Wie kann es weiter gehen? Einfach mal reden...

zum Thema Bezness

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LadyJo
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Wie kann es weiter gehen? Einfach mal reden...

Beitrag von LadyJo » 08.04.2015, 11:55

Hallo ihr Lieben.
Habe schon länger nichts mehr geschrieben, bin aber auch ziemlich beschäftigt. Heute habe ich einen freien Tag und der fing schon mit super Nachrichten an.

Ich bin grad bissl am Ende meiner Kraft und weiß einfach keinen Weg mehr.

Nachdem wir nun umgezogen sind, mein Mann seine neue Stelle Anfang Feb. angefangen hat, schien alles super. Privat läuft es grundsätzlich sehr gut, ich bin einfach vollends Glücklich. Mein Mann ist super lieb und erfüllt mir jeden Wunsch. Er hilft im Haushalt, er verbringt seineZeit immer gern mit mir (das war von Anfang an so), er mag nicht ohne mich sein, wir reden viel, lachen ständig und sind wirklich Glücklich. (Natürlich gibts auch Reiberrein und wir streiten auch mal - aber nichts Weltbewegendes, auch in Sachen kulturelle Unterschiede raffen wir uns ganz gut zusammen und mit vielen Reden und Kompromissen klappt es gut, ich kann mich zumindest nicht beschweren. Ich bin da wohl aber auch recht Pflegeleicht, ich glaube, andere Paare haben es da wesentlich schwere - siehe meine Bekannten...).

Aber da gibt es eben auch die andere Seite – Arbeit. Mein Mann ist beruflich nicht zufrieden.
Kurz zu unsere Geschichte. Seit 1 Jahr und 4 Monaten sind wir in Dland. Davor waren wir in EGY. Den ersten Job hier hat er durch Zufall gefunden, in dem Heimatdorf meiner Eltern. (Mein Mann wollte sein Heimatland nicht verlassen, ehe er eine Arbeitsstelle hier in Dland hat). Er hat also selbstständig Stellenangebote gesucht und gefunden, seine Bewerbung gemacht und abgeschickt. Leider war der Erfolg bei 0.0 %. Dann kam von meinem Papa die Idee mit der genannten Firma. Kurz mit der HR Frau geredet (Nachbarin meiner Eltern), und mein Mann konnte seine Bewerbung abgeben. Er musste zum Vorstellungsgespräch hin, alles ist gut verlaufen, er wurde eingestellt – 2 Jahresvertrag befristet mit Aussicht auf Teamleiter Position). Wir sind nach Dland gezogen, wir mussten ca. 1 ½ Monate auf die Arbeitsesrlaubnis warten. Da unsere Rücklagen aus den mickrigen EGY Gehältern aber nicht für so lange Zeit gereicht haben, mussten wir für die Überbrücken ALG II beantragen – was eine Katastrophe für meinen Mann und allgemein durch fehlerhafte Bearbeitungen usw war – 2 Gerichtsfälle, die noch bearbeitet weden.
Als im Feb. 2014 die Arbeit endlich anfing, lief alles super. Es gab ein Projekt, dass er zur vollsten Zufriedenheit seines Chefs erfüllt hat, er hat auch den anderen Mitarbeitern neue Dinge beigebracht und zur Verbesserung (technisch und fachlich) beigetragen. Dann nach 5 Monaten war alles aus. Keine Projekte (wir haben erfahren, dass es alle Jahre mal 1 Projekt gibt – mein Mann hat Hausinterne Maschinen entwickelt und gebaut), leider wurden für die Abteilung meines Mannes keine Mittel zur verfügung gestellt, sodass er täglich nichts zu tun hatte, außer hin und wieder vorhandene Maschinen zu warten, mal einen Fehler zu beheben oder sauber zu machen. Irgendwann wurde er dann in die Produktion gesetzt, da nichts zu tun war – d.h. Fließbandarbeit. Er war schockiert und da war es bei ihm ganz vorbei. Neue Projekte standen nicht an und auch der Teamleiter (der in Rente gehen sollte und den mein Mann ersetzen sollte, hat den ganzen Tag nur mit Klatsch und Tratsch bei den Kollegen verbracht. Mein Mann findet so etwas schrecklich, er braucht eine Aufgabe. Er hat mit dem Chef geredet und ihm gesagt, er möchte nicht fürs Nichtstun bezahlt werden, das findet er falsch. Leider gab es keinen Ausweg. Also wieder angefangen, Bewerbungen zu schreiben (mein Mann tut dies alleine, er fragt mich natürlich manchmal um Hilfe, z.B. Bei der Rechtschreibung oder ob ich seine Fehler korrigiere, wie ich das Layout, Aufteilung, Fotos usw. Finde). Er hat sehr viel Zeit und Energie dafür aufgebracht (täglich), Jobs zu suchen, seine Bewerbung zu verbessern usw.

(ich möchte noch kurz anmerken, dass mein Mann gerne einen Deutschkurs gemacht hätte, dies aber auf Grund der Arbeit und Entferung zu den Kursen – da auf einem Dorf am Ende der Welt gelegen – dies nicht möglich war – AG hat TZ Arbeit nicht akzeptiert, und bis zum DK wären es ca. 40 km gewesen, aber da gab es nur Vormittagskurse in VZ, Abendkurse gäbe es 150 km / Strecke nur Landstraße... nicht machbar. So hat er sich selbst mit Hilfe von Lehrbüchern und online Unterrichtet).

Nach 200 – 300 Bewerbungen in 3 Monaten (ich habe aufgehört zu zählen), gab es auch einige Tel. Interviews und auch Vorort Vorstellungsgespräche. Leider waren alle erfolglos (wobei nicht Direkt, viele haben Erfolg versprochen und am Ende war es doch nichts). Mein Mann ist verzweifelt und war schon am Anfang einer Depression.
Endlich hat es sich im Nov. ergeben, dass er ein Angebot eines Ingenierudienstleisters (klar nicht das Gelbe vom Ei, aber immerhin besser als nichts tun) bekommen hat und den Vertrag unterschrieben hat. Im Feb. 2015 hat er also seine neue Stelle angefangen. Da dies in der Stadt ist, haben wir allgemein mehr Möglichkeiten auch für Fort- und Weiterbildungen.
Der Umzug hat uns viel Geld gekostet, mein Mann (NICHT ich!) hat einen kleinen Kredit dafür aufgenommen, der zwar fast abgezahlt ist aber dennoch da.
Die ersten 3 Wochen wurde er vom neuen Arbeitgeber auf einen 3 Wochen Deutschkurs geschickt. Er wurde direkt in B2 eingestuft (da er in dem 1 Jahr hier viel selber gelernt hat). Dann ist er zur Firma. Alles gut. Leider ist der Kunde, für den das Projekt laufen sollte abgesprungen. Etwas neues hat sich bisher (6 Wochen) nicht ergeben. Heute kam der Anruf, dass sein Kollege ihm erzählt hat, der Teamleiter hätte wohl gesagt, es gäbe keine Projekte für Ihn, da keiner einen ''nicht Deutschen'' bzw. Ohne perfekte Deutschkenntnisse möchte. D.h. Er wird wohl, da auch noch in Probezeit, höchstwahrscheinlich entlassen... .
Ab nächstem Montag fäng der Deutschkurs an der VHS abends an, für den mein Mann sich privat direkt im Feb. angemeldet hat.

Das Problem ist einfach, dass mein Mann nicht ohne Job hier bleiben möchte. Sicher wird er noch die ein oder andere Möglichkeit ausschöpfen solange dies möglich ist, sprich Deutschkurs, mögliche Fortbildungen bei der Agentur für Arbeit. Aber sobald wir von ALG 2 leben müssten, würde er direkt wieder nach EGY gehen. Er will nicht von unserem Land und von dem Geld andere Menschen leben (was ich sehr gut verstehen kann). Ich selbst arbeite z.Z. Auf 450 Euro Basis nachmittags, da ich Vormittags mein Abitur nachmache. Selbst, wenn ich dies aufgebe und Vollzeit in meinem Beruf arbeite, wären wir auf ALG 2 bei 2 Personen hier in der Gegend angewiesen. Und auf Dauer zu Hause sitzen kann mein Mann nicht. Er würde dieses mal tatsächlich eine Depression bekommen und durchdrehen.

In EGY hätte er die Möglichkeit, die Firma seines Vaters zu übernehmen, auch erfolgreich. Aber ich weiß, dass ein Leben in EGY unsere Beziehung zerstören würde. Genauso, wie ein Arbeitsloser Mann hier.

