt für Migration (BAMF), schlecht für Honorarlehrer

Ein anderer Grund, vielleicht der kleinere, ist, dass ich für die meist Lernwilligen doch einen kleinen Beitrag zur Integration leisten kann, auch etwas
prägen (!), denn ich vertrete ja zu vielem meine Meinung, die ich oft auch als persönliche Meinung kennzeichne.
Manche Vorurteile kann man etwas abbauen helfen, indem man Dinge begreiflich macht, erklärt, warum und wie Dinge in Deutschland sind und aus der Geschichte heraus geworden sind.
Gerade Migranten, die sich nur im engsten eigenen Kulturkreis bewegen, kommen so auch mal "auf andere Gedanken"...

Du siehst, es gibt viele Gründe.
Man bezahlt immer einen Preis für seine Entscheidungen.
Ich bin sicher nicht so extrem sozial, dass ich mich hier für einen Dumpinglohn aufopfern würde.
Dieser Lohn ist der Preis, den ich für meine Entscheidung zahle.
Dagegen steht aber in der Waagschale: Spaß am Deutschunterricht, gute Kollegen, weniger Stress als im Schuldienst, oft wählbare Unterrichtstage.

Herzlich
Nefertari

melle
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Re: Ehegattennachzug- Tauziehen um Deutschkenntnisse vor Ehe

Beitrag von melle » 20.06.2011, 01:11

Liebe Nefertari,

ich habe das mit den Büchern auch nicht als Schikane angesehen. Ich hatte diese Bücher von jemanden bekommen, der sie nicht ausgefüllt hatte, also nichts reingeschrieben hatte außer seinen Namen. wir mußten die Bücher dort in der Schule kaufen. Wirklich! Haben wir ja auch gemacht, was solls?

Also die Kurse liefen 2010, mein (Noch-) Mann ist Nigerianer. Er hatte eine befristete AE in Deutschland.
Die Schule wurde uns von der ABH vorgeschrieben.

Allerdings hat er schnell und gut deutsch gelernt. Das muß ich ihm lassen. Naja, ich weiß heute warum er so fleißig gelernt hat. :evil:

Katrina
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Re: Ehegattennachzug- Tauziehen um Deutschkenntnisse vor Ehe

Beitrag von Katrina » 20.06.2011, 07:25

Hallo Nefertari,

ich habe das Erleben eben nur um mehrere Ecken erzählt bekommen; wie häufig das vorkommt, kann ich nicht beurteilen. Die "Bekannte der Bekannten" unterrichtet in einer Stadt mit ca. 160.000 Einwohnern.

Ich glaube wirklich, dass die Motivation mit dem Preis steigt, weil der Kurs mit höherem Preis auch einen höheren Wert hätte.

Aber Deine Motivation macht mich sprachlos. Du hast ein Studium hinter Dir, könntest im Beamtenstatus gutes Geld verdienen (wie viele Stunden unterrichtet ein Vollzeit-Lehrer an einer staatlichen Schule? Nicht viel mehr als Du jetzt, oder?) und entscheidest Dich für einen schlechtbezahlten Job plus Nebenjob. Wow, Hut ab, ich wünsche Dir ganz viele Erfolgserlebnisse mit Deinen Schülern und hoffe, dass sie Dich immer zu schätzen wissen.

LG, Katrina

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Re: Ehegattennachzug- Tauziehen um Deutschkenntnisse vor Ehe

Beitrag von Nefertari1998 » 20.06.2011, 15:58

Liebe Melle,

hast du eine Geschichte hier? Würde ich gerne mal lesen.

Was haben sie dir denn in der Beratung gesagt, warum du den gesamten Kurs bezahlen musst? Lag das an dem befristeten Aufenthaltsstatus?

Das mit den Büchern ist meiner Meinung nach überhaupt nicht okay. Du kannst entscheiden wo und bei wem du Bücher kaufst.
Ich besorge zwar auch immer welche, damit ich nicht wochenlang kopieren muss, bis alle ihr Buch haben, aber jeder kann natürlich frei sein Buch selbst organisieren.

Vorgeschrieben ist nur, dass Deutschkurse besucht werden müssen. Wo ihr den macht, kann niemand vorschreiben!!!

Herzlich
Nefertari

Nefertari1998
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Re: Ehegattennachzug- Tauziehen um Deutschkenntnisse vor Ehe

Beitrag von Nefertari1998 » 20.06.2011, 16:08

Liebe Katrina,

du hebst mich hier zu stark auf einen Sockel...

Ich verzichte nicht aus Nächstenliebe auf ein gutes Lehrergehalt, sondern weil mir der Schulalltag zu stressig ist. Ich habe nicht die Nerven, Dompteur an einer Grund- oder Hauptschule zu spielen. Das ist mit der Hauptgrund.
Dafür verdiene ich lieber viel weniger, dafür gefallen mir meine Jobs.

Die Schüler haben kaum Ahnung, wie gering das Gehalt ist. Die Schüler mögen mich eher, weil ich mich kümmer, wenn es geht. Und ich hoffe ja auch, dass man bei mir was lernt. :wink: Da kommt von vielen schon auch positive Rückmeldung.
Ich bemühe mich halt jeden Tag neu, positiv in den Unterricht zu gehen, trotz mancher "Nervexemplare"...
Man könnte den halben Sozialarbeiter spielen. Zum Glück gibt es die Caritas und viele Beratungsstellen, wohin ich vermitteln kann.

Gut wäre, wenn man Kontakte zu Deutschen vermitteln könnte. Das bedauern viele, dass sie keinen richtigen Kontakt bekommen. Manche trauen sich oft einfach auch nicht, auf Deutsche zuzugehen, und schämen sich wegen einer holprigen Sprachkompetenz. Das ist ihnen schwer auszureden...
Man bräuchte viel Zeit, um sowas zu organisieren. Viel Kontakt zu Deutschen haben die Schüler, die in einer Gemeinde/KIrche sind, das tut auch dem Sprachelernen gut, aber da kann ich Muslime ja eher nicht hinschicken... :wink: :)

Herzlich
Nefertari

Bocanda
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Re: Ehegattennachzug- Tauziehen um Deutschkenntnisse vor Ehe

Beitrag von Bocanda » 20.06.2011, 16:20

Hallo Nefertari,

ich finde es gut, sollten sich solche sprachlichen Kontakte ergeben. Ich habe Kontakte zu Native Speaker (Englisch). Es nennt sich Englisch Tandem. Wir treffen uns einmal die Woche und plaudern so etwa 2 Stunden. 1/4 Stunde Deutsch, 1/4 Stunde Englisch. Immer im Wechsel. Da jeder davon profitieert, sind holperige Sprachkenntnisse evtl. nur Anfangs ein Problem. Diese Barriere überwindet man schnell. Unseren englischen Kontakt haben wir vom schwarzen Brett einer Hochschule. Aber sicherlich kann man das auch bei Volkshochschulen anschlagen.

Ist nur eine Idee, aber vielleicht trauen sich ja doch einige Deiner Schüler.

Liebe Grüße
Bocanda
Liebe Grüße
Bocanda



Der klügste Trick des Teufels ist, uns davon zu überzeugen, dass es ihn nicht gibt (Baudelaire)

Nefertari1998
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Re: Ehegattennachzug- Tauziehen um Deutschkenntnisse vor Ehe

Beitrag von Nefertari1998 » 20.06.2011, 17:02

Danke Bocanda,

das ist eine gute Anregung, eine Hochschule gibt es hier in der Nähe...

Danke
Nefertari

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