Ich würde euch gerne mitnehmen auf meine "Reise" und ein wenig von meiner Geschichte erzählen, deren Ausgang ich selbst noch nicht kenne, denn sie geht noch nicht so lange. Letzte Woche war ich drauf und dran hier einen verzweifelten Thread zur eröffnen der ungefähr gelautet hätte "Hilfe, er sagt es gibt keine Zukunft für uns, weil seine Eltern keine deutsche Frau akzeptieren. Haben wir trotzdem eine Chance?" Aber das Blatt hat sich inzwischen gewendet und den Titel seht ihr ja nun

Aber von vorne. Seht mir bitte nach, wenn ich nicht immer jedes Detail erzähle oder mich manchmal etwas kryptisch ausdrücke. Ich weiß nicht, ob er hier nicht mitliest.
Also, wir haben uns vor einigen Monaten über eine Online Dating Seite kennengelernt. Wir haben uns auf Anhieb sehr gut verstanden und er hat mich beim ersten Date gleich geküsst. Die darauffolgenden Dates waren ebenfalls sehr intensiv, weil ich den Eindruck hatte, dass er sich genauso in mich verschossen hat wie ich mich in ihn. Er wollte mich sehen, hat mir gesagt, dass er mich sehr mag, wir haben uns stundenlang im Arm gehalten, unglaublich viel gelacht und er hatte auch nach fast 24 Stunden bei mir keine Eile nach Hause zu kommen. Keine Spielchen, wir haben uns sehr wohl gefühlt miteinander. Es war alles perfekt, ich war verknallt wie ein Teenie und er schien es ebenfalls zu sein.
Kurz den Fakten, die er mir genannt hat: Er ist Tunesier mit französischem Einfluss, lebt seit über 10 Jahren in Deutschland, Alter Anfang 30, hat hier studiert, spricht sehr gut deutsch, Bürojob, doppelte Staatsbürgerschaft (deutsch-tunesisch, französisch hat er abgegeben), Moslem. Für mich soweit alles in Ordnung, er wirkte wie ein bodenständiger Mann, der sein Leben im Griff hat, also absolutes Datingmaterial. Und dazu noch ziemlich gutaussehend

Irgendwann nach ein paar Wochen wollte ich ihn gerne bei sich zuhause besuchen, kochen, Film schauen, wie man das eben so macht. Als er sagte das geht nicht, dachte ich erst er macht einen Witz. Aber er meinte es wirklich ernst, eine klare Begründung hat er nie geliefert. Aber er hat ein Datum in Aussicht gestellt, ab dem wir dann auch bei ihm sein können. Nach vielen Diskussionen habe ich das dann zähneknirschend akzeptiert. Dass dieser Termin nicht eingehalten wurde, ist selbstredend