Natürlich würde ich zwangsläufig mit meinem Mann nach EGY gehen, wenn dies sein muss (er selber tut alles dafür, nicht zurück zu müssen, er liebt Deutschland – das Essen, die Natur, die Menschen, das Leben, einfach alles – von Herzen will er nicht nach EGY zurück). Aber sobald er Arbeitslos ist und nach dem ALG 1 kein Erfolg in Sicht ist, geht es zurück... . Das Leben für mich in EGY ist unvorstellbar schrecklich – auch unsere Ehe ist 100000 x besser geworden hier in Dland (nicht, dass er mich in EGY anders behandelt hätte, aber hier sind die Lebensumstände einfach anders, das fängt mit Privatsphäre an und geht über so viele andere Dinge. Hier haben wir Zeit für uns und können unser Leben leben, wie wir wollen, in EGY ist soetwas unmöglich. Nicht einmal 1 WE gibt es für Paare allein, selbst wenn man wollte... .Auch möchte ich dort kein Kind haben, da es eine Strafe für ein Kind ist, dort aufzuwachsen). Anpassen könnte ich mich zwar Teilweise, aber auf Dauer geht es einfach nicht gut. Mein Mann ist mir in vielen Dingen sehr ähnlich, glücklich wäre auch er in EGY nicht, aber es ist seine Heimat und dort hätte er zumindest einen Job. Mein Mann ist so – er ist der Ernährer, er kann nicht zu Hause sitzen, während die Frau alleine arbeitet und er nichts tut. Auch auf seiner Arbeit muss er was zu tun haben, er liebt seine Arbeit – diese ist auch sein Hobby zu Hause. Aber auch Engstirnig ist mein Mann. Eine Arbeit ''unter seinem Nieveau'', d.h. Etwas, das nicht seiner Qualifikation entspricht würde er nie annehmen. Das mögen viele evt. Nicht verstehen, aber ich kann es nachfühlen. Wer möchte als Ingenieur schon bei MC Bürger braten oder irgendwo die Toiletten putzen. Allein der Gedanke macht ihn depressiev, ich möchte gar nicht wissen, was wäre, wenn es tatsächlich soweit kommt. Ich möchte keinen depressiven Ehemann, da das auf Dauer wohl auch eine Beziehung zerstört, aber ich möchte auch nicht nach EGY zurück, denn ich weiß, wie es war, ich weiß auch, wie es jetzt ist und wie es sein wird – auch dies wird unsere Beziehung kaputt machen.

Morgen wird mein Mann selbst mit seinem Teamleiter reden, heute ist dieser nicht da. Aber auch ich gehe davon aus, dass es stimmt, da ja die letzten 6 Wochen nichts kam und keiner bezahlt jemanden Dauerhaft nur fürs rumsitzen. Mein Mann arbeitet auch schon die letzten beiden Wochen wieder fleißig an seinen Bewerbung. Aber wenn es wieder so weiter geht wie vorher ist es aussichtlos. Umziehen können wir uns z.Z. Definitiv nicht noch mal leisten.

Wie soll es nur weiter gehen???? Ich weiß es nicht. Ich fühle mich so hilflos, so schrecklich, weil ich nichts tun kann. Ich sehe, wie mein Mann sich wirklich so viel Mühe gibt, aber dennoch nichts erreicht. Außer, ihm versuchen immer wieder Mut zu machen, und das er nicht aufgeben soll kann ich kaum etwas tun. Er wird auch immer trauriger, ich habe Angst, dass er wirklich eine Depression bekommt...

Ich entschuldige mich für den Endlosen Text, aber ich musste es einfach los werden. Vl war der /die Ein oder Andere ja schonmal in so einer Situation. Alleine schon fürs Zuhören vielen Dank.
Viele Grüße

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Anaba
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Re: Wie kann es weiter gehen? Einfach mal reden...

Beitrag von Anaba » 08.04.2015, 12:35

Liebe LadyJo,

es ist gut, dass du dich hier austauscht.
Viele binationale Paare haben mit ähnlichen Problemen zu kämpfen.

Es ist kaum zu fassen, dass es so schwer ist für einen gut ausgebildeten Arbeitssuchenden
eine angemessene Stelle zu finden.
Dann wollen uns die Politiker einreden, wir brauchen dringend ausländische Fachkräfte, wenn Menschen wie dein Mann,
keine Chance bekommen.

Ich weiß nicht, wo ihr lebt, wie groß die Stadt ist und welche Firmen es in der Nähe gibt.
M.M.n. hat er die größten Chancen in Firmen, die international tätig sind.
Dort ist es selbstverständlich, dass Menschen vieler Nationen zusammenarbeiten.
Habt ihr mal daran gedacht, dass er es zur Not auch erstmal allein in einer anderen Stadt versucht?
Liebe Grüße
Anaba

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Thelmalouis
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Re: Wie kann es weiter gehen? Einfach mal reden...

Beitrag von Thelmalouis » 08.04.2015, 13:20

Hallo LadyJo,

was für ein Dilemma.
Aber, es muss ja keine Ingenieursstelle sein.
Hat dein Mann sich schon mal als technischer Angestellter beworben?
Selbst wenn es kein technischer Beruf ist, irgendeine Alternative gibt es bestimmt.
Ich denke, da gibt es schon noch eine breite Spanne zwischen McDonalds-Mitarbeiter und Ingenieur.

Ich wünsche euch viel Kraft und Durchhaltevermögen. Ihr schafft das, wenn ihr zusammen haltet.
Zuletzt geändert von Thelmalouis am 08.04.2015, 13:25, insgesamt 1-mal geändert.
Gruß Thelmalouis


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Darinka
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Re: Wie kann es weiter gehen? Einfach mal reden...

Beitrag von Darinka » 08.04.2015, 13:24

Liebe LadyJo,

es tut mir leid, dass es nicht so läuft wie ihr es Euch vorgestellt habt. Lasst Euch davon nicht zu sehr frustrieren. Ein neuer Start in einem anderen Land ist nun mal nicht leicht und es kann Rückschläge geben. Ich verstehe warum Dir das alles Angst macht. Beide aktuell für Euch sichtbaren Szenarien belasten Eure Ehe massiv.
Du schriebst, dass ihr eigentlich beide lieber in Dland leben wollt. Dann gebt nicht so schnell auf. Ich weiß, leichter gesagt als getan... :wink:

Als Problem sehe ich, dass er Jobs in Firmen hatte, die die (normal) schwankende Auftragslage nicht so gut abfedern können. Gerade in seinem Ausbildungsbereich würde ich ganz große Firmen /Großkonzerne (ggf. international tätige) empfehlen. Die können solche Schwankungen deutlich besser ausgleichen/ verkraften und sie haben weniger Probleme mit noch ausbaufähigen Sprachkenntnissen. Sie zahlen im Branchenvergleich besser und beteiligen sich auch manchmal an Umzugskosten u.ä.

Ich würde Euch empfehlen arbeitsmäßig eher in Richtung Großstädte + Umfeld zuschauen. Ihr könnt ja im „Speckgürtel“ ansässig werden, wenn ihr keine Stadtmäuse seid.
Da ihr eigentlich beide nicht wirklich nach EGY wollt, dehnt ggfs. das Arbeitssuchfeld räumlich deutlich weiter aus (sofern nicht schon geschehen). Scheut einen nochmaligen Umzug nicht, ggfs. erst nach Ablauf Probezeit. Zieht ggf. eine kurzzeitige räumliche Trennung in Erwägung (und Nachzug von Dir).

Ich kann verstehen, dass Dein Mann sehr stolz ist – aber die Sozialleistungen sind ja gerade dafür da, um kurzzeitig zu überbrücken.
Eine vorübergehende Überbrückung könnten eventuell auch Zeitarbeitsfirmen bieten. Die sind sicher kein Wunscharbeitgeber, aber wenn Dein Mann so große Probleme ohne eigenes Einkommen hat, ggf. eine zeitweise sinnvolle Alternative.

Und was mir noch aufgefallen ist: 200-300 Bewerbungen... Achtet darauf, dass die Qualität der einzelnen Bewerbung nicht unter der Standardisierung der grossen Masse wegen leidet.
Und ich würde zusätzlich sogenannte „Blindbewerbungen“ empfehlen bei Großfirmen. Das sind Bewerbungen die nicht auf einer konkreten Stellenausschreibung aus Zeitung o.ä. basieren. Wenn da durch Zufall Bedarf ist, gibt es nicht so viele Mitbewerber...

Ganz viel Glück wünsche ich Euch Beiden!
Viele liebe Grüße
Darinka

PS: Wenn Du länger nicht hier warst: Du kennst mich noch unter "darkness" - ich habe den Nick gewechselt.
Menschen glauben fest an das, was sie wünschen. - Julius Cäsar
Am meisten fühlt man sich von der Wahrheit getroffen, die man sich selbst verheimlichen wollte. - Friedl Beutelrock

LadyJo
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Re: Wie kann es weiter gehen? Einfach mal reden...

