ich musste vor kurzem eine Kurzgeschichte für meine Kids schreiben, die sie dann bei einer Arbeit analysieren sollten. Nachdem sie mit ihren Laptops mit dem I-net verbunden sind, musste es eine sein, die sie nicht im I-net finden können. So kam ich nach langer Zeit wieder zum Schreiben. Ich bin mit dem Ergebnis zufrieden, nicht ganz, aber ok... Natürlich musste es ein schwarzes Thema sein, ich kann einfach nur schwarz schreiben. Ich würde mich sehr freuen, wenn auch andere User manchmal eine kleine Geschichte reinstellen, entweder selbst verfasst, oder für gut befunden und geklaut. Es wäre auch schön, wenn wir diskutieren, interpretieren und kritisieren!

Getroffen
Er traf zielgenau. Immer. Das hatte sie schon gelernt. Sie sollte ihn nicht ärgern, nichts sagen, damit nichts herausfordern. Er, der Prinz, den sie im Urlaub getroffen hatte. Der, nach einer schnellen Heirat – man muss ihn ja bei sich haben, plötzlich an Glanz verlor. Sie ist nicht gut, nicht gut genug. Ganz gleich, was sie tut, sie ist schlecht. Sagt er – er weiß es.
Schnell hat er andere Frauen getroffen. Sie lässt ihm ja nicht seine Ruhe, immer die Vorwürfe ihrerseits, damit drängt sie ihn ja in die Arme der anderen. Sie soll sich nicht aufregen, es hat keine Bedeutung. Nichts hat Bedeutung, am wenigsten sie. Worte können töten, Bilder noch mehr – Die Wahrheit ist das Ende. Doch das darf nicht sein, die Lüge erhält den Schein und den gilt es zu wahren. Ja, Mama, alles ist gut.
Eigentlich war ja einmal alles gut, damals, als sie ihn traf. Sie bemühte sich redlich, eine gute Frau zu sein. Was gut ist, wusste er. Es ging darum, für ihn gut zu sein – sein Wohlbefinden als oberstes Gut. Das zu erhalten war nicht einfach, aber sie kämpfte für ihren Traum von 1001 Nacht.
Er traf schon beim ersten Mal punktgenau – Blut spritzte, die roten Tropfen tropften langsam auf die bis dahin unbefleckte Hoffnung auf eine strahlende Zukunft. Der physische Schmerz war zweitrangig, er war eine Begleiterscheinung der Wut seinerseits und ihrer Schwäche. Es war das Ende ihres Traumes, das Bröckeln einer Idee von Zweisamkeit, das ihre Gedanken von nun an beherrschte.
Die Freunde sind betroffen, sie wollen nicht glauben, dass der strahlende Mann an ihrer Seite…. Nein, er nicht. Sie will es am wenigsten glauben und versucht es zu vergessen. Die, die glauben wollen, werden aus dem Freundeskreis geworfen. Sie wollen ihr nur Schlechtes, sie kritisieren ihre Beziehung, um die sie so kämpfen musste. Sie wollen nicht mit ihr den (Alp)traum träumen.
Alleine trifft sie die Entscheidung. Sie muss ihm ein letztes Mal beweisen, dass sie es wert ist, geliebt zu werden. Er sieht es nicht. Will nicht, kann nicht, wird nie, niemals sehen, wie sehr sie ihn liebt. Er scheitert an seiner Person und sie an ihm.
Hart trifft ihr Körper auf den kalten Beton.
Betroffenheit – zu spät.