Parallel dazu haben wir so langsam angefangen über vergangene Beziehungen zu sprechen und über unsere Zukunftsvorstellungen. Er war immer mit europäischen Frauen zusammen, auch Beziehungen über mehrere Jahre, auch zusammengelebt. Er habe immer gedacht, er sei schon viel weiter in seinem Alter, sei verheiratet und hätte Kinder...aber irgendwie hat es nie geklappt. Außerdem sei es schwierig mit seiner Familie und seinen Eltern. Er glaubt, sie würden eine deutsche Frau nicht akzeptieren. Er hat auch nie eine seiner Freundinnen zuhause vorgestellt (restliche Familie lebt in Tunesien).
Aha. Das war ein fetter Schlag ins Gesicht. Den Bericht über die vielen Gespräche darüber, meine Tränen, seine Tränen...erspare ich euch lieber. Er kam jedenfalls im Laufe der darauffolgenden Wochen zu dem Schluss, dass es nicht geht und wir getrennte Wege gehen müssen. Er habe sich in mich verliebt und ich sei ein ganz besonderer Mensch und es ist auch für ihn superschwer, aber eine Beziehung kann er nicht mit mir führen. Er möchte gerne, wenn ich das möchte, mit mir befreundet sein.
Das Ganze klingt jetzt so lapidar dahingeschrieben, aber ich kann euch sagen, dass es für mich nicht einfach war. Ich habe auch jetzt beim Schreiben Pipi in den Augen, weil ich leider wirklich verknallt bin.
Die Geschichte war damit allerdings nicht beendet, denn keiner hat den Kontakt abgebrochen. Ich habe viele Fragen gestellt und er hat sie geduldig beantwortet, für das Formulieren einer Antwort hat er sich Zeit erbeten. Und diese Antwort hatte es in sich. Er hat mir gestanden, dass er verheiratet ist.
BÄM. Ich sage nicht, dass es keine Anzeichen gab. Ich habe im Vorfeld einige Ungereimtheiten entdeckt und ja, ich habe ihn auf alles angesprochen. Er ist jedes Mal entweder ein wenig wütend geworden oder hatte für alles eine Erklärung, aber mein seltsames Gefühl war nie ganz weg. Was soll ich sagen- ich hatte recht. Es hat alles gestimmt, er ist verheiratet. Und das Beste ist: Sie ist Deutsche. Die Geschichte mit den Eltern hat er erfunden, weil er wollte, dass ich ihn loslasse. Er kann es sich nicht erklären wie das mit uns passiert ist und es tut ihm sehr leid. Er hat Probleme in der Ehe und es ging ihm nicht gut, da hat er sich bei dieser Datingplattform angemeldet und dachte er trifft sich einfach mal auf einen Drink mit einer netten Frau, vielleicht gehts ihm dann besser. Aber er habe niemals damit gerechnet, dass er jemandem wie mir begegnet und dann ist es einfach passiert. Zuvor betrogen habe er sie noch nie, er ist seit 6 Jahren mit ihr verheiratet und 8 Jahre zusammen. Es gibt allerdings unüberwindbare Probleme und er weiß nicht was er tun soll, so eine Entscheidung braucht Zeit. Ich soll nur wissen, dass er sich sehr in mich verliebt hat. Und es hat ihn sehr viel Kraft gekostet mir das zu beichten.
Ich weiß, dass allein bei so einer Geschichte die meisten Menschen schon mit über dem Kopf zusammengeschlagenen Händen dastehen und sagen "Mädel, lauf so schnell du kannst. Und zwar weg". Aber ich bin noch da. Ja, ich bin zur unfreiwilligen Affäre geworden. Ja, er hat mich beschissen (und seine Frau). Und ja, ich könnte mir trotzdem vorstellen mit ihm eine Beziehung zu führen (könnte - ob man überhaupt eine Beziehung mit jemandem führen will, der seine Frau betrogen hat, steht auf einem anderen Blatt geschrieben). Wenn ich das Gefühl habe, dass er mich wirklich liebt, sich für mich entscheidet und die Ehe natürlich konsequenterweise beendet.
Die Sache ist: Es entwickelt sich gerade genau in diese Richtung. Wir haben uns seit seinem Geständnis nicht mehr gesehen, aber er schreibt wirklich zuckersüße Dinge (was er an mir mag, weshalb er sich verliebt hat usw.). Ich habe ihm auch relativ eindringlich, so glaube ich, gesagt dass er eine Entscheidung treffen muss. Weil es sein Leben ist und er immer eine Wahl hat wie es aussehen soll.
Geld o.ä. ist übrigens nicht im Spiel, mal hat er bezahlt, mal ich.
Ich wüsste an dieser Stelle erst einmal gerne, was ihr zu dieser Geschichte bis dato sagt. Wieso geht er eine Affäre ein, versucht dann diese durch eine Lüge zu beenden, tischt mir dann die Wahrheit auf und beendet das Ganze dann aber nicht, sondern wird noch "zutraulicher"? Ich verstehe es nicht.
Vorab schonmal: Ich erzähle euch im Anschluss noch ein einige weitere Details, die mich doch sehr an diesem Gesamtkonstrukt zweifeln lassen. Ich habe viele Fragen und würde dank eurer Einschätzung der Wahrheit gern ein Stückchen näher kommen. Und ich würde gerne eine Entscheidung treffen, was das Informieren seiner Frau angeht. Aber erst einmal würde ich gerne wissen, was ihr zu diesem Teil der Story sagt, die vielleicht die Wahrheit ist, vielleicht auch nicht.
Vielen lieben Dank schonmal
