Sabi hat geschrieben:
Ich weiß, dass er seit Freitag wieder auf Tour ist, aber sein Handy immer dabei hat. Ich vermisse ihn und denke ständig an ihn. Ich glaube ihr habt diese Taktik “Sehnsucht schüren” genannt. Ich warte nun ab was passiert. Mich macht das Ganze ziemlich sauer. Dieses Gefühl hilft mir aber auch etwas Abstand zu gewinnen.
Hallo Sabi,
schön, daß Du uns weiter informierst

Ich denke auch, er versucht Sehnsucht zu schüren. Und diese seine Sülze von den süßen Träumen - das ist doch nun wirklich schon so was von olle Kamelle - das nenne ich Süßholz raspeln.
Sabi hat geschrieben:Ich weiß meistens genau was ich nicht will, aber selten was mir gut tut oder mich glücklich macht. Das ist aber glaube ich ein anderes Thema.
Du bist noch sehr jung, ich habe das in Deinem Alter auch nicht immer gewußt. Und ich glaube nicht, daß das ein sooo anderes Thema ist. Gerade diesen Umstand nutzen viele Heiratsschwindler gezielt aus. Das ist ja gerade das Geheimnis der Verführung: Der Verführte fragt sich: 'Habe ich mich jetzt verführen lassen oder habe ich das, was mir mit diesem Mann passierte, eigentlich schon immer gewollt?' Und gute Verführer werden ihre Opfer immer in der Illusion wiegen, diese Beziehung, so wie sie ist, eigentlich selbst gewollt und herbeigeführt zu haben.
Sabi hat geschrieben:Ich denke schon, dass ich mit einer Tätigkeit im sozialen Bereich glücklicher wäre. Viele verschiedenen Umstände haben mich aber in einer andere Richtung geführt und es gibt sicher auch gute Gründe hierfür (everything happens for a reason). Ich war seit dem ich 15 bin immer stark ehrenamtlich in verschiedenen Vereinen (Sport, Rotes Kreuz, Universität etc) engagiert. Egal wo ich gewohnt habe. Dies hat mich immer viel Spaß gemacht, es war mir wichtig und es hat mich geprägt. Seit dem ich in der Schweiz bin, kümmere ich mich nur noch um meine Arbeit. Ich habe leider auch das Gefühl außer für die Arbeit keine Kraft für irgendetwas anderes zu haben. Ich habe noch nicht mal Energie, abends außer am Wochenende noch andere Leute zu treffen. Meine (vielen) Reisen sind so die einzigen Lichtblicke. Der letzte Urlaub hat ein paar Wünsche und Ziele wieder aus der Vergessenheit geholt. In mir formt sich mehr und mehr mein Wunsch (den ich schon seit meiner Jugend habe) für kürzere oder längere Zeit nach Afrika zu gehen. Hiermit meine ich nicht Senegal sondern generell Afrika. @Steckchen: “Und wenn man die richtigen Freunde hat, kann man eigentlich überall leben. Vielleicht hast Du die einfach noch nicht gefunden?” Ich kann Dir nur zustimmen. Ich weiß nicht warum es mir hier so viel schwerer fällt mich zu integrieren als in den anderen Ländern.
Ich glaube, in der Schweiz ist man als Arbeitnehmer auch sehr gefordert und eingespannt, mehr sicherlich als in anderen Ländern Europas. Das haben mir schon so einige Bekannte erzählt. Die Schweiz ist eigentlich sehr anspruchsvoll, was ihre ausländischen Arbeitnehmer betrifft, hängt die Einbürgerungslatte für diese ziemlich hoch und das wissen die Arbeitnehmer und legen sich dann auch richtig ins Zeug. Sich zu engagieren ist sehr schön, allerdings ist es im Sport und an der Universität ja so, daß Du eigentlich unter Gleichgesinnten bist, die ähnliche Ziele haben und so funktioniert eine gute Sozialgemeinschaft. Aber ob die Leute, denen Du in Afrika helfen willst, auch die gleichen Ziele haben wie Du? Zumal Afrika ja auch ziemlich groß und unterschiedlich ist. Ich denke, Du projizierst da etwas in diesen Kontinent hinein, schließt jetzt den Senegal zwar kategorisch aus, aber ich glaube, Du bist anfällig dafür, ein Helfersyndrom zu entwickeln, gerade, weil Du in der Schweiz wohl nicht so den Freundeskreis aufbauen konntest, den Du gerne hättest. Meinst Du denn, daß Afrikaner Dir dies eher geben könnten, weil Du ihnen selbstlos hilfst? Nein, einige von ihnen werden schon genau spüren, eben wie dieser Reiseleiter, wo deine emotionalen Wünsche und Lebensdefizite sind. Und sie werden da genau einhaken, werden Dich okkupieren, besetzen. So daß die netten und ehrlichen Menschen gar keine Chance mehr haben, an Dich heranzukommen, weil die nämlich meist nicht so freundlich zugänglich einladend verständnisvoll rüberkommen, sondern zumeist erst einmal abwarten und sich zurückhalten, so wie Du eben.
