Danke Mignon, was Du schreibst ist so dermaßen richtig, dass es in jeden Erziehungsratgeber gehört.Mignon hat geschrieben: ↑11.03.2019, 10:41Das ist nämlich genau die Falle. Wir Frauen fühlen uns oft verpflichtet, auf alles brav zu reagieren, was von männlicher Seite an Unverschämtheiten kommt. Und schon befinden wir uns auf einer Gesprächsebene, die völlig unangemessen ist.
[...]
Hier, wie auch in deinem Fall, verletzt der Mann (bewusst!) die Grenzen der Frau. Wenn du inhaltlich auf das eingehst, was der Grenzverletzer sagt oder fragt, hast du die Grenzverletzung akzeptiert und gibst dem Mann damit Macht über dich. Die einzige vernünftige Reaktion ist deshalb m.E., die Grenzverletzung zurückzuweisen. Also schweigend weggehen/ sich woanders hinsetzen, oder verbal höchstens "Was erlauben Sie sich!" oder "Das geht Sie gar nichts an!" - und dann aber ab und keine weitere Diskussion. Lass dir niemals Gespräche aufzwingen, die du gar nicht führen willst!
Dieser Hang zum Kommunizieren, egal wie unangebracht die Situation und egal wie unangenehm es ist, ist uns Frauen nur ganz schwer abzugewöhnen.
Es bedeutet nicht weniger als einen immanenten Teil der Mädchenerziehung zu überwinden. Wir wurden alle darauf dressiert, nett zu sein. Das will ich ausdrücklich nicht den Erziehenden vorwerfen, denn Freundlichkeit ist eine wichtige zivilisatorische Eigenschaft - wir bekommen nur leider nicht gleichzeitig beigebracht, wann es vollkommen angemessen ist, Grenzen zu setzen. "Geh mit niemandem mit", "Nimm von niemandem etwas an" und "Lass Dich nicht ansprechen" bekommt zwar jedes Kind mit auf den Weg, aber da geht die Psychomachia doch schon los - dann ist die nette Frau eben tödlich beleidigt, weil man kein Bonbon von ihr nimmt, und es wurde uns eingetrichtert, dass man niemanden kränken darf - gleichzeitig wurde uns eingetrichtert, man solle nichts annehmen. Und dann steht man da, als kleines Kind, und weiß nicht, welcher Wert schwerer wiegt. Die Beispiele sind Legion.
Grenzen setzen. Gegebenenfalls Knallhart. Es wurde uns nicht beigebracht, wir müssen es selbständig und bewusst üben.
Übetipps:
Frau kann damit beginnen, keine freundlichen Notlügen mehr zu erfinden, um das Gegenüber nicht zu kränken oder zu verärgern.
Beispiel: Wenn ich keine Lust auf eine Einladung habe, erfinde ich keinen Konkurrenztermin o.ä., sondern artikuliere es genau so (freundlich natürlich, denn eine Einladung einer Freundin oder von den Eltern ist ja etwas Nettes)!
Freundlich und bestimmt "Nein" sagen, wenn einem nach "Nein" zumute ist! (Das ablehnende "Nein" ist kein Tabuwort!)
Niemals sich dazu nötigen lassen zu begründen, warum man etwas nicht will! Für Hartgesottene empfehle ich die Antwort: Car tel est mon bon plaisir.

Niemals sich für etwas rechtfertigen, was eo ipso gerechtfertigt ist!
Sich zu nichts verpflichtet fühlen, wozu man objektiv nicht verpflichtet ist!
Beispiel: Man ist nicht verpflichtet zu antworten, nur weil einen irgendwer anlabert! Verpflichtet ist man gegenüber seinem Ehepartner, seinen Kindern, seinen Eltern, seiner Familie, seinen wohlgeprüften echten Freunden (!!!), seinem Arbeitgeber und dem Rechtsstaat. NIEMANDEM sonst. Es ist nicht schlimm, wenn jemand beleidigt oder sauer ist oder einen für arrogant hält, weil man klare Grenzen setzt!
Wenn man sich den Ruf und die Ausstrahlung erarbeitet hat, dass man ggf. scharf kontert, hat man plötzlich gar keine Veranlassung mehr zu scharfen Kontern. Bevor man das erste Wort ausspricht, hat die Körpersprache schon alles Wichtige mitgeteilt.
