Ines hat geschrieben:Liebes Steckchen!
Wie gesagt, im Grunde genommen hast Du recht. Aber Mandy´s Tochter ist 17 (!) und ich denke nicht, dass sie wirklich weiß, was auf sie zukommst und was sie alles aufgibt. Auch von Einsamkeit wird sie sicher begleitet sein, denn ihre Freundinnen gehen weg, gehen in die Disco etc.
Ja, Ines,
das kann passieren, daß ihre Freundinnen weggehen, während sie sich um das Baby kümmert. Kann auch passieren, sie findet neue Freundinnen, die auch Kinder haben, in einer ähnlichen Situation sind. Ja, sie gibt etwas auf, aber bekommt auch viel dafür. Und kann dann später, wenn das Kind größer ist, vieles nachholen, wenn andere hektisch mit der Familienplanung beginnen.
Ines hat geschrieben:Klar kann man so nebenbei eine Ausbildung machen, aber das ist hart.
Und da weiß ich, wovon ich rede. Es ist ja nicht damit abgetan, dass man in die Schule geht, Hausaufgaben, Lernen etc. sind da auch noch mächtig auf dem Programm, aber da ist dann ein Kleinkind, was auch zu seinem Recht kommen will und muss. Da sind schlaflose Nächte. Und nicht jeder kann mal so einfach 3 Jahre zu Hause bleiben, denn da sind auch finanzielle Einbussen vorprogrammiert und das Geld vom Staat reicht vorne und hinten nicht.
Ich kenne genug Mütter, die alleinerziehend sind und die sehr knappsen müssen mit dem Geld. Meine Freundin hat studiert und alles, sie ist nach 3 Wochen (!) ihrer Entbindung wieder arbeiten gegangen.
Die Tochter von Mandy ist aber nicht alleinerziehend. Sie lebt bei ihrer Mutter und das wird sie entlasten. Es geht gar nicht nur darum, in den ersten drei Jahren zu Hause zu sein mit dem Kind, aber ich kenne durchaus Frauen, die es geschafft haben, und trotz Geldknappheit in dieser Zeit über die Runden kamen. Und wenn Mandys Mutter als Pflegemutter des Kindes anerkannt wird, falls ihre Tochter ihre Ausbildung oder Schule abschließen will, dann kann sie sogar Elterngeld beantragen, wenn sie im Jahr vor der Geburt genügend verdient hat, so daß sich eine Antragstellung lohnt, wenn das bewilligte Elterngeld für ein Jahr über die obligatorischen 300 Euro hinausgeht:)
http://www.sueddeutsche.de/politik/jung ... a-1.707966
Ines hat geschrieben:Und alleine mit Liebe ein Kind großzuziehen, selbst, wenn Du diese Ideale, die sehr schön sind, hast, funktioniert nicht. Denn selbst, wenn Sportvereine, Kunsterziehung etc. billig sind, wie Du es beschreibst, möchte ein Kind nicht hinter anderen Kindern zurückstecken, neben der Liebe sind da auch die materiellen Dinge, die auch ein Kind beansprucht, da sind dann später eben der Gameboy oder PC (ist ja heute selbstverständlich in einem Haushalt) oder andere Dinge, die ein Kind eben auch haben möchte, denn sonst kann es auch zum Außenseiter werden und ich rede hier nicht von Markenklamotten o.ä. und das will finanziert werden. Und da kannst Du glauben, dass ich da ganz genau weiß, wovon ich rede.
Weißt Du, wenn das Kind später von Neid und Wünschen zerfressen ist, die es nicht erfüllt bekommt, dann liegt das auch an der Erziehung der Eltern, an deren Vorbildfunktion, was sie selbst als wichtig erachten, dem Kind vorleben und nicht zuletzt daran, ob sie von Vornherein annehmen, ihr Kind könnte sich in diese oberflächliche Richtung entwickeln und dann dies passiv hinnehmen, anstatt zu gegebener Zeit gegenzusteuern. Deswegen kein Kind haben zu wollen, erinnert mich an das uralte Kinderlied "Wenn der Topf aber nun ein Loch hat", wo immer neue Gründe dafür vorgeschoben werden, daß die Lise mit dem Topf nicht tun will, was Heinrich gerne möchte.

Gerade in unserer freien Gesellschaft sollte man doch die Wahl haben, ob man sich dem Konsumterror beugt oder nicht. Und auch seine Kinder dementsprechend erziehen.
Und wenige Wünsche, nach langer Zeit erfüllt, sind viel süßer als, wenn alles, was das Kind begehrt, diesem sofort hinterhergeworfen wird. Denn erst durch solch maßlose Verwöhnung wird es konsumsüchtig, nicht nur durch falsche Freunde. Ich selbst wollte als Kind auch dies und das, habe aber auch immer Interessen gehabt, die keinen immensen materiellen Aufwand erforderten und mich glücklich gemacht haben. Ja, von Liebe allein kann ein Kind nicht leben, aber wird das Kind respektiert und geliebt und gefördert, dann macht es dies stark für das spätere Leben und weniger anfällig für die Schmeichler und Betrüger, die nur darauf warten, diesen Menschen später mit geheuchelter Liebe oder gespielter Anerkennung und Zuneigung das Geld oder eine Aufenthaltserlaubnis aus der Tasche zu ziehen, so wie wir es hier im Forum tagtäglich lesen müssen.
Ines hat geschrieben:
Ich denke, wenn man älter ist, ist man reifer und auch in vielem gelassener als wenn man zu jung ist. Du hast geschrieben, der Vater des Kindes sollte keinen Fuß mehr in die Tür zu Mandy´s Tochter bekommen. Was ist aber, wenn sie ihn liebt und die Illusion hat, dass er mit ihr das Kind großzieht? Mandy selbst ist 39 Jahre alt, sie hat ganz sicher noch ihre eigenen Bedürfnisse.
Nein, Steckchen, ich geb Dir in vielem recht, aber diese Konstellation paßt einfach nicht.
Ja, das frage ich mich auch hin und wieder. Ich hoffe ja, Mandy meldet sich nocheinmal hier und fühlt sich nicht allzusehr vor den Kopf gestoßen und vergrault.
LG
Steckchen
Die Liebe vernachlässigt diejenigen am meisten, die ihrer am meisten bedürfen.
(Madame de Rosemonde im Film: Gefährliche Liebschaften (Regie: Stephen Frears) 1988