Aber ich schätze eure Erfahrung und auch wenn ich meine gesamte Freizeit mit Foren, Büchern, Koran und sonstigen Informationen verbringe, so wird mir doch bewusst, dass sich vieles erst mit der Zeit zeigen wird/kann.
Ich lernte M. letztes Jahr im Souk in Marrakech kennen, während er arbeitete. Es war nicht Liebe auf den ersten Blick aber gegenseitiges Interesse war nicht von der Hand zu weisen. Seinerseits bestimmt, da ich zahlungskräftige Touristin war, meinerseits, da mich die Stadt und die Kultur sehr beindruckte und ich mehr erfahren wollte. Wir trafen uns ein paar Abende um uns auszutauschen und verliebten uns ineinander. Zärtlichkeit wurde da spärlich ausgetauscht, jedoch führen wir seither eine Fernbeziehung und ich fing an dieses Forum und die wahren Geschichten zu lesen. Da zu viele Details den Rahmen sprengen würden, zähle ich die Fakten relativ unromantisch auf:
- Wir sind beide 30 Jahre alt und berufstätig
- Sprechen beide fliessend Französisch und unterhalten uns täglich (Telefon/Internet)
- Ich bin dabei arabisch zu lernen, er deutsch, Fortschritt mässig

- Besuche ihn monatlich in Marokko, die Kosten für die Reise/Aufenthalt teilen wir uns
- Ich kenne den Grossteil seiner Familie, auch Halbgeschwister
- Von seinem Glauben her, hält er den Ramadan ein und spendet
- Der Heiratsantrag kam anfangs Jahr, ich habe zugestimmt mit einjähriger Verlobungszeit
- Konvertierten meinerseits ist kein Thema, freuen würde er sich bestimmt
- Meine Familie ist mässig begeistert, meine Eltern sind jedoch bei einer Reise mitgekommen und haben ihn und die Familie zumindest kennengelernt
- Er hat einige europäische Freunde (teilweise Auswanderer) die ich kennengelernt habe und mit denen er ein freundschaftliches Verhältnis pflegt
- Seine letzte Beziehung war ebenfalls eine Fernbeziehung mit einer Europäerin
- Er ist halb Berber, halb Araber
- Er war im Zuge seiner Arbeit bereits in Frankreich und der Schweiz
Seit dem Anschlag in Marrakech sieht meine Familie bei der geplanten Hochzeit in Marokko rot! Unsere Pläne haben sich soweit geändert, dass er „schweren Herzens“ zu mir kommen möchte, um mit mir vor der Hochzeit zusammenleben zu können (Probewohnen) und bei mir zivil zu heiraten. Die Dokumente sind eingereicht und wir warten auf den Entscheid…
Die kulturellen Unterschiede sind enorm! Wir versuchen jedoch beiderseits alles zu diskutieren. Wir haben lange Gespräche über Heiraten/Familie/Religion/Bezness/Kultur/Finanzen/Zukunft und Vorstellungen geführt. Natürlich haben wir Differenzen, konnten bis jetzt aber immer einen gemeinsamen Nenner finden.
Ich halte diesen Beitrag bewusst „kühl“, da ich denke, die ganzen wunderschönen und romantischen Momente gleichen sich in jeder Geschichte.
Das heisst aber nicht, dass ich ihn nicht von ganzem Herzen liebe bzw. dass wir für uns gegenseitig die Liebe unseres Lebens bedeuten.
Ich bin überzeugt davon, dass wir alles was möglich ist, besprochen/angesprochen haben und ich noch nie eine so bereichernde und glückliche Beziehung geführt habe; also warum schreibe ich hier?
Meine Zweifel liegen in unserer gemeinsamen Zukunft, insbesondere nach der Hochzeit. Ich habe viel gelesen, dass sich Männer mit dieser Kultur ändern können und sehr gute Schauspieler sind. Habe bis jetzt wenig Angst vor Bezness (evtl. belehrt ihr mich eines besseren), da ich nicht viele Parallelen zu anderen Geschichten finde; bis auf natürlich, dass ich Europäerin bin mit viel mehr Einkommen und er aus einem sozial nicht hochgestellten Land kommt, gibt es noch mehr „Bezness“-Punkte, die ihr finden könnt?
Ich möchte wirklich heiraten um zusammen zu sein und zu bleiben! Ich weiss es gibt keine Garantie, aber die Wahrscheinlichkeit, dass es eben nicht klappt, sei es nur aus den bisher unterschiedlichen Lebensweisen und nicht unbedingt, weil er es nicht ernst meinen könnte, beunruhigen mich sehr.
Ich bin ein sehr rationaler und organisierter Mensch und möchte einfach nichts unversucht lassen, meine Geschichte von allen Seiten (neutral) beleuchten zu lassen und Gedanken auszutauschen, auf die ich vielleicht noch gar nicht gekommen bin. Bin offen für Ratschläge, offen für Fragen und danke allen, die sich die Mühe machen, dies zu lesen und sich damit zu befassen.