Beitrag von LadyJo » 08.04.2015, 15:32

Ihr Lieben,

vielen Dank für eure doch aufmunterneden Worte.

Liebe Anaba,

das frage ich mich, seit er die ersten Bewerbungen von EGY aus verschickt hat. Ich persönlich sehe von dem Fachkräfemangel nichts oder nicht viel. Da es nicht mein Gebiet ist, schaue ich mich hin und wieder auch mal im Internet diesbezüglich um, und stelle fest, dass es auch einheimichen Ingenieuren so geht. Frisch aus dem Studium und keine Arbeit. Auch für Arbeitslose mit Berufserfahrung gibt es häufig nichts. Wo also sind denn all die freien Plätze??? In den Träumen der Poliktiker wahrscheinlich... .
Auch das System ist merkwürdig. Manchmal kommt es so vor, als wolle man garnicht, das Ausländer a) deutsch lernen oder b) arbeiten. Wenn man dann so Sätze von der ABH, der Agentur für Arbeit oder den Trägern der Deutschkurse hört wie ''Ja, wenn sie Hartz 4 bekommen würden, dann könnten wir ihnen helfen, wenn Sie einen Deutschkurs machen wollen, können Sie eben nicht arbeiten''. Da fragt man sich doch wirklich, ob das normal ist?

Aber das ist meinem Mann bekannt, deshalb tut er wirklich alles, was für Ihn in der jeweiligen Situation möglich ist.

Aufgeben werden wir definitv so schnell nicht, aber es ist eine sehr schwere Zeit und es braucht unendlich viel Kraft. Da tut es sehr gut, einfach mal alles niederzuschreiben und sich mit anderern darüber austauschen.
Habt ihr mal daran gedacht, dass er es zur Not auch erstmal allein in einer anderen Stadt versucht?
Mittlerweile ist auch das ok, hauptsache eine Gute Stelle. Aber die müssen wir eben finden. Obwohl das zu Anfang ehrlich gesagt kein Thema war, ist es mittlerweile eine Lösung geworden. Wir haben gelernt, fexibel zu sein.

Das Schlimme an der ganzen Sache ist einfach, dass er sich wirklich den Popo aufreisst und dennoch nichts klappt. Wenn er nur daheim hocken würde und wirklich nichts auf die Reihe bekommt... aber so ist es ja nicht.

Mein Mann liebt seinen Beruf wirklich und hin und wieder könnte man meinen, der Job ist ihm das wichtigste (das stimmt natürlich nicht, aber ein Leben ohne wäre glaube ich nicht möglich, da geht er irgendwann zu Grunde). Wenn er seine Aufgabe hat, dann vergisst er auch mal, Feierabend zu machen und bleibt bis Ultimo, bis ihm mal auffällt, das kein Mensch mehr da ist und wir schon 5 Stunden später haben (oder ich genervt anrufe, wieso er mich vergessen hat :lol: )

Wenn es z.B. Programme gibt, die er nicht (oder nur vom Namen her) kennt, dann besorgt er sich soweit möglich, das Programm + Lizens für Studenten (da gibt es dann oft das Programm als Lightversion zum ''Üben''), und lernt dann eben wichtigen Benutzerkenntnisse über Onlinelehrgänge und Tutourials. Das klappt natürlich nicht immer, da es das nicht für alle relevanten Programme gibt, aber dann besorgt er sich Fachliteratur, damit er weiter kommt.

Ich kenne seine Ziele, Wünsche, Träume. Und es ist frustrierend, wenn er anstatt vorwärts irgendwie immer wieder rückwerts geht. Zu sehen, wie er dann manchmal da sitzt und depremiert ist, sagt, dass er ein Versager wäre oder dumm, dass er nichts kann und nichts auf die Reihe bekommt. Man könnte ja schon fast denken, das stimmt, wenn man die Ergebnisse sieht, aber das ist völliger Quatsch.
Im Großen und Ganzen bin ich stolz auf meinen Mann, weil er wirklich aus eigener Kraft alles versucht. Aber mal ein kleiner Erfolg wäre fürs Selbstbewusstsein ganz nett.

Denn mit jedem Tag des nichts tuns, werden die Chancen nicht besser, da man auch wieder vergisst und verlernt – das ist wie arbeitslos sein nur mit besserer Bezahlung... . Das wird dann beim nächsten Vorstellungsgespräch nicht besser, bei der Frage, was man denn in der alten Firma gemacht hätte....

Das mit den Internationalen Firmen hatten wir. Da er ja auch in EGY in einer sehr großen Ina Firma gearbeiet hat, die auch hier ansässig ist. Aber selbst da steht in Stellenausschreiben immer fließend Deutsch in Wort und Schrift.... .Das hat natürlich nicht davon abgehalten auch an alle Namenhaften Unternehmen zu schreiben, allerdings gab es da außer bei einem großen amerikanischem Autohersteller nur Absagen. Da waren die kleinen Unternehmen anders. Unser Spektrum war recht groß, Firmen jeglicher Größe, national, international, klein, Groß, bekannt, unbekannt. Alles war dabei. Auch liefen die Bewerbungen bundesweit (hauptsache Stadt bzw. Umkreis einer Stadt, da eben auch Deutschkurs vorhanden sein soll). München, Berlin, Hambugr, Bremen, Köln, Frankfurt, Stuttgart usw. Usw. Usw..... .
Wir sind dann im Großraum Köln gelandet. Grundsätzlich ist es aber egal, hauptsache eine gute Stelle. (Wobei Berlin meinem Mann garnicht gefallen hat, er meinte das erinnert ihn an Kairo??)

Liebe Thelmalouis, liebe Darinka,

Tja, der Stolz ist halt so eine Sache. Das bezieht sich auf die Sozialleistungen aber eben auch auf alle Arbeiten die nicht seinem Abschluss (oder auch Wunsch...) entsprechen. Für uns mag es ok sein, wir würden auch eine Stelle als Techniker nehmen. Mein Mann nicht. Das macht das ganze nicht einfacher. Sein Standpunkt ist der, dass er dadurch keine positiven Chancen bekommt, einen anderen Job zu finden. Er meint, gute Firmen, die einen Ingenieur suchen, stellen niemanden ein, der jahre lang nur als Techniker gearbeitet hat. Ihm soetwas auszureden klappt eigentlich nicht. Das mag auch daran liegen, dass er unsere Arbeitssysteme mit Berufsausbildung / Techniker / Meister usw. Garnicht kennt und es für ihn unlogisch ist, da es so ein System in EGY nicht gibt. Hast du dort nicht studiert, bist du nichts und hast du eine Stelle, für die du kein Studium brauchst bist du erst recht nichts... . Das ich das anders sehe, bringt nicht viel, da rede ich (eine der wenigen Punkte bei uns) wirklich gegen eine Wand :roll:

Aber noch gibt er Gott sei Dank nicht auf. Aber selbst ich als eigentlich sehr positiver Mensch bin schon gestresst. Vorallem, weil ich eigentlich nicht wirklich was tun kann, als ihm immer wieder Mut zu machen und ihn aufzumuntern und zu unterstützen wie ich kann. Naja hin und wieder ist das auch umgekehrt, da bin ich auf Grund der Situation so depremiert, dass mein Mann mich aufbaut und mir Mut macht, dass wir das schon schaffen. Immerhin funktioniert das :) Hoffentlich kommt nur nicht der Tag an dem wir beide so deprimiert sind (das hatten wir einmal im Okt. Letzten Jahres), da war es dann so weit, dass er gesagt hat, er hat keine Lust mehr, er geht zurück. Er hat sich wieder gefangen, aber es ist wirklich belastend.