Sabi hat geschrieben:Wie kam mein Senegalurlaub zustande? Ich liebe es zu reisen und hatte kurzfristig noch eine Woche Urlaub übrig, die ich dieses Jahr noch nehmen musste. Ursprünglich war ein Urlaub mit den Eltern geplant, der aber verschoben werden musste. Beim Blick auf die Jahreszeit und die Urlaubsdauer habe ich mich umgeschaut wohin (noch freie) Rundreisen angeboten werden. Ein Arbeitskollege hat mir vor zwei Jahren mal einen franz. Veranstalter empfohlen, den ich mir nun etwas genauer angeschaut habe. Dort wurden viele Senegalrundreisen angeboten und so kam das Ganze. Wir waren eine super kleine aber sehr harmonische Gruppe (4 Personen).
Ja, das genau war es wahrscheinlich, was der Reiseleiter wollte: Eine kleine überschaubare Gruppe, wo er viel Zeit mit den Leuten verbringen konnte und sich dann gezielt an ein anfälliges Opfer heranschleichen konnte. Ich kenne diese überschaubaren sehr harmonischen Gruppen auch. Wir hatten 1994 eine Syrienreise unternommen. Das waren alles Freunde und Bekannte der deutschen Ehefrau eines in Deutschland lebenden Syrers, der diesen Freunden und Bekannten eben Syrien zeigen wollte. Und ich war die Kollegin dieser Ehefrau. Es kam noch ein junger Syrer mit, der an der Humboldt-Universität studierte. Er war irgendwie ein Aufpasser, organisierte wohl gelegentlich was, hatte aber für uns keinerlei erkennbare Funktion in der Reisegruppe. Man munkelte, daß er im Auftrag des syrischen Geheimdienstes uns zugeteilt wurde, um Kontakte zu Einheimischen zu verhindern. Ich habe es zweimal "gewagt" mich von der Gruppe zu entfernen, um mich mit Syrern privat zu treffen. Da ich Arabisch konnte, ging das auch sehr gut. Und dieser syrische Student war plötzlich sauer und meinte, das sei doch sehr gefährlich, was ich da täte. Wobei er noch eine Woche zuvor erzählt hätte, daß die Syrer doch alle nett und freundlich seien und es praktisch keinerlei Kriminalität im Lande gäbe. Dann versuchte er noch, mich anzubaggern, aber ohne Erfolg. Ich fand sein Gebaggere aber eher aufdringlich, da mir schlecht war vom vielen Fleischessen, dem vielen Öl im Essen (Gemüse gab es wenig und selten) und er wollte über nichts als über Essen mit mir reden. Dann versuchte er es noch bei einem anderen Mädel in der Gruppe - auch ohne Erfolg. Tja, der geborene Verführer war er wohl nicht. Aber in solch einer "persönlichen privaten" Reisegruppe fielen da bei ihm wohl so einige Schranken.
Ja, man sollte sich diesen französischen Reiseveranstalter für den Senegal mal genauer anschauen. Wer weiß, wie viele Beziehungen da schon gestiftet wurden. Du hattest ja was über das schwarz-weiße Pärchen am Flughafen in Dakar erzählt, wo die Frau aus demselben Dorf wie Dein Reiseleiter stammte. Vielleicht hatte dieser Franzose die Frau auf derselben Reisetour kennengelernt.
Was ich Dir sagen will: Paß auf Dich auf und schau, daß Deine gutgemeinte Hilfsbereitschaft bei den Richtigen ankommt und nicht bei denen, die gezielt mit Charme und schwarzer Samthaut an Deinen Beschützerinstinkt appellieren.
LG
Steckchen
Die Liebe vernachlässigt diejenigen am meisten, die ihrer am meisten bedürfen.
(Madame de Rosemonde im Film: Gefährliche Liebschaften (Regie: Stephen Frears) 1988