Ich hab meine Geschichte im Nigeria-Forum geschrieben. Es war eine heftige Zeit.
Etwas über ein Jahr ist es jetzt her, dass ich vom Doppelleben meines Bezzi erfahren hab. Dass das Lügengebilde eingestürzt ist. Mit ihm meine Träume vom Leben als internationale Familie, vom Reisen zwischen Ländern und Welten, grossen Plänen, das Leben an der Sonne in Übersee, auf das ich gute 10 Jahre hingearbeitet hatte, schon lang bevor ich ihn kennen lernte.
Es kam alles anders.
Ich wohne in der Schweiz. Mit meiner Tochter. Sie wird bald 2 Jahre alt. Wir haben Freunde, tolle Nachbarn, ein gutes soziales Netz. Es gefällt mir wirklich. Die Leute, die Stadt, die Sicherheit, das grosse Angebot in den Läden, die Natur, die Pünktlichkeit der Züge und noch ganz viel mehr.
Mein Visum fürs Ausland läuft nächstes Jahr aus. Danach muss ich, wenn ich hinreisen will, wieder ein Touristenvisum lösen. Zwar wird mein lokaler Führerschein noch einige Jahre gültig sein, Medicare-Karte und Bankkontonummer hab ich auch noch - doch sind das alles nur noch Souvenirs aus einer lange vergangenen Zeit....
Es kommt mir vor, wie ein anderes Leben. Es war ein anderes Leben.
Heute ist alles gut. Genau so, wie es ist.
Ich schreibe hier, weil ich einigen von euch Mut machen möchte. Es gibt ein Leben danach. Gebt nicht auf. Es braucht einfach alles seine Zeit.
Meins hat mit dem Umzug Anfang Jahr angefangen, indem ich mir sagte, ja, ich will ganz sicher nicht den Rest meines Lebens allein bleiben und leiden. Ich mag nun mal Männer. Und wär gern mit einem von ihnen zusammen, wenn es denn stimmt. So fielen sie mir plötzlich wieder auf, im Tram, auf der Strasse, überall gab es sie.

Ich hab dann einen kennen gelernt, allerdings etwas gezielter, im Internet. Schweizer, Akademiker, gut aussehend, gebildet, gleiche Hobbys und Gewohnheiten, sehr gute Voraussetzungen für eine mögliche Beziehung. Wir verstanden uns wirklich blendend und auch die Chemie stimmte vom ersten Moment. Beide wollten wir uns bald wiedersehen und näher kennen lernen, trafen uns zwei- bis dreimal die Woche meist spontan in der Stadt mal zum Lunch oder im Café. Er kam dann bald zu mir nach Hause, es ergab sich einfach so, traf auch meine Tochter, ich ging zu ihm nach Hause (und war seeeehr erleichtert darüber), er kochte, er zahlte im Café, alles war sehr natürlich. Ich prüfte ihn, öfter. Immer kam eine ehrliche Antwort. Die ich, nach meiner Erfahrung, überprüfen musste und... auch konnte. Denn er war wirklich, wer er sagte, wer er ist, hatte da studiert, wo er sagte, arbeitete da, wo er sagte und er zeigte mir sogar einen Ausweis mit seinem Geburtsdatum (natürlich fragte ich ihn nicht aus diesem Grund danach, sondern wir waren im Zug auf einem Ausflug und er zeigte die Bahncard, da wollte ich sein Foto sehen und Geburtsdatum steht auch drauf ;o). Ja, ja. Was will ich euch sagen? Es ist beruhigend zu wissen, es gibt noch Leute, die die sind, für die sie sich ausgeben. Das ist schon mal eine erste Erfahrung nach diesem Schreck!
Die zweite ist noch besser. Nach einer Weile, wir hatten schon was zusammen und auch das war alles natürlich und einfach "gut", war er es, der Stopp sagte und reden wollte. Er fand mich ebenfalls toll, hätte auch überhaupt nichts dagegen, so weiterzumachen wie bisher, jedoch weiss er einfach jetzt schon nach diesen Wochen, dass er nicht bereit ist für ein Leben mit Kind und er will mich nicht hinhalten und dann erst enttäuschen, wenn die Gefühle noch grösser sind. Ein paar tolle Monate mit mir, wäre auch für ihn sehr verlockend, aber dann irgendwann könnte er nicht weiter und sich selbst nicht im Spiegel sehen. Er habe jetzt schon ein schlechtes Gewissen... Das weiss er jetzt und wusste er vorher nicht (er hat noch keine Kinder). Ausschlafen und Erwachsenensachen machen ohne an genügend Windeln denken zu müssen, wenn man unterwegs ist, das ist einfach heute sein Leben. In ein paar Jahren kann sich das ja ändern, doch sicher nicht so bald.
Wir haben viel geredet und waren sehr sehr nah dran, uns doch wieder zu berühren, es knisterte richtig und juckte mich in den Händen, ihn auch... Doch geht das nicht, sonst könnte man nachher wirklich sagen "selber schuld". Ein paar schöne Wochen, Monate, vielleicht gar ein Jahr, und dann aber wär die "Affäre" vorbei. So hätte es sicher mancher Mann gemacht, nichts gesagt zu dem Zeitpunkt und einfach mal genossen und dann mal schauen... Wir wollten ja sowieso uns Zeit lassen, kennen lernen (ich über längere Zeit sehen, dass er ein guter Typ ist und seine Versprechen hält - er kennt meine Geschichte), es hätten also schon noch schöne Zeiten werden können. Doch nein, er sagt mir jetzt die Wahrheit. Will mich eben NICHT hintergehen, weil er mich gern hat und meine Tochter auch.
Davor hab ich sehr grossen Respekt. Zwar einen möglichen Partner verloren, den ich eben auch gern hab, dafür aber einen guten Freund gewonnen. Einen ganz neuen Freund seit der Krise und einen männlichen dazu!!! Wow. Das hätt ich mir nie vorstellen können. Ich bin echt erstaunt, wie es gehen kann und weiss, doch, wenn die Voraussetzungen stimmen, über eine gewisse Zeit sich bewahrheiten, mit einem ehrlichen Mann, der nichts zu verbergen hat und mir auch meine "Zeit und Prüfungen" zugesteht, kann ich wieder vertrauen. Doch, es geht. Man muss eben nur auf einen Mann mir Rückgrat treffen, der nicht selber profitieren will und ein Gentleman ist. Offenbar gibt es die noch.
Darüber bin ich sehr froh und erleichtert und das wollt ich euch hier sagen. Es gibt ein Leben danach. Irgendwann, irgendwo vielleicht find ich so einen Mann wie ihn, der zu allem auch noch Kinder liebt und mein Kind im Speziellen... - Doch es eilt nicht.
Wünsche euch eine gute Nacht
Sonnenblume