Hallo Canim,
jetzt wo der Thread unter einer anderen Rubrik steht, glaube ich, dass ich mich auch trauen kann näher auf meine Beziehung einzugehen.

Also auch für die anderen die noch Fragen haben, neugierig sind, diskutieren wollen oder auch kritisch sein wollen - nur her damit
Ja Canim, er legt sehr viel Wert darauf, dass wir uns da zusammen raufen und wir gemeinsam die Diskrepanzen in den Griff bekommen. Er verbiegt sich nicht in die Richtung, dass er alles macht wie ich es mir wünsche und genauso wenig ist es aber so, dass er alles allein bestimmten will und ich nach seiner Pfeife tanzen sollte.(Mittlerweile, denn probiert hätte er es ja schon früher.) Er sucht auch die Diskussion mit mir und ist dafür, dass wir Konflikte austragen und nicht davor weglaufen. Er ist der erste Mann mit dem ich so richtig streiten kann und der nicht wegläuft vor Konflikten, sondern sich dem stellt, das kann Stunden oder auch Wochenlang dauern. Er ergreift da auch selbst die Intitiative um Probleme auszusprechen, egal wie lange es dauert oder wie mühselig es ist.
Ich denke, dass dies auch der Grund dafür ist, warum wir es bis jetzt auch immer geschafft haben, uns schlussendlich doch wieder zu versöhnen und einen Kompromiss zu finden. Wäre er aber einer dieser Männer, die vor Problemen weglaufen und nicht darüber reden wollen, wären wir sicher schon an unserern Problemen gescheitert!
Und wir haben da echt oft RIESEN GROSSE Konflikte, die wie gesagt oft zum an die Wände hochgehen sind, aber für mich ist es schlimmer wenn man gar nicht mit einem Mann darüber reden und streiten kann, als wenn es wirklich einen großen Krach gibt und man sich dem stellt!
Das ist viel mehr, als andere Frauen in solchen Beziehungen tun. Sie lassen sich nämlich gleich auf das ausl. "Frauen-Niveau" herunter, kochen nur noch tr, tun, oder eg., gehen nicht mehr mit ihren Freundinnen aus, treffen keine anderen Männer mehr (alles im Sinne von ihren Freunden) und merken gar nicht, wie sie sich immer mehr verleugnen und verbiegen. Das ist keine Partnerschaft.
Also ganz ehrlich gesagt, habe ich mich am Anfang unserer Beziehung (ich war auch noch recht jung mit 23) auch oft dabei erwischt. Mich hat halt auch seine Kultur interessiert und so habe ich plötzlich nur mehr arabische Musik gehört, war nur mehr daheim beim Kochen, habe angefangen marokkanisch zu kochen usw.. Das war aber am Anfang so und irgendwann habe ich es gecheckt und mir gedacht "he was machst du denn da? Du musst doch DU SELBST bleiben"!!! Ja man denkt sich dann, dass er einen noch mehr liebt oder man ihm ein Stück Heimat geben kann, aber man kann ihm damit nicht ein Stück Heimat geben und er wird dich auch nicht mehr lieben. Ich will doch, dass er MICH liebt, so wie ich tatsächlich BIN! Und schlussendlich bekomme ich dafür auch seine Achtung und seinen Respekt, weil man immer eigentlich mehr Respekt vor jemanden hat der integer ist, der weiss wer er/sie ist, wenn man sich nicht verstellt und eine starke Persönlichkeit hat.
Bei uns ist es jetzt so, dass er marokkanisch kocht und ich halt alles andere (ich habe schon immer gerne international gekocht). UnD er LIEBT meine Essen, er schaut mir auch immer über die Schulter wie man dies und das kocht oder wir kochen dann auch gemeinsam..Und als er in Marokko war, hat er immer davon geredet wie sehr er meine Küche vermisst. Als ich bei seiner Familie war, da "musste" ich dann für seine Familie kochen, weil der ihnen schon davon vorgeschwärmt hatte. Die waren ganz vernarrt in meine europäischen Gerichte!
Umgekehrt hat seine Familie einen ganz anderen Mann zu Gesicht bekommen, als der plötzlich anfing für die ganze Familie zu kochen