Liebe Darkness (Darinka), ich werde wohl des öfteren noch Darkness schreiben :)

die Initiativbewerbungen werden wir jetzt in Angriff nehmen. Ja, die Anzahl an Bewerbungen hört sich viel an. Dafür saß mein Mann auch wirklich Wochenlang jeden Abend nach der Arbeit daran, damit es gut wird. Er versucht auf jedes einzellne Stellenangebot speziel einzugehen.
Er informiert sich auch sehr viel, wie man das Ganze gut gestalten und schreiben kann, wie sind die Anforderungen an eine Bewerbung hier in Dland, wie stellt man es an, dass es keine 08/15 Bewerbung ist sondern schon etwas ''Besonderes''. Das nimmt viel Zeit in Anspruch aber ich habe das Gefühl, an der Bewerrbung selbst liegt es nicht. Auf die letzten Bewerbungen hatten wir doch eine recht Positive resonanz, an der Anzahl der tel. Interviews und der tatsächlichen Vorstellungsgespräche. Selbst nachdem er den Vertrag unterschrieben hat, kamen da noch ein Paar.
Irgendwas anderes ist der Kasus-Knaktus. Das heißt nicht, dass wir das Verbessern einstellen. Z.Z. Wird der Lebenslauf nocheinmal gründlich überarbeitet (denn auch wir lernen immer wieder dazu). Die Tage wird auch ein neues Foto gemacht (ich bin der Meinung, diesmal ein ganz Professionelles machen zu lassen, ob das was bringt, weiß ich noch nicht, da das nicht ganz Preiswert ist und wir bisher mit normalen ''standart'' Bewerbungsfotos gearbeitet haben, aber! – Probieren geht über Studieren). Ich muss ja sagen, so ein paar kleine Fortschritte gibt es ja (auch wenn man die in so einer Situation gerne vergisst). Am Anfang bei den ersten Bewerbungen kam wirklich nix positives, danach beim 2 Versuch immerhin Tel. Interviews, beim 3 dann auch Vorstellungsgespräche, beim 4 noch mehr Vorstellungsgespräche und sogar eine Einstellung (immer mit neu generalüberholter Bewerbung). Da hatten wir auch alles dabei, von positiven Kommentaren wie: ''Sie bekommen den Job auf jeden Fall, ihre Qualifikation ist perfekt'', über ''Für die kurze Zeit sprechen Sie schon super deutsch, das ist kein Problem für uns'' (wobei trotzdem nichts daraus geworden ist) bist hin zum ''das klappt eher nicht und das wird nichts''.

Mal sehen, wie es dieses mal wird. Er informiert sich gerade über Initiativbewerbungen. Der Lebenslauf ist jetzt m.M.n. Auch nochmal besser. Dann hoffentlich noch ein super Bild :)

Aber die Angst bleibt halt. Für meinen Mann die, auf Ewigkeiten im Sozialnetz Dland hängen zu bleiben (wenn man die Arbeitsweise des Jobcenters kennt, ist das wirklich nur zum davonrennen, da sind selbst die Hiwi Jobs in Ägypten besser, als die ''Maßnahmen'', die das Jobcenter so anbietet). Und für mich, wieder in EGY leben zu müssen.

Wir werden weiter sehen. Jetzt hat er auch sein Arbeitszeugnis vom ersten deutschen Arbeitgeber (davor mit Zwischenzeugnis war schon sehr gute Resonanz).
Wenn er nur wenigstens nicht arbeitslos wird. Er arbeitet ja unermütlich weiter daran, bessere Chancen zu bekommen. Ab Montag geht der VHS Deutschkurs los, danach möchte er per ILS Fernstudium den Kurs zum Projektmanager machen mit IHK Zertifikat. Dafür ist alles vorbereitet, nur möchte er vorher noch Deutschkurs bis Level C2 fertig machen, damit er alles versteht und gut abschneidet, da in deutsch.

Ach herrjeeeeh, ja man kann wirklich nur versuchen, jede Frau, auch unabhängig von Bezzness die Augen für so eine Beziehung zu öffnen (ich wusste es vorher und bin Gott sei Dank stark – aber wie man sieht, auch mir wird manchmal alles zu viel - obwohl die Beziehung an sich wirklich toll ist). Ich frage mich oft, wie die Damen sich das Vorstellen, die einen Herrn ohne jegliche Bildung / Motivation hier her holen. Und ich kann auch jeder Frau nur immer wieder anraten, die Männer von sich aus eigener Kraft die Sache in die Hand zu nehmen und hier her zu kommen. So schwer es auch ist, aber eine andere, richtige Zukunft wird der Mann hier sonst nicht haben. Und selbst dann wird es schwer!

Habe mir heute für meinen freien Tag so viel vorgenommen und exakt 0.0 nichts geschafft, da ich so in Gedanken bin, was passiert, wenn er wirklich entlassen wird und wie es weiter geht, wenn nichts geht... .
Viele Grüße

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Dalama
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Re: Wie kann es weiter gehen? Einfach mal reden...

Beitrag von Dalama » 08.04.2015, 15:42

Liebe LadyJo,

fast alle Gedanken, die mir beim Lesen kamen, hat Darinka aufgegriffen, daher kopiere ich die betreffenden Passagen hier einfach noch mal.

Im Unterschied zu vielen seiner Landsleute, die hier leben, hat dein Mann eine Ingenieursausbildung. Und ich glaube fest daran, dass es ihm damit gelingt, hier etwas Passendes zu finden, wenn ihr gezielt vorgeht.
Darinka hat geschrieben: Als Problem sehe ich, dass er Jobs in Firmen hatte, die die (normal) schwankende Auftragslage nicht so gut abfedern können. Gerade in seinem Ausbildungsbereich würde ich ganz große Firmen /Großkonzerne (ggf. international tätige) empfehlen. Die können solche Schwankungen deutlich besser ausgleichen/ verkraften und sie haben weniger Probleme mit noch ausbaufähigen Sprachkenntnissen. Sie zahlen im Branchenvergleich besser und beteiligen sich auch manchmal an Umzugskosten u.ä.

Ich würde Euch empfehlen arbeitsmäßig eher in Richtung Großstädte + Umfeld zuschauen. Ihr könnt ja im „Speckgürtel“ ansässig werden, wenn ihr keine Stadtmäuse seid.
Da ihr eigentlich beide nicht wirklich nach EGY wollt, dehnt ggfs. das Arbeitssuchfeld räumlich deutlich weiter aus (sofern nicht schon geschehen). Scheut einen nochmaligen Umzug nicht, ggfs. erst nach Ablauf Probezeit. Zieht ggf. eine kurzzeitige räumliche Trennung in Erwägung (und Nachzug von Dir).

Ich kann verstehen, dass Dein Mann sehr stolz ist – aber die Sozialleistungen sind ja gerade dafür da, um kurzzeitig zu überbrücken.
Eine vorübergehende Überbrückung könnten eventuell auch Zeitarbeitsfirmen bieten. Die sind sicher kein Wunscharbeitgeber, aber wenn Dein Mann so große Probleme ohne eigenes Einkommen hat, ggf. eine zeitweise sinnvolle Alternative.

Und was mir noch aufgefallen ist: 200-300 Bewerbungen... Achtet darauf, dass die Qualität der einzelnen Bewerbung nicht unter der Standardisierung der grossen Masse wegen leidet.
Und ich würde zusätzlich sogenannte „Blindbewerbungen“ empfehlen bei Großfirmen. Das sind Bewerbungen die nicht auf einer konkreten Stellenausschreibung aus Zeitung o.ä. basieren. Wenn da durch Zufall Bedarf ist, gibt es nicht so viele Mitbewerber...
An einem Ortswechsel darf es auf keinen Fall scheitern! Da müsst ihr die Prioritäten anders legen (s.o.). Möglichst mit der Firma verhandeln, dass sie (später) den großen Umzug nach der Probezeit bezahlt und vorher ggf. getrennt leben. Und falls nichts oder wenig bezahlt wird: Beim Umzug nach Low-Cost-Lösungen suchen. Und gerade in Großstädten wird auch sehr viel an Mobiliar verschenkt.

Qualität der Bewerbung halte ich auch für ganz wichtig: Form/Aufbau und Rechtschreibung! Liebe LJ, bitte verzeih', ich lese dich total gern und mag dich sehr (sofern man das online sagen kann :wink: ), aber deine RS ist nicht perfekt. Benutzt zumindest die RS-Hilfe bei Word etc. Sehr empfehlen kann ich auch ein Bewerbertraining über die AfA. Dieses gibt es entweder in geschlossenen "Klassen" für Akademiker oder es ist so modular aufgebaut, dass man passende Kurse angeboten bekommt, um möglichst erfolgreiche Bewerbungen zu schreiben.

Ich weiß nicht, welchen Schwerpunkt er im Studium gelegt hat und wie gerade dort die Nachfrage ist. Habt ihr schon die Stellenanzeigen für Ingenieure analysiert und die dort am häufigsten geforderten Qualifikationen mit den Kenntnissen deines Mannes abgeglichen, um herauszufinden, welche weiteren Schulungen am meisten Sinn machen?

Einen Wettbewerbsvorteil hätte er auf jeden Fall in deutschen bzw. in DE ansässigen Firmen mit internationalen Projekten im arabischen Raum, da er Sprache und Mentalität "beherrscht". Dafür müsstet ihr allerdings in Kauf nehmen, dass er öfter mal reisen muss.

