Zwar hat mir die Erkenntnis einige schlaflose Nächte bereitet, dass auch meine Geschichte hier vielleicht in den Rahmen passt. Aber andererseits macht die Erkenntnis auch einiges einfacher. Man kann klarer abschließen.
Meine Geschichte habe ich noch nicht als wahre Geschichte abgegeben. Irgendwie ist sie auch viel harmloser als die meisten anderen. Bevor ich das mal tue, bitte ich um eure Meinung. In meinen Augen passt Schatzis Arbeitseifer einerseits nicht zum ziemlichen Desinteresse andererseits an der Familie. Bzw. handelt es sich dann wohl doch nicht um Bezness?!?
Ich war deutlich mehr als zehn Jahre mit einem Westafrikaner verheiratet. Er lebte in meiner Nähe, war bereits rund fünf Jahre in Deutschland, Asylant, aber eigentlich Wirtschaftsflüchtling. Vor mir kannte er eine etwas ältere deutsche Frau, wie intensiv vermag ich allerdings nicht zu sagen. Wir haben uns gut verstanden, er machte einen sehr ordentlichen, sehr genauen und gewissenhaften sowie erwachsenen Eindruck auf mich damals.
Er imponierte mir. Die Hochzeit erfolgte schnell, und zwar in Afrika. Dänemark klappte nicht und am Heimatort hätte es zu lange gedauert. Er hatte damals eine Ausbildung absolviert die gebührenpflichtig war, hat nebenbei gejobbt in einem Malochejob und machte einen super Eindruck. Allerdings hatte er von Anfang an Geldprobleme. Für die laufenden Ausgaben reichte es, doch für die Reparatur seines Autos gab ich dann schnell Geld.
Fortan war stets irgendwas. Er fand keine Arbeit in seinem erlernten Beruf, Schuld waren natürlich die bösen Rassisten. Eine ganze Weile hielt ich mit ihm mit, bis ich irgendwann entdeckte, dass er sich nicht besonders geschickt anstellte in Vorstellungsgesprächen. Wir waren zeitgleich bei der derselben Firma zum Gespräch eingeladen.
Tipps in diesem Bereich wollte er nicht annehmen, und auch in vielen anderen Bereichen lehnte er alle wohlgemeinten Ratschläge immer wieder ab. Immerhin arbeitete er dann weit unter seinem Niveau als Hilfsarbeiter. Ob vom Amt gewzungen oder freiwillig, kann ich nicht nicht sagen. Er war bis auf die Anfangszeit extrem maulfaul mir gegenüber. Ich weiß also sehr wenig über alles mögliche, obwohl wir sehr lange zusammen waren und auch mehrere Kinder haben. (Aus Diskretion möchte ich so ungenau bleiben, was genaue Daten angeht.)
Gerafft ist festzuhalten: Alles, was nicht von mir kam, hatte er nicht. Einen richtigen Job in seinem Beruf habe ich ihm vermittelt, da war er dann auch sehr gut. Allerdings nicht erfolgreich. In den Jahren, die er als Angestellter verbracht hat, hätte er irgendwann durchaus aufsteigen können. Aus Angst vor Kündigung hat er aber nie mit seinem Chef drüber gesprochen. Angeblich. Ein Auto gab es später von meiner Familie.
Die Miete für die gemeinsame Wohnung habe immer ich bezahlt, seine horrenden Telefonkosten auch, Nebenkosten sowieso etc. pp. Allerdings befand ich mich jahrelang in Ausbildung, verlängert durch die Geburt der ?ungeplanten?? Kinder. Es war zwar klar, dass mal welche erwünscht sind. Aber ich kann heute noch nicht sagen, ob er mich ausgetrickst hat oder es tatsächlich ein Versehen war.
Er war einfach nie da, wenn es galt, Verträge zu unterschreiben. Sehr günstig gelaufen für ihn. Er hat auch stets vergessen, mir die Kosten zurück zu erstatten. Manchmal fand ich das angemessen, da er dann bsp. das Auto nutzte und zahlte. Und ich ja auch manchmal damit fahren konnte. ... Zu den ungünstigsten Zeitpunkten musste er einige Male nach Afrika zur Familie. Kurz vor oder nach den Entbindungen, zu irgendwelchen anderen schwierigen Zeiten, und natürlich waren die Rückreisezeitpunkte immer sehr flexibel.
Er kam durchaus mal vier Wochen später als geplant zurück. Flug ausgefallen, Streik, etc. pp. Das war alles noch vor dem Internetzeitalter, und ich kenne Afrika, habe selbst dort gelebt. Also schien mir so einiges plausibel. Ist mir ja selbst so ergangen. Dann kamen allerdings Anrufe, das Geld sei alle, er müsse sich von mir was leihen etc. Die Überweisungsdurchschläge von Western Union habe ich noch, alle niemals je durch ihn bei mir wieder ausgeglichen.
Er hat in seinem Job späterhin immer gearbeitet, war allerdings deshalb als Pendler viel unterwegs. Für die Familie hat er gar nichts gemacht. Irgendwann nahm er eine Wohnung an seinem Arbeitsort und kam nur an den Wochenenden. Klar, sein gesamtes Gehalt ging für seine Unterkunft draus, plus Nebenkosten. Für unsere immer größer werdende Familie war ich von der Tatkraft her und auch finanziell voll alleine zuständig.
