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von Nefertari1998 » 19.06.2011, 14:33
Liebe Katrina,
ich bin mit dir einer Meinung, mehr fordern (!!!), weniger bieten...
Deine Bekannte berichtet sicher richtige Erfahrungen, solche Männer habe ich auch öfters mal im Kurs.
Wo wohnt deine Bekannte? In Großstädten ist der Anteil dieser Typen vielleicht größer!?
Ich bin in einer Kleinstadt, da ist möglicherweise ein anderes Klientel.
Es gibt übrigens auch das Gegenteil: Bei manchen Migranten genießt man als Lehrer auch einen gewissen Respekt, wie vor ca.40 Jahren noch in Deutschland.
Diese Art von meist desinteressierten-muslimischen Männern macht bei einen Bruchteil im Kurs aus.
Ich würde mal sagen, ca. 70-80% der Leute, die da sitzen, möchten gern lernen.
Migranten aus der Türkei stellen oft den größtenTeil davon, aber es gibt auch viele aus osteuropäischen Ländern, einige aus Asien und Europa, Südamerika, Afrika und dem nahen Osten. Viele Tourimänner bringen ja auch Frauen mit, aus Thailand, der Dom-Rep, Brasilien. Die sitzen dann auch bei mir.
Ich habe viele türkischstämmige Leute ab 40, die noch Deutsch lernen, weil das oft kostenlose Angebot besteht und sie die Zeit haben.
Wer sich dafür entscheidet, kommt mit viel Motivation, denn das Hierbleiben hängt ja nicht mehr davon ab.
Hier wird viel Einsatz gezeigt. Das muss auch mal erwähnt werden!!!
EInige Hausfrauen genießen auch den Kontakt mit anderen und manchen Migranten tut auch die regelmäßige Wochenstruktur gut. Mit oft nur 5 Jahren Schulbildung in der Türkei ist das Deutschlernen für Ältere nicht einfach, zumal das Türkische eine völlig andere Grammatik aufweist, keine Artikel hat usw.
Weil der größte Teil der Schüler motiviert ist, unterrichte ich gern Deutsch als Fremdsprache.
Ich könnte mit meiner Ausbildung zur Haupt- oder Grundschule...nur ....ich bin Lehrer und habe keine "Dompteurausbildung."..
Der Nervenstress im normalen Schulalltag ist mir einfach zuviel, trotz 4-fachem Vedienst.
Das ist mit ein Grund.
Die freiere Gestaltung der Arbeit gefällt mir auch. Das Kollegenteam ist klasse, auch ein wichtiger Faktor.
Leben kann man von dem Integrationskurs-Verdienst kaum. Mit 20 Unterrichtsstunden liegt man bei Harz-4 Niveau, ich habe aber noch einen Zweitjob.
Damit füll ich den Rest auf.
Kolleginnen haben meist gut verdienende Ehemänner im Nacken. Wer vom Deutschunterricht leben will, muss 40 Stunden unterrichten, dann bekommt man es hin. Das schafft aber fast keiner.
Honorarlehrer fallen in Deutschland leider aus der Regelung "Anstellung ab einem Verdienst über 400 Euro" leider raus...
Darum keine Festanstellung mit Sozialleistungen, hut fürs Bundesamt für Migration (BAMF), schlecht für Honorarlehrer
Ein anderer Grund, vielleicht der kleinere, ist, dass ich für die meist Lernwilligen doch einen kleinen Beitrag zur Integration leisten kann, auch etwas
prägen (!), denn ich vertrete ja zu vielem meine Meinung, die ich oft auch als persönliche Meinung kennzeichne.
Manche Vorurteile kann man etwas abbauen helfen, indem man Dinge begreiflich macht, erklärt, warum und wie Dinge in Deutschland sind und aus der Geschichte heraus geworden sind.
Gerade Migranten, die sich nur im engsten eigenen Kulturkreis bewegen, kommen so auch mal "auf andere Gedanken"...
Du siehst, es gibt viele Gründe.
Man bezahlt immer einen Preis für seine Entscheidungen.
Ich bin sicher nicht so extrem sozial, dass ich mich hier für einen Dumpinglohn aufopfern würde.
Dieser Lohn ist der Preis, den ich für meine Entscheidung zahle.
Dagegen steht aber in der Waagschale: Spaß am Deutschunterricht, gute Kollegen, weniger Stress als im Schuldienst, oft wählbare Unterrichtstage.
Herzlich
Nefertari