Und unbedingt weiter am Deutsch arbeiten. Ich finde es sehr gut, dass er bisher schon selbst aktiv war. Wie sieht es mit seinem Englisch aus?

Nur mal aus Interesse: Was planst du denn nach deinem Abitur? Möchtest du studieren (was?)?

Darinka
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Re: Wie kann es weiter gehen? Einfach mal reden...

Beitrag von Darinka » 08.04.2015, 16:07

Liebe LadyJo,

hat er sich neben dem Thema Bewerbungsunterlagen auch mit dem Thema Bewerbungsgespräch mal befasst? Da gibt es ja viele Standardfragen (auch kleine Fallen und so...). Es gibt Bewerbertrainings oder auch viele Informationen im Netz was mögliche "gute" Antworten betrifft usw. Aber das weißt Du ja wahrscheinlich alles... Ich dachte nur lieber was zu viel ansprechen als was zu wenig...

Ihr schafft das! Dein Mann hat eine gute Ausbildung. Er engagiert sich, tut und macht. Das wird klappen. Das muss klappen. Du hast selber geschrieben, wie das Feedback durch die optimierteren Unterlagen besser wurde. Das wird nochmal besser mit deutschem Arbeitszeugnis. Und auch ein gutes Bild ist bzgl. seiner Wirkung nicht zu unterschätzen.

Das ist ganz sicher nur eine Frage der Zeit und des Durchhaltens! Das wünsche ich Euch von ganzem Herzen!
Liebe Grüße
Darinka
Menschen glauben fest an das, was sie wünschen. - Julius Cäsar
Am meisten fühlt man sich von der Wahrheit getroffen, die man sich selbst verheimlichen wollte. - Friedl Beutelrock

Max84
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Registriert: 22.07.2014, 16:46

Re: Wie kann es weiter gehen? Einfach mal reden...

Beitrag von Max84 » 08.04.2015, 17:03

Es gibt keinen Fachkräftemangel in Deutschland: https://www.youtube.com/watch?v=lFq2aAcf-8s
Wenn ich es richtig erinnere, dürfen Unternehmen einen Mangel melden, wenn sie nur eine handvoll geeignete Bewerber haben statt 30 oder mehr.
Der angebliche Fachkräftemangel ist ein Märchen der Unternehmerverbände, um die Löhne niedrig zu halten.

Deinem Mann würde ich raten, sich bei großen internationalen Unternehmen zu bewerben. Auch auf Stellen, wo man nicht alles abdeckt.
Mittelstand schön und gut. Meiner Erfahrung nach ist man mit einem internationalen Hintergrund (Mehrsprachigkeit, Auslandserfahrung etc.) bei den Großen deutlich besser aufgehoben.

Franconia
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Registriert: 05.10.2012, 14:22

Re: Wie kann es weiter gehen? Einfach mal reden...

Beitrag von Franconia » 08.04.2015, 18:48

Hallo LadyJo,

deine Zeilen zu lesen stimmt schon traurig. Da ist jemand, der wirklich will, der was auf dem Kasten hat und sich seinen A... aufreißt und trotzdem kaum eine Chance bekommt.

Das sollte alle Frauen zum Nachdenken anregen, die es sich soooo einfach vorstellen ihren Habibi hier in Lohn und Brot zu bringen. OK, vllt liegt es auch an der guten Qualifikation und Hiwijobs bei Mc und Co., ohne Quali und Anforderungen, sind einfacher zu bekommen als eine Stelle als Fachkraft.

Vielleicht hilft es ein Profil in beruflichen sozialen Netzwerken anzulegen (z. B. Xing) oder auch mal selbst eine Stellensuchanzeige in Fachmagazinen/-zeitungen zu schalten, sofern es die für die Berufssparte von deinem Mann gibt.

Wenn ich so lese was du schreibst, dann frage ich mich, wo kommen bitte all die Blue-Card-Fachkräfte unter, denn die müssen ja in ihrem studierten Beruf unterkommen und ein jährliches Mindesteinkommen haben.

LadyJo hat geschrieben:schaue ich mich hin und wieder auch mal im Internet diesbezüglich um, und stelle fest, dass es auch einheimichen Ingenieuren so geht. Frisch aus dem Studium und keine Arbeit. Auch für Arbeitslose mit Berufserfahrung gibt es häufig nichts.
Das Problem ist ein alter Hut.
Fachkräften frisch aus dem Studium fehlt es an Berufserfahrung (manchmal angeblich, manchmal auch tatsächlich) und sobald man einige Jahre Berufserfahrung auf dem Buckel hat gilt man, vor allem als älterer Arbeitnehmer, oft als Überqualifiziert und ist dem Betrieb zu teuer.
Ich habe den Eindruck als wird oftmals die eierlegende Wollmilchsau vom Arbeitgeber gesucht: junger Arbeitnehmer frisch nach der Ausbildung oder frisch von der Uni, aber mit 20 Jahren Berufserfahrung und zig Fachweiterbildungen, der aber bitte keinerlei Ansprüche - vor allem ans Gehalt - stellen soll.

Das dein Mann keine Stelle z. B. als Techniker annehmen will weil er dafür möglicherweise überqualifiziert ist, ist zwar irgendwie verständlich aber auch schade, denn würde er sein Spektrum erweitern hätte er evtl. auch größere Chancen. Ihm das aber klar zu machen wird/ist, wie du schon geschrieben hast, schwer. Evtl. würde es helfen wenn ihm ein Landsmann, der schon lange hier ist, unser Arbeitssystem mal erklärt. Vllt ist er dann eher bereit sich darauf einzulassen.

Ich drücke euch die Daumen das dein Mann etwas findet und die Phase, die ihr grad erlebt, nur eine (anfängliche) Durststrecke ist.
Wenn die Guten nicht kämpfen, werden die Schlechten siegen. (Platon)

LadyJo
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Re: Wie kann es weiter gehen? Einfach mal reden...

Beitrag von LadyJo » 09.04.2015, 10:15

Halloo ihr Lieben,

vielen Dank für die vielen Tipps und vor allem für die Zusprüche.

Liebe Darinka,

das Manches dopppelt oder 3Fach kommt, ist sehr gut, da es a) nicht so schnell unter geht und b) ich immer der Meinung bin, wenn viele Leute das Selbe sagen, dann ist da Meist auch was dran.
Einige Tipps haben wir schon beherzigt, andere hatte ich schon mal im Kopf, und habe sie dann wieder hinten angestellt (werde da aber jetzt doch noch mal richtig darauf eingehen), und andere sind tatsächlich neu! Z.B. Coaching, daran habe ich mal gedacht, aber wusste nie, ob so etwas wirklich gut ist oder doch nur Geldabzocke? Auch das mit Xing werden wir weiter verfolgen, das haben wir schon und sogar bisher 3 oder 4 Angebote bekommen darüber (aber nicht wahr genommen, da 1. nicht wussten, ob sowas wirklich seriös ist und 2. grade alles hier unter Dach und Fach war / schon Umzug, da wollten wir nicht direkt wieder 500 km in die nächste Richtung). Aber das wird auf jeden Fall weiter ausgebaut. Fachzeitschriften z.B, ist eine tolle Idee, an die ich überhaupt noch nicht gedacht habe! Deshalb danke, für alle alle alle Tipps und die Motivation, dass wir es schaffen können!!!!