Gelegentlich erschien der Gerichtsvollzieher, mit dem ich im Traum nicht gerechnet hätte! Ich hatte keine Ahnung, wir hatten immer getrennte Konten. In Schatzis Post habe ich nicht reingeschaut, und er wohl auch nicht. Auch alte, sehr obskure Schulden habe ich für ihn abbezahlt, wenn es denn gar nicht mehr anders ging. Sozialamtsrückforderungen, die angeblich wegen mir entstanden sind, usw. (Ich habe nie einen Cent von Arbeitsamt oder Sozialamt erhalten! Während einer längeren Abwesenheit meinerseits, Auslandsaufenthalt zu Ausbildungszwecken, hatte er wohl frohen Mutes für zwei Personen Sozialhilfe eingestrichen. Die wurde natürlich irgendwann zurück gefordert.)
Stets war irgendwas zu bezahlen, für das er natürlich als Alleinverdiener keine Mittel mehr hatte, und auch im Alltag hat er sich praktisch an nichts beteiligt. Er hat aber lange fleissig in ein Grundstück mit Haus am Strand in Filetlage investiert. Damit wir dort später im Alter wohnen können, und zwischendurch Urlaub machen. Wir wohnen doch nicht im Hotel, das sei doch nichts für uns ... Durch den recht ungeschickten Umgang mit Geld, behaupte ich, hat er mehr bezahlt als nötig, das Haus ist jetzt noch nicht fertig. In der Zwischenzeit sollten Verwandte von ihm dort wohnen, kostenlos, die uns Haus und Grundstück in Ordnung halten und alles vor Vandalen beschützen. ...
Er ist wohl nie auf die Piste gegangen, seine mir bekannten Freunde waren überwiegend Akademiker, er hat ganz sicher kein Geld in Drogen und Alkohol investiert, und ob er andere Frauen hatte, vermag ich nicht zu sagen. Wir haben nicht so viel Zeit miteinander verbracht durch die Pendelei. Und er schlief viel. Er hat einen Haufen alte Bekannte, die mir eher suspekt sind, und einem Typen hatte ich Hausverbot erteilt. Zwar auch Akademiker, toller Beruf und viel Geld, aber der nahm es mit der Wahrheit nicht genau und hatte keine besondere Achtung vor anderen Menschen. Vor Frauen schon gar nicht. Es war mir also gelegentlich möglich, am Leben des Schatzis Änderungen zu erwirken. Aber insgesamt selten.
Diskussionen oder wenigstens Unterhaltungen gab es nicht, er drehte sich lieber wortlos um. Er hatte selten zu etwas Lust, keine gemeinsamen Unternehmungen, etc. Allerdings war er älter als ich, nicht jünger, und ich war auch jung damals. Ich bin hübsch, aber (leider) total unmodisch, mein Schatzi ist ein sehr gepflegter. Trotzdem kann man mit mir rausgehen, das ist also kein Grund.
Ganz gelegentlich ist er mit den Kindern mal raus gegangen, oder mitgekommen zu einer obligatorischen Veranstaltung. Dann mimte er immer den Superdaddy. Doch tatsächlich interessiert er sich nicht wirklich für sie. Zweisprachige Erziehung war mein Plan, fand er auch toll. Doch so etwas, wie auch viele andere Dinge, lassen sich nicht bei einer Stunde Kontakt pro Woche zwischen Vater und Kindern umsetzen.
Er ist sehr sportaffin, wenn seine Lieblingssportart im TV übertragen wird, und das ist teilweise fast täglich der Fall, je nach Saison oder wenn Weltmeisterschaft ist, dann wird jede Übertragung geschaut. Er hat so bspw. die Vorbereitungen zu einem Familienumzug verpasst, hat mich alles alleine vorbereiten lassen, und insgesamt nicht einmal ernsthaft versucht, darüber zu reden. Ergebnis: Ich bin mit den Kindern einige hundert Kilometer weiter gezogen. Er blieb alleine zurück.
Für keine Wohnung hat Schatzi Geld investiert, bei den Möbelanschaffungen war er halt nie da. Ich habe ausgesucht und bezahlt. Am Ende wollte er gerne die schäbige Küche und das zusammengewürfelte Wohnzimmer aus einem Guss einrichten. Die tollsten Pläne wurden entwickelt seinerseits. Nachdem ich vollkommene Zustimmung signalisierte und er einmal sah, wieviel ein neues Wohnzimmer kostet, hörte ich nie mehr davon. Gleiches gilt für´s Auto.
Ich könnte fortfahren, doch vielleicht reicht es schon. Für sich hat überwiegend irgendwie selbst gesorgt, für uns überhaupt nicht. Und natürlich war er ein Meister darin (und ist es noch), zu begründen, warum er nun gerade kein Geld hat. (Ein Klassiker: Die jährlichen Forderungen wie Versicherung und Steuern, die kamen immer sooooo überaschend ...)
Wir sind getrennt, ich bekomme noch Unterhalt vom Amt vorgeschossen für die Kinder, weil er natürlich jetzt keine Arbeit mehr hat. Die Schuldige bin, ihr denkt es euch, natürlich ich am Ganzen. Dabei wollte er nur das beste für uns. In fünf oder sieben Jahren, oder so oder auch nicht, hat er sicher wieder einen tollen Job und kauft uns alles, was wir brauchen und wollen. Oder später, oder so, oder auch nicht. Und bis dahin wäre es nur recht, wenn ich ihn unterstütze.
Bin gespannt auf eure Meinungen.

Freue mich sehr über das Forum und 1001Geschichte an sich, habe viel gelesen und hoffe, dass viele Frauen hier erst lesen und dann erst weiter in ihren Schatzi investieren. Oder besser nicht.
Susi1001