Der hat früher nie gekocht zuhause, ist ja Frauensache

Na in unserer Beziehung hat er dann gelernt, dass auch Männer kochen und so hat er dann angefangen, auch in Marokko seine Familie zu bekochen, Mama, Papa, Schwestern und Bruder waren ganz von den Socken und haben gefragt, was ich mit dem gemacht habe
Ich habe aber auch beim ersten Marokko-Urlaub eine Seite an ihm kennengelernt die ich nicht kannte. So kam zB die Schwester nach Hause von der Arbeit und wollte sich gerade ausruhen. Mein Mann lag schon den ganzen Nachmittag faul auf dem Sofa und befahl ihr, sein Handy aus dem anderen Zimmer zu holen und ein Glas Wasser zu holen. Ich habe der Schwester dann gesagt, dass sie mal schön sitzen bleiben soll und sich ihr fauler Bruder das selbst holen kann. Nach ersten großen Blicken finden dann alle mal zu lachen an und mein Mann hat sich das dann mit einem Schmunzeln selbst geholt. Die Schwestern hatte ich damit sehr imponiert und seitdem haben sie ihm immer wieder aufgezogen und ihm nichts mehr geholt

Aber schon irgendwie arg, was das für ein Machogehabe ist. Wahrscheinlich aber hätte eine andere marokkanische Familie anders reagiert.
Ich weiss aber, dass mein Mann als Kind und Jugendlicher teilweise ein verwöhnter und schwieriger Bengel war und seine Mama hatter mir mal gestanden, dass sie froh ist, dass er nun so eine Frau hat wie mich und er sich sooo zum Positiven geändert hat
Machmal regt es meinen Mann schon auf, dass ich so bin wie ich bin und dann fielen schon öfter so Sprüche wie "eine marokkanische Frau würde dies oder das nie tun oder sagen.." Aber im Grunde genommen mag er mich so wie ich bin und nennt mich dann oft liebevoll "meine Frauenrechtlerin" wenn ich ihm dann wieder auf die Gleicheit der Geschlechter hinweise und mit Argumenten um mich schlage (habe ja auf der Uni das Wahlfach Feminismus belegt

)
Ach ich bin jetzt ziemlich ausgeschweift. Ich denke aber, dass wir auch gerade deshalb oft Konflikte haben, weil ich nicht sein Weltbild annehmen, weil ich mich nicht ihm füge, sonder ICH bleibe, meinen Prinzipien treu bleibe und diese so stark verteidigen kann und dass dies ihm eigentlich auch viel abverlangt. Aber genau das tut IHM im Prinzip auch gut, er kann nochmal andere Perspektiven einnehmen und lernen andere Lebens- und Beziehungsmodelle zu leben als er es verinnerlicht hatte.
Und schlussendlich ziehen genau die Frauen den kürzeren die aus Liebe ihrem Mann alles recht machen wollen, sie büßen ihre Freiheit und ihre Perönlichkeit ein, sie sind sich selbst nicht treu. Oft habe ich auch beobachtet, dass gerade die Frauen, die aus Liebe ihrem Mann alles recht machen wollen und ihm damit besser gefallen/mehr geliebt werden wollen, am wenigsten Dank und Respekt dafür bekommen. Der Mann ist sich so sicher, dass die Frau ihn dermaßen liebt, dass sie alles für ihn tut, er fühlt sich in seinem Machogetue bestätigt und spielt seine Macht aus!
Ich denke, dass die wenigsten arabischen/muslimischen Männer doch so sehr einen Schritt auf eine Frau zu machen können und für mich steht hier fest, wenn er so stur wäre, auf sein Machogehabe bestehen würde, er sich erwarten würde, dass ich mich ihm füge etc, würde ich mich für mein Leben entscheiden und gegen ihn -egal wie sehr ich einen Mann liebe. Denn eine Frau sollte sich selbst an erste Stelle nehmen (ausser ihre Kinder) und sich selbst treu bleiben.
Ich traf mal eine alte Frau, die sehr viel Lebens- und Liebeserfahrungen gemacht hatte in ihrem Leben und sie legte mir folgendes ans Herz:
"Eine Frau darf die Männer niemals ZU wichtig nehmen, denn das sind sie nicht"
Ich war damals noch sehr jung, aber dieser Satz vor allem wie sie mir das sagte, blieb sehr gut in meiner Erinnerung hängen und für mich sagt er einfach das aus, dass wir die Männer generell nicht als Dreh- und Angelpunkt unseres Lebens betrachten dürfen! Wir dürfen unser Glück und unser Wohlbefinden nicht von den Männern anhängig machen. Es soll nicht ein Mann darüber die Macht haben ob wir uns wertgeschätzt und geliebt fühlen, ob wir glücklich und zufrieden sind und es soll nicht unser Leben durch sie bestimmt werden. Meine Devise ist, dass Liebe schön ist, aber keine Liebe kann so stark sein, dass ich in einer unglücklichen Beziehung hängen bleibe und es ist besser ohne Mann als mit einem Mann der zwar ab und an Zuneigung spendet, aber das Leben so negativ bestimmt! Die schlimmste Angst , die in Abhängigkeit treibt, ist die allein zu sein und so wichtig ist kein Mann der Welt, dass man nicht ohne ihn Leben könnte..
Liebe Grüße