Liebe Dalama,

:lol: :lol: :lol:
Ja, das mit der Rechtschreibung ist so eine Sache. Das Schlimme ist, ich kann es richtig (kaum zu glauben :P) aber hin und wieder, wenn ich sehr aufgeregt bin, und alles schreiben möchte, was so in meinem Kopf ist, gibt das ein riesiges Chaos und endet dann mit 1 Millionen Fehlern und total unstrukturiertem Gewusel. Ich bin kein guter Schreiber, leider. Dafür quatsche ich umso lieber :) ich glaube, ich werde mir so einen Sprachaufzeichner zulegen, der dann mein Gequassel in Text umwandelt. Dann kommt noch dazu, dass ich ein Papiermensch bin. Sobald viel Text auf einmal am PC Bildschirm ist, sehe ich nichts mehr wirklich. Deswegen korrigiere ich Schreib- und Tippfehler nicht mehr. Später, viel später, (wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist), wenn ich mir alles noch einmal durchlese, sehe ich alle Fehler (oder zumindest viele ;) ) die ich eigentlich so nicht machen würde. Aber gerade beim freien Schreiben meiner Gedanken bin ich eine 0! (Gestern kam auch noch dazu, dass ich am PC meines Mannes geschrieben habe und der ein anderes Programm nutzt als ich, und ich nicht wusste, wie ich das auf deutsch umstellen soll und alle 2 Wörter hat es irgendeinen Mist selbstständig umgeändert, sodass am Ende Dinge wie vorwärtz und rückwerts und so rauskamen anstatt vorwärts und rückwärts.... ). Ich weiß sogar, wie man das und dass einsetzt :P aber wie gesagt, im hastigen Gedanken niederschreiben bin ich nicht sehr gut. Blöd nur, dass ich oft so gute Dinge im Kopf habe, auch für die Damen, die hier ihre Probleme schreiben, aber ich kann diese Gedanken nicht zu PC bringen. Da kommt nur Mist bei rum...
Aber ich gebe auch noch gerne zu, dass ich kein so doller Sprachfan bin. Mir liegen da die Zahlen 1000000x mehr, deshalb werde ich höchstwahrscheinlich nach dem nachgeholtem Abi etwas derartiges studieren, am liebsten etwas mit Finanzen. ;)
Aber da ich auch auf Arbeit Texte korrigiere bzw. auch selber Arztberichte schreibe (die ohne Fehler sein müssen), ist das mit der Bewerbung schon ok. Die ist tatsächlich Fehlerfrei, nur muss ich mir alles zum korrigieren immer und immer wieder ausdrucken, da ich nur so ordentlich arbeiten kann.... auch irgendwie doof, oder? Ich bin auch so ein Mensch, der mit Buch in der Bahn sitzt, anstatt mit EBookreader, da das einfach so viel schöner ist, als an einem Bildschirm :shock: Da fühle ich mich manchmal schon wie ein Alien oder Steinzeitmensch mit nem RICHTIGEN BUCH aus Papier :lol: :lol: Scheinen einige schon überhaupt nicht mehr zu kennen, nach dem Motto: ''Waaas ein Buch aus Papier, sowas gabs wirklich mal? Neeeeee, ist ja unglaublich!'' :wink:


Liebe Franconia,

da sprichst du mir aus dem Herzen!! So ist es. Wie soll man da was richtig machen!? Vieles haben wir wirklich schon versucht, bewirbst du dich auf Stellen für z.B. Jung Professionals, bist du als Ausländer meist nicht mit den deutschen Mitbewerben im Rennen, dann denkst du, na ja gut, fang ich eben nochmal von vorne an, man kann ja nur dazu lernen, bewirbst dich bei Stellen für Einsteiger / Absolventen, da hast du dann doch wieder viel zu viel Erfahrung.... .

Zu der Bluecard habe ich meine eigenen Gedanken. Du musst wahrscheinlich zur richtigen Zeit in der richtigen Branche unterwegs sein. D.h. evt. Waren vor 5 Jahren die Maschinenbauer gefragt, heute sind es eher die IT-Fachleute. Nur so schnell kann man die Fachrichtung nicht wechseln / bzw. gar nicht mehr. Ein Freund / Bekannter aus der selben Uni-Klasse meines Mannes ist mit der Bluecard nach München gekommen (ca. 4 – 5 Monate, bevor wir nach Dland kamen). Die beiden haben das Selbe studiert, aber er hat sich nach dem Studium im Feld Automotive entwickelt und ist dort auch jetzt im IT Bereich Automotive tätig. Schauen wir uns Stellen für Ingenieure an, boomt der Automotive Markt sehr und da sind auch wirklich viele freie Stellen. Aber da mein Mann eben darin keinerlei praktische Erfahrung hat (außer in seiner Abschlussarbeit), wird er dort nicht genommen. Es wäre kein Problem für ihn, nochmal wie gesagt, von vorne zu beginnen, als Frischling, aber das will halt auch keiner, weil er ja anderweitig schon zu viel Erfahrung hat. Und sein Feld ist tatsächlich Dland-weit sehr wenig. Deshalb würde er sich durchaus gerne umorientieren, aber auch das ist nicht so einfach.

Wenn er halt nur nicht arbeitslos wird, sondern erst einmal ein paar Projekte bekommt, sich privat weiterbilden kann und auch arbeitstechnisch hier noch mehr Erfahrung sammeln kann, dann wären wir schon froh. Weiter bewerben wird er sich in jedem Fall, da er einfach selber voran kommen will.

Tja bei den Einheimischen ist das so eine Sache. Mein Mann möchte absolut nichts mit irgendwelchen Landsleuten, geschweige denn Arabern aus anderen Ländern etwas zu tun haben! Er meint immer, er hat Genug von denen, deutsche Menschen sind ihm viel lieber. (Habe ich übrigens so auch noch nie erlebt, aber bin da auch ehrlich ganz froh drüber). Bisher geht er all diesen Menschen aus dem Weg und er will auch vehement keinen von denen als Freund. (Auch in seiner Heimat hat er nur eine begrenze Anzahl an Freunden, die aber so sind wie er)

Mit seinem Unikollegen mit der Bluecard telefoniert er hin und wieder mal, da er den wohl auch ganz gut leiden kann. Und da kommt dann dennoch wieder die Ägyptische Mentalität durch – jeder will der Beste sein und das Beste haben usw. .Da hat dann jeder den tollsten Job hier und das beste Auto und und und, und alles ist so super :P wenn er wirklich so denkt ist das ja supi, aber klaro wird da echt übertrieben! Anstatt mal ehrlich zu sagen, ''du hier läuft es gar Jobmäßig nicht ganz so dolle, wie schaut es bei dir aus, kannst du mir Tipps geben, blabla....'' wird lieber groß rumgetönt.... So Gespräche kann man sich hin und wieder gar nicht mit anhören! Aber auch vom Kollegen mit der Bluecard kommt meiner Meinung nach doch einiges an Quatsch. z.B. dass es dort so viele Jobs gibt, in denen er arbeiten kann, sodass er sich schon ein paar mal auf andere Stellen beworben hat, und die ihn auch immer direkt genommen haben...., oder dass er schon bald (also nach insgesamt 3 Jahren), einen deutschen Pass bekommt, auf Grund der Bluecard. Habe ich so zumindest noch nie gehört, ich glaube nicht, dass das stimmt (er hat aber wirklich keine deutsche Frau, falls ihr das jetzt denkt), aber man will halt immer der Beste sein und das Beste haben!
Dennoch habe ich gestern meinem Mann gesagt, er soll sich mal die Bewerbungsmappe des Kollegen anfordern, wenn der so ein toller Hecht ist, kann man bestimmt was von ihm lernen ;) aber ich möchte die Bewerbung wirklich gerne mal sehen. Der Kollege hat zumindest noch den Vorteil, dass er eine deutsche Schule besucht hat, und somit eigentlich perfekt deutsch sprechen und schreiben sollte – allerdings finde ich es, wenn ich es mal höre nicht so toll.

Zum Abschluss noch eine Frage: Gestern habe ich mich ein bisschen durchs Internet geklickt, um nach neuen Information für Bewerbungsanschreiben zu suchen (ich muss gestehen, ich hatte bisher nie ein Problem bei mir persönlich, hat immer super funktioniert und ich habe meist auf die erste Bewerbung ein Vorstellungsgespräch mit anschließendem Arbeitsvertrag bekommen...), also wollte ich mich mal schlau machen. Da fand ich eine Seite, die meinte, man solle individuell und frisch sein (klar, dass weiß ich, da gucke ich auch schon drauf), aber dann kamen u.a. solche Einleitungssätze:
Sehr geehrter Herr XX,

von meiner Haustür bis zur Firmenzentrale sind es mit dem Fahrrad genau 20 Minuten. Das heißt: Während die anderen Mitarbeiter noch im Stau stehen, könnte ich morgens schon der erste Kollege im Büro sein…”
oder
Sehr geehrte Damen und Herren,

ich an Ihrer Stelle wäre echt voll genervt, wenn ich täglich unzählige Bewerbungen lesen müsste, die alle mit “Hiermit bewerbe ich mich…” anfangen. Ich frage mich sowieso, wer sich bei der heutigen Lage auf dem Ausbildungsmarkt noch eine ernsthafte Bewerbung erlauben kann, denn 50 Bewerbungen und 50 Absagen sind nicht wirklich das Gelbe vom Ei. Meine Mama sagt immer: “Kind, geh schaffe und bring Kohle bei..!” Aber Sie wissen ja bestimmt wie Mamas so sind, Sie haben sicher auch eine. Na ja, man muss sie verstehen, Mama will schließlich nur das Beste für mich. …
Jetzt mal ganz ernsthaft! Kann man so etwas wirklich schreiben? Bin ich doch schon so altmodisch, dass ich das irgendwie unpassend finde? Klar, soll man nicht 08/15 standart Zeug schreiben, aber sind wir wirklich schon so weit? Dann ist bei mir doch etwas links und rechts vorbeigehuscht. :shock: :shock:
Viele Grüße

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Es gibt nur einen Weg, eine glückliche Ehe zu führen, und sobald ich erfahre, welcher das ist, werde ich erneut heiraten.

Clint Eastwood

Darinka
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Re: Wie kann es weiter gehen? Einfach mal reden...

Beitrag von Darinka » 09.04.2015, 10:54

Liebe LadyJo,

nein, sowas kann man mMn nicht in ein Bewerbungsschreiben schreiben... :shock: :shock: Schmeiss diese Seite in den Müll...
Ihr müsst kein teures Coaching machen. Schau mal nach einem günstigen VHS-Kurs o.ä.?? Ansonsten gibt es im Netz auch seriösere Informationen (als die die Du da ausgegraben hast) und auch Ratgeber-Literatur. Das dürfte auf jeden Fall preiswerter sein als ein Personal Coaching. Schau doch mal in "Amazonien" :wink: vorbei. Da gibt es auch Bewertungen von Lesern zu den Ratgeberbüchern, die man vorher mal lesen kann.
Sucht nach etwas wo auch viele Beispiele zu Fragen im Bewerbungsgespräch drin sind. Mir hat sowas mal geholfen, weil mir genau solche Fragen gestellt wurden. Ich wußte dann recht gut was ich bei Fangfragen besser nicht ausversehen antworte... :mrgreen:

Ich bin auch der Meinung, dass er ggf. als Techniker anfangen sollte. Was ihm fehlt sind vorallem deutsche Arbeitszeugnisse / Referenzen. Ich weiß, es ist schwer ihm das verständlich zu machen. Versuch es trotzdem weiter. Er kann sich dort beweisen. Und wenn er Glück hat, wird er sogar befördert, wenn erkannt wird, dass er ja viel mehr kann. Man muss mit kleinen Brötchen anfangen. Es ist nunmal so, dass hier keiner auf einen ägyptischen Ingenieur extra gewartet hat, es gibt genug arbeitslose deutsche Ingenieure. Überhaupt Arbeit in seiner Branche zu haben (und wenn "nur" als Techniker) bringt ihn doch weiter!! Er kann sich doch später erneut als Ingenieur bewerben mit dann besseren Referenzen. Da helfen auch Referenzen als Techniker doch deutlich! :idea: :idea:

Liebe Grüße
Darinka
Menschen glauben fest an das, was sie wünschen. - Julius Cäsar
Am meisten fühlt man sich von der Wahrheit getroffen, die man sich selbst verheimlichen wollte. - Friedl Beutelrock

Zwoelfe
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Re: Wie kann es weiter gehen? Einfach mal reden...

Beitrag von Zwoelfe » 09.04.2015, 11:46

Liebe Lady Jo , bei 30.000 arbeitslosen Ingenieuren und 50.000 neuen Ingenieurabsolventen , die jedes Jahr neu auf den Arbeitsmarkt kommen , kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen , wo der vielbeschworene Fachkräftemangel herkommen soll . Aus Erfahrungen im Bekanntenkreis weiß ich, dass man auch als hochqualifizierter MINT-Absolvent viele Bewerbungen schreiben kann , ohne jemals eine Antwort zu erhalten .

Erfolgreicher waren da die , die wie von Darinka vorgeschlagen , unter ihrem Level anfingen - hier bei euch Techniker - und dann wegen ihrer guten Leistung beinahe genötigt wurden , in höhere Positionen aufzusteigen ... es fehlt irgendeine Qualifikation ? Bezahlen wir Ihnen gerne ! Was natürlich auch passieren wird , sind Absagen wegen Überqualifikation

Was ich an Eurer Stelle meiden würde , sind irgendwelche Sachen vom Arbeitsamt . Trotz hochtrabender Titel sind das Windeier !

Seinen persönlichen Weiterbildungsplan finde ich gut . Euer Problem ist Geld . Solange er noch nichts "Vernünftiges" hat , könnte er in der Zeit zwischen seinen Kursen als wasauchimmer arbeiten .

Ich bin mal einen ähnlichen Weg gegangen . Nachtwache in einer Einrichtung und tagsüber "Studiantentum" . War anstrengend , hat aber funktioniert . Den Einstieg schaffte ich als Aushilfsaushilfe , Aushilfe , Zeitvertrag , Festeinstellung ... nicht umsonst heißt das "Aufstieg" .

Das hört sich nicht nur nach ganz langem Atem an ... den werdet auch ihr brauchen . Ich drücke Euch die Daumen ... ganz feste !

Zwoelfe

... eh ich es vergesse : sò einen Klopper wie mit dem Fahrrad kann ein Zwanzigjähriger bringen ... :lol:
Love all , trust a few and do wrong to none ...

... ich hab`mal gehört , der ist von Shakespeare - oder isses der Glückskeksspruch vom Chinamann nebenan ?

ciao201
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Re: Wie kann es weiter gehen? Einfach mal reden...

Beitrag von ciao201 » 09.04.2015, 12:16

Es gibt eine Fachzeitschrift mit Namen "VDI-Nachrichten" und wird vom Verein Deutscher Ingenieure herausgegeben. Existiert auch als Online-Portal. Einfach mal googeln und viel Glück !

Dalama
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Re: Wie kann es weiter gehen? Einfach mal reden...

Beitrag von Dalama » 09.04.2015, 15:47

LadyJo hat geschrieben:Z.B. Coaching, daran habe ich mal gedacht, aber wusste nie, ob so etwas wirklich gut ist oder doch nur Geldabzocke?


Bezahltes Coaching wäre natürlich auch eine Idee, aber erstens seid ihr knapp mit Geld und zweitens weiß man vorher nicht unbedingt, ob es sich um einen guten Coach handelt. Daher hatte ich eine Maßnahme bei der AfA vorgeschlagen. Falls er tatsächlich gekündigt wird, sollte er ruhig 2 Wochen für sowas investieren. Das wird i. d. R. durch externe Träger durchgeführt und entspricht einem persönlichen Coaching, nur dass man eben mit anderen zusammen ist. Im Bekanntenkreis (Kölner Raum) kann ich hier über positive Erfahrungen berichten. Du kannst mich deswegen auch gern anschreiben, wenn du möchtest.
Aber da ich auch auf Arbeit Texte korrigiere bzw. auch selber Arztberichte schreibe (die ohne Fehler sein müssen), ist das mit der Bewerbung schon ok. Die ist tatsächlich Fehlerfrei, nur muss ich mir alles zum korrigieren immer und immer wieder ausdrucken, da ich nur so ordentlich arbeiten kann.... auch irgendwie doof, oder? Ich bin auch so ein Mensch, der mit Buch in der Bahn sitzt, anstatt mit EBookreader, da das einfach so viel schöner ist, als an einem Bildschirm :shock: Da fühle ich mich manchmal schon wie ein Alien oder Steinzeitmensch mit nem RICHTIGEN BUCH aus Papier :lol: :lol:
Ich kann dich gut verstehen, ich lese auch nur Bücher in Papierform. Und ich habe auch schon in einem Brief erst viel später doch noch einen Tippfehler entdeckt. :lol:

Was ist denn die Fachrichtung deines Mannes, wenn ich fragen darf?

LadyJo
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Re: Wie kann es weiter gehen? Einfach mal reden...

Beitrag von LadyJo » 10.04.2015, 08:08

Ihr Lieben,

vielen Dank für all den Zuspruch, für die vielen Ratschläge und Hilfestellungen! Damit habe ich ehrlich gesagt überhaupt nicht gerechnet, es war auch von meiner Seite nicht beabsichtigt. Ich musste mich nur einmal ausquatschen, da ich wirklich frustriert und gestresst war / bin.
Deshalb euch allen wirklich 10000 Dank und eine dicke virtuelle Umarmung. Es macht mir Mut und ich freue mich über eure Antworten! So kann ich wieder etwas Kraft sammeln!
Die Angst zurück nach EGY zu müssen, ist für mich schon fast eine Panik! Klar, mal ein Urlaub am Strand oder SightSeeing der Tempel oder Oasen immer wieder gern, aber ein Leben in diesem Land in der Wirklichkeit ist ein Albtraum (für mich zumindest, man soll es nicht glauben, ich habe auch einige weibliche Bekannte, die es super toll da finden, dort gelebt haben, weg gezogen sind und UNBEDINGT wieder zurück wollen....................................... - naja, jeder ist halt doch anders, wobei ich glaube, bei so einigen die Gründe zu kennen, die nicht nur Liebe zum Land sind...).


Liebe Zwölfe, liebe Darinka, (natürlich auch alle anderen :) )

du trifftst den Nagel auf den Kopf.
Ich sehe es genauso, bin auch ein Mensch, der alles machen würde und bereit bin, von ganz unten nach ganz oben – so schwer es auch ist – mein Bestes geben um voran zu kommen. So bin ich erzogen wurden und da wir ja auch alle realistisch sind, wissen wir, das normale Menschen nicht als Manager geboren werden und jeder für sein Ziel hart arbeiten muss. Ich kenne es auch persönlich gar nicht anders.
In EGY ist es halt anders, wie wir ja eigentlich alle wissen. So wirklich aus eigener Kraft was erreichen gibt es da nicht. Ich muss deshalb immer bei Lizzie's Posts schmunzeln, da sie immer die Wirklichkeit beschreibt, so wie ich es in den Jahren dort auch erlebt habe. Und obwohl mein Mann wirklich schon ein recht pflegeleichter Fall ist, muss selbst ich auch daran, ihm solche Dinge beizubringen, hart arbeiten. Es ist im Grunde, als würde man ein kleines Kind von Grund auf erziehen. Natürlich ist das bei den Meisten gar nicht möglich, aber hier zeigt mein Mann Gott sei Dank viel Potential. Klar, klappt das nicht immer auf Anhieb (wäre ja auch zu schön), aber ich weiß mittlerweile, wie ich mit ihm reden und umgehen muss, damit er das versteht und auch umsetzt und annimmt für später.


Das ist auch der Punkt beim Techniker. Ich gebe euch allen da zu 100 % recht. Aber wie gesagt, das ist ein harter Brocken, in dieser Beziehung an ihn ran zu kommen, ohne dass er dann dicht macht, weil er es nicht versteht, da es eben in seinem Land etwas sehr negatives ist, wenn man studiert und dann einen Job erledigt, den jeder Depp ohne Qualifikation dort ausführen kann (über die Qualität müssen wir hier natürlich da nichts sagen - dass Techniker in EGY und hier ein Unterschied von ein paar Millionen Lichtjahren is, ist uns bewusstt! Aber wer es nicht kennt / weiß). Schritt für Schritt arbeite ich mich immer näher heran, und siehe da, gestern hat er es tatsächlich das erste Mal akzeptiert und meinte, es sei eine gute Idee. Mittlerweile hat er ja auch einen Einblick in unser System gewinnen können und auch mit verschiedenen Technikern zusammen gearbeitet. Dadurch hat er wohl erkannt (endlich), dass viele Techniker hier auch Arbeiten machen, die Ingenieure erledigen. Über das System Berufsausbildung hat er sich auch informiert und versteht jetzt., dass auch ein Techniker sehr gutes Wissen hat und das man sich dafür nicht schämen muss. Klar nagt es noch in seinem Unterbewusstsein. Aber ich glaube, das kriegen wir hin.

Liebe Dalama,

ich werde mich direkt einmal im Internet über AfA informieren, da ich das ehrlich noch nicht gehört habe. Aber das hört sich klasse an, da es nie verkehrt sein kann, wenn man auch mal von Profis geschult wird. Und wenn du da gutes Feedback bekommen hast, wird wohl was dran sein! Wird also direkt in die Tat umgesetzt. Mein Mann hat einen Abschluss in Maschinenbau mit dem Schwerpunkt Mechatronik (wo er sich mittlerweile denkt, wieso er so nen Quatsch gemacht hat, da es hier ist - Maschinenbau oder Elektrotechnik. Den wirklichen Mix,damit tut man sich hier schwer). Er hat überwiegend in Automation und Robotics gearbeitet, hier in Dland dann als Entwicklungsingenieur für Sondermaschinen. Jetzt sollte er eigentlich als Elektrokonstrukeur arbeiten, aber das Projekt wurde leider abgesagt.


Liebe ciao201,

vielen Dank für den Tipp mit VDI. Mein Mann ist da vor ca. 3 Wochen auf die Internetseite gestoßen und hat mir darüber berichtet und er ist ganz begeistert davon. Ich selbst habe noch nicht wirklich rein geschaut, aber werde das wohl jetzt am WE auch mal tun. Die haben wohl auch gute Tipps für die Bewerbungen, zumindest hat mein Mann sich da viel rausgesucht und dementsprechend die letzten Tage auch seine Bewerbung nochmal generalüberholt. Vielleicht kann man ja auch da Stellenanzeigen schalten? Ich weiß es nicht, aber ich werde mich mal schlau machen! Danke dir! Und ich werde auf jeden Fall auch mal nach der Zeitschrift von denen Suchen, denn das wusste ich gar nicht, dass die auch ein Magazin haben. Supi :)


Alles in allem versucht mein Mann mich zur Zeit aufzumuntern (obwohl er ja derjenige ist, der die Aufmunterung gebrauchen kann). Er meint, dass wir das schaffen und er alles tut, damit wir nicht nach EGY gehen müssen.Seine Stimmung ist auch positiv und sehr enthusiastisch. Er kniet sich wirklich rein, jeden Abend sitzt er lange vor seinen Unterlagen und arbeitet daran. Er hat auch viele neue Ideen. Gestern war er ganz stolz und hat mir, als ich von der Arbeit kam, seinen neuen Lebenslauf gezeigt (er hat jetzt 2 verschiedene gemacht – 1x Schwerpunkt a, 1x Schwerpunkt b, da er meinte, dass viele Firmen irritiert sind, wenn a und b zusammen sind, da es zu viel ist, obwohl es stimmt. Aber so kann er sich auf 2 verschieden Bereiche bewerben, was vielleicht ganz gut ist).
Ein neues Anschreiben ist auch noch im Rohentwurf entstanden. Extra für die Initiativbewerbung. Ich finde es tatsächlich super, da mal ganz anders. (auch ein Tipp von VDI) Muss jetzt nur noch an den Fehlern und an der richtigen Formulierung gearbeitet werden.
Süß fand ich, wie er meinte, ''Guck mal, ich habe auch eine Checkliste- To Do Liste – gemacht, was ich alles machen muss'', welche er fein, sauber abarbeitet. Hehe, vieles der Deutschen hat schon auf ihn abgefärbt. Er arbeitet seit seinem ersten Projekt hier mit diesen Listen und findet die super. (In EGY würde man uns den Vogel zeigen ;), aber er kehrt hier auch immer die Straße, sammelt Müll ein - wehe dem, den er erwischt, der Müll auf der Straße fallen lässt :twisted: :lol: - er will nicht, das Dland ein zweites EGY wird :shock: :D die Ägypter würden ihn höchst wahrscheinlich in die geschlossene Abteilung einweise :wink: )
Alles in allem geht es mir schon wieder besser. Aber Arbeitslosigkeit und die Aussichten auf EGY bringen mich echt zum Psychiater... Allerdings sehen wir mittlerweile auch das Positive daran, sollte es denn zum Jobverlust kommen. Z.B. kann er sich dann voll auf den Deutschkurs konzentrieren, da täglich hingehen (jetzt ist der Abendkurs nur 2x abends), evtl. noch ein oder 2 Kurse belegen, mit einem Zertifikat aus Dland usw. . In der Hoffnung auf einen guten Job eines Tages.
Aber natürlich geben wir die Hoffnung nicht auf, dass wir vorher eine andere Stelle finden :) und dank euch sehe ich es jetzt auch wieder positiv!

P.S. Gestern Abend haben wir uns dann auch mal eine kleine Pause gegönnt und bei dem schönen Wetter einen gemütlichen Grillabend gemacht 8)
Viele Grüße

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Es gibt nur einen Weg, eine glückliche Ehe zu führen, und sobald ich erfahre, welcher das ist, werde ich erneut heiraten.

Clint Eastwood

ciao201
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Re: Wie kann es weiter gehen? Einfach mal reden...

Beitrag von ciao201 » 10.04.2015, 09:42

Liebe LadyJo, in der Zeitschrift des VDI wird auch sehr oft über anstehende Projekte berichtet, z.B. wo neue Produktionsstätten geplant oder gebaut werden oder welche Firmen in Zukunft Bedarf an Personal haben werden. Da kann man dann auch einfach mal blind eine Bewerbung hinschicken. Ich kenne einige, bei denen hat es auf die Art funktioniert

Darinka
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Re: Wie kann es weiter gehen? Einfach mal reden...

Beitrag von Darinka » 04.06.2015, 11:05

Liebe LadyJo,

wie geht es Dir/Euch inzwischen? Hatte das Durchhalten schon Erfolg? Oder könnt ihr noch einbisserl Motivation gebrauchen? :wink:

Viele liebe Grüße
Darinka
Menschen glauben fest an das, was sie wünschen. - Julius Cäsar
Am meisten fühlt man sich von der Wahrheit getroffen, die man sich selbst verheimlichen wollte. - Friedl Beutelrock

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